Anfechtung / Versuchung

Der Härtetest des Glaubens „Was gilt's? Er wird ...!?“

Jak. 1,1-18; Psalm 73

I. Die Wortbedeutung

(griech. peirazein)
a) versuchen, probieren
b) prüfen, auf die Probe stellen, um zu ermitteln, welcher Art jemand ist

1. Allgemein: Die Gemeinde in Ephesus hat angebliche Apostel geprüft und sie als Lügner entlarvt (Offb 2,2).

2. In gutem Sinn: Gott und Christus stellen Menschen auf die Probe, damit sie gefestigt werden und sich bewähren: In Joh 6,5 fragt Jesus den Philippus, woher das Brot kommen soll, um 5000 Leute zu sättigen (und wartet auf dessen Vertrauen in Jesu Möglichkeiten!).

3. In üblem Sinn: Etwas von jemand herauslocken, was sich gegen den „Versuchten“ gebrauchen lässt! Zum Beispiel versuchen Pharisäer Jesus mehrfach und fordern von ihm ein Zeichen vom Himmel, oder sie lauern ihm auf, um etwas Verbotenes bei ihm zu entdecken.

4. In bösem Sinn: durch den Teufel, der auch Versucher genannt wird. Er will das Werk Gottes im Menschen zerstören. Im Gleichnis vom vierfachen Ackerfeld fällt Same auch auf den Weg. Das bedeutet: Die Leute hören, danach kommt der Teufel und nimmt das Wort Gottes aus ihren Herzen, damit sie nicht glauben und selig werden (Lk 8,12).

5. In verkehrtem Sinn: Menschen versuchen Gott, stellen ihn auf die Probe, ob er wirklich Gott sei und etwas kann, ob er Sünde bemerkt und sich durchsetzen kann. Zum Beispiel Ps 78,41.56: „Sie versuchten Gott und kränkten den Heiligen Israels ... und trotzten dem Höchsten und reizten ihn zum Zorn mit ihren Götzen.“

6. Übrigens: Luther übersetzte Versuchung immer wieder mit Anfechtung, d.h. eine feststehende Wahrheit wird angefochten und in Zweifel gezogen mit der Absicht, sie zu verändern oder ungültig zu machen.

II. Die Versucher

Gott selbst: Er versucht zwar niemand zum Bösen, aber er prüft, damit deutlich wird, der Geprüfte hält auch in schwierigen Situationen an Gott fest: zum Beispiel Abraham, der bereit ist, seinen Sohn Isaak Gott zu opfern – und damit ein grenzenloses Vertrauen in Gott an den Tag legt (1.Mose 22).
Krankheits- und Notzeiten können zu Testzeiten werden, in denen wir Gott besser kennen lernen und die Verbindung zu ihm intensiver wird. Er will uns stärken und weiterführen.

Wir Menschen mit unseren Begierden, mit unserem kurzsichtigen, zeitgebundenen, gott- und glaubenslosen Denken und Streben. Vergleiche Jakobus 1 (siehe unten).
Wir schaffen es oft nicht, nach Gottes Willen zu leben. Wir haben uns nicht im Griff. Wir sind gefangen in unseren Wünschen und Begierden, Prägungen und Gefühlsschwankungen. Und wir werden oft auch für andere zum Versucher und Verführer.

Satan und seine Engel: Die Bibel zeigt uns drei folgenschwerste Versuchungen der Geschichte, in denen der Teufel alles daransetzt, Gottes Werk zu zerstören:

1. Die Versuchung der ersten Menschen durch die Schlange, hinter der Satan sich verbirgt (1.Mose 3). Durch gezielte und raffinierte Fragen wird Misstrauen gegen Gott und sein gutes Gebot geweckt. Der Mensch überschreitet die ihm von Gott gesetzte Grenze – zum eigenen Schaden. Der Sündenfall ist geschehen – die Absage an Gott vollzogen – die Folgen sichtbar – wir sind weit weg vom Paradies.
2. Die Versuchung Jesu Christi durch den Teufel selbst. In drei Anläufen versucht der Satan, sich Jesus hörig zu machen. Jesus soll seine eigenen Bedürfnisse befriedigen, seine eigene Person in den Vordergrund stellen, ja, sogar den Teufel selbst als Gott anerkennen, indem er ihn anbetet. Jesus widersteht allen Tricks. Er ist und bleibt der Gewinner (Mt 4). Jesus wurde versucht in allem wie wir – doch ohne Sünde (Hebr 4,15). Und worin er versucht ist, kann er denen helfen, die versucht werden (Hebr 2,18).
3. Die letzte Versuchung,die über den ganzen Weltkreis kommt, vor der Gott diejenigen bewahren will, die das Wort von der Geduld Gottes bewahrt haben (Offb 3,10). Darum beten wir auch im Vaterunser: „und führe uns nicht in Versuchung“.

III. Konkrete Versuchungen

Fünf biblische Fall-Beispiele

Die sexuelle Versuchung: 1.Mose 39,7ff: Josef bleibt stark und flieht, auch wenn ihn das vorübergehend Arbeitsplatz und Freiheit kostet. Gott bleibt ihm treu und erhebt ihn zum leitenden Mann eines Staates. Er wird ein Mann mit Format, von Gott gesegnet.

Die religiöse Versuchung: Autonom werden, selbst bestimmen, wer Gott ist und wo und wie man mit ihm umgehen soll. Jerobeam, ein König Israels, verändert eigenmächtig Gesetze und Ordnungen Gottes und wird damit zum Verführer: 1.Kön. 12,25-32. Geradezu sprichwörtlich heißt es bei vielen seiner Nachfolger: Er wandelte in der Sünde Jerobeams.
- Wo sind heute zentrale Aussagen der Bibel außer Kraft gesetzt oder durch anderes ersetzt?

Die radikale, teuflische Versuchung: Der Teufel will uns alles Gute nehmen, damit wir Gott misstrauen und ihm absagen. Durch Krankheit, Leiden, Not und Tod sollen wir und unsere Angehörigen und Freunde mürbe gemacht werden und aufgeben (Hiob 1ff).
- Aber Gott weiß die Frommen aus der Versuchung zu erretten. Er hält die Treue – und niemand darf uns aus seiner Hand reißen.

Die Versuchung zur Selbstsicherheit und Selbstüberschätzung: Petrus meint, auch den schwersten Gang in eigener Kraft gehen zu können. Nur das Gebet Jesu für ihn schützt ihn vor großem Schaden (Lk 22,31ff).

Die Versuchung zur Lüge: Ein Ehepaar will der Gemeinde und Gott etwas vormachen. Es war tödlich und dient zur Abschreckung: Hananias und Saphira (Apg. 5,1ff).

Und heute?
Der Versucher hat unzählige Methoden und Tricks.
Er will...

  • die Liebe zu Gott stören und neue Affären provozieren
  • den Frieden mit Gott für unwichtig halten und klein reden
  • das Gebet abwerten und auslaufen lassen
  • die Gesundheit nehmen und damit auch die Kraft
  • den Besitz vergöttern und das Vertrauen in die Machbarkeit vor Augen führen
  • die Christen sprachlos machen und die Einmaligkeit Jesu klein reden
  • die Sünde verharmlosen, attraktiv und öffentlich machen
  • den Menschen überhöhen und Gott als überholt ansehen
  • die Bibel umdeuten, überholen, entkräften, zerreißen
  • die Zeit totschlagen mit vielen interessanten Dingen, damit das Wesentliche verkümmert.
  • was bei mir??

Wir beten mit König David: „Prüfe mich und erkenne, wie ich's meine und sieh, ob ich auf bösem Wege bin, und leite mich auf ewigem Wege“ (Ps 139,23f).

IV. Hilfen in/aus Versuchungen?

Wir fragen den Bruder Jesu und Gemeindeleiter der Urgemeinde in Jerusalem und lesen Jakobus 1,1-18!

V. 2-4: Erschreckt nicht vor den Prüfungen! Ihr lernt aus ihnen für viele kommende Situationen. Bleibt dran, und ihr kommt weiter und werdet dadurch immer stärker.

V. 5-8: Zweifelt nicht an Gottes Führungen. Bittet vielmehr um Weisheit, die Gott gerne gibt. So bekommt ihr Einblick in seine Gedanken.

V. 9-11: Verlasst euch nicht auf vergängliche Werte und Währungen! Alles vergeht! Wer Gott gehört, bleibt!

V. 12: Die Gratulation für die bestandene Prüfung: Siegerehrung. Empfang der Krone für diejenigen, die durchgehalten haben!

V. 13-16: Das müsst ihr noch wissen, woher die Versuchung kommt und woher nicht: Die Versuchung zum Bösen kommt aus uns selbst – und nicht von Gott. Unsere begehrlichen menschlichen Gedanken arbeiten in uns, bis sie zu Taten werden. Böse Taten haben böse Folgen. Sünde bringt Tod. Tod ist das Ergebnis der Sünde.

V. 17-18: Aber von Gott kommt Gutes, Vollkommenes, Zuverlässiges: Er hat uns durch Jesus neu geboren und ein neues Wollen durch seinen Geist in uns gepflanzt. Jetzt ist der Teufelskreis durchbrochen. Wir sind anders geworden. Unsere neue Zugehörigkeit zu Gott bringt eine neue schützende Schwerhörigkeit für das Schädliche und Böse. Der Versucher scheitert und hat verloren! Wer Jesus gehört, ist auf der sicheren Seite.

Darum können wir mit Asaph, dem Sänger, Dichter und Propheten zur Zeit Davids sprechen: Psalm 73, 23-28.

V. Wie werden wir stark?

  • Freu dich, Jesus zu gehören. Er ist der Stärkere!
  • Setz dich und lies regelmäßig sein Wort. So lernst du seinen Willen kennen und seine Stimme von anderen (Ver)Führern unterscheiden.
  • Geh mit anderen in eure Gottesdienste und Versammlungen.
  • Hört miteinander auf Gottes Wort, lobt und singt dem Herrn Jesus.
  • Nehmt Anteil aneinander und betet füreinander.
  • Studiert die Bibel. Die Worte Gottes geben Halt und prägen uns Gottes Willen und Maßstäbe ein. So erkennen wir schneller, wenn Gefahr droht. Wir reagieren natürlicher und gottgemäßer!
  • Prägt euch viele Worte Gottes ein und beachtet den Zusammenhang! Der Versucher kennt die Bibel auch, aber beachtet den Zusammenhang nicht und ärgert sich über die Rettungsgedanken Gottes mit uns. Treibt Bibelstudium! Besucht Bibelkurse!
  • Reden mit Gott: Wir bitten ihn um Bewahrung vor falschen Schritten und Worten. Wir sagen und klagen ihm, wo wir versagt haben, und bitten um Vergebung. Wir danken für einen Neubeginn.
  • Eventuell auch reden mit Menschen unseres Vertrauens! Gemeinsam sind wir stark. Bei einem andern Christen die Sorgen und Lasten abladen und gemeinsam vor Gott bringen. Gemeinsam zu Gott rufen. Gemeinsam ihn loben. Gemeinsam Freud und Leid tragen. Gemeinde ist der Trainingsort für die Herausforderungen im Glaubensleben.
  • Jesus selbst steht jetzt bei dir und spricht: Worin ich selbst gelitten habe und versucht worden bin, kann ich dir helfen, wo du versucht wirst (nach Hebr 2,18).     „Ich weiß die Frommen aus der Versuchung zu erretten“ (nach 2.Petr 2,9).

Jesus, der große Hohepriester, kann mitleiden mit unserer Schwachheit. Er ist versucht worden in allem wie wir, doch ohne Sünde (Hebr 4,15).
Jesus bittet beim Vater für dich und deine Glaubensgeschwister: „Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt nimmst, sondern dass du sie bewahrst vor dem Bösen“ (Joh 17,15).
- Die gute Grenze: „Gott ist treu, der euch nicht versuchen lässt über eure Kraft, sondern macht, dass die Versuchung so ein Ende nimmt, dass ihr's ertragen könnt“ (1.Kor 10,13).

Richard Kuppler, Herrenberg