2.Mose 20,1-21

Gottes Gebot als Hilfe zum guten Leben

Hinter den Geboten steht der gute Wille Gottes, der den Menschen zum guten Leben verhelfen will. So wird der Zweck der Gebote in 5Mo 6,24 genannt: „... damit es uns gut geht unser Leben lang“. Nur von diesem Ansatz her werden wir die Gebote recht lesen.

1. Der Weg Gottes mit seinem Volk bis zur Mitteilung der Gebote zeigt, dass sie ein Gnadengeschenk Gottes sind: Er hat sein Volk aus Ägypten erlöst. Er hat sie auf dem Weg vor Hunger (2Mo 16), Durst (2Mo 15,22ff + 17), vor den Feinden (2Mo 17,8ff) und Streitigkeiten (2Mo 18,13ff) bewahrt und zu sich gebracht (2Mo 19,4). Nun sollen die Erlösten Gottes Volk sein, der Bereich, in dem die gute Herrschaft Gottes erfahren wird (2Mo 19,6). In diesem Rahmen sind die Zehn Gebote Ausdruck der Königsherrschaft Gottes über seine Erlösten. Aus diesem Herrschaftsbereich Gottes wird alles Böse und Verderbliche ausgegrenzt. Dem dienen die Gebote.

2. Die Form der Gebote ist einzigartig. Die Zehnzahl als das abgerundete Ganze weist darauf hin, dass sie alle wichtigen Lebensbereiche umfassen. Das „Du sollst nicht“ ist die stärkste Form des Verbotes, das die hebräische Sprache kennt. Dahinter steht der absolute Wille Gottes, wie ihn die umgebenden Völker mit ihren vielen Göttern nicht kennen. Gott allein weiß, was gut und was böse für den Menschen ist, und will den Menschen das Böse ersparen. So stecken die Gebote wie ein Weidezaun einen weiten Lebensraum ab, in dem die Menschen entscheiden und handeln dürfen.

3. Am Anfang Gott. „Ich bin der Herr, dein Gott“ – das ist kein Gebot, sondern erinnert daran, dass die Autorität Gottes selbst hinter den Geboten steht, nicht als bedrückende Macht, sondern als die Macht der Liebe, mit der er Israel erwählt und erlöst hat. Doch wer die Gebote verachtet, der verachtet Gott, wie Nathan David erklärt (2Sam 12,9.10).

4. Keine anderen Götter. Dieses Gebot ist einzigartig. In den vielen polytheistischen Religionen ist immer noch Platz für mehr Götter. Kein Gott ist allmächtig, keiner genügt. Die Folge ist ständige Ungesichertheit und Angst. Der Gott Israels ist allmächtig (1Mo 18,1). Er hat allein Himmel und Erde geschaffen, ist allein Gott. Deshalb haben neben ihm keine anderen Götter und keine anderen Religionen Platz: Sie sind Nichtse, sind Lüge, führen Menschen in die Irre und können nicht retten (Jer 2). Die Hinkehr zu anderen Göttern war Israels Verderben. Und alles Geschaffene kann uns nicht zeigen, wie und wer Gott ist. Das tut Gott allein durch sein Wort und in Jesus Christus.

5. Gott segnet die Ruhe. Nicht dass es nicht auch zu arbeiten gälte (V. 9). Die Heiligung dieses Tages geschieht in der demonstrativen Arbeitsunterbrechung, das heißt shabbat, nicht weil es nichts mehr zu tun gäbe, sondern weil Gott es geboten hat. Vorbild ist Gott selbst (1Mo 2,1-3). Und dieses Gebot umfasst alle, sodass es zur Gleichstellung der Menschen vor Gott kommt. Es erinnert daran, dass wir als Geschöpfe erschöpflich sind und die Ruhe brauchen, dass der eigentliche Erfolg unseres Lebens nicht aus unserer Arbeit, sondern aus dem Segen Gottes kommt. So soll dieser Tag eine „Erquickung“ (2Mo 23,12) auch noch für den Letzten sein: ein Zeichen der Güte Gottes.

6. Kurze Worte: nicht morden (so eigentlich), nicht ehebrechen, nicht stehlen – vielleicht ist hier an Menschen stehlen, d.h. kidnapping oder Entführung gedacht (s. 21,16), nicht lügen, kein Neid. Das klingt so einfach, und doch sind das die Dinge, die das Leben und die Welt verderben. Wie sähe die Erde aus ohne Ehebruch, Diebstahl, Lüge, Neid – und alle wohl versorgt bis ins Alter, denn darum geht es in dem „Vater und Mutter ehren“. Können wir uns so eine Welt vorstellen?

7. Christus ist des Gesetzes Ende (Röm 10,4) – das gilt für den Weg zum Heil. Doch bleiben die Gebote Lebensordnung auch für Christen. Sie werden allerdings positiv gefüllt. Zu dem „Du sollst nicht ehebrechen“ kommt: „Ihr Männer, liebet eure Frauen!“ und zu dem „kein falsch Zeugnis“ „redet die Wahrheit“ und zu dem „Nicht stehlen“ das „gib dem Bedürftigen“ (Eph 4,25ff; 5,25). So sind die Gebote tatsächlich Wegweiser Gottes zu einem guten Leben, für uns, für die Gesetzgebung, für die Welt. Dass wir Gott lieben, glauben, fürchten, zeigt sich darin, dass wir sie gerne tun, nicht um den Himmel zu verdienen, den schenkt Jesus, sondern aus Dank für Gottes Güte.

Fragen zum Gespräch:
· Warum fällt vielen Christen das Ruhen so schwer?
· Kenne ich die Gebote, und welche Rolle spielen sie in meinem Leben und Glauben?
· Wie können uns die Gebote im positiven Sinn Hilfe im täglichen Leben sein?

Dr. Helmuth Egelkraut, Weissach i.T.

Impulse zur Veranschaulichung für Kinder und Erwachsene:
- Anspiel: Zwei Freunde schleppen ein teures technisches Gerät an, z.B. einen CD-Player. Die Gebrauchsanleitung werfen sie großspurig weg. Leider funktioniert anschließend nichts... Impuls: Unser Leben ist noch viel komplizierter als solch ein Gerät. Eigentlich muss der "Erfinder" doch am besten wissen, wie es funktioniert. Deshalb gibt Gott uns in der Bibel Hilfen zum Leben, z.B. die Zehn Gebote.
- Liedvorschlag: "Gebote aus Liebe" von M.+G. Schäl aus dem Liederbuch "Boxenstopp". Eine Kopie dieses Liedes kann angefordert werden beim Musikverlag Klaus Gerth, Postfach 1148, 35607 Asslar.