Psalm 91

Der Psalm 91 ist wie ein Haus, in das wir einziehen können:
Unter dem Dach des Allerhöchsten sind wir sicher (V. 1+2).
Das Fundament ist das von Gott selbst gesprochene Wort, und seine persönliche Beziehung zu uns (V. 14-16).
Dazwischen spielt sich das Leben ab mit seinen vielfältigen Gefahren und Herausforderungen (V. 3-13).
Das Dach, V. 1+2: Es ist der Schutz gegen die Gefahren von außen. Gottes Schirm ist wie ein Dach über unserem Kopf, über unserem Menschsein.
Es ist der Schirm des Höchsten, der Schatten des Allmächtigen, d.h.: Dieser allmächtige Gott ist nahe. Neben ihm gibt es keinen Ebenbürtigen, keine Konkurrenz. Es ist der eine Gott, der Schöpfer des Himmels und der Erde. Er ist gleichzeitig der Vater Jesu Christi und damit auch unser Vater.
Und er ist der HERR (= Jahwe!), d.h.: Er ist der Gott, der sich dem Menschen genähert hat (V. 2). Der Gott, der Einzelne herausgerufen hat, um durch sie seinen Namen und seine Art bekannt zu machen. Jahwe, das ist der Gott, der mit dem kleinen Volk Israel Geschichte machte, um damit bekannt zu machen, wer und wie er ist.
Mit diesem Gott kann man reden, und er redet mit uns. Er will eine Beziehung zu uns herstellen.
Der Psalmdichter spricht direkt zu diesem Gott:
"Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe."
Er hat die Erfahrung gemacht, dass dieser Gott nahe ist und dass er Geborgenheit und Schutz ist. Darum hofft er allein auf diesen großen Gott. So kann er getrost in den Tag gehen.
Auch in unserer heutigen Zeit und Welt braucht der Mensch etwas, das ihm Halt und Zuversicht gibt, etwas, auf das er hoffen und vertrauen kann. Aber hält das?

In den Versen 3-8 spricht der Dichter des Psalms dem Leser des Psalms die eigenen Erfahrungen mit Gott ins Ohr und Herz! Wer mit Gott lebt, ist nicht allen Gefahren enthoben. Auch in seinem Leben geht es "rund":
V. 2: Heimtückische Stricke werden ausgelegt, in denen er sich verfangen soll. Getarnte Fanggruben (andere Übersetzung statt Pest!) sollen ihn ausschalten.
V. 5: Die Nacht mit ihren Gefahren bedroht auch ihn: Feuer, Überfall, Träume Pfeile, die tagsüber fliegen: Blitze, die einschlagen; Kriegspfeile, die verwunden und töten; Giftpfeile der bösen Worte und Gedanken, die ihn gefährden.
V. 6: Pest und Seuchen, die sich einschleichen und viele dahinraffen. Gefahren für Leib und Leben bedrohen ihn.

Wie soll er sich schützen? Wie sollen wir uns schützen?
V. 3: Gott selbst errettet - er sieht die Gefahren, die uns oft verborgen sind. Er ist unser Schutz. Er weiß den Weg, der ans Ziel bringt. Er führt uns auf rechter Straße, mitten durch das Minenfeld dieses Lebens.
V. 4: "Wie ein Adler sein Gefieder über seine Jungen streckt, also hat auch hin und wieder mich des Höchsten Arm bedeckt." Ein Bild aus der Tierwelt dient immer wieder zur Veranschaulichung der Zuwendung Gottes. Zuflucht unter seinen Fittichen - ein Bild der Geborgenheit mitten in der Angst und Bedrohung.
V. 4b: Seine Wahrheit ist Schirm und Schild. Wer die Wahrheit seines Wortes liest und sich daran ausrichtet, der lässt die göttliche Wirklichkeit zum Zug kommen, der sieht durch alle Gefahren hindurch die Wirklichkeit der Nähe Gottes.

V. 5-8: Unglaubliche Zusagen:
Du wirst Zeuge von viel Not und Tod - aber wenn du bei Gott bleibst, bleibst du am Leben, bekommst du das Leben! Gott wird mit allem Bösen fertig und spricht am Ende sein gerechtes Urteil.

In den Versen 9-13 wird eingeladen, auch in Zukunft auf Gott zu vertrauen.
Der alleinige Halt liegt in Gott selbst. Es ist der Gott Israels. Zu ihm kann man immer fliehen. "Wer auf Gott vertraut, braucht sich nicht zu fürchten..." (siehe Lied 491 im GL).
Gott ist Zuversicht und Zuflucht. Er kann Übel und Plage von uns und unserem Haus fernhalten. Er kann Frieden geben mitten im Sturm. In der Welt haben wir Angst, aber weil er die Welt überwunden hat, sind wir getrost.
Seine Engel sind unterwegs, umgeben uns zu unserem Schutz, tragen uns hindurch, lenken durch Gefahrenstellen, sind im ständigen Dienst für die Kinder Gottes.
Ja, selbst gefährliche Mächte, die sich wie Löwen und Drachen gegen uns stellen, werden uns nicht schaden dürfen. Freilich gelten diese Zusagen nicht automatisch und losgelöst vom ganzen Psalm. Sie sind kein Talisman, der uns vor Unglück schützen soll.
Auch der Teufel kennt diesen Psalm und die Bibel. Er benutzt Gottes Wort, um es tröpfchenweise und oft gemixt in unser Denken einzustreuen. Er will, dass wir die Worte Gottes für eigene Zwecke ausnützen. Darum befiehlt er Jesus, von der Zinne des Tempels zu springen, und ermutigt ihn dazu mit dem Bibelwort Psalm 91,11+12: "Er wird seinen Engeln deinetwegen Befehl geben; und sie werden dich auf den Händen tragen, damit du deinen Fuß nicht an einen Stein stößt" (Mt 4,6).
Dieses Wort ist wahr, aber es ist eine Zusage Gottes an die, die mit ihm auf dem Wege bleiben, nicht, um Gott herauszufordern, sondern um die Gefahrenstellen durchzustehen. Deshalb wehrt Jesus den Teufel mit einem anderen Bibelwort ab: "Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen."
Es wird auch für uns wichtig sein, dass wir
... die Bibel nicht tröpfchenweise nur gebrauchen, sondern den Gesamtzusammenhang beachten. Deshalb haben wir in unserem Textplan größere zusammenhängende Blöcke der Heiligen Schrift.
... nicht unsere eigenen Pläne machen und dann einen passenden Bibelspruch dazu suchen, sondern Gott bitten, dass er unser Planen von Anfang an lenke und regiere.

Dieser Psalm ist für Leute, die mit Gott verbunden sind und mit ihm unterwegs sind. Sie wollen seine Ehre groß machen. Darum hat auch Jesus Sätze aus diesem Psalm (V. 13) sinngemäß verwendet, um seine Jünger bei ihrem Missionsauftrag zu ermutigen: "Seht, ich habe euch Macht gegeben, zu treten auf Schlangen und Skorpione, und Macht über alle Gewalt des Feindes; und nichts wird euch schaden" (Lk 10,19).

Die Schlussverse 14-16 des Psalmes sind das Fundament. Hier spricht Gott selbst über sein Kind, das ihm vertraut. Gott lässt uns in sein Herz blicken. Es ist der Gott, der die Welt liebt, der sich hier outet. Er sieht, wie dieser Gläubige von Liebe zu Gott erfüllt ist, darum lässt Gott ihn nicht verderben, sondern tut alles für seine Errettung. Lieber lässt er seinen Sohn am Kreuz sterben, als dass er eines seiner Kinder verloren gehen lässt.
Gott sieht zum andern, dass der Gläubige den Namen Gottes kennt und erkennt. Dieser Mensch hat ein offenes Ohr für das Reden Gottes. Er hat ein Verlangen, den Namen dieses Gottes näher kennen zu lernen, um ihn noch mehr zu lieben und zu schätzen. Darum setzt Gott alles ein, ihn zu schützen.
Und Gott bestätigt zum dritten, dass dieser Gläubige ihn anruft, das Gespräch sucht. Davon lebt jede Gemeinschaft: vom Reden miteinander. Gott freut sich über Anrufe! Und Gott will hören und erhören. Das ist sein ausdrücklicher Wille. Er hat es selbst gesagt!

Die letzten Sätze (15b+16) des Psalmes sind eine Hand voll Verheißungen, die es in sich haben. In ihnen streckt uns Gott selbst seine Hand entgegen:
· Ich bin bei ihm in der Not.
· Ich will ihn herausreißen.
· Ich will ihn zu Ehren bringen.
· Ich will ihn sättigen mit langem Leben.
· Ich will ihm zeigen mein Heil.
Johann Albrecht Bengel zum letzten Satz: "Er atmet Auferstehung!"
Lies diese letzten Sätze vom Neuen Testament her und überlege, was uns in Jesus geschenkt ist, z.B. Röm 8: "Nur in ihm, o Wundergaben, können wir Erlösung haben..." (GL 12)

Viele gewinnbringende Augenblicke mit Psalm 91 wünscht allen Lesern Richard Kuppler, Reutlingen

Psalm 92

Eine Atempause mit Gott!

Der Sabbat (oder Sonntag) ist der Kraftspender für unseren Körper und unsere Seele. Hier können wir auftanken und vielfältiger Begegnung mehr Gewicht und Zeit schenken. Das gilt auch für die Gebets- und Begegnungszeiten mit Gott.
Psalm 92 wird überschrieben mit den Worten: Ein Psalmlied für den Sabbattag. Seine Melodie: Mehr Zeit für Begegnung mit Gott!
Seine Tonart: DUR.

Bitte einatmen!
„Ach, ist das schön! Ach, ist das köstlich! Ach, tut das gut“! So beginnt der Psalm für den Wochenfeiertag. Wir sollen einatmen. Wir sollen fröhlich eingestimmt werden – auch die vielleicht vergangenen dunklen Nächte nicht zum Thema machen. Der Dank und die Empfindung des Psalmbeters haben jedoch ein ganz klares Ziel. Es ist nicht die Vorfreude auf den Mittagsschlaf am Sonntag, nicht das gute Mittagessen und nicht der Besuch bei Freunden. Nein, das Ziel und die Freude ist Gott selbst. „Gott, ich will dir danken!“ Am Anfang des Tages steht das Bewusstsein: Gott ist da.
Das könnte auch für unsere Stille Zeit mit Gott ein wichtiger Hinweis sein. Gott erwartet uns und will in der Stillen Zeit keine „Arbeit“ oder „Pflichterfüllung“, sondern sehnt sich nach Begegnung. Interessant ist, dass in unserem Psalm sehr bewusst das Singen erwähnt wird („und lobsingen deinem Namen, du Höchster“). Das Lob und der Dank gehen nicht in Gedanken vonstatten, sondern im wirklichen Tun. In Vers 4 werden sogar noch die Instrumente erwähnt, zu denen wir greifen sollen (Psalter und Harfe). Vielleicht entdecken wir eine neue Frische und Lebendigkeit in unseren Zeiten mit Jesus, wenn wir Lieder singen und betend musizieren, bevor wir die Bibel aufschlagen oder die Hände falten.

Bitte ausatmen!
Beim Ausatmen eines Sängers ertönt die Musik – die Aktion. Beim Redner hören wir die Sprache nur, wenn er gleichzeitig ausatmet. Auch in unserem Psalm wird aus dem Staunen und Ruhen vor Gott eine innere Aktion sichtbar. Es beginnt eine aktive Reflektion über „Gott und die Welt“. Es ist eine regelrecht geistliche, theologische Arbeit erkennbar. Geistliches Leben erfüllt sich nicht im Staunen, betenden Musizieren, Anbeten und Danken, sondern im Denken und auch Studieren über Gottes Wort und Willen. Gott, der allmächtig Wirkende, wird in unserem Psalm ebenso beschrieben wie der tiefgründige, ewige Herr. Dann schweifen die Gedanken zu uns Menschen. Von den Törichten und Ungläubigen ist die Rede. Ebenso wird von den verfolgten Menschen und ihren Peinigern gesprochen. Die Namen der Gottesfeinde tauchen nicht auf. Jedoch ist all dies so bildhaft beschrieben, dass man vermuten möchte, dass der Beter konkrete Personen vor sich sieht. Gut, dass zu Beginn des Psalms der Lobpreis und die Bewusstmachung der Größe Gottes standen. Jetzt können wir im Gebet diese Zustände aushalten – ja, sogar zu einer Fürbitte ummünzen. Es ist kein Jammern, sondern ein im Dankgebet eingebettetes Benennen und Erkennen der Fürbittanliegen.

Bitte durchatmen!
Viele konkrete Anliegen, die wir mit Menschen – und mit Gott – an solch einem Tag bereden und durchdenken können, lassen uns tief durchatmen. Wo wird dies alles enden? Wer kann sich davor schützen, selbst zu straucheln? Wohin wird meine eigene Lebensfahne wehen? Noch einmal durchatmen - und dann darf das bewusste Christusbekenntnis seinen Platz finden. Im Bekenntnisgebet dürfen wir, wie in Psalm 92 erlebbar, ganz bewusst Gottes Treue zu uns – und unsere Treue zum Herrn aussprechen (V. 13-16). Dazu gehört das Wahrnehmen der Verheißungen Gottes über unserem Leben („wir werden grünen wie ein Palmbaum … gepflanzt im Hause des Herrn … und wenn sie auch alt werden, werden sie dennoch blühen“). Am Ende des Tages wird noch einmal Gottes Wort verkündigt (V. 3) – und so der Tag schützend beschlossen, damit manche Nacht uns nicht dunkel umarmen kann.

(Absatz!!) Wer seinen Wochenfeiertag in diesem Sinne heiligt, der wird daraus kleine Pflanzenableger gewinnen, die sich in den Alltag einbetten lassen. Wir werden im Alltag die Auswirkung an uns selbst erleben. Wir werden zu täglich singenden, fröhlichen Zeugen, die ihren Herrn verkündigen (V. 3+15-16).

Jetzt sind Sie eingeladen:
Bitte einatmen!
Liedvorschlag: Durch alle Zeiten, gestern und heute (GL 460)
Bitte ausatmen! (Fragen zum Nachdenken und Austauschen):
· Wie gestalten wir unseren Sonntag?
· Wie geht es uns mit unserer „Stillen Zeit“?
· Welchen Platz könnten Lieder in unserer persönlichen Stille einnehmen?

Bitte durchatmen:
Gebetsanliegen sammeln, Fürbitte halten und Glaubensbekenntnis sprechen.

Matthias Hanßmann, Herrenberg

Impulse zur Veranschaulichung für Kinder und Erwachsene:
Vorschlag siehe 4.1.04. Wortsalatvers: Ps. 92,13 - Symbol: Baum

Psalm 96

Singt ein Lied von Gott

Psalm 96 sprengt alle Grenzen. Wie ein ins Wasser geworfener Stein immer weitere konzentrische Kreise zieht, so fängt zunächst Israel an, ein Lied zu singen, das, von den Völkern übernommen, schließlich die ganze Schöpfung mit sich reißt. Gott, der Herr, als Schöpfer und Richter wird hier besungen. Gott wird als König über alles angebetet.

Martin Luther hat ganz selbstverständlich diesen Psalm auf Christus hin ausgelegt. Er sagt: „Der 96. Psalm ist eine Weissagung vom Reich Christi in aller Welt, darin eitel Freude und Loben sein soll.“

Dieser Psalm gehört mit einer Gruppe anderer Psalmen zu den sogenannten Thronbesteigungspsalmen (z.B. Ps 47, 93, 97, 99). Allen diesen Psalmen ist die frohmachende Aussage zu entnehmen: „Der HERR (Jahwe) ist König geworden“. War der freudige Jubel schon bei der Thronbesteigung irdischer Könige so, „dass die Erde erbebte“ (1.Kön 1,40), so war es bei dieser Thronbesteigung des Herrn klar, dass alles im Zeichen höchster Freude existiert (V. 11+12). Das Volk Israel lebte in der Erwartung des Kommens Jahwes (des Herrn). Wenn Jahwe das Reich antritt, dann ist die ganze Schöpfung dem Segen und dem Heil Gottes zugeführt. Von dieser eingetretenen Weltenwende weiß zunächst nur die erwählte Gemeinde; das ist ihre Begnadigung und zugleich ihr Auftrag. Daraus erwächst eine doppelte Pflicht: die des Lobpreises und die der Verkündigung an die Welt. Beides gehört untrennbar zusammen.

Der Lobpreis
Die Gemeinde soll das „neue Lied“ singen. Gott, der Herr, hat sein Reich angetreten. Das ist das entscheidend Neue. Diese Botschaft ist unausschöpfbar und muss deshalb in jeden neuen Tag hineingesungen werden (V. 2b). Alle anderen Lieder bleiben unter der Erkenntnis von Pred 1,9 („...es geschieht nichts Neues unter der Sonne“). Es fällt auf, dass der Psalm über die Leiden und Rätsel dieser Welt gar nichts zu sagen hat. Dieses Absehen ist nicht Schwärmerei oder Selbstüberwindung, sondern vielmehr eine Geborgenheit. Hat Gott sein Reich angetreten, weiß man endgültig, wer Herr im Hause dieser Welt ist. Dann ist alles entschieden, dann ist alles gut! Jeder rechte Lobpreis lebt aus der Gewissheit des endzeitlichen Reiches Gottes. Über allem, was uns jetzt noch kränkt und niederdrückt, wird einmal Lobpreis sein. Darin ist die irdische Gemeinde mit der himmlischen Gemeinde verbunden. Wir stehen vor Gottes Thron und verkündigen voller Freude, dass Gottes Herrlichkeit die ganze Erde ausfüllt. Alle echte Freude borgt von dieser endzeitlichen Gewissheit, dass der Herr König ist. In der Auslegung muss unbedingt diese gewisse und große Freude bezeugt werden; denn dies ist unsere Bestimmung als Gemeinde. Sicherlich würde die Freude durch das Hören des „großen Halleluja“ von Händel unterstützt. Auf jeden Fall ist es wichtig, dass Lieder und musikalische Beiträge sorgfältig ausgewählt werden.

Die Verkündigung an die Welt
Die Gemeinde steht mit dieser Glaubenserkenntnis allein in der Welt. Daraus ergibt sich der Weltberuf der Gemeinde: die Verkündigung dieser Botschaft. Zunächst soll das erste Gebot als Protest gegen das Produzieren und Proklamieren von Göttern bezeugt werden. Die Völker sind fortwährend damit beschäftigt, sich Götter zu machen. Ohne Götzen hält es wohl kein Volk, kein Mensch aus; diese Götter aber sind letztlich „Nichtse“. Allein Gott hat die Welt erschaffen. Es bleibt die eine Alternative: Götzen oder der lebendige Gott. Gerhard von Rad bemerkt an dieser Stelle Folgendes: „Israel hat sich nicht, wie es die meisten Völker taten, religiös abgekapselt und in seinem Mythus eingesponnen; es wusste genau um das Phänomen der Völker, der Weltgeschichte und der anderen Religionen, und es wusste um die Kräfte, die sich auf diesem Felde tummeln - und hat seinem Weltberuf festgehalten. Möge die christliche Gemeinde allezeit das gute Gewissen haben, auch darin den Schatten ihrer selbst zu erkennen.“

Weil Gott, der Herr, König ist, wird er kommen und die Welt richten. Dieses Kommen ist lauter Freude. Das Gericht Gottes ist geradezu eine Befreiung. Der Herr richtet mit Gerechtigkeit und Wahrheit. Das dies auf Erden durch uns Menschen nicht gelingt, wurde mir unlängst bei der Evangelisation „Gott erlebt“ mit Friedhold Vogel bewusst. Ein junger Jurist kam täglich in die Veranstaltungen. Er sagte: „Hier wird die Wahrheit gesagt. Deshalb bin ich hier. Ich leide unter meinem Beruf sehr, weil ich als Jurist zur Unwahrheit gezwungen bin.“
Weil aber der Herr in Gerechtigkeit und Wahrheit richten wird, ist sein Gericht lauter Freude.

Immer wieder werden wir in diesem Psalm aufgerufen, zu singen, zu loben, fröhlich zu sein. Wie werden wir darauf reagieren? Lasst uns einstimmen in das neue Lied, denn der Grund liegt in Gott, dem Herrn. Der Grund ist, was er getan hat in Israel und in Jesus Christus, was er getan hat als Schöpfer der Welt (V. 5+10), und was er tun wird in der Vollendung (V. 13).

Fragen zum Gespräch:
· Welche Themen/Strophen bestimmen das „neue Lied“ der Glaubenden?
· Worin begründet sich das Lob Gottes?
· Wie leben wir den „Weltberuf“ (Verkündigungsauftrag) eines Christen?
· Jesus ist König – was bedeutet das für den Ablauf der Weltgeschichte? Was bedeutet dies für die Gemeinde Jesu? Was für mich persönlich?

Martin Scheuermann, Schönblick

Impulse zur Veranschaulichung für Kinder und Erwachsene:
Anhand von V.3 die Verbindung zur Pfingstgeschichte herstellen. Erzählen, wie dieser Auftrag damals umgesetzt wurde (s. Apg. 2). Die Jünger damals und wir heute können das nicht aus eigener Kraft, wir brauchen Gottes Geist dazu. Anschauungsbeispiel: Einen Handschuh auf den Tisch legen und Befehle geben: „Öffne das Fenster, schließ die Tür, gib mir die Hand…“ Der Handschuh kann von sich aus nichts tun. Erst eine lebendige Hand im Handschuh gibt ihm Kraft!

Psalm 98

Singet dem HERRN!
Eine vielfache Einladung, Gott durch Lieder zu loben

In den Gottesdiensten und Versammlungen zur Zeit des Alten und Neuen Testaments war das Singen ein wichtiges Kennzeichen der Beziehung zu Gott. Männerchöre der Leviten sangen das vielstimmige Lob Gottes. Mit Instrumenten bereicherten sie die „schönen Gottesdienste des Herrn“. Den Pilgern, die das miterlebten, blieben sie lange in Erinnerung und waren eine große Ermutigung, dem Gott Israels zu gehören und ihm zu dienen. Ja, mit Liedern und Musik zog man auch mal gegen die Feinde und erlebte, wie Gott vorausging und Sieg wirkte (2.Chronik 20).
Die Gemeinde des Neuen Bundes ist auch eine singende Gemeinde. Wo der Heilige Geist wirkt und Gottes Taten verkündigt werden, da erhebt sich in großen und kleinen Kreisen die Freude an Lied und Musik. Der Dank für Gott bricht sich Bahn in Gebeten und Liedern. Ja, selbst im dunkelsten Gefängnis fingen zwei an, Gott zu loben (Apg 16,25). Freuden und Nöte werden in Liedern und Liedgebeten vor Gott gebracht.
Viele Menschen heute können und wollen nicht mehr singen. Andere Lieder dringen an ihr Ohr.
Wer nicht an Gott glaubt, der singt ihm auch nicht, der hat andere Themen und andere Lieder. Wenn Trauer und Not ihn überraschen, kommt erst recht kein Lied über seine Lippen. Doch Menschen, die mit Jesus leben, erfahren immer wieder, wie er in tiefster Not ein Lied ins Herz und auch auf die Lippen gibt. Das gibt Trost und Kraft. Man denke z.B. an die altbewährten Lieder von Paul Gerhardt, Philipp Friedrich Hiller, Martin Luther u.v.a. und auch an viele neue Lieder, z.B. von Manfred Siebald, Peter Strauch, ....... bis zu Matthias Hanßmann!

Psalm 98 will als Jahrespsalm uns zum Singen einladen.
Der Aufbau dieses Psalms kann uns dabei eine wichtige Hilfe sein:

Das Thema: V. 1: „Singet dem HERRN ein neues Lied!“
Es ist eine Einladung zum Singen! Und eine klare Angabe, wem wir singen sollen: dem HERRN.
HERR = mit Großbuchstaben geschrieben ist die Übersetzung für Jahwe. Er ist der Gott Israels, der sich den Vätern geoffenbart hat, der Abraham erwählt, Israel zum Volk gemacht, aus Ägypten gerettet, mit großer Geduld ins verheißende Land geführt, durch die Jahrhunderte ge- und ertragen hat, bis er seinen Sohn Jesus Christus sandte. Er ist der sichtbare Jahwe geworden.
Ein neues Lied! So sangen sie einst nach dem Durchzug durchs Schilfmeer ein neues Lied.
Neue Erfahrungen mit Gott werden mit neuen Worten und musikalischer Begleitung gesungen.
Neue Hinwendung zu Gott hat immer wieder auch neue Lieder hervorgebracht.
„...denn er tut Wunder!“ Das ist die Begründung. Wunder, das sind Gottes Zeichen und Taten.
Er kann eingreifen, durchgreifen, Hindernisse beseitigen oder durchhelfen, Kraft schenken, wo wir am Ende, kann bewahren und leiten, wo wir ahnungslos sind!

Im ersten Teil (V. 1b–3) schildert der Psalm Gottes konkretes Tun an seinem Volk zum Zeichen für die ganze Welt!

Vier Begriffe stehen dabei im Mittelpunkt: Vier steht für das (Welt)Ganze (vgl. die vier Himmelsrichtungen).
- Sein Heil: dreimal in den Versen 1-3! (Heil kann auch mit Hilfe, Sieg, Rettung übersetzt werden.)
- Gott hat mit seiner Rechten und mit seinem heiligen Arm eingegriffen.
- Dabei ist wohl zuerst an die wunderbare Befreiung Israels aus der Unterdrückung in Ägypten gedacht. Diese Geschichte war in der damaligen Welt schnell bekannt und eine eindrückliche Werbung für den Gott Israels. Das hat sich herumgesprochen und ist heute in aller Welt bekannt (V. 2-3)! Das Heil Gottes in Jesus ist die gute Nachricht, die heute in alle Welt getragen wird.
- Seine Gerechtigkeit hat er bekannt gemacht. Er kennt das Recht. Er verhilft seinem Volk zu seinem Recht. Gott macht es recht. Er wehrt aller Ungerechtigkeit. Zuletzt werden alle rufen:
„Gott hat es alles wohl bedacht und alles, alles recht gemacht. Gebt unserm Gott die Ehre.“
- Seine Gnade, das ist das von ihm Geschenkte. Das ist sein Wort, das nach Schuld und Eigensinn seines Volkes wieder einen neuen Anfang ermöglicht.
- Seine Treue, das ist die Zuverlässigkeit seiner Worte, das ist seine Art, nicht aufzugeben. Er bleibt treu, auch wenn wir ihm untreu werden. Seine Treue ist unser Glück. Die Geschichte Israels ist eine Beispielsammlung für die Wahrheit dieser Psalmaussagen.
- Wer dem nachliest und nachdenkt, dem geht's wie dem Psalmdichter: Er muss solch einen Gott loben!

Im zweiten Teil (V. 4-9a) geht es um die Vielfalt des Lobes in dreimal vier Ausdrücken:

1. Vier Lobformen (V. 4): jauchzet – singet – rühmet - lobet.
Mit einem Wort ist diese Vielfalt des Lobens gar nicht auszudrücken. Der ganze Mensch ist aufgerufen:
- Jauchzen, jubeln, da schwingt nicht nur die Stimme, sondern der ganze Mensch. „Nun danket alle Gott mit Herzen, Mund und Händen ...“
- Singet, mit hohen und tiefen Tönen, einstimmig und vielstimmig, die „Könner“ und die „Brummer“: „Ich singe mit, wenn alles singt, und lasse, was dem Höchsten klingt, aus meinem Herzen rinnen.“ (Paul Gerhardt vor 350 Jahren!)
- Rühmet, d.h. redet von dem großen Gott und seinem Namen. Er ist der Größte!
„Rühmet ihr Menschen den hohen Namen des, der so große Wunder tut...“
- Lobet, d.h. redet, singet Gutes über Gott. Lobt ihn für seine Taten. Macht ihn zum Thema!

2. Vier Lobinstrumente (V. 5-6): Harfen – Saiteninstrument/-spiel – Trompeten – Posaunen.
David beherrschte das Harfenspiel. Sein Spielen auf dem Saiteninstrument beruhigte einst den König Saul. Trompeten und Posaunen hingegen weckten aus dem Schlaf, riefen zum Aufbruch, gaben Signal. Mit unterschiedlichen Instrumenten können wir Gott dienen. Die einen werden durch Musik auf Saiteninstrumenten beruhigt und erfreut, andere werden durch das Stoßen ins Horn auf wichtige Ereignisse aufmerksam gemacht. Welch ein Erlebnis ist z.B. ein Bach-Konzert, wenn Instrumente und Chöre einzeln und gemeinsam Gott loben und ihm singen! Vgl. auch Ps.150!

3. Vier Lobelemente in der Schöpfung: Meer – Erdkreis – Ströme – Berge werden aufgerufen, auf ihre Art das Lob Gottes auszurufen und vor dem HERRN sich zu freuen:
das Meer mit seinen Wellen und mit dem Reichtum seiner Fische. Aber auch das Völkermeer, das in Bewegung ist, soll zum Lob Gottes beitragen.
Der Erdkreis, die Menschen in aller Welt, die Bewohner der Erde sind aufgerufen, Gott zu loben.
Flüsse und Wasserströme sollen auf ihre Art dem Schöpfer die Ehre geben.
Und auch die Berge sollen fröhlich sein. Sie sind und waren oft besondere Orte, an denen Gott den Menschen nahe kam:
Mose redet auf dem Sinai mit Gott und erhält die Gebotstafeln. Elia erfährt auf dem Berg Horeb Gottes neue Zuwendung und Beauftragung. Drei Jünger Jesu erleben auf dem Berg Tabor die Begegnung Jesu mit Mose und Elia. Alle Welt kann erlöst werden durch das stellvertretende Sterben Jesu auf dem Hügel Golgatha! Die Gipfelkreuze auf den Bergen wollen uns auch auf den Gipfel der Liebe Gottes führen: Jesus starb für uns - wir sind gerettet. Jesus lebt für uns - wir werden auch leben.

Im dritten Teil (V. 9b) steht das Ziel vor Augen, der Höhepunkt der Geschichte: Gottes Kommen mit Gerechtigkeit!
Was Israel als kleines Volk erlebt hat: Gott rettet und richtet, das wird die ganze Menschheit erleben. Gottes Ziel ist, dass alles zurechtgebracht wird und „alle Zungen bekennen, dass Jesus Christus der Herr ist, zur Ehre Gottes des Vaters“.
Dieser große Schlussakkord ist der Zielpunkt des Psalms.
Am Anfang steht Gottes großes Tun in der Geschichte Israels, am Schluss steht Gottes großes Tun mit der ganzen Welt. Er bringt die Weltgeschichte in Ordnung.
Sein Recht und seine Gerechtigkeit setzt er durch. Das ist die beste Botschaft aller Zeiten.
Deshalb wollen wir diesen Psalm lernen und bewegen. Er gibt uns Orientierung in bewegter Zeit.

Richard Kuppler, Herrenberg

Impulse zur Veranschaulichung für Kinder und Erwachsene:
Wenn dies nicht bei den Psalmtexten im Dezember geschehen ist, könnten hier ein paar grundsätzliche Gedanken zu den Psalmen eingefügt werden: Psalmen sind Lieder und Gebete für alle Lebenslagen. Ziel: Kinder sollen einen Zugang zu den Psalmen finden. = Genauso dürfen wir mit Gott über alles reden. Achtung: Das Lob nicht vergessen! Schön wäre, wenn jedes Mal ein Loblied gesungen würde, das die Kinder mit unterschiedlichsten Instrumenten begleiten dürfen.

Impulse zur Veranschaulichung