Freude

"Freude, Freude über Freude ..."

Freude ist die Nahrung für die Seele. So wie der Mensch Vitamine zu sich nehmen muss, so braucht er auch immer wieder Freude. Ein Leben ohne Freude ist wie ein Holzfass ohne Wasser: Es trocknet aus, es gibt Risse, und das Wasser rinnt. Ein Leben ohne Freude trocknet aus und geht "kaputt". Was sagt uns die Bibel zum Thema Freude?

Die ganze Bibel ist voll von Evangelium, von "froher Botschaft". Freude, freuen, Fröhlichkeit und fröhlich sein kommen in der Bibel sehr häufig vor und beschreiben viel tiefere, weitere und umfassendere Lebenshaltungen als die oft oberflächlichen Ausdrucksformen von Freude wie lachen, scherzen, Spaß haben, lustig und vergnügt sein.

Die gesamte Heilsgeschichte könnte man unter das Grund-, Heils- und Herzwort "Freude" stellen:

  • die Freude Gottes über seine Schöpfung (1.Mo 1,31; Ps 104,31)
  • die Freude der Menschen aneinander und an der Schöpfung (1.M. 2, 9.16.23 f.)
  • die "große Freude" der Zeitenwende (Lk 2,10)
  • die Freude im Himmel über eine Lebenswende (Lk 15,10)
  • und schließlich die "ultimative" Freude am Ende der Zeit bei der "Hochzeit des Lammes" (Offb 19,6+7), wenn Gott "alles neu" machen und "alle Tränen abwischen" und es "kein Leid" mehr geben wird (Offb. 21,3-5).

1. Gott freut sich

Gott ist nicht nur Liebe, sondern auch Freude. Er freut sich über seine Werke (s.o.), über sein Heiligtum (1.Chr 16,27), über sein Volk, über seinen Sohn (Mt 3,17) und über jeden Einzelnen. Lesen Sie die umwerfenden Sätze in Jes 62,5 und Zeph 3,17!
Vor Gott ist "Freude die Fülle" (Ps 16,11). Er ist voll Freude, wenn ein Mensch heimfindet zu ihm:
Lk 15 ist das Kapitel über die Freude Gottes (V. 5-8.10.23.24). Gottes Ziel mit uns ist, dass wir "eingehen in die Freude unseres Herrn" (Mt 25,11).

Wenn Gott mich ansieht, strahlt er mich an - nicht weil ich bin, wie ich bin, sondern weil ich durch Jesus werden kann, wie er will! - und sagt: "Ich freue mich, dich zu sehen!" Bei ihm ist dieser Satz keine Floskel, sondern immer ehrlich und echt!

2. Gott schenkt Freude

Das griechische Wort für Freude (=chara) hängt eng zusammen mit Gnade (=charis). Unsere Freude ist also die Antwort auf Gottes Gnadenhandeln (vgl. Apg 11, 22+23).
Nicht über unsere "geistlichen Taten" sollen wir uns freuen, sondern dass unsere Namen bei Gott aufgeschrieben sind (Lk 10,19+20).
Alle echte Freude, die es in und unter uns gibt, ist deshalb Freude, die Gott uns schenkt (2. Chr 20, 27; Esra 6,20; Neh. 12,43 - in einem Vers 4 mal Freude). Deshalb ist diese Freude dauerhaft und "vollkommen" (Joh 15,11; 16,24.
Jesus selbst ist Gottes größtes Freudengeschenk. Das wird im AT versprochen (Jes 9,2: 5 mal Freude!), geht weiter bei seiner Geburt (Lk 2,10: "große Freude" für alle; Mt 2,10:"hoch erfreut") und endet bei seiner Auferstehung (Mt 28,8: "mit Furcht und großer Freude") und Himmelfahrt (Lk 24,52: "mit großer Freude").
Vgl. dazu: Aidlinger Bibellesezettel, IV/1990, S. 157 ff: Die Mega-Freude gegen die Mega-Furcht.

Wer Jesus, dem Botschafter der Freude, begegnet ist, wird selbst zum Freudenboten (Apg 8,8; 15,3). Missionieren ist also ein "Legen von Freudenspuren"!

3. Freude und Heiliger Geist (Pfingsten)

Weil echte Freude geschenkte Freude ist - sie kommt "von außen" in uns hinein, wird sie auch als Frucht des Heiligen Geistes aufgezählt (Gal 5,22).
An einigen Stellen wird Freude in einem Atemzug mit dem Heiligen Geist genannt, z.B. Lk 10,21 (Jesus); Apg 13,52 (Christen in Antiochia); Rö 14,17 (Reich Gottes).

Zum Weiterdenken:
Ist "Freude im Herrn" und "Freude im Heiligen Geist" dasselbe?
Warum zitiert Petrus in seiner Pfingstpredigt ausgerechnet die Freuden-Worte aus Psalm 16, 8-11(s. Apg 2,25-28)?

4. Leben in der Freude

  • "Welch Glück ist's, erlöst zu sein...!"
  • Die Wende zur Freude:
    Ps 30,6; Ps 126,1.2.5.6; Jes 35,10 (!)
    Wenn man Zorn, Nacht, Tränen, Schmerz, Seufzen durchlitten hat und dann zur Freude durchbricht, wird Jes 61,10 wahr!
  • Freude an Gott und an Jesus
    Wenn wir Gott/Jesus ansehen, wächst in uns Freude.
    Ps 16,8+9; Ps 17,15; Ps 34,6 (!); Joh 20,20.
    Stille Zeit = Jesus ansehen.
    Freude am Wort und an den Geboten Gottes
    Ps 119, u.a. V. 47.162; Jer 15,16
    Spürt man das bei uns?
    Entdecken Sie bei sich ein inneres "Wohlgefühl der Freude" (äußerlich etwa vergleichbar wie nach einem Vollbad!), wenn Sie ein "Wasserbad im Wort" (Eph 5,26) genommen haben?
  • Lebensfreude - wir feiern das Leben
    "Die Freude am Herrn ist eure Stärke" (Neh 8,10) steht im Zusammenhang mit festen und feiern, essen und trinken - und zwar das Beste! So auch in 5.Mo 16,15; Esra 6,22; Neh 12,43.
    Von solcher natürlicher Freude ist auch die Rede in Ps 45,14-16; Jes 62,5 (Hochzeit), in Spr 15,13+15; 17,22 (ein fröhliches Herz hat positive psychosomatische Auswirkungen!) und auch bei Jesus, der Feste mitfeierte (Joh 2,1-11 in Verbindung mit Lk 5,34) und Gleichnisse über Feste erzählte (Mt 25 und 22).
    Interessant sind die realistisch-kritischen Äußerungen beim Prediger: Trauern ist "besser" als Freuen! (7,2-4). Auch die Lebensfreuden sind "Haschen nach Wind" (2,10+11).
    Wer findet - vor allem im AT - weitere Geschichten und Bibelstellen, die     Lebensbejahung und Lebensfreude ausdrücken?
    "Trage bei zu anderer Glück, denn die Freude, die wir geben, kehrt ins eigene Herz zurück." Freude gewinnt, wer Freude macht. Erzählen Sie einander Beispiele aus Ihrem Alltag!

Exkurs: Kann man Freude "machen"?

Freude entsteht:

  • wenn wir die vielen Zeichen der Güte Gottes in unserem Leben und jeden Tag entdecken und dafür danken.
  • wenn wir (Freuden-)Psalmen und Lieder lesen und singen, allein und mit anderen: "Nun singet und seid froh..."
  • wenn wir nicht allein bleiben, sondern andere Christen (auf)suchen: Geteilte Freude ist doppelte Freude; geteiltes Leid ist halbes Leid.

(Nach: Brockhaus. Biblisches Wörterbuch, S. 117)

Mit Freuden Gott dienen
Ps 100,1 fordert die Gemeinde auf: "Dienet dem Herrn mit Freuden!" Das geschieht bei den Jüngern (Lk 10,17) und in der Urgemeinde (Apg 2,46).
Wenn geistliche Frucht "geerntet" werden kann, ist dies Grund zur Freude: Ps. 126; Joh 4,36-38; Gal 6,9.
Sogar die tägliche Arbeit kann und soll Freude machen: Pred 3,13.22!
Tue ich Gottes Willen gern (Ps. 40,9)? Diene ich ihm gern?

5. Freude, auch im Leid - die "Trotzdem-Freude"

Wir kennen bewegende Lebenszeugnisse von heute und früher, wo Menschen in schwer(st)en Lebenssituationen von einer einzigartigen tiefen Freude erfüllt sind. Begegnungen mit solchen Menschen können tief beeindrucken.
Vgl. W. u. B. Scheffbuch, Den Kummer sich vom Herzen singen (Hänssler-Verlag)
W. u. B. Scheffbuch, Mit Freuden ernten (Hänssler-Verlag)
Auch die Bibel spricht über den Zusammenhang von Leiden und Freude: Hab 3,17+18; Apg 5,41; 16,25 (vgl. Hiob 35,9+10); 2.Kor 7,4b; Kol 1,24; 1.Petr 4,12+13.

6. Wer Hoffnung hat, hat Grund zur Freude

Jer 31,13; Joh 16,20-22; 1.Petr 1,8+9; Hebr 10,34
Die geistlichen Lieder ("Negro spirituals") der nordamerikanischen schwarzen Sklaven (Ende 19. Jh.) sind voll von Freude, auch wenn diese nichts zu lachen hatten. Aber sie hatten eine Hoffnung ("Swing low, sweet chariot").
Die große Hoffnung auf Gottes Zukunft setzen wir um in kleine, alltägliche Hoffnungs-Münzen, indem wir immer wieder Termine planen, auf die wir uns freuen: eine besondere Veranstaltung, die uns gut tut; ein Besuch, den wir schon lange gerne gemacht hätten; ein Familienfest; eine Freizeit; eine stille Stunde, die wir uns nehmen; wir tun etwas, was uns in der Seele gut tut: "Die Seele nährt sich von dem, worüber sie sich freut".

Erfahrungen mit Freude

Zum Pfingstfest werden wir uns in unseren Gemeinschaftsstunden mit dem Grundwort Freude beschäftigen. Wir wollten sehen, wie konkret dieses Wort im Alltag und ihm Glauben bei unseren Schwestern und Brüdern wirkt und hatten deshalb im Gemeinschaftsblatt 2/00 dazu eine Umfrage gestartet. Herzlichen Dank für alle Einsendungen. Einige Beiträge wurden zum Teil etwas gekürzt, nicht alles konnte berücksichtigt werden.

Genau vor einem Jahr befasste ich mich abends mit dem Lied: “Lass mich dein sein und bleiben”. Ich las es betend und dachte: Schade, dass dieses Lied nur einen Vers hat. Spontan kam mir der Gedanke, noch Verse dazu zu schreiben. Dies beschäftigte mich den ganzen Abend. Der Herr schenkte mir den zweiten Vers. Ich musste ihn schnell aufschreiben. Am nächsten Morgen, als ich erwachte, war sofort das Lied wieder da, und noch im Bett schenkte mir der Herr zwei weitere Verse, so dass ich schnell aufstehen musste, um sie aufzuschreiben. Ich wurde dabei von einer regelrechten Freude überschüttet. Ich bin kein Dichter, sondern bin ein alter Mann von nahezu 87 Jahren. Ich kann nur staunen, dass Gott so etwas an einem so alten Menschen tut. Aber die Freude am Herrn ist umso größer. Diese Freude läßt sich nicht mit Worten beschreiben, sie kann nur erlebt werden und ist ein Gnadengeschenk. Freude in Gott bedeutet für mich: eine enge Verbundenheit mit ihm.
Friedrich Hammann, Obersontheim

1. Lass mich dein sein und bleiben,
du treuer Gott und Herr,
von dir lass mich nichts treiben,
halt mich bei deiner Lehr.
Herr, lass mich nur nicht wanken,
gib mir Beständigkeit;
dafür will ich dir danken
in alle Ewigkeit.

2. An dich will ich mich klammern,
an meinen Herrn und Gott;
führ mich in deinen Wegen,
aus aller Angst und Not.
Zu dir lass mich aufschwingen,
gib mir die Kraft dazu;
dafür will ich dich preisen,
du treuer Herr, mein Gott.

3. Im Himmel angekommen,
an diesem heil’gen Ort,
darf ich dich immer schauen,
dich, meinen großen Gott.
Bei dir darf ich nun bleiben
in alle Ewigkeit
und deinem Namen dienen
dort in der Herrlichkeit.

4. Dort bei der Engel Scharen,
im Himmel hoch und heer,
find ich auch meine Lieben,
die ich hier liebte sehr.
Mit ihnen darf ich leben
in Gottes neuer Welt;
mit ihnen darf ich loben
den Herren aller Welt.

Strophe 1: Nikolaus Selnecker
Strophen 2-4: Friedrich Hammann, Obersontheim


Hans Schreck aus Wolfschlugen verfasste extra ein Gedicht:
In dem Buch der Bücher steht,
im alten Teil sowie im neuen,
dass Gott es stets über alles geht,
die Menschen zu erfreuen.
Das hab persönlich ich erfahren,
auch in fast fünf Gefangenschafts-Jahren.
Und nun mein täglich Glaubensthema ist,
dass “die Freude am Herrn unsere Stärke” ist.
Jawohl, die Freude ein biblisch Grundwort ist,
wer das nicht weiß, der ist kein Christ.

Karl Reyher aus Heidenheim teilte uns mit, wie sehr er sich über die Bergpredigt (Mt 5) in der Guten Nachricht freute, weil es dort Freude-Preisungen gibt.

Ich durfte das Wort aus Ps 91,11+12 vor zwei Jahren im Alter von fast 85 Jahren persönlich erfahren, als ich beim Rasenmähen über eine 1,5 Meter hohe Mauer rückwärts hinunter auf ein Pflaster stürzte. Es wurde mir dabei kein Haar gekrümmt. Ich konnte aufstehen und meine Arbeit fortsetzen, ohne dass mir irgend etwas weh tat oder ich mich verletzt hätte. Dazu bin ich Prothesenträger an Knie und Hüfte. Es ist gar nicht auszudenken, was mir da hätte alles geschehen können. Grund zur Freude und zum Dank, in Gottes Händen geborgen zu sein.
FREUDE in Gott ist, Gott persönlich zu erleben. FREUDE in Gott bedeutet für mich, dass er sich zu mir bekennt und zu mir steht. FREUDE ist ein Geschenk.
Friedrich Hammann, Obersontheim

Thilde Stetter aus Memmingen hat uns drei Erlebnisse zukommen lassen:
Am 30.3.99 hatte ich einen schweren Verkehrsunfall. Ich war mit dem Fahrrad unterwegs zu einem Dienst im Pflegeheim, auf dem Radweg. Ein LKW hat mich übersehen und angefahren. Bewusstlos und mit vielen Brüchen und Verletzungen wurde ich ins Klinikum gebracht. Total hilflos und unter großen Schmerzen durfte ich die Nähe Jesu wunderbar erfahren. Ein tiefer Friede, ja Freude erfüllte mich mit der Gewissheit: Du bist geborgen in Jesus Christus, sein Eigentum im Leben und Tod. Nichts kann dich von ihm trennen. Er trägt dich durch. Worte der Freude erquickten mich: Ps 35,9; Ps 119,162; Jes 61,10; Neh 8,10.
Trotz starker Schmerzen fuhr ich im Frühjahr oft mit dem Rollstuhl ein Stück hinaus in Gottes Natur, möglichst an ein ruhiges Plätzchen. Dort habe ich mich an der Sonne oder den Wolken gefreut, einem blühenden Busch oder Baum, den munteren Meisen, einem klopfenden Specht, den satten gelben Dotterblumen am Bach, einem Schmetterling und den vielen Blumen in der Wiese! Dabei wurde mein Herz weit, voll Freude, Lob und Dank über Gottes Größe und Güte und über seine mächtige Liebe, die er uns in Jesus Christus geoffenbart hat, durch sein Leiden und Sterben an unserer Statt. Da sah ich in Gottes liebevolles Vaterherz, und das brachte mich zum freudigen Singen vieler Lieder: Geh aus, mein Herz, und suche Freud; Welch Glück ist’s, erlöst zu sein, Herr, durch dein Blut; Ich habe Freude in meinem Herzen; Jesu, meine Freude.
Eine blinde, über 80-jährige Frau, die von ihrer Tochter versorgt wird, doch wenig Ansprache hat, freut sich sehr über meinen Besuch. Sie empfängt mich oft mit den Worten: Das freut mich aber, dass Du wieder kommst. Mit Dir kann ich alles bereden, was mir im Kopf rumgeht. Und dass Du mir aus Gottes Wort immer Antwort gibst und wir miteinander die schönen Choräle und Glaubenslieder singen und beten, das ist einfach eine ganz große Freude für mich!

Als mein Mann noch lebte, wanderten wir gerne miteinander. Im letzten Frühjahr (nach dem Tod meines Mannes), zur Zeit der Kirschblüte, bin ich eines Morgens auf den Ortenauer Weinpfad losmarschiert. In Waldulm begegnete mir eine Frau. “Das ist doch nicht schön, allein zu wandern”, sagte sie. Fröhlich antwortete ich ihr: “Ich bin nicht allein, Gott ist bei mir und Jesus. Er hat doch gesagt: ‘Ich bin bei euch alle Tage’, und ich freue mich an den Blüten, Blumen und Vögeln, an Gottes wunderbarer Schöpfung.“ „Ja, da haben Sie eigentlich recht”, erwiderte die Frau nachdenklich. Trotz der Trauer um meinen Mann habe ich viel Grund, mich zu freuen, Gott zu danken und Ihn zu loben.
Inge Rothfuß, Baiersbronn

Martin Kuhn, Reutlingen