Markus 3,20-35

Jesus wehrt sich gegen seine Gegner und seine Familie

Nachdem die Pharisäer und die Leute des Herodes den Entschluss gefasst haben, Jesus zu töten, wenden sich nun auch die eigene Familie und die Schriftgelehrten gegen Jesus. Trotz dieser schmerzlichen Ablehnung geht Jesus ruhig und gefasst seinen (Leidens-) Weg, ohne mit gleicher Münze heimzuzahlen. Er erklärt rational und einleuchtend, dass die Anklage der Schriftgelehrten nicht stimmen kann, und warnt seine Gegner seelsorgerlich vor der Sünde gegen den Heiligen Geist. Aber Jesus grenzt sich nicht nur ab, sondern stellt sich zu all denen, die Gott gehorsam sein wollen.

Der Plan der Familie
Der Zustrom der Menschen ist ungebrochen. Auch die Familie hört von Jesu Wirken. Wie Joh 2,3 und Joh 7,3f zeigen, zweifeln sie nicht an Jesu messianischem Anspruch. Aber sie haben wahrscheinlich von den Plänen gehört, Jesus umzubringen. Um ihn vor Strafverfolgung zu schützen, schmieden sie den Plan, Jesus für unzurechnungsfähig zu erklären und ihn „mit Gewalt“ heimzuholen. In Vers 21 ist von „Angehörigen“ die Rede.
Zur engsten Familie gehörten neben Maria, der Mutter, die vier (Stief-) Brüder Jakobus (der sogenannte „Herrenbruder“, Leiter der Jerusalemer Urgemeinde und Verfasser des Jakobusbriefes), Joses, Judas und Simon und eine nicht genannte Anzahl von Schwestern (Mk 6,3). Vom Vater ist nicht die Rede, da er wahrscheinlich bereits verstorben war. Gemeinsam machen sie sich von Nazareth nach Kapernaum auf, um Jesus zu überreden oder mit Gewalt dazu zu bringen, heimzukehren. Es zeigt sich hier also eine tiefe Kluft zwischen Jesus und seiner Familie. Anstatt ihn zu unterstützen, stellen sie sich ihm in den Weg.

Ein ungeheurer Vorwurf der Schriftgelehrten
Aus Mt 12 und Lk 11 wird deutlich, dass sich die Menschen nach einer Dämonenaustreibung überlegen, ob Jesus der Messias ist. Nun aber erheben die von Jerusalem zur Überwachung Jesu gekommenen Schriftgelehrten Anklage: Jesus ist besessen. Er hat den Obersten der Dämonen (Beelzebub = Satan) in sich. Nur deshalb kann er Dämonen austreiben. (Nebenbei: Für Freund und Feind war also klar, dass Jesus Dämonen ausgetrieben hat!) Jesus sucht das Gespräch und argumentiert in drei Gleichnissen.

1. Zunächst benutzt Jesus das Gleichnis vom Untergang eines zerstrittenen Reiches. Die Juden hatten selber erlebt, wie die Streitereien der Makkabäer zum Untergang Israels und zur Besetzung durch die Römer geführt haben. Für Jesus ist Satan der Oberste der Dämonen, dem alle anderen Dämonen dienen müssen. Satan hält sein eigenes Reich zusammen.

2. Mit dem Gleichnis vom uneinigen Haus sagt Jesus: Ich kann nicht durch die Kraft Satans den Dämon ausgetrieben haben.

3. In Vers 27 greift Jesus auf ein weiteres Bild zurück, um nun deutlich zu machen, dass er gegen Satan kämpft. Jesus bezeichnet ihn als „Starken“. Jesus nimmt ihn ernst. Aber er weiß, dass er in der Kraft Gottes stärker ist und den Hausrat des Stärkeren (= gebundene Menschen) rauben kann. Das tut Jesus auch heute. Als Messias und Gottesknecht ist er mächtig genug, süchtige, gebundene und okkult belastete Menschen zu befreien (Jes 49,24; 53,12).

Die Sünde wider den Heiligen Geist
Jesus wirbt mit seinen Argumenten um die Schriftgelehrten, und er warnt sie vor der Sünde, die nicht vergeben werden kann. Wer trotz besseren Wissens dauerhaft behauptet, dass Jesus vom Teufel besessen ist, begeht diese unvergebbare Sünde. „An dieser Stelle wird deutlich, dass es tatsächlich auch eine unvergebbare Sünde gibt. Aber Letztere liegt nur dann vor, wenn vom Heiligen Geist überzeugte Menschen willentlich und gegen die geistgeschenkte Wahrheit den Heiligen Geist lästern. Das heißt, sie liegt praktisch dann vor, wenn es zu einem gewollten Abfall von der Wahrheit des Glaubens kommt.“ (Landesbischof Gerhard Maier)

Jesus und seine Familie
Während Jesus in einem vollen Haus lehrt, kommt seine Familie und will ihn sprechen. Doch Jesus gibt eine bemerkenswerte Antwort. Mit Blick auf seine Jünger, die um ihn sitzen, sagt er: „Das sind meine Brüder“. Mit diesen Worten gründet Jesus eine „geistliche Familie“, zu der bis heute alle Gläubigen gehören. Gleichzeitig vertieft sich dadurch die Kluft zu seiner leiblichen Familie. Dennoch ist sie Jesus wichtig. Noch am Kreuz sorgt er für seine Mutter. Als Auferstandener begegnet er seinem Bruder Jakobus. Nach Ostern findet die Familie Jesu dann im geistlichen Sinn zum Glauben an ihn. Die Liebe zur eigenen Familie ist Jesus also wichtig. Aber es gibt etwas Wichtigeres: nämlich die Liebe zu Gott.

Fragen zum Gespräch:
· Unterstützen oder bremsen wir unsere Angehörigen in ihrem Glaubensleben?
· Gibt es noch Bindungen, die uns gefangen nehmen? Bindungen, die wir noch nicht von Jesus haben durchtrennen lassen?
· Wie entlasten wir einen Mitchristen, der Angst davor hat, die Sünde wider den Heiligen Geist begangen zu haben?
· Halten wir an unseren geistlichen Brüdern und Schwestern fest? Sind wir eins und versöhnt mit ihnen?

Pfarrer Jörg Hahn

Impulse zur Veranschaulichung für Kinder und Erwachsene:
Ein Mensch aus Kapernaum erzählt unter persönlicher Betroffenheit die Geschichte mit dem Schwerpunkt „Wer gehört zu Gottes Familie? – Ich möchte auch dazugehören!“