https://www.youtube.com/watch?v=Jbhxcg_ty1Q

Die Kirchweihmontagskonferenz
https://www.youtube.com/watch?v=Ym8wa9QnAaM

Die Konferenzen in Hülben
https://www.youtube.com/watch?v=6OkQreLkr1E

Das Besondere an den Konferenzen
https://www.youtube.com/watch?v=xvDcA7-u7io

Die Monatskonferenzen in Hülben

Autor: Ulrich Scheffbuch, Stuttgart
Lesedauer: ca. 8-10 Min.

Die Konferenzen an Kirchweihmontag und Silvester

Der 16.10.2017 in Hülben. Es ist Kirchweihmontag. Der Montag nach dem dritten Sonntag im Oktober. Kurz vor 1 Uhr nachmittags rufen die Kirchenglocken. Und viele, einige Hunderte, sind ins bekannte Alb-Dorf gekommen. Die Bänke voll, die Stimmung gut, die Spannung groß. Was ist hier los? Eine gefüllte Kirche – an einem Werktag um 13 Uhr? Eventmanager würden sagen: „Dieser Wochentag, diese Tageszeit – unmöglich!“ Es ist aber möglich, denn unwiderstehlich der Ruf: „Auf nach Hülben!“ 

Kleines Landestreffen

Was ist so anziehend an Hülben? Schon dies: die frische Luft auf der weiten Alb-Höhe. Und die große, lichte Christus-Kirche. Anziehend auch: die Konferenz als kleines Landestreffen. Die Vielen aus der Nähe und Ferne freuen sich, einander wiederzusehen: Bad Uracher, Böhringer, Dettinger, Dottinger, Gächinger, Kappishäuser, Kohlberger, Lonsinger, Metzinger, Neuhäuser, Riedericher, Upfinger, Würtinger, … „Festpilger“ von der Alb und Vor-Alb, von den Fildern, aus der Ulmer Gegend und dem Unterland, … 

Leidenschaftliche Lieder

Was ist so anziehend? Die leidenschaftlichen Gemeindegesänge von Margarete Kullen an der brausenden Orgel begleitet. Lieder, die nachklingen. Vom letzten Treffen habe ich noch im Ohr: „Treuer Heiland, wir sind hier … Deines Wortes stille Kraft, sie, die neue Menschen schafft, bilde Herz und Sitte …“ Anziehend auch: Chöre, die mitwirken, mal die mitreißende Bernhäuser Männerformation „The White Gospel Voices“, mal der herzerfrischende Hülbener Kirchenchor, mal andere musikalische Überraschungsgäste. 

Ohne Spickzettel

Seit rund 200 Jahren gibt es diese Konferenzen. Das Kirchweihfest war damals eine etwas wilde Dorfparty geworden, bei der die Jugend leicht „abstürzte“. Der Hülbener Schulmeister jener Zeit, Jakob Friedrich Kullen, stimmte nicht mit ein in den Chor derer, die sich darüber empörten. Sondern konstruktiv bot er den jungen Menschen ein Alternativprogramm: er lud sie – an den gedeckten Tisch – ein zu Bibelerzählungen und Austausch; und erstaunlich: das Programm zog und wurde ein immer stärkerer Magnet, weit über die Ortsgrenze hinaus. Immer mehr und auch ältere Menschen kamen in den folgenden Jahrzehnten. Der Enkelsohn des Gründers, Johannes Kullen, erfand die Hausaufgabe fürs jeweils nächste Jahr, einen ausgewählten Psalm samt Lied auswendig zu lernen. Bis heute bewährt sich diese lebendige Tradition, und jedes Jahr neu singen die Teilnehmer das „Lernlied“ und beten den „Lernpsalm“, viele ohne Spickzettel. Im Reformationsjahr 2017 konnte der Lernpsalm kein anderer als der 46. sein: „Gott ist unsre Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben. Darum fürchten wir uns nicht …“ 

Zeitloser „Brüdertisch“

Was ist so anziehend? Die Auslegung am „Brüdertisch“! Sie ist kein Relikt der Vergangenheit, sondern eine zeitlose, weil besonders basisnahe Form der Verkündigung. Hier wird das Priestertum aller Gläubigen sichtbar. Zeugenstimmen von Älteren und Jüngeren, Männern und Frauen sind zu hören. Ingenieure, Unternehmer, Lehrer, Gemeinschaftsprediger, Pfarrerinnen und Pfarrer ergreifen das Wort. Diese Vielfalt kann man auch bei der „Team-Aufstellung“ des Kirchweihmontag 2017 erahnen: Gregor Eisenlohr (Hülben), Theo Eißler (Kusterdingen), Tobias Herwig (Korntal), Frank Jutz (Gerlingen), Kurt Jürgen Kalb (Bernhausen), Martin Kuhn (Reutlingen), Bernhard Elser (Waiblingen), Bärbel Hartmann (Bad Urach), Ralph Hermann (Hülben), Michael Karwounopoulos (Bad Urach), Steffen Kern (Stuttgart), Albrecht Rothfuß (Metzingen) und Maike Sachs (Sankt Johann).

Aus dem ganzen Umland strömen zweimal im Jahr die Menschen nach Hülben

Keine Langeweile

90 Minuten vergehen fast wie im Nu, weil keiner der Redner länger als drei Minuten spricht und weil alle etwas Eigenes, Originelles, biblisch Erhellendes, persönlich Erlebtes, geistlich Tiefgehendes zum Psalm zu sagen vermögen. Gottes Wort ins Leben gesprochen! Ein erfahrener Pietist sagte einmal, es müsse so sein, dass der Besucher nicht während der jeweiligen Rede fragt: „Wann ist endlich Schluss?“, sondern danach sagt: „Schade, schon vorbei!“ So geht’s Hörern in Hülben nicht selten. 

Warmherzige Gastfreundschaft

Nach der Kirchweihmontagstunde genießen alle noch die Begegnungen bei Kaffee und dem einzigartigen Konferenzbrot. Ein Hauch von Jerusalemer Wallfahrtsfest. Ja, man könnte sagen: Hülben „ist gebaut als eine Stadt, in der man zusammenkommen“ und einander auch an gedeckten Tischen begegnen soll. Das alles ist nur möglich durch die warmherzige Gastfreundschaft der örtlichen Kirchengemeinde, die all ihre Räume zur Verfügung stellt, und durch den Einsatz des großen Vorbereitungsteams um Prof. Dr. Siegfried und Kirsi Kullen, die Hauseltern des Alten Schulhauses und Verantwortlichen der örtlichen Gemeinschaftsstunde.

Auch Silvester

Vor lauter Begeisterung vergesse ich beinahe, dass es ja nicht nur am Kirchweihmontag, sondern immer auch am 31. Dezember ebenso herzlich und anziehend heißt: „Auf nach Hülben!“ Trotz der Weihnachtsferien kommen auch zur Silvesterstunde so erfreulich viele Leute aus den Gemeinschaften und darüber hinaus und machen aus dem Altjahrabend einen Hoffnungsstart ins neue Jahr. Auf der Rednerliste 2017 standen (und Sie sehen daran: wie in den Kirchenbänken, so sollen auch am Mikrofon immer sowohl altvertraute als auch noch unbekannte Gesichter zu sehen sein): Alfred Bühner, Gregor Eisenlohr, Eberhard Föll, Schwester Dorothee Grupp, Andreas Lutz, Erdmann Scheffbuch, Ulrich Traub, Dr. Clemens Hägele, Ralph Hermann, Steffen Kern und Albrecht Rothfuß. 

Willkommen 2018!

Die Hülbener Konferenzen: kostbare Jahreshöhepunkte. So soll es bleiben. Liebe Ältere, liebe Jüngere, kommen Sie, kommt weiterhin – oder erstmals! Auf nach Hülben, auch in 2018! Herzliche Einladung zur Kirchweihmontagstunde am Montag, 22. Oktober 2018 (Lernpsalm: 27; Lernlied: GL 640,1-4 „Morgenglanz der Ewigkeit“) und zur Silvesterstunde am Montag, 31. Dezember 2018, jeweils um 13 Uhr, Evangelische Kirche.

Ulrich Scheffbuch ist Pfarrer an der Ludwig-Hofacker-Gemeinde in Stuttgart und leitet seit 2015 die beiden Konferenzen an Kirchweihmontag und Silvester


Was uns die Konferenzen bedeuten.

Jedes Jahr an Kirchweihmontag (3. Montag im Oktober) und Silvester strömen mehrere hundert Menschen nach Hülben und erleben dort die Hülbener Konferenz. Im Mittelpunkt steht ein Psalm, zu dem gut ein Dutzend Personen prägnant ihre Gedanken weitergeben. Und wer meint, dass das langatmig ist, hat die Konferenz in Hülben noch nie erlebt. Für viele sind die beiden Konferenzen ein wertvoller Bestandteil im Jahreslauf geworden. Warum das so ist, erzählen sie am besten selber.

Autor: Albrecht Rothfuß, Metzingen
Lesedauer: ca. 2-3 Min.

Für die meisten in unserem Bezirk ist klar, am letzten Samstag im Monat um 13.00 Uhr ist Konferenz in Hülben. Früher eine ungeschickte Zeit, weil man am Samstagvormittag schauen musste, wie man mit der Arbeit fertig wird, aber man konnte anschließend noch im Garten weiterarbeiten. Heute ist die Zeit für die jüngere Generation ideal nach dem Brunchen.

Mittelpunkt ist die Auslegung des morgigen Sonntagstextes. Viele haben sich schon intensiv mit dem Text beschäftigt. Wer kommt, muss damit rechnen, dass er an den Brüdertisch zu einer kurzen Auslegung des Textes gerufen wird. Und wer das „Glück“ hat, in der Reihe zu sitzen, hört intensiv zu und passt auf, vielleicht wird er trotzdem um einen Beitrag gebeten. 

Jeder sagt, was ihm wichtig wurde beim Text. Es muss keine Auslegung sein, sondern auch ein Erlebnis, ein Liedzitat, ein geschichtlicher Hinweis, oder ein Beitrag aus einem Kalenderzettel gehören zu einem Blumenstrauß der Auslegung, aus der man manche Blüte für die eigenen Stunden mitnimmt.

Wir üben uns kurz zu fassen, damit die Vielseitigkeit vom Wort Gottes sichtbar wird. Keiner will den andern übertrumpfen, besondere Erkenntnisse spielen keine Rolle, sondern das Wort Gottes ist lebendig und so halten wir verschiedene Standpunkte aus.

Bei anschließendem Kaffee geschieht der persönliche Austausch, gegenseitige Seelsorge, Anteilnahme und Glaubensstärkung, bevor jeder an seine Arbeit des Nachmittages geht.

Die großen Konferenzen an Kirchweihmontag und Silvester sind ähnlich, aber noch schöner, weil man aus dem ganzen Verband und darüber hinaus Geschwister trifft.

Albrecht Rothfuß arbeitet als Gemeinschaftsreferent bei den Apis