Kein Leben im Katzenjammer!

Liebe Apis, liebe Freunde im Ländle und darüber hinaus!

Wusstet Ihr, dass die beliebtesten Bilder im Internet die Katzenbilder sind? Wir fühlen uns verstanden, wenn die Katzen durch unser Leben streunen. Kinder mögen sie, und Erwachsene ebenso. In Altenheimen liebt man die Alltagstiere, weil sie insbesondere auch dementen Menschen eine ganz eigene Lebensfreude schenken. Einige Hospize fördern die Möglichkeit, die eigene Katze mitzubringen. Vierbeiner als Wegbegleiter auf den letzten Metern.

Bei unserem Kater Abraham (leider schon lange verstorben) habe ich noch eine weitere Eigenschaft in Erinnerung behalten: Die Katzenstarre. Wenn man die Tiere am Genick packt (was man nicht soll, wie ich heute weiß), schlägt der Urinstinkt des kleinen Kätzchens an. Die erwachsene Katze erstarrt am ganzen Körper. Ein Ausdruck völliger Untergebenheit und Hingabe. Packt ein Feind die Katze am Kragen, könnte die Schockstarre sogar zum Lebensretter werden. Der Beutefeind könnte meinen, dass die Katze eigentlich mausetot ist, und lässt von der Katze ab.

Ohnmacht?

In den letzten Wochen überkam mich immer wieder ein Gefühl der Ohnmacht, das Gefühl, nichts mehr beitragen zu können. Bei den Apis schlitterten wir auf eine fulminante Finanzkrise zu (erste hoffnungsvolle Zahlen auf Seite 13), über Israel und den Nahen Osten kann man gemeinsam mit Jesus nur Trauertränen weinen, die aktuelle Studie über die sexualisierte Gewalt innerhalb der EKD lässt einem das Blut in den Adern gefrieren. Am Kragen gepackt hat mich allerdings die Tatsache, dass radikalgesinnte Parteigänger allen Ernstes das Wort „Remigration“ wieder hoffähig gemacht haben. Es muss für sie ein Erfolg sein, dass es überhaupt diskutiert werden muss. Was für eine Sünde!

Hoffnung für die Welt!

Was tun? Kater Abraham imitieren und in Schockstarre verfallen? Es ist gut, dass viele auf die Straße gehen! Es braucht eine breite Koalition, um diesem Irrsinn zu begegnen. Was heißt das jedoch für uns Christen, für uns Jesusnachfolger? Das Kreuz Jesu ist der Inbegriff von Versöhnung und Erlösung. Wir erkennen in Jesus den Brennpunkt der Liebe Gottes. Wer von Jesus redet, kann und darf populistische Parolen und Programme gegen Minderheiten nicht zulassen, auch nicht durch Verharmlosung der Tatsachen. Das gilt auch für die betroffenen Personen sexualisierter Gewalt. Die Kleinsten, die Ältesten sowie die Fremden sind die Schwächsten. Es war von Beginn an das Ansinnen des Pietismus, dass wir nicht in den Häusern sitzen bleiben, sondern auf den Straßen nicht zuerst den Protest besingen, sondern die Vernachlässigten aufsuchen und besuchen. Wir sind keine Katzen, sondern Menschen. Wir hoffen nicht auf ein Siebenkatzenleben, sondern feiern das Siegesfest von Ostern. Wir bewegen die Bibel, beheimaten Menschen im Glauben an Jesus und tragen die Hoffnung in die Welt. Egal wie das Großwetterklima ist, wir lassen uns von keinem Katzenwetter lähmen. Denn Jesu Auferstehung hat die Welt aus der Schockstarre geführt!

Euer und Ihr

Matthias Hanßmann

Weitere Beiträge

„Wer hofft, kann handeln“ …

Liebe Apis, liebe Freunde im Ländle und darüber hinaus,

„Wer hofft, kann handeln“ lautet ein kleiner Sammelband mit Predigten des verstorbenen Bundespräsidenten Johannes Rau. In letzter Zeit lese ich jeden Tag immer eine seiner inspirierenden Predigten. Rau ist für mich ein Politiker, der sein Amt als aufrichtiger Christ in großer Menschenfreundlichkeit und mit viel Zuversicht gelebt hat.
Hoffnung ist nicht der Zustand eines Optimisten, der seinen unerfüllten Träumen hinterherjagt. Hoffnung regt weder zu Tagträumen an, noch motiviert sie zur Weltflucht. Unsere Hoffnung als Christen nährt sich aus der Zusage Jesu, immer bei uns zu sein – bis ans Ende der Welt. „Die Welt geht nicht zum Teufel“, fasst es Rau einmal passend zusammen. Nein, diese Welt hat eine andere Zukunft. Mein Eindruck ist allerdings, dass uns die ständigen Hiobsbotschaften nicht in die Arme Gottes, sondern geradezu in die entgegen gesetzter Richtung treiben.

Ein Thema, das uns alle angeht

Ein Beispiel ist für mich die jetzt veröffentlichte „AUF!-Studie“. Es geht um Missbrauch, und auch um konkrete Prävention sexualisierter Gewalt. Die Studie erschüttert. In einer ersten Tiefenbohrung wird einmal mehr deutlich: Keine Kirche, keine Frömmigkeitsrichtung, kein Amtsinhaber christlicher Institutionen ist bei diesem Thema außen vor. Mich erschüttert, dass mitten im Pietismus Sexualität und Gewalt in seiner Symbiose zu unsäglichen Missbrauchsmustern verwoben wurden. Da beruhigt es wenig, dass die Gleichstellungsbeauftragte unserer Landeskirche deutlich daraufhin gewiesen hat, dass bei einer laufenden Studie im Zusammenhang mit der Reformpädagogik ebenfalls dramatische Ergebnisse zu erwarten sind. Das Thema erschüttert uns alle. Alle!
Die Missbrauchsenthüllungen lassen bei vielen Menschen das Fass zum Überlaufen kommen. Sie sprechen der Kirche das allgemeine Deutungsrecht ab, dieser Welt etwas Sinnstiftendes sagen zu können. Wer so handelt, braucht nicht mehr zu predigen. Viele kehren der Kirche den Rücken und treten aus. Schwerer als die äußere, wiegt jedoch die innere Kündigung. Wenn nicht der Kirche als Institution, sondern der Botschaft selbst - also der Jesusbotschaft, der menschgewordene Liebe Gottes – gekündigt wird, dann wird es dramatisch. Es wird still um Jesus. Er steht nicht mehr für Kraft und Hoffnung. Und wir müssen eingestehen: Nicht Christus hat versagt, sondern wir! Ja, es steht schlimm um uns. Zur echten Einsicht gehört daher auch eine unverblümte Aufarbeitung, und Wiedergutmachung – soweit es uns eben möglich ist. Und schließlich bleibt meine Hoffnung: Auf einer echten Buße folgt ein echter Neuanfang. „Weißt du nicht, dass dich die Güte Gottes zur Umkehr leitet?“ (Römer 2,4).
Umkehr hat etwas Aktives. Es geht darum, dass wir die richtige Richtung einschlagen. Aufstehen, aufrichten, losgehen, andere mitnehmen. Es gibt keinen Grund, als Kirche und Gesellschaft den Kopf in den Sand zu stecken. Christus steht für die Missbrauchten, die Opfer und die Sünder. Und aus ihm heraus gilt es, mutig zu handeln. Es muss mit dem Teufel zugehen, wenn wir resigniert sitzen bleiben, und die Welt sich selbst überlassen. „Wir dürfen unseren Kindern nicht vorgaukeln, die Welt sei heil. Aber wir sollten in ihnen die Zuversicht wecken, dass die Welt nicht unheilbar ist.“ (J. Rau). Ach, Geschwister kommt! Lasst uns aufstehen, aufrichten, unsere Möglichkeiten in die Hand nehmen, die uns Jesus geschenkt hat. Und lasst uns diese Hoffnung in die Welt tragen.

Euer und Ihr

Matthias Hanßmann

Eine Kerze auf dem Tisch und etwas zum Knabbern in der Mitte …

Liebe Apis, liebe Freunde im Ländle und darüber hinaus,

es sind frühe Kindheitstage, die mich heute einholen: Meine Eltern laden zu einem ersten geplanten „Familien-rat“ am runden Esszimmertisch ein. An den Inhalt der Gespräche kann ich mich nicht mehr erinnern, aber mein emotionales Gedächtnis ruft etwas ab: Zufriedenheit. Ich werde gehört und ernst genommen. Im Nachhinein erkenne ich, dass meine Eltern uns Kindern etwas Groß-artiges ermöglicht haben: Das frühe Erlernen, sich mit den Anliegen anderer auseinanderzusetzen. Konfliktfähigkeit ist kein Selbstläufer. Nur über das gemeinsame Gespräch erschließen wir uns diese Fähigkeit. Heute denke ich: Was Kinder und Familien können, sollte auch auf der großen Bühne möglich sein.

So oft so anders

Anstatt zusammenzusitzen, wird plakatiert, gepostet und gepoltert. Die beste Kontrollfrage könnte lauten: Würdest Du dies dem anderen bei einer guten Tasse Tee direkt in dieser Weise ins Gesicht sagen? Die Antwort lautet leider nicht selten: „Ich habe keinerlei Bedürfnis, mich mit dem anderen überhaupt an einen Tisch zu setzen.“ Eben – da haben wir das Problem.
Der Tisch ist mehr als ein Symbol für unser Thema. Es ist der ideale Ort, um Klarheit zu schaffen. Am gemeinsamen Tisch löffelt man gemeinsam aus (der gleichen Schüssel). Wir essen gemeinsam und achten darauf, dass alles am Tisch gut verdaulich bleibt. Nicht nur die Liebe geht durch den Magen. Schwerverdauliches liegt bleischwer im Verdauungstrakt. Ein positiver Lerneffekt ist unter anderem: Wer den Mund (zu) voll nimmt, bekommt zwangsweise eine Zuhörpause verordnet.

Tischgemeinschaft

Wie ist das bei Jesus? Er sitzt gerne mit seinen Jüngern und auch mit allseits bekannten Sündern am Tisch. Klärende Gespräche finden am Tisch des Zachäus ebenso statt wie bei Martha und Maria. Nur die ganz Frommen wollen das nicht wahrhaben. Sie setzen sich nicht mit an den Tisch, beäugen selbstherrlich und bleiben die immer Rechthabenden. Ich sitze lieber mit Jesus am Tisch. Du auch? Dann sind wir wohl Sünder. Und Jünger.   

„Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe“ (1Kor 16,14). Das hätte ich mir auch von denen gewünscht, die Bischöfin Annette Kurschus in die Enge getrieben hatten, statt an einen Tisch zu sitzen, zu fragen und zuzuhören. Das Tischgespräch ermöglicht, miteinander statt übereinander zu reden. Hier lernt man das Streiten in Liebe, statt das Rechthaben mit (Seiten-)Hieben. Das alles schließt ein, dass man auch einmal „reinen Tisch machen“ muss. Vielleicht ist es kein Zufall, dass der Tisch der Fluchtpunkt unserer Gottesdiensträume ist: Am „Gaben“-Tisch (bei uns Evangelischen ist es nicht der „Opferaltar“) wird ersichtlich, was Gott uns in seiner Liebe alles auftischt: Bibel, Kreuz und Kerzen. Das bedeutet: Gottes Wort, Jesu Versöhnung und sein Licht der Gegenwart stehen als Gaben zur Verfügung.
Im neuen Jahr wünsche ich Euch viele Möglichkeiten zu allerlei Tischgemeinschaft!

Euer

Euer und Ihr

Matthias Hanßmann

„… es kommt der Herr der Herrlichkeit!“

Liebe Apis, liebe Freunde im Ländle und darüber hinaus!

Vor 2 Monaten durfte ich Vincent (gebürtiger Nigerianer) sonntags in die Gemeindeleitung der Internationalen Gemeinde Schrozberg einsetzen. Dienstags wurde er von der Polizei überraschend abgeführt und abgeschoben. Ihr könnt Euch kaum vorstellen, was das für die Menschen vor Ort bedeutet. Sie hatten alle so viel Hoffnung. Jetzt haben sie nur noch Angst, dass sie die Nächsten sind. Ja - ich sehe das politische Dilemma, die Überforderung unserer Gesellschaft und die damit verbundenen Ängste einer Überfremdung. Und doch keimt in mir der Verdacht auf, dass wir den einzelnen Menschen nicht mehr im Blick haben. Hinter jeder Abschiebung steht eine Lebens- und Leidensgeschichte Es bleibt ein Dilemma – Wer findet heute die richtige politische Lösung?  
Um die Vincents unseres Landes kann man nur weinen, aus der Ferne trösten, für sie beten, dass ihnen ihr Herkunftsland in diesen Tagen zum persönlichen Bethlehem wird.  

Friedefürst

Das erhoffe ich auch für die Christen im Gazastreifen. Weihnachten 2022 wurden dort knapp 1000 Gläubige im abgeriegelten Land gezählt. Vor 12 Monaten gingen sie noch auf die Straße, feierten das Geburtsfest öffentlich und hoffnungsvoll mit christlichen Liedern. Heute heulen die Panzer ihre eigene Weihnachtsmelodie. Ja - wir Christen stehen in diesen Tagen ganz an der Seite Israels! Unsere Identität ist mit dem jüdischen Volk verwoben. Wir wären nicht, wenn Gott dieses Volk nicht erwählt hätte. Gerade an Weihnachten wird unser Blick jedoch auf den gerichtet, der als Erlöser in Bethlehem geboren wurde. Vergessen wir nicht: Jesus wird zuerst in Israel bezeugt (Apg 1,8). Wie aktuell das Prophetenwort des Micha in unsere Zeit hineinspricht, können wir in diesem Heft entdecken. Selbst Weihnachten (Bethlehem) findet hier seinen Platz. Nur kommt Jesus nicht als der „Gernegroß“, sondern zeigt sich schon damals im Heiligen Land als der „Gott Gerneklein“ (Kurt Marti). Man muss ihn (auf-)suchen, dann lässt er sich auch finden. Für mich bleibt dieses Ereignis der Schlüssel für den Nahen Osten, der jedoch politisch nicht ins Schloss passt: Jesus ist es, der Erlöser, der Befreier – der Friedefürst.
Ich bete darum, dass Jesus in die dunkelsten Winkel dieses Krisengebietes hineingeboren wird. Deswegen brauchen die palästinensischen Christen ebenso unser Gebet wie die arabischen Christen im Westjordanland. Vielleicht sind es die messianischen Juden, denen unsere Gebetsunterstützung besonders gelten sollte. Israel nimmt das Messias-Zeugnis mit Sicherheit durch die eigenen Geschwister eher an als durch uns Christen aus aller Welt.
Und wir? Wir lernen einmal mehr, dass Weihnachten mehr ist als ein fröhliches Fest mit besinnlicher Poesie, Krippenspiel und Weihnachtsliedern unterm Christbaum (Das aber bitte auch!). Gott macht sich klein für uns, und mit Weihnachten beginnt sein Leiden für diese geschundene Welt. Machen wir ihm die Türen weit auf.
In diesem Sinne - schöne Weihnachten! 

Euer und Ihr

Matthias Hanßmann

Gerechtigkeit erhöht ein Volk ...

Liebe Apis, liebe Freunde im Ländle und darüber hinaus!

Heute muss ich Euch unbedingt von Johann und Magdalena erzählen. Diese zwei ungleichen Menschen verbindet eine gemeinsame Leidenschaft. Neulich (genauer gesagt 1690) beginnt die Geschichte in Stuttgart. Es bleibt nicht bei dem einen Treffen. Herzogin Magdalena ist inzwischen verwitwet. Sie mag den frommen Johann sehr. In ihm erkennt sie einen Herzensbruder des sich anbahnenden „Alten Pietismus“. Sie brennt für den persönlichen Glauben, und bekommt mit, wie an allen großen Universitätsstädten kleine Hauskreise entstehen, in denen die persönliche Bibellese eingeübt wird. Bibel und Gebet, Musik und Lied: Magdalena erkennt in dem genialen Kirchenmusiker Johann Pachelbel den richtigen Mann für die Umsetzung ihres Anliegens. Pachelbel, der ein regelrechter Popmusiker seiner Tage war (sein „Canon in D-DUR“ steht seit 300 Jahren bis heute regelmäßig auf der Chartliste), willigte ein. Aber es soll anders kommen.

Haltung und Handeln

Der Blick auf Magdalena ruft bei mir Bewunderung hervor. Ihre Frömmigkeit (Gerechtigkeit) bewahrt und „erhöht ihr Volk“. Sie verhindert großen Schaden beim Einfall der Franzosen, und packt beim großen Stadtbrand in Kirchheim a.N. selbst mit an. Sie wird zur Helferin und Lebensretterin. Geprägt von Jesu Liebe, prägt sie ihr Volk. Ja, das Ergehen eines Volkes hat auch etwas mit der Frömmigkeit ihrer Politiker zu tun. Frömmigkeit ist kein Seelenzustand, sondern verändert Haltung und Handeln.
Johann Pachelbel sieht sich allerdings gezwungen, mit seiner Frau und den 7 Kindern Stuttgart schon nach zwei Jahren wieder zu verlassen. Zu sehr fürchtet er die Franzosen. Letztlich landet er wieder in Nürnberg, seinem Geburtsort. Als er auf dem Sterbebett liegt, lässt er die Familie das Lied „Jesu Christ, meins Lebens Licht“ singen.

… doch Sünde ist der Leute Verderben.

Unter der Nummer 219 im Evangelischen Gesangbuch finden wir heute das Lied mit nur drei Strophen. Pachelbel (dessen 300. Geburtstag wir in diesem Jahr feiern) kannte wohl mindestens 7 Strophen oder mehr. Alle Strophen orientieren sich am Leiden Jesu und sind ein Buß- und Dankgebet. Jesu Weg ans Kreuz ermöglicht uns die Gerechtigkeit vor Gott. Ohne Jesus gehen wir ins „Verderben“.
Vielleicht wird dieses Lied an Buß- und Bettag in Eurer Gemeinde gesungen?

Euer

Euer und Ihr
Matthias Hanßmann

Dabeisein ist nicht alles!

Liebe Apis, liebe Freunde im Ländle und darüber hinaus!

Dabeisein – das ist mitunter zu wenig. Wer dabei ist, gehört noch nicht dazu. Machmed spricht noch kein Wort Deutsch und seine Mutter verständigt sich in der Kita „mit Händen und Füßen“ mit den Erzieherinnen. Zugehörigkeit ist mehr als ein Gaststatus. Es ist Heimat. Es braucht den gegenseitigen Willen, sich zu verstehen, sowie Zeit und Liebe.
Die „Anderen“, die uns fremd sind, die sollen nicht nur dabeisein, sondern dazugehören können. Inzwischen erleben wir im ganzen Api-Land, wie das gelingen kann. Die „Homezone“ in Stuttgart und die neu entstandene Internationale Gemeinde „Hope Church Schrozberg“ sind dafür ein gelingendes Beispiel. Menschen vieler Kulturen fühlen sich bei uns zu Hause. Wir leben in Unterschiedlichkeit miteinander, teilen Zeit und Worte, und öffnen die Tür zu einem Glauben an Jesus. Nicht wenige kommen zum Glauben an Christus.
Zusammengehörigkeit geht von einem definierten Rahmen aus. In der Gesellschaft achten wir Christen darauf, dass wir unsere Anliegen zur Sprache bringen und Ergebnisse demokratisch erringen. Das schließt mit ein, dass andere dies auch tun. Es schmeckt uns nicht immer, und manche Entwicklungen ernten auch meinen Widerspruch. Allerdings sollte uns nachdenklich machen, dass immer mehr Menschen der Demokratie kein Vertrauen mehr schenken. Nur in ihr werden Minderheiten gehört, zu denen inzwischen auch wir zählen. Wir sollten sie stärken.

Gottes- und Nächstenliebe im Alltag

Wie steht es um uns, wenn wir uns als Christen organisieren? Wie achten wir auf das Thema der Diversität? Wir sind eben auch Gemeinschaft. Und hier gilt ein anderer Rahmen, den uns der Staat im Zuge der Religionsfreiheit zugesteht. Als Christen gilt die Achtung und somit die Liebe zum Nächsten als das höchste Gebot. Aber es bleibt eben auch als Doppelgebot zu lesen (Mt 22,37-40). Jesus spricht zuerst von der Gottesliebe, dann von der Menschenliebe. Beides gehört untrennbar zusammen. Christen leben ihre Liebe zum Nächsten in Achtung zum Willen Gottes. Und hier gelten die Hausregeln Gottes. Bleiben wir im Beispiel: Kinder muslimischen Glaubens sind in unseren christlichen Kindertagesstätten herzlich willkommen. Wir achten ihre Kultur und ihren Glauben. Und doch geht es hier um die Integration des Einzelnen, nicht darum, sich als christliche Gemeinschaft in Diversität aufzulösen. Wir sind Christen. Wir glauben an den dreieinigen Gott. Das bezeugen und leben wir. Keiner muss mitmachen, um dabei zu sein. Aber der Umkehrschluss ist auch verkehrt: als müsste man plötzlich das Tischgebet weglassen oder die christlichen Feiertage nicht mehr ausgiebig feiern. Zugehörigkeit braucht neben dem Herz auch den Willen und zwar von beiden Seiten. Sonst bleiben wir gerne im Gaststatus, mit allem nötigen Respekt.  

Euer und Ihr
Matthias Hanßmann

Da fehlen mir die Worte ...

Liebe Apis, liebe Freunde im Ländle und darüber hinaus,

wir müssen nicht alles gut finden. Und mitunter ist es richtig, wenn wir klar und deutlich unseren Unmut äußern. So gesehen fand ich die kontroverse Auseinandersetzung mit dem Kirchentag 2023 wichtig. Brennpunkt der Kritik war die Abschlusspredigt von Pastor Quinton Ceasar. Seine Aussage, „Gott ist queer“, brachte für viele das Fass zum Überlaufen. Auch mich haben einige Aussagen traurig gemacht. Denn bei all den wichtigen Impulsen (etwa das Thema Rassismus), wäre es eine unfassbar große Chance gewesen, die Ankläger und Betroffenen gemeinsam unter das Kreuz Jesu zu führen. Es ist der Ort der unverfügbaren Liebe Gottes und der echten Versöhnung. Stattdessen blieb es aus meiner Sicht bei mehr oder weniger politischen Appellen. So viel zur ersten Ehrlichkeit. Und ja, wir dürfen, wir sollen uns darüber auseinandersetzen. Die Art und Weise unserer Jesusbotschaft ist zentral.

Was mich aber wirklich sprachlos macht, ist die Art und Weise, wie anschließend auf Pastor Ceasar reagiert wurde – offensichtlich auch vonseiten frommer Geschwister. Völlig unakzeptabel sind Hass- und Drohbotschaften gegenüber dem aus Südafrika stammenden Pastor aus Wiesmoor. All diese Reaktionen bestätigen letztlich das Kirchenbild, das Pastor Ceasar uns vor Augen malte: Andersdenkende und Anderslebende sind nicht wirklich geliebt. Wir sagen nur, dass wir sie lieben.

Schatz der Barmherzigkeit verloren?

Mich treibt das wirklich um – und es macht mich sprachlos. Kann es sein, dass es einen Lebensstil unter uns Glaubenden gibt, der uns nach und nach den Schatz der Barmherzigkeit raubt? Der uns eher unser Kreuz zu extremen Äußerungen durchdrücken lässt, anstatt das Kreuz der Nächstenliebe zu tragen? Nochmals: Kritik ist nötig (so z. B. in guter Weise durch die ChristusBewegung – Lebendige Gemeinde geschehen). Es darf nicht das Missverständnis entstehen, dass wir alles gut fänden, was in diesen Zeiten gesagt und auch gepredigt wird. Sprachlos macht mich aber der euphorisierte und mitunter tabulose Jubel auf der einen, und der fanatische Abgesang auf der anderen Seite.

Was tun?

Was tun, wenn einem die Worte fehlen? Vielleicht hilft die Methode der alten Väter: In die Bibel schauen und Worte suchen gehen. Und wir werden fündig. Denn an zahllosen Stellen haben es Jesus und die Apostel auch so getan. Sie haben Worte Gottes gesucht und gefunden. Sie haben damit argumentiert (z. B. die Predigt des Petrus in Apg. 3+4), aber viel mehr – sie haben darin Sicherheit und Trost gefunden. Beides.
Von Jesus und den Jüngern möchte ich lernen – nicht nur wenn es gallig wird, sondern auch in tiefster Einsamkeit und aufkommenden Zweifeln. Die Psalmen bieten einen unergründbaren Fundus an Sprachhilfen, die zu Herzen gehen. Denken wir nur an Jesus. Ihm fehlen die Worte. Da greift er mit menschlichem Bedürfnis nach Psalm 22 und Psalm 31: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Und schließlich: „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist.“
Gut, dass Gott unserer Sprachlosigkeit Worte verleiht.

Euer
Matthias Hanßmann

Da will ich auch hin ...

Liebe Apis, liebe Freunde im Ländle und darüber hinaus!

„Oh, da will ich auch hin …“,
sagt neulich meine Tochter Jule-Marei, als sie den Prospekt des SCHÖ-Festivals in den Händen hält. Interessant ist mir, was ihre Sehnsuchtsäußerung auslöst. Es sind weniger die Referenten und Highlights des Festivals, sondern die innere Verknüpfung mit einer Veranstaltung, die es inzwischen nicht mehr gibt: SummerCity. Und dann erzählt sie mir, wie sie mit „Apis“ sofort die tollen SummerCity-Zeiten, aber auch andere Erinnerungen verbindet. Grundpositiv ist sie, wenn es um Apis geht. Das freut natürlich das Herz des Api-Vorsitzenden sehr.

Menschen, Orte, Ereignisse

Ich mache mir Gedanken: Wie stark hängen an meinen Entscheidungen von heute gleichzeitig Erinnerungen von gestern? Es hat etwas mit Menschen, mit Beziehungen zu tun – aber auch mit Orten und Ereignissen. Ein persönliches Beispiel: Ich bin gegenüber „meiner“ Landeskirche grundpositiv. Das irritiert immer wieder engagierte Gemeinschaftsleute. Aber ich bleibe dabei. In dieser Kirche habe ich so viel unfassbar gute Erfahrungen gemacht, dass ich sie nicht aufzählen kann. Insbesondere meine Kindheit und die Jugendzeit, aber auch die Musik und die Möglichkeit überregionaler Erfahrungen haben mich sehr positiv geprägt. Immer sind es auch Menschen. Die Mitarbeitenden der Kirchengemeinde Aidlingen, aber auch Pfarrer Ada, Bube, der als brasilianischer Missionar eine Pfarrstelle in unserer Landeskirche angetreten hatte. Mich hat das geprägt. „So also ist Kirche. Wow!“ Doch verstehen wir uns recht: Ich leide unter manch theologischer Grundentscheidung, unter strukturell notwendigen Zwängen, wie dem Pfarrplan, und unter der missionarischen Leidenschaftslosigkeit an vielen Orten unserer Kirche. Ja – vielleicht wäre jammern angesagt. Aber es ist anders: Ich bin froh gestimmt. Warum eigentlich? Weil ich in dieser Kirche zum Glauben an Jesus gefunden habe, und Menschen mich im Glauben begleitet haben. Ähnliches kann ich auch über die Apis berichten. Sonst wäre ich heute nicht hier. Danke Jesus. Danke Kirche. Danke, Ihr Apis!Was heißt das für heute? Ich wünsche mir, dass wir unbeirrt und hoffnungsvoll Menschen begleiten. Dass sie bei uns Apis ein positives Bild von Christsein erleben und bei uns – ja, bei uns (!) – Jesus kennenlernen, und wir sie prägen können. Dazu braucht es die richtigen Orte und Veranstaltungen. SummerCity war so ein Ort. Für andere ist es das Api-Angebot vor der Haustür. Oder die offene Tür bei Aktion Hoffnungsland. Auch das SCHÖ-Festival kann solch eine Veranstaltung werden. Wir sind alle gefordert, es zu einem Ort werden zu lassen, bei dem später positiv geprägte Menschen in einem ganz anderen Zusammenhang sagen: „Da will ich auch hin …“Lasst uns prägend sein, Menschen einladen, hoffnungsvoll bleiben (vgl. Hebr 10,24). Wir werden Jesus darin erleben.

Euer
Matthias Hanßmann

Pfingsten: Jesus wird alltäglich

Liebe Apis, liebe Freunde im Ländle und darüber hinaus!

Ich bin ein Geschichtensammler. Neulich passiert es wieder. Eine Frau sagt mir: „Da hat Gott zu mir gesagt, mach es so …“ Ich werde neugierig: „Wie hast du das erlebt? Wie hat Gott so konkret zu dir gesprochen?“ Ich bin gespannt – und werde enttäuscht. Denn es bleibt bei einem „Eindruck“ und einem „Gefühl“.

Wie ist das bei mir? Und so sinne ich über den Heiligen Geist nach. Ja, es ist immer auch subjektiv – auch bei mir. Denn ich bin es, der darauf vertraut, dass der Heilige Geist mein Seufzen zu einem Gebet macht, welches vom Vater erhört wird (Römer 8). Und ich bin es, der davon erzählt, dass es der Heilige Geist ist, der mich glauben und handeln lässt (Erklärung Luthers zum 3. Glaubensartikel und 1Kor 12,3). Einer der alten Kirchenväter (Bernhard von Clairvaux I 1090-1153) hat das so formuliert: „Tatsächlich ermahnt er, bewegt er, lehrt er (der Heilige Geist). Er ermahnt das Gedächtnis, lehrt den Verstand und bewegt den Willen“.

Heiliger Geist im Alltag

Okay, ich will mich in einem Editorial nicht in systematisch-theologische Erklärungen flüchten. Daher vielleicht so: Neulich war eine der endlos langen Synodalsitzungen. Kontrovers ging es zu. Wir kamen nicht weiter. Da meldet sich ein Mitglied zu Wort. Ein kurzer und wenig emotionaler Beitrag – doch wir alle merken auf. „Das ist es“, sagt einer. Und wir alle stimmen zu: Erlebte Einheit im Heiligen Geist - im Sitzungsalltag. Ein anderes Beispiel: Eine Kollegin ist tief depressiv. Ich mache mir Sorgen um sie. Gerade jetzt. Hoffentlich tut sie sich nichts an. Ich bete: Herr, zeige mir, wo sie ist, damit ich helfen kann. Da sehe ich sie förmlich vor mir – auf einer Bank sitzen. Ich kenne den Ort, gehe dort hin, und wir können gut miteinander reden. Davon könnte ich noch mehr erzählen. Doch halt: Ist der Heilige Geist nur in besonderen Momenten zu erleben? Mir wird unwohl, zumal ich das Gefühl kenne, wie ich durch die großartigen Geschichten der anderen immer mutloser werde. Und doch wünsche ich mir die Erfahrungen mit dem Heiligen Geist, die mich verändern. Da fällt mir ein: Wie steht es denn um das „inspirierte Wort“? Lässt Gott sich nicht auch lesen und verstehen? Ist der Heilige Geist nicht auch ein Übersetzer, der uns das Wort Gottes verständlich macht? Ich schlage die Bibel auf, das alte Buchstabenwort, durch Gottes Geist getrieben und als Buch des Lebens gesammelt und im Geist Gottes getränkt. Ich lese, und werde ergriffen. „Das gilt mir, heute, jetzt!“ Ein Wunder, wie der altgnädige Gott in meinen Alltag hineinredet. Danke, Heiliger Geist!
Schließich noch zum Schmunzeln: Meister Eckhardt (1260-1328), Theologe und Pädagoge seiner Zeit, hat erfrischend schön beschrieben: „Der in Gott versetzte Mensch wird von Freude durchkitzelt, in allem, was er tut uns lässt.“ Es wird Pfingsten: Die unsichtbare Macht bringt mich zum Lachen … 

Euer und Ihr

Matthias Hanßmann

Vertrauen und Ehrlichkeit

Liebe Apis, liebe Freunde im Ländle und darüber hinaus!

Wir sitzen in der ersten Reihe und verfolgen die vorletzte Darbietung der großartigen Passionsspiele auf dem Schönblick. Die Schauspieler schaffen es, dass die Geschichte zur lebendigen Jesusgeschichte wird. Wie dankbar bin ich für das, was Jesus für mich getan hat. Und wie dankbar bin ich für diesen Abend!
Eine kleine, kitzlige Szene inmitten des Stückes: Jesus wäscht den Jüngern die Füße. Einer nach dem anderen kommt zu ihm. Jesus redet während der ganzen Szene. Die Jünger heben ihre Füße an, erst links, dann rechts. Die Wasserschale steht auf einem kleinen Podest. Da passiert es: Einer der Jünger bleibt mit seinem Fuß an der Schale hängen. Ein „Kling“, die Schale wankt, ein winziger Wellenschlag – und dann beruhigt sich wieder alles. Ich überlege mir: Was hätten sie gemacht, wenn die Schale umgestürzt wäre?

Was wäre, wenn?

Ja, was wäre, wenn? Aber es kam nicht dazu. Warum mache ich mir also diese Gedanken? Es ist wie im echten Leben. Was wäre, wenn … – fragen wir uns. Das gilt auch für die ganz großen Fragen, etwa die Fragen nach der Zukunft unserer Erde und unseres Daseins. Warum sorgen wir uns darum? Die Geschichte der Erde endet nicht im plötzlichen Umsturz der Verhältnisse. Jesus hat es uns zugesagt (etwa in Mt 28 oder Röm 8). Und doch – bleiben wir ehrlich: Wir müssen als fromme Nachfolger Jesu die globalen Veränderungen ernst nehmen. Das weltweite Leiden der Menschen können und dürfen wir nicht ignorieren. Jesus erinnert uns daran.
Inmitten schwerer Zeiten wäscht Jesus uns die Füße. Viel wichtiger als die Tatsache, dass bei der Fußwaschung alles glatt geht, sind seine Worte: „Ein Beispiel habe ich euch gegeben, damit ihr tut, wie ich euch getan habe“ (Joh 13). Zum Vertrauen gehört also auch die Ehrlichkeit. Seinem Tun an uns, folgt unser Tun am Nächsten. Wir sollen vom Kreuz Jesu reden – und wir sollen auch tun. „Damit ihr tut“, sagt Jesus.
Inzwischen sind es ca. 1,2 Milliarden Menschen, die nicht einmal das Wasser dazu hätten, um sich gegenseitig die Füße zu waschen. Das kann uns nicht egal sein. „Tut“, sagt Jesus. Und ich frage mich: Was wäre, wenn wir es täten. Ja, was wäre …  Da haben wir es: Vertrauen und Ehrlichkeit.

Herzlich
Euer

Matthias Hanßmann

Leibhaftige Gnade

Liebe Apis, liebe Freunde im Ländle und darüber hinaus!

Verletzungen sind schmerzhaft. Können wir ein Lied davon singen?
Kurz vor seinem Tod geht Jonny Cash nochmals ins Tonstudio. Er zieht einen alten Song aus der Schublade, den Trent Reznor im Jahr 1994 geschrieben hatte. Der Titel: Hurt (Verletzung | Schmerz). Es geht darin um einen tiefen inneren Verlustschmerz. Eingegraben in der Seele kommen keine Emotionen auf, die Tränen finden keinen Kanal. Daher greift die Person zu einer folgenschweren Entscheidung: Sie verletzt sich selbst, um sich und den Schmerz zu spüren.

Mir begegnet es unentwegt: Menschen, die nach Jahrzehnten noch immer verletzt sind. Nicht selten sind es fromme Menschen. Der Vater hatte wöchentlich in der Gruppe oder gar in der Gemeinschaft von der Gnade gesprochen, und zu Hause war alles anders. Gnadenlos ging‘s zu. Zumindest aber blieb das offene Lob und die Anerkennung durchgängig aus. So etwas nennen Psychologen schlicht „emotionalen Missbrauch“. Wer glaubt, dass wir uns nicht auf Psychologen berufen sollten, darf sich gerne auf Jesus berufen (z. B. Mt 25,34-46). Verletzungen geschehen nicht nur durch Messer, sondern auch durch eine ausbleibende Message der Wertschätzung und einem fehlenden liebevollen Umgang – zumal zu Hause in der eigenen Familie. Gnade aber ist daher im Umkehrschluss nicht nur Botschaft, sondern ein Beziehungsgeschehen. Es geht um Sehen und Tun.

Tränen des Glücks

Ich wünsche Euch, dass in der Passionszeit nicht nur darüber gepredigt wird, sondern dass Ihr über das Glück weinen könnt, das Euch im tiefsten Schmerz ereilt. Und wir reden hier nicht von den eigens herbeigeführten Glücksendorphinen, welche bei Selbstverletzung ausgeschüttet werden. Wir reden hier vom Glück, wenn wir auf die (auch solidarisierende) Selbsthingabe Gottes am Kreuz schauen. „Für dich. Ich liebe dich so sehr, Matthias. Für dich tue ich alles!“ Das ist Gnade – nicht nur gepredigt, sondern leibhaftig. Und wenn mir die Tränen kommen, ein Lied entsteht, mich das Gefühl der inneren Heilung überkommt, dann kann ich Gnade auch weitergeben. „Wie schön, dass es dich gibt!“, höre ich mich sagen – und ich bleibe einfach stehen, und verweile beim Anderen, und teile in Liebe den Moment.
Und dann erzähle ich, warum ich so glücklich bin, und was das mit der Passion Jesu zu tun hat.


Euer und Ihr

Matthias Hanßmann

„Wollt Ihr auch gehen?“

Liebe Apis, liebe Freunde im Ländle und darüber hinaus,

zahllose Gespräche begleiten mich in den letzten Wochen über die Frage der Kirchenzugehörigkeit. Pfarrpersonen, Kirchengemeindemitglieder und Apis wollen wissen: Was ist denn bei den „Liebenzellern“ gelaufen, und welche Haltung hat unser Verband in dieser Frage? Kündigen die Apis jetzt solidarisch ihre Kirchenzugehörigkeit auf?

Familie

Die Antwort ist ein entschiedenes „Nein“! Ganz im Gegenteil. Unsere Landeskirche ist unsere Mutter. Der alte Pietismus ist aus ihr heraus geboren. Unsere Familie, unsere DNA, unser Selbstverständnis ist tief in unserer Kirche verankert. Dort bleiben wir. Aber wie es so ist, wenn wir von Familie reden – Kinder wollen nicht nur sprechen und laufen lernen, sie gründen irgendwann auch eigene Familien. Ja – auch wir Apis wurden erwachsen und bekommen eigene Kinder. Gott sei Dank! Wir sind selbst zu Eltern und Großeltern geworden. In diesem Sinne möchten wir weitergehen. Wir hoffen inständig auf eine wachsende Familie. Das kann in unterschiedlichen Formaten und Kooperationen passieren. Wir würden uns einen Neuaufbruch mit Bibel- und Gebetsgruppen in und zur Unterstützung von Kirchengemeinden ebenso wünschen wie eigenständige Api-Leuchtturmprojekte in den Regionen. Gleichzeitig braucht es viel Leidenschaft und Aufmerksamkeit, dass unser „Kind Aktion Hoffnungsland“ sich gut weiterentwickelt.
Im Klartext bedeutet das für uns selbst – jedoch auch gegenüber unserer Kirche: Wir wollen und müssen Selbstständigkeiten fördern, Verantwortungen abgeben, Veränderungen zulassen, und Neugründungen unterstützen.
Das verlangt uns Ehrlichkeit ab.
Wir Apis sind verbindlich und verlässlich. So soll es bleiben. Wir sind jedoch auch eine Gründerbewegung. Das sollten wir uns nicht nehmen lassen, auch wenn Widerstände kommen. Es gibt ein Leitbild, welches über den eigenen Leitbildern von Verbandsstrukturen und verfassten Kirchensystemen steht. Wir bekennen Jesus Christus als den Herrn der Kirche. Deswegen fragen wir ihn zuerst: „Herr, wohin sollen wir gehen?“ Entscheidend ist, dass wir uns von ihm die Wegweisung erbitten und zeigen lassen.
Für mich ist wesentlich, dass unser Engagement die Liebe Jesu widerspiegelt, die biblischen Inhalte unsere Handlungsmotive bestimmen, und wir in der Umsetzung relevante und verständliche, moderne und innovative, menschenfreundliche und Gott achtende Formate finden.

Neues starten – und verlässlich bleiben

Es gibt für uns Apis in diesem Sinne Herausforderungen vor der eigenen Haustür: Zunehmend finden Menschen zu uns, die nicht in unserer Kirche Mitglied sind. Und dort auch nicht Mitglied werden wollen. Es gibt Menschen, die von Herzen ein Leben mit Jesus führen wollen, den Taufwunsch äußern, aber im gleichen Zuge keine „evangelische Ehe“ mit unserer Landeskirche eingehen wollen. Was sollen wir tun? „Herr, wohin sollen wir gehen?“ Die Antwort kann kaum sein: „Dann halt nicht!“ Nein, es geht zuerst um die Menschen selbst, denen Jesus als Erlöser begegnet.

Daher: Neues starten, und gleichzeitig verlässlich bleiben.  

Und was ist mit den „Liebenzellern“? Wer genau hinhört, erfährt: Auch sie wollen Veränderung, aber aus der Kirche ausscheiden woll(t)en sie nicht. Bitte redet miteinander – ob vor Ort, oder überregional. Fragt direkt nach. Wir sind zutiefst verbunden, und geistlich im Gleichklang unterwegs. Denn … wir sind Geschwister einer großen Familie, der
familia dei.

Euer

Matthias Hanßmann

Im Schneckentempo vorwärts

Liebe Api-Freunde,

drei Meter in der Stunde kommt sie voran, die Schnecke. Ich frage mich dennoch am frühen Morgen, wo sie geblieben – und noch mehr, woher sie gekommen ist:
Die Schleimspur ist der einzige Hinweis darauf, in welche Himmelsrichtung sie sich vom Acker gemacht hat. Zurück bleibt ein abgefressener Stummel des kleinen Salatsetzlings, den wir bewusst im Hochbeet eingepflanzt hatten.
Die Schnecke ist das Symbol für Langsamkeit. Aber das trügt. Denn Geschwindigkeit ist immer relativ. Was für uns beim Beobachten einer Schnecke eine Gemütsruhe auslöst, ist für die Schnecke selbst ein Mördertempo. Es kommt auf den Blickwinkel an.

So mag es auch bei Gott sein, wenn er auf unser Lebenstempo schaut. Was sich bei uns mitunter mörderisch anfühlt, steht für Gott in einer anderen Relation. Nehmen wir 30 % an Lebenstempo heraus, fühlt sich das aus Gottes Perspektive kaum sensationell an. Ob eine Schnecke in der Stunde zwei oder drei Meter zurücklegt, ist wenig weltverändernd. Ob wir uns eher ein Beispiel an der Schnecke, als an der Ameise (Sprüche 6,6) nehmen sollten?

Mir gefällt in der deutschen Sprache, dass beim Thema Langsamkeit mitunter auch ein Spannungsfeld aufgemacht wird: „Mir reicht es langsam.“; „Mach langsam.“, „So langsam geht’s.“; „Langsam wird es mir zu viel.“ Diese Wortpaarungen haben etwas mit meiner aktiven Lebensgestaltung zu tun. Lydia Schneckenburger (was für ein grandioser Name für solch ein Thema!), junge Mutter und Theologin, entfaltet dieses Thema sehr authentisch.

Veränderungen gestalten

Viel Veränderung steht im Api-Land an: In Brackenheim haben wir über Aktion Hoffnungsland den Zuschlag für die Gründung eines Naturkindergartens bekommen. Verschiedene Gemeindegründungen stehen an, und die allgemeine Vereinsmitgliedschaft soll 2023 umgesetzt werden. Besonders zum ersten „SCHÖ-Festival“ (7.-9. Juli 2023) laden wir ein. Auch Tagesgäste sind willkommen. Es ist das neue Konferenzformat der Apis für alle Generationen. Viel mehr aber beschäftigt uns, wie wir als Apis die nächste Generation wieder zum Bibellesen und Gebet animieren können. Sehr gerne würden wir hier verstärkt – auch im Zusammenhang mit dem Pfarrplan – wieder mit Kirchengemeinden zusammenarbeiten. Dazu braucht es Pfarrpersonen, die wieder Gemeinschaften in der Kirchengemeinde gründen, damit Gemeinde mündig bleibt, auch wenn im eigenen Pfarrhaus vor Ort keine Pfarrperson mehr wohnt.

Für all diese Themen sucht der Vorstand das Gespräch mit Euch. Wir starten daher ein Onlineformat (Infos: u.mayer@die-apis.de).
Ich grüße Euch nochmals mit der Jahreslosung, liebe Schneckengeschwister. Wir besinnen uns in ihr auf das Tempo Gottes: „Du bist ein Gott, der mich sieht“ (1Mo16,13).

Euer

Matthias Hanßmann

„Ich denke, also glaube ich“

Liebe Api-Freunde,

Blaise Pascal, dessen 400. Geburtstagskerze sich 2023 anzünden ließe, war ein Denker, ein Erfinder und ein Glaubender, der zum Glauben führen wollte. Seine Argumentation ist einfach. Es gäbe vier Varianten, die zu bedenken seien: 1. Ich glaube an Gott, und er existiert tatsächlich. In diesem Fall habe man nur gewonnen.
2. Ich glaube an Gott, und er existiert nicht. Hier habe
man nichts verloren. 3. Ich glaube nicht, und Gott existiert nicht. Hier habe man ebenfalls nichts verloren.
4. Ich glaube nicht, und Gott existiert. Hier habe man alles verloren. Nicht der Himmel, sondern die Hölle erwarte uns. Schlussfolgerung: Wäre es nicht die einzige richtige Verhaltensweise, an Gott zu glauben?
Ich meine, dass die Gottesfrage durchaus wieder in die Mitte von Klimadebatten und apokalyptisch anmutenden Weltuntergangsauftritten rücken darf. Wäre es nicht geradezu klug, an Gott zu glauben? Wenn wir uns intensive Gedanken über Klimaziele machen, sollten wir Menschen in gleichem Maße zum Nachdenken über die Ewigkeit anregen. Wer an Jesus Christus glaubt, hat nur gewonnen – im schlimmsten Falle jedoch nichts verloren. Im besten Falle ist jedoch alles gewonnen.

Spürsinn und Sehen

Ein Zeitgenosse Pascals, der Liederdichter Philipp Nicolai, versucht dieses „alles gewonnen“ zu beschreiben. Er überschlägt sich dabei schier. In der dritten Strophe von „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ dichtet er: „Kein Aug hat je gespürt, kein Ohr hat mehr gehört, solche Freude“. Mir gefällt diese Wortkreativität, denn in unserer Denke kann ein Auge nicht spüren, sondern nur sehen (wenngleich die Netzhaut eines der empfindsamsten Organe des Menschen ist). Das Auge wird zum spürenden Sinnesorgan. Nicolai gibt uns eine neue Sichtweise auf die Dinge. Wir leben nicht in einer letzten, vergehenden Generation. Nein, Gott will Kinder. Unsere Augen spüren die hoffnungsvolle Zukunft Gottes auf. Ist diese Denkweise nicht Weltflucht? Verschließen wir damit nicht die Augen vor der Wirklichkeit? Sicher nicht! Nicolai hat das Lied nach der Bewältigung einer Pandemie gedichtet. Die Menschen haben es in die mittelalterliche Chartliste aufgenommen. Zu jeder Zeit wurden Hoffnungslieder angestimmt. Ob nun die biblische Hagar („Du bist ein Gott, der mich sieht“), oder Philipp Nicolai. Mitten im Engagement um die Notlinderung in dieser Welt lässt sich Gott aufspüren. Der Glaube an ihn schenkt eine neue Sichtweise, die immer die himmlische Perspektive mit einschließt.
Ich wünsche Euch ein gesegnetes Jahr, in dem das Auge Gottes auf Euch ruht, und Eure Augen nicht nur sehen, sondern spüren, wie gut es Gott mit Euch meint.

Euer

Matthias Hanßmann

Trompetenengel überhört man nicht!

Liebe Api-Freunde,

vor zwölf Jahren konnten wir in Herrenberg ein kleines, unscheinbares und sehr sanierungsbedürftiges Fachwerkhaus erstehen. Nach etlichen Jahren war das „Häusle“ so gut hergerichtet, dass man die erste Übernachtung planen konnte. Das Dach war neu gedeckt, die Zimmer weitgehend gerichtet. Da überraschte uns mein Vater mit einer Idee: Die Herrenberger Stiftskirchenbauhütte, deren Baumeister er war, bietet bis heute handgetriebene Turmhähne und auch vergoldete Engel an. Und so kam er mit der Idee ums Eck, auf unser Dach einen großen und wetterfesten Trompetenengel zu installieren. So kam es, dass bis heute ein weithin sichtbarer Engel das Evangelium ins weite Gäu „bläst“.

Musikalische Engel

Der Trompetenengel hat seinen Ursprung in der Bibel. Er bläst nach Offenbarung 1,10 und Kapitel 8 das Wort Gottes wie mit einem Posaunenton in die vier Himmelsrichtungen hinaus. Tatsächlich dreht sich „unser“ Engel je nach Wind in alle Richtungen. Er posaunt nicht gegen, sondern mit dem Wind. Ein gutes Bild für unsere Zeit? In alle Richtungen ist Gottes Wort zu hören. Und wir sollen es in alle Richtungen erschallen lassen: „Seht doch: Ich bringe euch eine Freudenbotschaft. Im ganzen Volk wird große Freude herrschen. Denn heute ist in der Stadt Davids für euch der Retter geboren worden: Er ist Christus, der Herr!“
Engel fallen auf, und ihre Trompete ist nicht zu überhören. So ist es mit den Herolden Gottes. Ob als Advents-engel, Weihnachtsbote, Apokalypse-Engel oder persönliche Alltagsengel - sie sind weithin zu hören. Auch heute gibt es Menschen, die von Engelsbegegnungen erzählen. Könnt Ihr auch eine Geschichte erzählen? Bitte schreibt mir! Ich halte das für keine Spinnerei.

Euch allen, mitten in der Nacht der Welt, einen Engelchor Gottes! Singt mit, auf welchem Feld Ihr gerade auch immer Eure Herde beisammenzuhalten versucht: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.“

Euer

Matthias Hanßmann

Heimweh

Liebe Api-Freunde,

die Band „Heimweh“ hat den Nerv getroffen. Die Schweizer Band bedient mit ihren klangvollen Männerstimmen und den schönen Bildern Heimatemotionen. Wer in ein Konzert will, greift dafür gerne tiefer in die Tasche. Ja, das Stillen des Heimwehs lassen sich die Fans etwas kosten.
Heimweh tut weh. Es ist die Sehnsucht, die in der Fremde entsteht. Manche Menschen können ein Lied davon singen, wie sie darunter gelitten haben. Wir sollten diesen Schmerz nicht kleinreden.
Und dann gibt es diese Sehnsucht nach der himmlischen Heimat. An einem Erlebnis möchte ich Sie gerne teilhaben lassen: Ich stehe am Sterbebett eines alten Bauern. Berührend erlebe ich mit, wie die ganze Familie mit Enkeln nochmals anreist. Wir stehen um das Bett, feiern gemeinsam das Abendmahl. Eine nicht erklärbare Friedensstimmung erfasst uns alle. Es ist das Ende der quälenden Stunden voller Unruhe und Schmerz. Und es ist der Übergang in die himmlische Heimat, dessen Frieden auch uns in der irdischen Kammer erreicht. Ein heiliger Moment voller Dankbarkeit. Bengel hat dies in seiner ganz eigenen Sprache seiner Zeit so ausgedrückt: „Wenn bei der Einfahrt eines Pilgrims in jene bessere Welt die Tür aufsteht, so streicht allemal denen, die es nahe angeht, ein Himmelslüftchen entgegen, das sie stärkt, bis die gute Reise auch an sie kommt!“

Sterbewunsch

Muss es uns verunsichern, dass es um § 217 (StGB) ruhig geworden ist? Die Sehnsucht nach der himmlischen Ewigkeit wird oft hart auf die Probe gestellt. Nicht selten warten Menschen sehnsüchtig auf diesen Moment. Der Sterbewunsch kann beißend schmerzhaft sein. Die Seelsorge kann in diesem Zusammenhang nicht hoch genug eingeschätzt werden. In der Auseinandersetzung mit der Fragestellung nach aktiver Sterbehilfe sagte einmal die ehemalige Synodalin Tabea Dölker: „Wir wollen nicht durch die Hand eines Menschen, sondern an der Hand eines Menschen sterben.“ Parallel zu den markanten Fortschritten in der Palliativmedizin, hat sich auch die Seelsorge am Krankenbett deutlich weiterentwickelt. Sie nimmt ernst, dass wir die zukünftige Stadt suchen und ersehnen (Hebr 13,14). Und doch bleibt es für mich undenkbar, dass wir als Christen dem Wunsch nachgeben, beim Sterben aktiv behilflich zu sein.

Herbst

Für viele Menschen beginnt mit dem Herbst eine schwierige Zeit, insbesondere wenn sie allein wohnen. Wie wichtig kann jetzt das sein, was wir uns zum Programm gemacht haben: Gemeinschaft. Und wie froh bin ich, dass wir solche Angebote in noch immer großer Anzahl haben. Denken wir in diesen Tagen besonders an die Menschen mit himmlischem Heimweh.

Ihr und Euer

Matthias Hanßmann

Alles ein heilloses Durcheinander?

Liebe Apis, liebe Freunde im Ländle und darüber hinaus,

von dem Leiden der „alten Kreatur“ wusste auch die „Generation Paulus“. Krisen sind kein Merkmal unserer Zeit. Allerdings nehmen wir vermehrt das heillose Durcheinander in dieser Welt wahr. Die Medien spülen uns tagtäglich die Hiobsbotschaften ins Haus. Es mag sich absurd anhören, aber die schonungslose Analyse in der Bibel schafft Trost und Zuversicht. Denn schon im Römerbrief wird vom Seufzen der Tier- und Pflanzenwelt gesprochen (Röm 8). Mit ihrer Ratlosigkeit wurden die Menschen in der Antike jedoch nicht allein gelassen. Ganz im Gegenteil. Im großen Lied der „Heilsgewissheit“ wird der Blick in das weite Land geöffnet: „Denn ich bin überzeugt, dass dieser Zeit Leiden nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll“ (Röm 8,18).

Ein Hauch von Pfingsten

Neulich an der Jagst bei Kirchberg: Kennet und Paul, beide aus Nigeria, sind zum Glauben an Jesus gekommen. Als Flüchtlinge haben sie in Schrozberg Kontakt zur Api-Gruppe bekommen, die in Kooperation mit Christen der Umgebung jeden Sonntagabend einen internationalen Gottesdienst feiern. Jetzt möchten sie getauft werden. Und so feiern wir gemeinsam unter praller Sonne ein Tauffest. Pfarrer Michael Sarembe hält die Taufe, ich die Predigt. Es ist ein herrliches Sprachengewirr. Wir versuchen dies in der Predigt, den Liedern und Ansagen in deutscher und englischer Sprache einzufangen. Spätestens als der afrikanische Chor singt und zwei russlanddeutsche Musiker zum Instrument greifen, spüren wir den Hauch von Pfingsten mitten in der Hohenlohe. Als Kennet aus dem Wasser steigt, ist er überwältigt. Er zittert und weint. In sein von Flusswasser triefendes Gesicht vermischen sich sichtbar seine Freudentränen. Er und Paul sind in ein neues Leben mit Jesus eingetaucht und unendlich dankbar.
Der Taufakt bringt nicht das Heil in diese Welt. Es ist Jesus. Johannes Brenz spricht deswegen vom „Wort-Zeichen“. Nicht das Wasser, sondern sein Wort bringt den Menschen in die Ewigkeit. In der Taufe bindet sich Jesus an ein sichtbares Heilszeichen. Freilich: Ohne Glauben bleibt die Taufe ohne Sinn. Die Geschichte von Kennet und Paul ermutigen mich, und hoffentlich auch Euch: Wir erleben auch in unseren Tagen, wie Menschen zum lebendigen Glauben kommen und mit der Taufe ein neues Leben beginnen. Vielleicht sind wir an manchen Stellen zu zaghaft und zu mutlos. Lassen Sie uns Neues wagen. Vielleicht sind es weniger die Programme (die sein müssen!) als vielmehr die Begegnungen. Können wir wieder lernen, Menschen als Christenmenschen, und weniger als Kirche zu begegnen? Dann lasst uns die Gelegenheiten ergreifen, um von unserer Leidenschaft zu erzählen – einem Leben mit Jesus Christus. Kennet und Paul sind der Gegenentwurf zu allen Hiobsbotschaften einer heillosen Welt. Sie sind eine aktuelle, heilvolle Geschichte, des Wirkens Gottes mitten im Api-Land.

Sehen wir uns auf der Konferenz am 1.11. in Stuttgart? Thema: Heile Welt.

Auf ein Wiedersehen
Euer

Matthias Hanßmann

Leid ist unvermeidlich – Glück aber auch

Liebe Apis, liebe Freunde im Ländle und darüber hinaus!

Gott meint es gut mit uns. Das lässt sich Gott nicht nehmen – im Segnen nicht, und in den Seligpreisungen nicht. Deshalb brauchen wir nicht hinter jeder Meldung eine Verschwörung, und hinter jedem neuen Gesetz das Ende der Demokratie und der christlichen Gemeinde vermuten. Das Leben ist kein Kampf gegen Windmühlen. „Gott sitzt im Regimente“, so hat es neben Luther auch Karl Barth einen Tag vor seinem Tod im Jahr 1968 gegenüber seinem Seelsorger und Freund Eduard Thurneysen benannt. Deswegen: Regen und Sonne, Tag und Nacht, Sommer und Winter, Nachbar Franz und Bäcker Maier, Landesvater und Bundeskabinett – sie sind zuerst einmal keine Bedrohung, sondern Gottes Gabe an uns. Das andere sehen wir freilich auch: Die Entgleisungen in der Schöpfung und im Leben.

Wir sollten aufhorchen. Unsäglich sind die politischen Beiträge, die im Nachgang zur Abschaffung des §219a auch den §218 in Frage stellen. Wir stehen vor einer erneut grundsätzlichen Diskussion. Wir erkennen einerseits das berechtigte Interesse von Menschengruppen, die in ihrem Leben zweifelsohne viel Leid erleben mussten. Viele erzählen vom großen Unglück in ihrem Leben. Das tut weh, und wir sollten hinhören!

In der Diskussion um das Selbstbestimmungsrecht würde ich mir jedoch auch wünschen, dass wir der Stimme Gottes deutlich mehr Gehör schenken. Wenn wir uns als Eigentum Gottes betrachten (1Petr 1+2), dann dürfen wir nicht aufhören, nach seiner Meinung zu fragen. Die Bibel hält das „ich bin dein und du bist mein“ lebendig. Und sie besitzt das Potential, um das Miteinander einer Gesellschaft zu prägen. Gottes Wort ist in jeglicher Hinsicht lebensfördernd. Wenn wir nun das Glück ausschließlich in die eigenen Hände nehmen, an unseren persönlichen Maßstäben aufhängen, dann gleichen wir „Hans im Glück“. Objektiv wird ein reicher Mann zu einem armen Kerl. Subjektiv redet sich Hans das Leben schön, als sei er der größte Glückspilz – schließlich habe er selbst entschieden. Was vordergründig gut klingt, zieht ein großes Elend nach sich. Tatsächlich kehrt er nach 7 Jahren bettelarm ins Elternhaus zurück, und liegt der Mutter auf der Tasche.
Was wir tun, hat meist Folgen für den Mitmenschen. Die biblische Ethik ist daher im Doppelgebot der Liebe (Mt 22,37-39) an drei Ankerhaken festgezurrt: Gottesliebe, Nächstenliebe und Selbstliebe.

Wer die Selbstliebe überhöht, steht in der Gefahr, Gott und den Mitmenschen zu vergessen. Gottes Würde gilt eben auch den stimmlosen Menschen. Und deswegen erinnern wir mit diesem Heft auch an das Glück der Ungeborenen. Danke, dass Ihr in Eurer Urlaubszeit und Euren Gebeten auch an ihr Glück denkt!

Euer

Matthias Hanßmann

"Lieber Gott! Hilf!"

Liebe Api-Freunde,

„Lieber Gott! Hilf!“ … entfährt es einer Straßenpassantin, als sie miterleben muss, wie einem Fahrradfahrer durch einen LKW die Vorfahrt genommen wurde. Noch die Hände vor den Mund geschlagen, kann sie nach zwei Sekunden aufatmen: Nochmals alles gut gegangen.
Wieder so ein Moment, der mich zum Nachdenken bringt: Ob diese Dame wohl erahnt, dass Gott sie beim Wort nehmen könnte? In einer anderen Situation habe ich die Möglichkeit zu reagieren: „Es könnte sein, dass er Sie beim Wort nimmt.“ Ein interessantes Gespräch entsteht und ich bemerke, dass viele Menschen die Existenz Gottes durchaus diskutabel empfinden.

Glaubensbekenntnis

Nur - von welchem Gott reden wir da? Als Christen sprechen wir seit gut 1600 Jahren das Apostolische Glaubensbekenntnis. Das hat uns geprägt. Und wir sollten die nächste Generation dadurch ebenfalls prägen. Denn nirgends kommt so prägnant zum Ausdruck, dass unser Glaube an Gott den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist festgemacht ist. Unzählige Generationen vor uns sind Jesus nachgefolgt. Sie haben sich an diesen Bekenntnistexten festgehalten. In nicht wenigen Gemeinden, vielleicht insbesondere im Umfeld von Gemeinschaften und Freikirchen, kommen diese Grundtexte des Glaubens in den Gottesdiensten nicht mehr vor – ob nun das Apostolische Glaubensbekenntnis, oder auch das „Vaterunser“. Das sollten wir ändern, um ein Geländer für schwere Wegstrecken des Lebens zu haben. Nur so verstehen wir, warum Gott im tiefsten Leid dennoch der „Liebe Gott!“ ist. Das Kirchenjahr lässt uns über den Sommer viel Zeit für die Beziehungspflege und Verstehenswege mit dem Dreieinigen. Es ist Trinitatiszeit.

Gemeinsamkeit

Im Übrigen ist es eine sehr bewegende Erfahrung, wenn wir gemeinsam mit Menschen anderer Sprache und Herkunft sowohl das Glaubensbekenntnis als auch das „Vaterunser“ beten und sprechen. Der Rhythmus ist sehr ähnlich, die vielen Sprachen wirken seltsam erhebend. Mein Eindruck ist: Der Heilige Geist sammelt sie wie in einen Gabenkorb ein. In Vielfalt – und doch in Einheit bringt er das Vielsprachengebet vor den Thron Gottes (mir geht es hier nicht um das Zungengebet!). So sind wir viele – und doch in Christus eins. Auch hier bewahrheitet sich, dass Gott – der Dreieinige – sich ein Gegenüber in Vielfalt geschaffen hat.  
Danke für Eure Lesetreue und Eure Hilfe in jeglicher Hinsicht!

Euer

Matthias Hanßmann

Gewinner gesucht!

Liebe Api-Freunde,

seit 38 Jahren war der Mann am Teich Bethesda (Joh 5) ein Verlierer. Einige Handschriften erwähnen, dass immer jene Person geheilt wurde, die als Erste in den Teich plumpste, nachdem der Geist Gottes das Wasser bewegte. So ist es bis heute: Nur wer als Erster über die Ziellinie rauscht, gilt als Gewinner.

Spiel und Wirklichkeit

Spiele brauchen Gewinner. Das Leben aber ist kein Spiel.
Und doch können wir von der Spielpädagogik fürs Leben lernen. Der Reiz an Spielen ist ja gerade, dass man in einen spielerischen Vergleichskampf kommt. Vergleiche aber sind wichtig, um zu verstehen, dass wir Individuen zwar unterschiedliche Fähigkeiten haben und somit ungleiche Voraussetzungen mitbringen. Aber gerade dies kann aneinander ausgetestet werden. Im Bezugsrahmen von Regeln und Gerechtigkeit(sempfinden) wird der Umgang mit Sieg und Niederlagen erlernt. Wie nötig haben wir das für den „Ernst des Lebens“. Im Spiel lernen wir im Optimalfall für den Alltag, dass wir den Schwächeren achten und ihm seine Würde nicht nur lassen, sondern ihn in seinem Selbstwert sogar bestärken. Wir verleugnen dabei nicht, dass es Stärkere, Schnellere, Bessergestellte, Benachteiligte und schlechter Ausgestattete gibt. Vielmehr lernen wir, wie es gelingen kann, dass sich sowohl die „Verlierer“ als auch die „Gewinner“ auf die nächste Begegnung freuen, weil es alle als Mehrwert empfinden. Dies kann nur durch gegenseitige Wertschätzung gelingen. Auch in der Gemeinschaft, im „WIR-einander“, gibt es Menschen mit unterschiedlichen Begabungen und Voraussetzungen. Und doch braucht es keine Verlierer. Vielmehr gilt der kluge biblische Satz: „Einer ist euer Meister, ihr aber seid alle Brüder“ (Mt 23,8). Achtsamkeit und Wertschätzung stehen im Vordergrund.

Miteinander unterwegs

Das gelebte Miteinander ist der große Gewinner dieses Heftes. Das Titelbild führt uns auf die richtige Fährte. In der Vorbereitung wurde uns klar, dass es für die Entfaltung dieses Themas viele Schlüsselworte gibt: Gemeinsam anpacken, die gelebte Gemeinschaft, die Teilhabe des anderen in allen Bereichen, die Leitungsverantwortung in einer Gemeinde, die Einheit im Glauben, die Achtsamkeit gegenüber dem Anderen und das (Mit)Teilen untereinander.
Der größte Trumpf ist das gemeinsame Gebet. Jesus hat uns diese Möglichkeit regelrecht zugesteckt. Beten wir, so sind wir schon heute als weltweite Gemeinschaft vor Gottes Thron versammelt. Und das sollten wir tun, dringend und oft. Hoffnung macht uns dies allemal in Hinblick auf die angsttreibende Kriegssituation. Denn im Gebet sind wir vor Gott alle gleich. Und wir schauen auf zu dem einen, der uns an seinem Gewinn teilhaben lässt: Jesus.
Bis wir uns wiedersehen - bleibt Gesegnete!

Euer

Matthias Hanßmann

Kraft schöpfen

Liebe Api-Freunde,

die Masken sind gefallen. Weitgehend dürfen wir uns wieder öffentlich anlächeln. Aber was passiert denn da? Wir, auch ich, zögern. Maske runter – ist das jetzt wirklich gut? Müssten wir nicht weiterhin zurückhaltend agieren? Nur: So schwer wir uns vor zwei Jahren mit den beginnenden Beschränkungen taten, so sehr schwer fällt es nun etlichen Menschen, den Weg zurück zur Normalität zu finden. Ja, man hat sich eingerichtet mit den Beschränkungen. Eine japanische Firma hat sogar eine Maske entwickelt, die als Übersetzer in acht Sprachen fungiert. Eine Maske als Übersetzungshilfe – wer hätte das gedacht.

Sehnsuchtsorte

Interessant ist, dass wir alle in den schweren Zeiten die Schöpfung Gottes neu entdeckt haben. Ja, sie ist wie ein Kraftspender geworden. Naturverbände klagen inzwischen über einen völlig überlasteten Wald. Die Natur kann das Bedürfnis der Erholungssuchenden nicht stillen. Warum strömen so viele Menschen in die Natur? Ich denke, es drückt die Sehnsucht des Menschen nach der Ursprünglichkeit Gottes aus. Die unberührte Natur wirkt auf viele Menschen wie ein Stück himmlischer Heimat. Was für die Natur gilt, kann auch in allen anderen Bereichen der Kultur beobachtet werden. Und so ist es nicht verwunderlich, dass viele Menschen neben dem Wald auch die Klänge der Musik sowie die Kunst mit Pinsel und Farbe für sich neu entdeckt haben. Nur die Kirchen, Gemeinden und Gemeinschaften haben solch einen Zustrom nicht erlebt (Ausnahmen bestätigen den Eindruck). Bilden die Gemeindeorte keinen Sehnsuchtsort mehr ab? Wird bei uns Kraft empfangen? Oder liegt die Vermutung nahe, dass mehr Kraft eingefordert wird? Das macht mich nachdenklich.

Erlösungsbedürftig

Die Natur ist sehr verletzlich und stellt selbst keine heile Welt dar. Dies zeigt uns neben der Klimakrise leider auch der schreckliche Krieg in der Ukraine. Das kriegerische Treiben hat schon heute entsetzliche Naturschäden hinterlassen. Gottes schöne Welt bleibt in jeglicher Hinsicht erlösungsbedürftig. Und es ist wichtig, dass wir den Hoffnungsort für alle Sehnsüchte immer wieder benennen: Jesus.

Fassungslos stehen wir vor dem Leid und der schreienden Ungerechtigkeit in der Ukraine. Und gleichzeitig staunen wir über die große Hilfsbereitschaft und über die Gebetsinitiativen im ganzen Land. Lasst uns darin stark bleiben und um die Kraft Gottes bitten. Ich grüße Euch alle mit dem Wort Gottes: „Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der Herr Zebaoth“ (Sacharja 4,6).

In diesem Sinne – bleibt Gesegnete
Euer

Matthias Hanßmann

Total im Reinen? - Total daneben!

Liebe Api-Freunde,

was wir in diesen Tagen an Kriegsterror erleben ist unfassbar schrecklich, böswillig und diabolisch – ja, schlicht „total daneben“. Ungemein bewegend ist es, in welcher Weise Hilfsleistungen eingehen, Haustüren geöffnet werden und Gebetsinitiativen gestartet wurden. Wir Christen haben Hoffnung – gerade auch in schwerster Zeit.

Wie ergreifend aber ist es, wenn die geflüchteten Geschwister aus der Ukraine, also die Betroffenen selbst, hier in Deutschland ihren Glauben durch Lieder bezeugen (so etwa auf dem Schönblick geschehen)! Wir spüren, wie tief sich der Frieden Jesu in allem Leid in den Herzen der Glaubenden spiegelt.

„ReFresh“

Lasst uns hoffnungsvoll in die kommende Zeit gehen. Hilfreich ist, dass wir wieder einladen, wieder feiern, wieder Gemeinschaft pflegen und Gottesdienste feiern dürfen. Jetzt gilt es, dazu einzuladen und aufzubrechen.

In wenigen Wochen könnt Ihr bei uns im Verband das Starthilfepakte „ReFresh“ abrufen. Viele Menschen waren seit Monaten, ja seit Jahren nicht mehr in präsent erlebbarer Gemeinschaft. „ReFresh“ bietet Hilfe für Kleingruppen, Hauskreise und Gemeinschaften in kleinem und mittelgroßem Rahmen.

Und – wenn das Magazin noch vor dem 21.3. im Briefkasten angekommen ist, dann meldet Euch noch zum Kongress „Segen sein“ auf dem Schönblick an. 300 Personen sind schon dabei. Wir empfinden es ist wie eine Startrampe in hoffnungsvolle Zeiten.

In diesem Sinne – bis wir uns wiedersehen und darüber hinaus: Seid Gesegnete!

Herzlich
Euer

Matthias Hanßmann

Platzanweisung

Liebe Api-Freunde,

die Ereignisse und die Zahlen sprechen für sich. Die Kirche gibt kein gutes Bild ab. Die Missbrauchsskandale bringen nicht nur erneut eine Welle von Austritten mit sich, sondern es verfestigt sich auch der Eindruck, Christen seien Heuchler. Das verunsichert uns Christen. Wieviel Wolf steckt im Lamm – auch unter uns? Viel dramatischer jedoch als das Abwenden und Austreten aus den Volks, aber auch aus Freikirchen ist daher die spürbar innere Kündigung der Menschen. Der organisierten Christenheit wird zunehmend abnehmende Relevanz bescheinigt. Wölfen will keiner begegnen, schon gar nicht im Rudel.

Geschichten, die Hoffnung machen

Gleichzeitig würden wir gerne die großartigen und doch kleinen Geschichten des Alltags aus unserem Umfeld erzählen. Es sind Geschichten, in denen Menschen wieder Hoffnung bekommen, Gemeinschaft entdecken und lebensfroh werden. Geschichten, bei denen Menschen Sensibilität und Herzenswärme sowie den Frieden Jesu erlebt haben. Nicht selten finden Menschen bei uns in der Begegnung mit Jesus ihr Glück. Es sind die kleinen Inseln der Gottseligkeit. Ja, das geschieht unentwegt – mitten unter uns. Nur, wer hört schon gerne diese leisen Geschichten von Heil und Heilung?

Miteinander

Es sind die anderen Geschichten, die ihren Weg in die großen Medien finden. Aber ehrlich: Macht es einen Unterschied, ob wir eine Impfkampagne auf den Platz bekommen oder ob andere gute Demokraten solch eine Aktion verantworten? Braucht es dazu auch uns Christen? Ich denke ja. Eben „auch“! Wir sollten mit einstimmen und uns bei den wichtigen Themen wie etwa zu Corona und Klima solidarisieren. Wir haben durchaus etwas dazu beizutragen – auch und gerade bei den Themen, an denen wir uns unsäglich schuldig gemacht haben. Nur täuschen wir uns nicht, denn bei diesen Themen stimmen wir in einen Massenchor ein. Der Sologesang eines prominenten Christenmenschen sticht wohl kaum klangvoller heraus als die Solidaritäts- bekundungen eines Klima-Promis, eines Filmproduzenten oder eines Fußballprofis. Zumal uns in vielen Fragen eher eine leise (und demütige) Zweitstimme gut anstünde.

Was aber zeichnet uns dann aus? Was ist unsere Bestimmung – ja, unsere Berufung, die uns als Christenmensch ausmacht? Und wie äußerst sich diese sowohl bei jedem Einzelnen, als auch im Leben der Gemeinschaft und Gemeinde?

Willkommen in dieser Magazin-Ausgabe. Sie nimmt uns mit auf die spannende Reise zum Thema Berufung.

Herzliche Grüße – und auf ein Wiedersehen 

Euer und Ihr
Matthias Hanßmann

Ich bin dabei! - Vom Reiz der aktiven Langsamkeit

Liebe Api-Freunde,

Verzichten und Fasten ist nicht dieselbe Seite einer Medaille. Im Verzichten meinen wir „ohne mich“. Das Fasten aber sagt: „Ich bin dabei!“ Fasten ist der aktive Entschluss des Loslassens, ohne einfach nur weniger an sich heranzulassen. Die Aktion „7 Wochen ohne“ bringt dies mit seinem Jahresthema 2022 zum Ausdruck: 7 Wochen ohne Stillstand. Gut, auch dieses Thema zeigt nun wieder nur eine Seite der Medaille auf – eben das Aktive im Fasten. Aber tut es uns in diesen Zeiten nicht auch wirklich gut? Kuno Kallnbach erzählt im Doppelpunkt davon, dass Fasten und Gehen eine große Nähe besitzen. Wir fragen uns nicht von ungefähr gegenseitig: Wie „geht’s“ dir? Und doch ist es so - von Begrenzungen jeglicher Art haben wir alle die Nase voll. Hinter vorgehaltener Maske reden viele inzwischen Klartext: Wir haben es satt! Sattheit schreit aber nach aktiver Entbehrung.

Chancen des Fastens

Genau deswegen ist es ein Geschenk, dass das Fasten auch die aktive Seite betont. Es ist der Entschluss zur Veränderung. Nicht „ohne mich“, sondern „mit mir“ wende ich mich in diesen Wochen ganz bewusst dem Gebet, der Buße und somit dem Herrn zu. Nach Monaten und Jahren der ungewollten Verhaltenseinübungen ist es Zeit, dass Jesus in der Stille einen Raum für unsere Zukunft öffnen darf. Das darf behutsam geschehen. Es ist wie das Stillstehen in einem großen Treppenhaus, von welchem unzählige Türen in verschiedene Zimmer führen. Es ist die Chance der geistlichen Achtsamkeit, welches aktives Hören und Schauen beinhaltet. Durch welche Tür soll es gehen? Und Jesus gewährt uns alle Zeit dieser Welt. So gewinnen wir neue Perspektiven für unser Engagement in unseren Beziehungen, in Ehe und Familie, in Gemeinden und Gemeinschaften. Hier und da wird aufgeräumt. Und nach und nach wird uns klar, durch welche Tür wir in Zukunft gehen sollen. Nur im Stillhalten kann ich schließlich den Blick auf mich selbst zulassen, und das Verhältnis zu Gott klären. Mitten im Engagement an anderen, hätte ich mich doch fast selbst vergessen. Gut, dass Fastenzeit ist! Ich bin dabei, dass ohne mich etwas geschieht. Wenn das keine Gnade ist!

Zeit für Gebet

In der Entbehrung wandeln sich Sehnsüchte in Hoffnungen. Und das Gebet bekommt eine neue Tiefe. Dazu laden wir ein. Wer betet mit? 
Sonntag: Für den Sabbat des eigenen Herzens und die Begegnung mit Jesus.
Montag: Für die Rastlosen und Getriebenen in unserem Umfeld. 
Dienstag: Für die Wahl des neuen Landesbischofs/der neuen Landesbischöfin (am 17.3.2022) und unsere Kirche. 
Mittwoch: Für die Kranken, Trauernden, Verstrittenen und Deprimierten, die wir persönlich kennen. 
Donnerstag: Für die Leitenden und Mitarbeitenden in unseren Werken (Verband, Schönblick, Aktion Hoffnungsland). 
Freitag: Für die verfolgten Menschen aller Kulturen und Religionen – und insbesondere für die verfolgten Christen, die um Jesu Willen leiden.
Samstag: Für die politischen, ethischen und wirtschaftlichen Entscheidungsträger in unserem Land.

Von Herzen ein Gruß aus dem Vorstand und dem ganzen Redaktionskreis
Euer

Matthias Hanßmann

Gleichgültigkeit ablegen

Liebe Api-Freunde,

seid Ihr gut im neuen Jahr angekommen? Ich freue mich auf das Jahr 2022. Natürlich denke ich an unseren Kongress „Segen sein“ vom 24.-27.3.2022 auf dem Schönblick. Hoffentlich habt Ihr Euch schon angemeldet! Ich bin mir sicher – er findet statt! Aber dann auch dies: Viele geplante und unvorhergesehene Begegnungen in „The Api-Länd“ 2022. Und ich bin neugierig. Du auch? Mit Neugierde sammle ich auch die kleinen Perlen am Wegesrand auf. Möchtet Ihr mit mir die durchaus zwiegespaltene Person Hugo Distler neu entdecken (80. Todestag), der in direkter Nachbarschaft zu unserem HoffnungsHaus Stuttgart an der Musikhochschule wirkte? Oder können wir gemeinsam die Tore unserer Nationalmannschaft bei der Fußballweltmeisterschaft bejubeln?

Einmischen

Dieses Jahr nehme ich mir einmal wieder etwas vor, auch wenn es schiefgehen könnte. Also, für 2022: Ich will mich einmischen. Ein Beispiel? Die Gespräche zwischen Kirche und Pietismus brauchen Rückenwind und Kraft. Freie Fahrt für freie Werke in (!) unserer Kirche. Das will ich noch mehr zu meinem Thema machen. Und was ist Dein Thema? Wo bist Du neugierig? Und wo möchtet Ihr Euch einmischen? Lasst uns die Gleichgültigkeit ablegen und Leidenschaft entwickeln.

Wertschätzung

Wenn Ihr dieses Magazin in Händen haltet, liegt mein Text der Redaktion bereits länger vor. Die Stimmung ist in diesen Tagen aufgeheizt. Weihnachtsmärkte werden abgesagt, Arbeitnehmer müssen ihren Impfstatus offenlegen. Am Horizont zeichnet sich das Thema Impfpflicht ab. Es wird heiß diskutiert, ja gestritten. Wie verhalten wir uns als Christen in dieser Spannung? Die einen fühlen sich vorgeführt, die anderen fühlen sich ausgenutzt. Gleichgültig kann uns das nicht lassen. Andere sollen sehen, dass wir uns nicht zerfetzen, sondern in den unterschiedlichen Haltungen achten und gegenseitig tragen. Man muss nicht laut werden, um sich von der Gleichgültigkeit loszusagen. Nein, das kann auch in stiller Wertschätzung geschehen. Gerade weil wir als Gemeinschaften und Gemeinden beim Impf-thema und den Corona-Verordnungen durchaus kontrovers unterwegs sind, können wir vorbildhaft wirken. Andere gehen auf die Straße und lassen der Gewalt und dem Frust freien Lauf. Wie wohltuend ist es, wenn Menschen bei uns erkennen, dass wir mit hoher Achtung einander durchtragen – immer Jesus vor Augen. Das wünsche ich Euch und uns allen.
Gottes Segen im neuen Jahr. Werdet mutig und bleibt gleichzeitig in der Liebe.

Euer

Matthias Hanßmann

Sehnsuchtszeit

Liebe Api-Freunde,

Weihnachtszeit ist Sehnsuchtszeit. Ich sehe mich noch als Kind in der Diele unseres Hauses stehen. Meine Eltern hatten den türlosen Eingang zum Wohnzimmer mit Tüchern verhangen. Die Bescherung kündigte sich an.
Das Rascheln von Geschenkpapier, das Klappern von Geschirr, und der Duft aus der Küche. Mit jeder Minute wuchs die Spannung, und mit ihr die Vorfreude – kurz: Wann endlich durften wir hinter den Vorhang schauen?
Die Sehnsucht ist eine unbequeme, aber auch lebenserhaltende Begleiterin. Sie hält uns wach und vital. Die unbequeme Seite der Sehnsucht bleibt jedoch wenig attraktiv. Denn sie zwingt uns zur Geduld und zum Ausharren. Wann kommen endlich einmal wieder die Kinder und Enkel zu Besuch? Wann erfüllt sich meine Sehnsucht nach einem Partner oder Partnerin? Wer kann den ständigen Schmerz in meinem Körper bändigen? Wann endlich können wir uns wieder ohne Gesichtsmaske begegnen?

Warten und Ausharren

Willkommen im Advent! Denn im Advent geben wir dem Warten und Ausharren Raum. Im Advent können Sehnsüchte zur Hoffnung transformieren. Der Transformator ist das Gebet: „Maranatha – Herr, komme bald!“ Dieses Gebet weitet den Blick über unsere Wünsche hinaus.
Der Heilige Geist macht aus unserer Sehn-„Sucht“ eine innere Gewissheit, die sich aus der Hoffnung ernährt (Römer 5,3-5).
Die Erfüllung der Sehnsüchte geschieht auch in der
Weihnachtsgeschichte mit allen Sinnen. Den Augen kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Der Glaube geschieht regelrecht „im Schauen“. Die Augen sind die Sinne der großen Fest- und Heilstage Gottes, die Ohren gehören dem Glauben des Alltages. Im Wunder von Weihnachten erlaubt Gott uns Menschen den Blick hinter den Vorhang. Wir riechen und hören schon – jetzt aber dürfen wir für einen kurzen Moment der Geschichte auch Gottes Herrlichkeit sehen.

Eine erfüllte Zeit, mit viel Freude am Schmöckern in unserem Magazin!

Euer und Ihr

Matthias Hanßmann