
Pfingsten: Jesus wird alltäglich
Liebe Apis, liebe Freunde im Ländle und darüber hinaus!
Ich bin ein Geschichtensammler. Neulich passiert es wieder. Eine Frau sagt mir: „Da hat Gott zu mir gesagt, mach es so …“ Ich werde neugierig: „Wie hast du das erlebt? Wie hat Gott so konkret zu dir gesprochen?“ Ich bin gespannt – und werde enttäuscht. Denn es bleibt bei einem „Eindruck“ und einem „Gefühl“.
Wie ist das bei mir? Und so sinne ich über den Heiligen Geist nach. Ja, es ist immer auch subjektiv – auch bei mir. Denn ich bin es, der darauf vertraut, dass der Heilige Geist mein Seufzen zu einem Gebet macht, welches vom Vater erhört wird (Römer 8). Und ich bin es, der davon erzählt, dass es der Heilige Geist ist, der mich glauben und handeln lässt (Erklärung Luthers zum 3. Glaubensartikel und 1Kor 12,3). Einer der alten Kirchenväter (Bernhard von Clairvaux I 1090-1153) hat das so formuliert: „Tatsächlich ermahnt er, bewegt er, lehrt er (der Heilige Geist). Er ermahnt das Gedächtnis, lehrt den Verstand und bewegt den Willen“.
Heiliger Geist im Alltag
Okay, ich will mich in einem Editorial nicht in systematisch-theologische Erklärungen flüchten. Daher vielleicht so: Neulich war eine der endlos langen Synodalsitzungen. Kontrovers ging es zu. Wir kamen nicht weiter. Da meldet sich ein Mitglied zu Wort. Ein kurzer und wenig emotionaler Beitrag – doch wir alle merken auf. „Das ist es“, sagt einer. Und wir alle stimmen zu: Erlebte Einheit im Heiligen Geist - im Sitzungsalltag. Ein anderes Beispiel: Eine Kollegin ist tief depressiv. Ich mache mir Sorgen um sie. Gerade jetzt. Hoffentlich tut sie sich nichts an. Ich bete: Herr, zeige mir, wo sie ist, damit ich helfen kann. Da sehe ich sie förmlich vor mir – auf einer Bank sitzen. Ich kenne den Ort, gehe dort hin, und wir können gut miteinander reden. Davon könnte ich noch mehr erzählen. Doch halt: Ist der Heilige Geist nur in besonderen Momenten zu erleben? Mir wird unwohl, zumal ich das Gefühl kenne, wie ich durch die großartigen Geschichten der anderen immer mutloser werde. Und doch wünsche ich mir die Erfahrungen mit dem Heiligen Geist, die mich verändern. Da fällt mir ein: Wie steht es denn um das „inspirierte Wort“? Lässt Gott sich nicht auch lesen und verstehen? Ist der Heilige Geist nicht auch ein Übersetzer, der uns das Wort Gottes verständlich macht? Ich schlage die Bibel auf, das alte Buchstabenwort, durch Gottes Geist getrieben und als Buch des Lebens gesammelt und im Geist Gottes getränkt. Ich lese, und werde ergriffen. „Das gilt mir, heute, jetzt!“ Ein Wunder, wie der altgnädige Gott in meinen Alltag hineinredet. Danke, Heiliger Geist!
Schließich noch zum Schmunzeln: Meister Eckhardt (1260-1328), Theologe und Pädagoge seiner Zeit, hat erfrischend schön beschrieben: „Der in Gott versetzte Mensch wird von Freude durchkitzelt, in allem, was er tut uns lässt.“ Es wird Pfingsten: Die unsichtbare Macht bringt mich zum Lachen …
Euer und Ihr
Matthias Hanßmann
Weitere Beiträge
Vertrauen und Ehrlichkeit
Liebe Apis, liebe Freunde im Ländle und darüber hinaus!
Wir sitzen in der ersten Reihe und verfolgen die vorletzte Darbietung der großartigen Passionsspiele auf dem Schönblick. Die Schauspieler schaffen es, dass die Geschichte zur lebendigen Jesusgeschichte wird. Wie dankbar bin ich für das, was Jesus für mich getan hat. Und wie dankbar bin ich für diesen Abend!
Eine kleine, kitzlige Szene inmitten des Stückes: Jesus wäscht den Jüngern die Füße. Einer nach dem anderen kommt zu ihm. Jesus redet während der ganzen Szene. Die Jünger heben ihre Füße an, erst links, dann rechts. Die Wasserschale steht auf einem kleinen Podest. Da passiert es: Einer der Jünger bleibt mit seinem Fuß an der Schale hängen. Ein „Kling“, die Schale wankt, ein winziger Wellenschlag – und dann beruhigt sich wieder alles. Ich überlege mir: Was hätten sie gemacht, wenn die Schale umgestürzt wäre?
Was wäre, wenn?
Ja, was wäre, wenn? Aber es kam nicht dazu. Warum mache ich mir also diese Gedanken? Es ist wie im echten Leben. Was wäre, wenn … – fragen wir uns. Das gilt auch für die ganz großen Fragen, etwa die Fragen nach der Zukunft unserer Erde und unseres Daseins. Warum sorgen wir uns darum? Die Geschichte der Erde endet nicht im plötzlichen Umsturz der Verhältnisse. Jesus hat es uns zugesagt (etwa in Mt 28 oder Röm 8). Und doch – bleiben wir ehrlich: Wir müssen als fromme Nachfolger Jesu die globalen Veränderungen ernst nehmen. Das weltweite Leiden der Menschen können und dürfen wir nicht ignorieren. Jesus erinnert uns daran.
Inmitten schwerer Zeiten wäscht Jesus uns die Füße. Viel wichtiger als die Tatsache, dass bei der Fußwaschung alles glatt geht, sind seine Worte: „Ein Beispiel habe ich euch gegeben, damit ihr tut, wie ich euch getan habe“ (Joh 13). Zum Vertrauen gehört also auch die Ehrlichkeit. Seinem Tun an uns, folgt unser Tun am Nächsten. Wir sollen vom Kreuz Jesu reden – und wir sollen auch tun. „Damit ihr tut“, sagt Jesus.
Inzwischen sind es ca. 1,2 Milliarden Menschen, die nicht einmal das Wasser dazu hätten, um sich gegenseitig die Füße zu waschen. Das kann uns nicht egal sein. „Tut“, sagt Jesus. Und ich frage mich: Was wäre, wenn wir es täten. Ja, was wäre … Da haben wir es: Vertrauen und Ehrlichkeit.
Herzlich
Euer
Matthias Hanßmann
Leibhaftige Gnade
Liebe Apis, liebe Freunde im Ländle und darüber hinaus!
Verletzungen sind schmerzhaft. Können wir ein Lied davon singen?
Kurz vor seinem Tod geht Jonny Cash nochmals ins Tonstudio. Er zieht einen alten Song aus der Schublade, den Trent Reznor im Jahr 1994 geschrieben hatte. Der Titel: Hurt (Verletzung | Schmerz). Es geht darin um einen tiefen inneren Verlustschmerz. Eingegraben in der Seele kommen keine Emotionen auf, die Tränen finden keinen Kanal. Daher greift die Person zu einer folgenschweren Entscheidung: Sie verletzt sich selbst, um sich und den Schmerz zu spüren.
Mir begegnet es unentwegt: Menschen, die nach Jahrzehnten noch immer verletzt sind. Nicht selten sind es fromme Menschen. Der Vater hatte wöchentlich in der Gruppe oder gar in der Gemeinschaft von der Gnade gesprochen, und zu Hause war alles anders. Gnadenlos ging‘s zu. Zumindest aber blieb das offene Lob und die Anerkennung durchgängig aus. So etwas nennen Psychologen schlicht „emotionalen Missbrauch“. Wer glaubt, dass wir uns nicht auf Psychologen berufen sollten, darf sich gerne auf Jesus berufen (z. B. Mt 25,34-46). Verletzungen geschehen nicht nur durch Messer, sondern auch durch eine ausbleibende Message der Wertschätzung und einem fehlenden liebevollen Umgang – zumal zu Hause in der eigenen Familie. Gnade aber ist daher im Umkehrschluss nicht nur Botschaft, sondern ein Beziehungsgeschehen. Es geht um Sehen und Tun.
Tränen des Glücks
Ich wünsche Euch, dass in der Passionszeit nicht nur darüber gepredigt wird, sondern dass Ihr über das Glück weinen könnt, das Euch im tiefsten Schmerz ereilt. Und wir reden hier nicht von den eigens herbeigeführten Glücksendorphinen, welche bei Selbstverletzung ausgeschüttet werden. Wir reden hier vom Glück, wenn wir auf die (auch solidarisierende) Selbsthingabe Gottes am Kreuz schauen. „Für dich. Ich liebe dich so sehr, Matthias. Für dich tue ich alles!“ Das ist Gnade – nicht nur gepredigt, sondern leibhaftig. Und wenn mir die Tränen kommen, ein Lied entsteht, mich das Gefühl der inneren Heilung überkommt, dann kann ich Gnade auch weitergeben. „Wie schön, dass es dich gibt!“, höre ich mich sagen – und ich bleibe einfach stehen, und verweile beim Anderen, und teile in Liebe den Moment.
Und dann erzähle ich, warum ich so glücklich bin, und was das mit der Passion Jesu zu tun hat.
Euer und Ihr
Matthias Hanßmann
„Wollt Ihr auch gehen?“
Liebe Apis, liebe Freunde im Ländle und darüber hinaus,
zahllose Gespräche begleiten mich in den letzten Wochen über die Frage der Kirchenzugehörigkeit. Pfarrpersonen, Kirchengemeindemitglieder und Apis wollen wissen: Was ist denn bei den „Liebenzellern“ gelaufen, und welche Haltung hat unser Verband in dieser Frage? Kündigen die Apis jetzt solidarisch ihre Kirchenzugehörigkeit auf?
Familie
Die Antwort ist ein entschiedenes „Nein“! Ganz im Gegenteil. Unsere Landeskirche ist unsere Mutter. Der alte Pietismus ist aus ihr heraus geboren. Unsere Familie, unsere DNA, unser Selbstverständnis ist tief in unserer Kirche verankert. Dort bleiben wir. Aber wie es so ist, wenn wir von Familie reden – Kinder wollen nicht nur sprechen und laufen lernen, sie gründen irgendwann auch eigene Familien. Ja – auch wir Apis wurden erwachsen und bekommen eigene Kinder. Gott sei Dank! Wir sind selbst zu Eltern und Großeltern geworden. In diesem Sinne möchten wir weitergehen. Wir hoffen inständig auf eine wachsende Familie. Das kann in unterschiedlichen Formaten und Kooperationen passieren. Wir würden uns einen Neuaufbruch mit Bibel- und Gebetsgruppen in und zur Unterstützung von Kirchengemeinden ebenso wünschen wie eigenständige Api-Leuchtturmprojekte in den Regionen. Gleichzeitig braucht es viel Leidenschaft und Aufmerksamkeit, dass unser „Kind Aktion Hoffnungsland“ sich gut weiterentwickelt.
Im Klartext bedeutet das für uns selbst – jedoch auch gegenüber unserer Kirche: Wir wollen und müssen Selbstständigkeiten fördern, Verantwortungen abgeben, Veränderungen zulassen, und Neugründungen unterstützen.
Das verlangt uns Ehrlichkeit ab.
Wir Apis sind verbindlich und verlässlich. So soll es bleiben. Wir sind jedoch auch eine Gründerbewegung. Das sollten wir uns nicht nehmen lassen, auch wenn Widerstände kommen. Es gibt ein Leitbild, welches über den eigenen Leitbildern von Verbandsstrukturen und verfassten Kirchensystemen steht. Wir bekennen Jesus Christus als den Herrn der Kirche. Deswegen fragen wir ihn zuerst: „Herr, wohin sollen wir gehen?“ Entscheidend ist, dass wir uns von ihm die Wegweisung erbitten und zeigen lassen.
Für mich ist wesentlich, dass unser Engagement die Liebe Jesu widerspiegelt, die biblischen Inhalte unsere Handlungsmotive bestimmen, und wir in der Umsetzung relevante und verständliche, moderne und innovative, menschenfreundliche und Gott achtende Formate finden.
Neues starten – und verlässlich bleiben
Es gibt für uns Apis in diesem Sinne Herausforderungen vor der eigenen Haustür: Zunehmend finden Menschen zu uns, die nicht in unserer Kirche Mitglied sind. Und dort auch nicht Mitglied werden wollen. Es gibt Menschen, die von Herzen ein Leben mit Jesus führen wollen, den Taufwunsch äußern, aber im gleichen Zuge keine „evangelische Ehe“ mit unserer Landeskirche eingehen wollen. Was sollen wir tun? „Herr, wohin sollen wir gehen?“ Die Antwort kann kaum sein: „Dann halt nicht!“ Nein, es geht zuerst um die Menschen selbst, denen Jesus als Erlöser begegnet.
Daher: Neues starten, und gleichzeitig verlässlich bleiben.
Und was ist mit den „Liebenzellern“? Wer genau hinhört, erfährt: Auch sie wollen Veränderung, aber aus der Kirche ausscheiden woll(t)en sie nicht. Bitte redet miteinander – ob vor Ort, oder überregional. Fragt direkt nach. Wir sind zutiefst verbunden, und geistlich im Gleichklang unterwegs. Denn … wir sind Geschwister einer großen Familie, der
familia dei.
Euer
Matthias Hanßmann
Im Schneckentempo vorwärts
Liebe Api-Freunde,
drei Meter in der Stunde kommt sie voran, die Schnecke. Ich frage mich dennoch am frühen Morgen, wo sie geblieben – und noch mehr, woher sie gekommen ist:
Die Schleimspur ist der einzige Hinweis darauf, in welche Himmelsrichtung sie sich vom Acker gemacht hat. Zurück bleibt ein abgefressener Stummel des kleinen Salatsetzlings, den wir bewusst im Hochbeet eingepflanzt hatten.
Die Schnecke ist das Symbol für Langsamkeit. Aber das trügt. Denn Geschwindigkeit ist immer relativ. Was für uns beim Beobachten einer Schnecke eine Gemütsruhe auslöst, ist für die Schnecke selbst ein Mördertempo. Es kommt auf den Blickwinkel an.
So mag es auch bei Gott sein, wenn er auf unser Lebenstempo schaut. Was sich bei uns mitunter mörderisch anfühlt, steht für Gott in einer anderen Relation. Nehmen wir 30 % an Lebenstempo heraus, fühlt sich das aus Gottes Perspektive kaum sensationell an. Ob eine Schnecke in der Stunde zwei oder drei Meter zurücklegt, ist wenig weltverändernd. Ob wir uns eher ein Beispiel an der Schnecke, als an der Ameise (Sprüche 6,6) nehmen sollten?
Mir gefällt in der deutschen Sprache, dass beim Thema Langsamkeit mitunter auch ein Spannungsfeld aufgemacht wird: „Mir reicht es langsam.“; „Mach langsam.“, „So langsam geht’s.“; „Langsam wird es mir zu viel.“ Diese Wortpaarungen haben etwas mit meiner aktiven Lebensgestaltung zu tun. Lydia Schneckenburger (was für ein grandioser Name für solch ein Thema!), junge Mutter und Theologin, entfaltet dieses Thema sehr authentisch.
Veränderungen gestalten
Viel Veränderung steht im Api-Land an: In Brackenheim haben wir über Aktion Hoffnungsland den Zuschlag für die Gründung eines Naturkindergartens bekommen. Verschiedene Gemeindegründungen stehen an, und die allgemeine Vereinsmitgliedschaft soll 2023 umgesetzt werden. Besonders zum ersten „SCHÖ-Festival“ (7.-9. Juli 2023) laden wir ein. Auch Tagesgäste sind willkommen. Es ist das neue Konferenzformat der Apis für alle Generationen. Viel mehr aber beschäftigt uns, wie wir als Apis die nächste Generation wieder zum Bibellesen und Gebet animieren können. Sehr gerne würden wir hier verstärkt – auch im Zusammenhang mit dem Pfarrplan – wieder mit Kirchengemeinden zusammenarbeiten. Dazu braucht es Pfarrpersonen, die wieder Gemeinschaften in der Kirchengemeinde gründen, damit Gemeinde mündig bleibt, auch wenn im eigenen Pfarrhaus vor Ort keine Pfarrperson mehr wohnt.
Für all diese Themen sucht der Vorstand das Gespräch mit Euch. Wir starten daher ein Onlineformat (Infos: u.mayer@die-apis.de).
Ich grüße Euch nochmals mit der Jahreslosung, liebe Schneckengeschwister. Wir besinnen uns in ihr auf das Tempo Gottes: „Du bist ein Gott, der mich sieht“ (1Mo16,13).
Euer
Matthias Hanßmann
„Ich denke, also glaube ich“
Liebe Api-Freunde,
Blaise Pascal, dessen 400. Geburtstagskerze sich 2023 anzünden ließe, war ein Denker, ein Erfinder und ein Glaubender, der zum Glauben führen wollte. Seine Argumentation ist einfach. Es gäbe vier Varianten, die zu bedenken seien: 1. Ich glaube an Gott, und er existiert tatsächlich. In diesem Fall habe man nur gewonnen.
2. Ich glaube an Gott, und er existiert nicht. Hier habe
man nichts verloren. 3. Ich glaube nicht, und Gott existiert nicht. Hier habe man ebenfalls nichts verloren.
4. Ich glaube nicht, und Gott existiert. Hier habe man alles verloren. Nicht der Himmel, sondern die Hölle erwarte uns. Schlussfolgerung: Wäre es nicht die einzige richtige Verhaltensweise, an Gott zu glauben?
Ich meine, dass die Gottesfrage durchaus wieder in die Mitte von Klimadebatten und apokalyptisch anmutenden Weltuntergangsauftritten rücken darf. Wäre es nicht geradezu klug, an Gott zu glauben? Wenn wir uns intensive Gedanken über Klimaziele machen, sollten wir Menschen in gleichem Maße zum Nachdenken über die Ewigkeit anregen. Wer an Jesus Christus glaubt, hat nur gewonnen – im schlimmsten Falle jedoch nichts verloren. Im besten Falle ist jedoch alles gewonnen.
Spürsinn und Sehen
Ein Zeitgenosse Pascals, der Liederdichter Philipp Nicolai, versucht dieses „alles gewonnen“ zu beschreiben. Er überschlägt sich dabei schier. In der dritten Strophe von „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ dichtet er: „Kein Aug hat je gespürt, kein Ohr hat mehr gehört, solche Freude“. Mir gefällt diese Wortkreativität, denn in unserer Denke kann ein Auge nicht spüren, sondern nur sehen (wenngleich die Netzhaut eines der empfindsamsten Organe des Menschen ist). Das Auge wird zum spürenden Sinnesorgan. Nicolai gibt uns eine neue Sichtweise auf die Dinge. Wir leben nicht in einer letzten, vergehenden Generation. Nein, Gott will Kinder. Unsere Augen spüren die hoffnungsvolle Zukunft Gottes auf. Ist diese Denkweise nicht Weltflucht? Verschließen wir damit nicht die Augen vor der Wirklichkeit? Sicher nicht! Nicolai hat das Lied nach der Bewältigung einer Pandemie gedichtet. Die Menschen haben es in die mittelalterliche Chartliste aufgenommen. Zu jeder Zeit wurden Hoffnungslieder angestimmt. Ob nun die biblische Hagar („Du bist ein Gott, der mich sieht“), oder Philipp Nicolai. Mitten im Engagement um die Notlinderung in dieser Welt lässt sich Gott aufspüren. Der Glaube an ihn schenkt eine neue Sichtweise, die immer die himmlische Perspektive mit einschließt.
Ich wünsche Euch ein gesegnetes Jahr, in dem das Auge Gottes auf Euch ruht, und Eure Augen nicht nur sehen, sondern spüren, wie gut es Gott mit Euch meint.
Euer
Matthias Hanßmann
Trompetenengel überhört man nicht!
Liebe Api-Freunde,
vor zwölf Jahren konnten wir in Herrenberg ein kleines, unscheinbares und sehr sanierungsbedürftiges Fachwerkhaus erstehen. Nach etlichen Jahren war das „Häusle“ so gut hergerichtet, dass man die erste Übernachtung planen konnte. Das Dach war neu gedeckt, die Zimmer weitgehend gerichtet. Da überraschte uns mein Vater mit einer Idee: Die Herrenberger Stiftskirchenbauhütte, deren Baumeister er war, bietet bis heute handgetriebene Turmhähne und auch vergoldete Engel an. Und so kam er mit der Idee ums Eck, auf unser Dach einen großen und wetterfesten Trompetenengel zu installieren. So kam es, dass bis heute ein weithin sichtbarer Engel das Evangelium ins weite Gäu „bläst“.
Musikalische Engel
Der Trompetenengel hat seinen Ursprung in der Bibel. Er bläst nach Offenbarung 1,10 und Kapitel 8 das Wort Gottes wie mit einem Posaunenton in die vier Himmelsrichtungen hinaus. Tatsächlich dreht sich „unser“ Engel je nach Wind in alle Richtungen. Er posaunt nicht gegen, sondern mit dem Wind. Ein gutes Bild für unsere Zeit? In alle Richtungen ist Gottes Wort zu hören. Und wir sollen es in alle Richtungen erschallen lassen: „Seht doch: Ich bringe euch eine Freudenbotschaft. Im ganzen Volk wird große Freude herrschen. Denn heute ist in der Stadt Davids für euch der Retter geboren worden: Er ist Christus, der Herr!“
Engel fallen auf, und ihre Trompete ist nicht zu überhören. So ist es mit den Herolden Gottes. Ob als Advents-engel, Weihnachtsbote, Apokalypse-Engel oder persönliche Alltagsengel - sie sind weithin zu hören. Auch heute gibt es Menschen, die von Engelsbegegnungen erzählen. Könnt Ihr auch eine Geschichte erzählen? Bitte schreibt mir! Ich halte das für keine Spinnerei.
Euch allen, mitten in der Nacht der Welt, einen Engelchor Gottes! Singt mit, auf welchem Feld Ihr gerade auch immer Eure Herde beisammenzuhalten versucht: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.“
Euer
Matthias Hanßmann
Heimweh
Liebe Api-Freunde,
die Band „Heimweh“ hat den Nerv getroffen. Die Schweizer Band bedient mit ihren klangvollen Männerstimmen und den schönen Bildern Heimatemotionen. Wer in ein Konzert will, greift dafür gerne tiefer in die Tasche. Ja, das Stillen des Heimwehs lassen sich die Fans etwas kosten.
Heimweh tut weh. Es ist die Sehnsucht, die in der Fremde entsteht. Manche Menschen können ein Lied davon singen, wie sie darunter gelitten haben. Wir sollten diesen Schmerz nicht kleinreden.
Und dann gibt es diese Sehnsucht nach der himmlischen Heimat. An einem Erlebnis möchte ich Sie gerne teilhaben lassen: Ich stehe am Sterbebett eines alten Bauern. Berührend erlebe ich mit, wie die ganze Familie mit Enkeln nochmals anreist. Wir stehen um das Bett, feiern gemeinsam das Abendmahl. Eine nicht erklärbare Friedensstimmung erfasst uns alle. Es ist das Ende der quälenden Stunden voller Unruhe und Schmerz. Und es ist der Übergang in die himmlische Heimat, dessen Frieden auch uns in der irdischen Kammer erreicht. Ein heiliger Moment voller Dankbarkeit. Bengel hat dies in seiner ganz eigenen Sprache seiner Zeit so ausgedrückt: „Wenn bei der Einfahrt eines Pilgrims in jene bessere Welt die Tür aufsteht, so streicht allemal denen, die es nahe angeht, ein Himmelslüftchen entgegen, das sie stärkt, bis die gute Reise auch an sie kommt!“
Sterbewunsch
Muss es uns verunsichern, dass es um § 217 (StGB) ruhig geworden ist? Die Sehnsucht nach der himmlischen Ewigkeit wird oft hart auf die Probe gestellt. Nicht selten warten Menschen sehnsüchtig auf diesen Moment. Der Sterbewunsch kann beißend schmerzhaft sein. Die Seelsorge kann in diesem Zusammenhang nicht hoch genug eingeschätzt werden. In der Auseinandersetzung mit der Fragestellung nach aktiver Sterbehilfe sagte einmal die ehemalige Synodalin Tabea Dölker: „Wir wollen nicht durch die Hand eines Menschen, sondern an der Hand eines Menschen sterben.“ Parallel zu den markanten Fortschritten in der Palliativmedizin, hat sich auch die Seelsorge am Krankenbett deutlich weiterentwickelt. Sie nimmt ernst, dass wir die zukünftige Stadt suchen und ersehnen (Hebr 13,14). Und doch bleibt es für mich undenkbar, dass wir als Christen dem Wunsch nachgeben, beim Sterben aktiv behilflich zu sein.
Herbst
Für viele Menschen beginnt mit dem Herbst eine schwierige Zeit, insbesondere wenn sie allein wohnen. Wie wichtig kann jetzt das sein, was wir uns zum Programm gemacht haben: Gemeinschaft. Und wie froh bin ich, dass wir solche Angebote in noch immer großer Anzahl haben. Denken wir in diesen Tagen besonders an die Menschen mit himmlischem Heimweh.
Ihr und Euer
Matthias Hanßmann
Alles ein heilloses Durcheinander?
Liebe Apis, liebe Freunde im Ländle und darüber hinaus,
von dem Leiden der „alten Kreatur“ wusste auch die „Generation Paulus“. Krisen sind kein Merkmal unserer Zeit. Allerdings nehmen wir vermehrt das heillose Durcheinander in dieser Welt wahr. Die Medien spülen uns tagtäglich die Hiobsbotschaften ins Haus. Es mag sich absurd anhören, aber die schonungslose Analyse in der Bibel schafft Trost und Zuversicht. Denn schon im Römerbrief wird vom Seufzen der Tier- und Pflanzenwelt gesprochen (Röm 8). Mit ihrer Ratlosigkeit wurden die Menschen in der Antike jedoch nicht allein gelassen. Ganz im Gegenteil. Im großen Lied der „Heilsgewissheit“ wird der Blick in das weite Land geöffnet: „Denn ich bin überzeugt, dass dieser Zeit Leiden nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll“ (Röm 8,18).
Ein Hauch von Pfingsten
Neulich an der Jagst bei Kirchberg: Kennet und Paul, beide aus Nigeria, sind zum Glauben an Jesus gekommen. Als Flüchtlinge haben sie in Schrozberg Kontakt zur Api-Gruppe bekommen, die in Kooperation mit Christen der Umgebung jeden Sonntagabend einen internationalen Gottesdienst feiern. Jetzt möchten sie getauft werden. Und so feiern wir gemeinsam unter praller Sonne ein Tauffest. Pfarrer Michael Sarembe hält die Taufe, ich die Predigt. Es ist ein herrliches Sprachengewirr. Wir versuchen dies in der Predigt, den Liedern und Ansagen in deutscher und englischer Sprache einzufangen. Spätestens als der afrikanische Chor singt und zwei russlanddeutsche Musiker zum Instrument greifen, spüren wir den Hauch von Pfingsten mitten in der Hohenlohe. Als Kennet aus dem Wasser steigt, ist er überwältigt. Er zittert und weint. In sein von Flusswasser triefendes Gesicht vermischen sich sichtbar seine Freudentränen. Er und Paul sind in ein neues Leben mit Jesus eingetaucht und unendlich dankbar.
Der Taufakt bringt nicht das Heil in diese Welt. Es ist Jesus. Johannes Brenz spricht deswegen vom „Wort-Zeichen“. Nicht das Wasser, sondern sein Wort bringt den Menschen in die Ewigkeit. In der Taufe bindet sich Jesus an ein sichtbares Heilszeichen. Freilich: Ohne Glauben bleibt die Taufe ohne Sinn. Die Geschichte von Kennet und Paul ermutigen mich, und hoffentlich auch Euch: Wir erleben auch in unseren Tagen, wie Menschen zum lebendigen Glauben kommen und mit der Taufe ein neues Leben beginnen. Vielleicht sind wir an manchen Stellen zu zaghaft und zu mutlos. Lassen Sie uns Neues wagen. Vielleicht sind es weniger die Programme (die sein müssen!) als vielmehr die Begegnungen. Können wir wieder lernen, Menschen als Christenmenschen, und weniger als Kirche zu begegnen? Dann lasst uns die Gelegenheiten ergreifen, um von unserer Leidenschaft zu erzählen – einem Leben mit Jesus Christus. Kennet und Paul sind der Gegenentwurf zu allen Hiobsbotschaften einer heillosen Welt. Sie sind eine aktuelle, heilvolle Geschichte, des Wirkens Gottes mitten im Api-Land.
Sehen wir uns auf der Konferenz am 1.11. in Stuttgart? Thema: Heile Welt.
Auf ein Wiedersehen
Euer
Matthias Hanßmann
Leid ist unvermeidlich – Glück aber auch
Liebe Apis, liebe Freunde im Ländle und darüber hinaus!
Gott meint es gut mit uns. Das lässt sich Gott nicht nehmen – im Segnen nicht, und in den Seligpreisungen nicht. Deshalb brauchen wir nicht hinter jeder Meldung eine Verschwörung, und hinter jedem neuen Gesetz das Ende der Demokratie und der christlichen Gemeinde vermuten. Das Leben ist kein Kampf gegen Windmühlen. „Gott sitzt im Regimente“, so hat es neben Luther auch Karl Barth einen Tag vor seinem Tod im Jahr 1968 gegenüber seinem Seelsorger und Freund Eduard Thurneysen benannt. Deswegen: Regen und Sonne, Tag und Nacht, Sommer und Winter, Nachbar Franz und Bäcker Maier, Landesvater und Bundeskabinett – sie sind zuerst einmal keine Bedrohung, sondern Gottes Gabe an uns. Das andere sehen wir freilich auch: Die Entgleisungen in der Schöpfung und im Leben.
Wir sollten aufhorchen. Unsäglich sind die politischen Beiträge, die im Nachgang zur Abschaffung des §219a auch den §218 in Frage stellen. Wir stehen vor einer erneut grundsätzlichen Diskussion. Wir erkennen einerseits das berechtigte Interesse von Menschengruppen, die in ihrem Leben zweifelsohne viel Leid erleben mussten. Viele erzählen vom großen Unglück in ihrem Leben. Das tut weh, und wir sollten hinhören!
In der Diskussion um das Selbstbestimmungsrecht würde ich mir jedoch auch wünschen, dass wir der Stimme Gottes deutlich mehr Gehör schenken. Wenn wir uns als Eigentum Gottes betrachten (1Petr 1+2), dann dürfen wir nicht aufhören, nach seiner Meinung zu fragen. Die Bibel hält das „ich bin dein und du bist mein“ lebendig. Und sie besitzt das Potential, um das Miteinander einer Gesellschaft zu prägen. Gottes Wort ist in jeglicher Hinsicht lebensfördernd. Wenn wir nun das Glück ausschließlich in die eigenen Hände nehmen, an unseren persönlichen Maßstäben aufhängen, dann gleichen wir „Hans im Glück“. Objektiv wird ein reicher Mann zu einem armen Kerl. Subjektiv redet sich Hans das Leben schön, als sei er der größte Glückspilz – schließlich habe er selbst entschieden. Was vordergründig gut klingt, zieht ein großes Elend nach sich. Tatsächlich kehrt er nach 7 Jahren bettelarm ins Elternhaus zurück, und liegt der Mutter auf der Tasche.
Was wir tun, hat meist Folgen für den Mitmenschen. Die biblische Ethik ist daher im Doppelgebot der Liebe (Mt 22,37-39) an drei Ankerhaken festgezurrt: Gottesliebe, Nächstenliebe und Selbstliebe.
Wer die Selbstliebe überhöht, steht in der Gefahr, Gott und den Mitmenschen zu vergessen. Gottes Würde gilt eben auch den stimmlosen Menschen. Und deswegen erinnern wir mit diesem Heft auch an das Glück der Ungeborenen. Danke, dass Ihr in Eurer Urlaubszeit und Euren Gebeten auch an ihr Glück denkt!
Euer
Matthias Hanßmann
"Lieber Gott! Hilf!"
Liebe Api-Freunde,
„Lieber Gott! Hilf!“ … entfährt es einer Straßenpassantin, als sie miterleben muss, wie einem Fahrradfahrer durch einen LKW die Vorfahrt genommen wurde. Noch die Hände vor den Mund geschlagen, kann sie nach zwei Sekunden aufatmen: Nochmals alles gut gegangen.
Wieder so ein Moment, der mich zum Nachdenken bringt: Ob diese Dame wohl erahnt, dass Gott sie beim Wort nehmen könnte? In einer anderen Situation habe ich die Möglichkeit zu reagieren: „Es könnte sein, dass er Sie beim Wort nimmt.“ Ein interessantes Gespräch entsteht und ich bemerke, dass viele Menschen die Existenz Gottes durchaus diskutabel empfinden.
Glaubensbekenntnis
Nur - von welchem Gott reden wir da? Als Christen sprechen wir seit gut 1600 Jahren das Apostolische Glaubensbekenntnis. Das hat uns geprägt. Und wir sollten die nächste Generation dadurch ebenfalls prägen. Denn nirgends kommt so prägnant zum Ausdruck, dass unser Glaube an Gott den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist festgemacht ist. Unzählige Generationen vor uns sind Jesus nachgefolgt. Sie haben sich an diesen Bekenntnistexten festgehalten. In nicht wenigen Gemeinden, vielleicht insbesondere im Umfeld von Gemeinschaften und Freikirchen, kommen diese Grundtexte des Glaubens in den Gottesdiensten nicht mehr vor – ob nun das Apostolische Glaubensbekenntnis, oder auch das „Vaterunser“. Das sollten wir ändern, um ein Geländer für schwere Wegstrecken des Lebens zu haben. Nur so verstehen wir, warum Gott im tiefsten Leid dennoch der „Liebe Gott!“ ist. Das Kirchenjahr lässt uns über den Sommer viel Zeit für die Beziehungspflege und Verstehenswege mit dem Dreieinigen. Es ist Trinitatiszeit.
Gemeinsamkeit
Im Übrigen ist es eine sehr bewegende Erfahrung, wenn wir gemeinsam mit Menschen anderer Sprache und Herkunft sowohl das Glaubensbekenntnis als auch das „Vaterunser“ beten und sprechen. Der Rhythmus ist sehr ähnlich, die vielen Sprachen wirken seltsam erhebend. Mein Eindruck ist: Der Heilige Geist sammelt sie wie in einen Gabenkorb ein. In Vielfalt – und doch in Einheit bringt er das Vielsprachengebet vor den Thron Gottes (mir geht es hier nicht um das Zungengebet!). So sind wir viele – und doch in Christus eins. Auch hier bewahrheitet sich, dass Gott – der Dreieinige – sich ein Gegenüber in Vielfalt geschaffen hat.
Danke für Eure Lesetreue und Eure Hilfe in jeglicher Hinsicht!
Euer
Matthias Hanßmann
Gewinner gesucht!
Liebe Api-Freunde,
seit 38 Jahren war der Mann am Teich Bethesda (Joh 5) ein Verlierer. Einige Handschriften erwähnen, dass immer jene Person geheilt wurde, die als Erste in den Teich plumpste, nachdem der Geist Gottes das Wasser bewegte. So ist es bis heute: Nur wer als Erster über die Ziellinie rauscht, gilt als Gewinner.
Spiel und Wirklichkeit
Spiele brauchen Gewinner. Das Leben aber ist kein Spiel.
Und doch können wir von der Spielpädagogik fürs Leben lernen. Der Reiz an Spielen ist ja gerade, dass man in einen spielerischen Vergleichskampf kommt. Vergleiche aber sind wichtig, um zu verstehen, dass wir Individuen zwar unterschiedliche Fähigkeiten haben und somit ungleiche Voraussetzungen mitbringen. Aber gerade dies kann aneinander ausgetestet werden. Im Bezugsrahmen von Regeln und Gerechtigkeit(sempfinden) wird der Umgang mit Sieg und Niederlagen erlernt. Wie nötig haben wir das für den „Ernst des Lebens“. Im Spiel lernen wir im Optimalfall für den Alltag, dass wir den Schwächeren achten und ihm seine Würde nicht nur lassen, sondern ihn in seinem Selbstwert sogar bestärken. Wir verleugnen dabei nicht, dass es Stärkere, Schnellere, Bessergestellte, Benachteiligte und schlechter Ausgestattete gibt. Vielmehr lernen wir, wie es gelingen kann, dass sich sowohl die „Verlierer“ als auch die „Gewinner“ auf die nächste Begegnung freuen, weil es alle als Mehrwert empfinden. Dies kann nur durch gegenseitige Wertschätzung gelingen. Auch in der Gemeinschaft, im „WIR-einander“, gibt es Menschen mit unterschiedlichen Begabungen und Voraussetzungen. Und doch braucht es keine Verlierer. Vielmehr gilt der kluge biblische Satz: „Einer ist euer Meister, ihr aber seid alle Brüder“ (Mt 23,8). Achtsamkeit und Wertschätzung stehen im Vordergrund.
Miteinander unterwegs
Das gelebte Miteinander ist der große Gewinner dieses Heftes. Das Titelbild führt uns auf die richtige Fährte. In der Vorbereitung wurde uns klar, dass es für die Entfaltung dieses Themas viele Schlüsselworte gibt: Gemeinsam anpacken, die gelebte Gemeinschaft, die Teilhabe des anderen in allen Bereichen, die Leitungsverantwortung in einer Gemeinde, die Einheit im Glauben, die Achtsamkeit gegenüber dem Anderen und das (Mit)Teilen untereinander.
Der größte Trumpf ist das gemeinsame Gebet. Jesus hat uns diese Möglichkeit regelrecht zugesteckt. Beten wir, so sind wir schon heute als weltweite Gemeinschaft vor Gottes Thron versammelt. Und das sollten wir tun, dringend und oft. Hoffnung macht uns dies allemal in Hinblick auf die angsttreibende Kriegssituation. Denn im Gebet sind wir vor Gott alle gleich. Und wir schauen auf zu dem einen, der uns an seinem Gewinn teilhaben lässt: Jesus.
Bis wir uns wiedersehen - bleibt Gesegnete!
Euer
Matthias Hanßmann
Kraft schöpfen
Liebe Api-Freunde,
die Masken sind gefallen. Weitgehend dürfen wir uns wieder öffentlich anlächeln. Aber was passiert denn da? Wir, auch ich, zögern. Maske runter – ist das jetzt wirklich gut? Müssten wir nicht weiterhin zurückhaltend agieren? Nur: So schwer wir uns vor zwei Jahren mit den beginnenden Beschränkungen taten, so sehr schwer fällt es nun etlichen Menschen, den Weg zurück zur Normalität zu finden. Ja, man hat sich eingerichtet mit den Beschränkungen. Eine japanische Firma hat sogar eine Maske entwickelt, die als Übersetzer in acht Sprachen fungiert. Eine Maske als Übersetzungshilfe – wer hätte das gedacht.
Sehnsuchtsorte
Interessant ist, dass wir alle in den schweren Zeiten die Schöpfung Gottes neu entdeckt haben. Ja, sie ist wie ein Kraftspender geworden. Naturverbände klagen inzwischen über einen völlig überlasteten Wald. Die Natur kann das Bedürfnis der Erholungssuchenden nicht stillen. Warum strömen so viele Menschen in die Natur? Ich denke, es drückt die Sehnsucht des Menschen nach der Ursprünglichkeit Gottes aus. Die unberührte Natur wirkt auf viele Menschen wie ein Stück himmlischer Heimat. Was für die Natur gilt, kann auch in allen anderen Bereichen der Kultur beobachtet werden. Und so ist es nicht verwunderlich, dass viele Menschen neben dem Wald auch die Klänge der Musik sowie die Kunst mit Pinsel und Farbe für sich neu entdeckt haben. Nur die Kirchen, Gemeinden und Gemeinschaften haben solch einen Zustrom nicht erlebt (Ausnahmen bestätigen den Eindruck). Bilden die Gemeindeorte keinen Sehnsuchtsort mehr ab? Wird bei uns Kraft empfangen? Oder liegt die Vermutung nahe, dass mehr Kraft eingefordert wird? Das macht mich nachdenklich.
Erlösungsbedürftig
Die Natur ist sehr verletzlich und stellt selbst keine heile Welt dar. Dies zeigt uns neben der Klimakrise leider auch der schreckliche Krieg in der Ukraine. Das kriegerische Treiben hat schon heute entsetzliche Naturschäden hinterlassen. Gottes schöne Welt bleibt in jeglicher Hinsicht erlösungsbedürftig. Und es ist wichtig, dass wir den Hoffnungsort für alle Sehnsüchte immer wieder benennen: Jesus.
Fassungslos stehen wir vor dem Leid und der schreienden Ungerechtigkeit in der Ukraine. Und gleichzeitig staunen wir über die große Hilfsbereitschaft und über die Gebetsinitiativen im ganzen Land. Lasst uns darin stark bleiben und um die Kraft Gottes bitten. Ich grüße Euch alle mit dem Wort Gottes: „Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der Herr Zebaoth“ (Sacharja 4,6).
In diesem Sinne – bleibt Gesegnete
Euer
Matthias Hanßmann
Total im Reinen? - Total daneben!
Liebe Api-Freunde,
was wir in diesen Tagen an Kriegsterror erleben ist unfassbar schrecklich, böswillig und diabolisch – ja, schlicht „total daneben“. Ungemein bewegend ist es, in welcher Weise Hilfsleistungen eingehen, Haustüren geöffnet werden und Gebetsinitiativen gestartet wurden. Wir Christen haben Hoffnung – gerade auch in schwerster Zeit.
Wie ergreifend aber ist es, wenn die geflüchteten Geschwister aus der Ukraine, also die Betroffenen selbst, hier in Deutschland ihren Glauben durch Lieder bezeugen (so etwa auf dem Schönblick geschehen)! Wir spüren, wie tief sich der Frieden Jesu in allem Leid in den Herzen der Glaubenden spiegelt.
„ReFresh“
Lasst uns hoffnungsvoll in die kommende Zeit gehen. Hilfreich ist, dass wir wieder einladen, wieder feiern, wieder Gemeinschaft pflegen und Gottesdienste feiern dürfen. Jetzt gilt es, dazu einzuladen und aufzubrechen.
In wenigen Wochen könnt Ihr bei uns im Verband das Starthilfepakte „ReFresh“ abrufen. Viele Menschen waren seit Monaten, ja seit Jahren nicht mehr in präsent erlebbarer Gemeinschaft. „ReFresh“ bietet Hilfe für Kleingruppen, Hauskreise und Gemeinschaften in kleinem und mittelgroßem Rahmen.
Und – wenn das Magazin noch vor dem 21.3. im Briefkasten angekommen ist, dann meldet Euch noch zum Kongress „Segen sein“ auf dem Schönblick an. 300 Personen sind schon dabei. Wir empfinden es ist wie eine Startrampe in hoffnungsvolle Zeiten.
In diesem Sinne – bis wir uns wiedersehen und darüber hinaus: Seid Gesegnete!
Herzlich
Euer
Matthias Hanßmann
Platzanweisung
Liebe Api-Freunde,
die Ereignisse und die Zahlen sprechen für sich. Die Kirche gibt kein gutes Bild ab. Die Missbrauchsskandale bringen nicht nur erneut eine Welle von Austritten mit sich, sondern es verfestigt sich auch der Eindruck, Christen seien Heuchler. Das verunsichert uns Christen. Wieviel Wolf steckt im Lamm – auch unter uns? Viel dramatischer jedoch als das Abwenden und Austreten aus den Volks, aber auch aus Freikirchen ist daher die spürbar innere Kündigung der Menschen. Der organisierten Christenheit wird zunehmend abnehmende Relevanz bescheinigt. Wölfen will keiner begegnen, schon gar nicht im Rudel.
Geschichten, die Hoffnung machen
Gleichzeitig würden wir gerne die großartigen und doch kleinen Geschichten des Alltags aus unserem Umfeld erzählen. Es sind Geschichten, in denen Menschen wieder Hoffnung bekommen, Gemeinschaft entdecken und lebensfroh werden. Geschichten, bei denen Menschen Sensibilität und Herzenswärme sowie den Frieden Jesu erlebt haben. Nicht selten finden Menschen bei uns in der Begegnung mit Jesus ihr Glück. Es sind die kleinen Inseln der Gottseligkeit. Ja, das geschieht unentwegt – mitten unter uns. Nur, wer hört schon gerne diese leisen Geschichten von Heil und Heilung?
Miteinander
Es sind die anderen Geschichten, die ihren Weg in die großen Medien finden. Aber ehrlich: Macht es einen Unterschied, ob wir eine Impfkampagne auf den Platz bekommen oder ob andere gute Demokraten solch eine Aktion verantworten? Braucht es dazu auch uns Christen? Ich denke ja. Eben „auch“! Wir sollten mit einstimmen und uns bei den wichtigen Themen wie etwa zu Corona und Klima solidarisieren. Wir haben durchaus etwas dazu beizutragen – auch und gerade bei den Themen, an denen wir uns unsäglich schuldig gemacht haben. Nur täuschen wir uns nicht, denn bei diesen Themen stimmen wir in einen Massenchor ein. Der Sologesang eines prominenten Christenmenschen sticht wohl kaum klangvoller heraus als die Solidaritäts- bekundungen eines Klima-Promis, eines Filmproduzenten oder eines Fußballprofis. Zumal uns in vielen Fragen eher eine leise (und demütige) Zweitstimme gut anstünde.
Was aber zeichnet uns dann aus? Was ist unsere Bestimmung – ja, unsere Berufung, die uns als Christenmensch ausmacht? Und wie äußerst sich diese sowohl bei jedem Einzelnen, als auch im Leben der Gemeinschaft und Gemeinde?
Willkommen in dieser Magazin-Ausgabe. Sie nimmt uns mit auf die spannende Reise zum Thema Berufung.
Herzliche Grüße – und auf ein Wiedersehen
Euer und Ihr
Matthias Hanßmann
Ich bin dabei! - Vom Reiz der aktiven Langsamkeit
Liebe Api-Freunde,
Verzichten und Fasten ist nicht dieselbe Seite einer Medaille. Im Verzichten meinen wir „ohne mich“. Das Fasten aber sagt: „Ich bin dabei!“ Fasten ist der aktive Entschluss des Loslassens, ohne einfach nur weniger an sich heranzulassen. Die Aktion „7 Wochen ohne“ bringt dies mit seinem Jahresthema 2022 zum Ausdruck: 7 Wochen ohne Stillstand. Gut, auch dieses Thema zeigt nun wieder nur eine Seite der Medaille auf – eben das Aktive im Fasten. Aber tut es uns in diesen Zeiten nicht auch wirklich gut? Kuno Kallnbach erzählt im Doppelpunkt davon, dass Fasten und Gehen eine große Nähe besitzen. Wir fragen uns nicht von ungefähr gegenseitig: Wie „geht’s“ dir? Und doch ist es so - von Begrenzungen jeglicher Art haben wir alle die Nase voll. Hinter vorgehaltener Maske reden viele inzwischen Klartext: Wir haben es satt! Sattheit schreit aber nach aktiver Entbehrung.
Chancen des Fastens
Genau deswegen ist es ein Geschenk, dass das Fasten auch die aktive Seite betont. Es ist der Entschluss zur Veränderung. Nicht „ohne mich“, sondern „mit mir“ wende ich mich in diesen Wochen ganz bewusst dem Gebet, der Buße und somit dem Herrn zu. Nach Monaten und Jahren der ungewollten Verhaltenseinübungen ist es Zeit, dass Jesus in der Stille einen Raum für unsere Zukunft öffnen darf. Das darf behutsam geschehen. Es ist wie das Stillstehen in einem großen Treppenhaus, von welchem unzählige Türen in verschiedene Zimmer führen. Es ist die Chance der geistlichen Achtsamkeit, welches aktives Hören und Schauen beinhaltet. Durch welche Tür soll es gehen? Und Jesus gewährt uns alle Zeit dieser Welt. So gewinnen wir neue Perspektiven für unser Engagement in unseren Beziehungen, in Ehe und Familie, in Gemeinden und Gemeinschaften. Hier und da wird aufgeräumt. Und nach und nach wird uns klar, durch welche Tür wir in Zukunft gehen sollen. Nur im Stillhalten kann ich schließlich den Blick auf mich selbst zulassen, und das Verhältnis zu Gott klären. Mitten im Engagement an anderen, hätte ich mich doch fast selbst vergessen. Gut, dass Fastenzeit ist! Ich bin dabei, dass ohne mich etwas geschieht. Wenn das keine Gnade ist!
Zeit für Gebet
In der Entbehrung wandeln sich Sehnsüchte in Hoffnungen. Und das Gebet bekommt eine neue Tiefe. Dazu laden wir ein. Wer betet mit?
Sonntag: Für den Sabbat des eigenen Herzens und die Begegnung mit Jesus.
Montag: Für die Rastlosen und Getriebenen in unserem Umfeld.
Dienstag: Für die Wahl des neuen Landesbischofs/der neuen Landesbischöfin (am 17.3.2022) und unsere Kirche.
Mittwoch: Für die Kranken, Trauernden, Verstrittenen und Deprimierten, die wir persönlich kennen.
Donnerstag: Für die Leitenden und Mitarbeitenden in unseren Werken (Verband, Schönblick, Aktion Hoffnungsland).
Freitag: Für die verfolgten Menschen aller Kulturen und Religionen – und insbesondere für die verfolgten Christen, die um Jesu Willen leiden.
Samstag: Für die politischen, ethischen und wirtschaftlichen Entscheidungsträger in unserem Land.
Von Herzen ein Gruß aus dem Vorstand und dem ganzen Redaktionskreis
Euer
Matthias Hanßmann
Gleichgültigkeit ablegen
Liebe Api-Freunde,
seid Ihr gut im neuen Jahr angekommen? Ich freue mich auf das Jahr 2022. Natürlich denke ich an unseren Kongress „Segen sein“ vom 24.-27.3.2022 auf dem Schönblick. Hoffentlich habt Ihr Euch schon angemeldet! Ich bin mir sicher – er findet statt! Aber dann auch dies: Viele geplante und unvorhergesehene Begegnungen in „The Api-Länd“ 2022. Und ich bin neugierig. Du auch? Mit Neugierde sammle ich auch die kleinen Perlen am Wegesrand auf. Möchtet Ihr mit mir die durchaus zwiegespaltene Person Hugo Distler neu entdecken (80. Todestag), der in direkter Nachbarschaft zu unserem HoffnungsHaus Stuttgart an der Musikhochschule wirkte? Oder können wir gemeinsam die Tore unserer Nationalmannschaft bei der Fußballweltmeisterschaft bejubeln?
Einmischen
Dieses Jahr nehme ich mir einmal wieder etwas vor, auch wenn es schiefgehen könnte. Also, für 2022: Ich will mich einmischen. Ein Beispiel? Die Gespräche zwischen Kirche und Pietismus brauchen Rückenwind und Kraft. Freie Fahrt für freie Werke in (!) unserer Kirche. Das will ich noch mehr zu meinem Thema machen. Und was ist Dein Thema? Wo bist Du neugierig? Und wo möchtet Ihr Euch einmischen? Lasst uns die Gleichgültigkeit ablegen und Leidenschaft entwickeln.
Wertschätzung
Wenn Ihr dieses Magazin in Händen haltet, liegt mein Text der Redaktion bereits länger vor. Die Stimmung ist in diesen Tagen aufgeheizt. Weihnachtsmärkte werden abgesagt, Arbeitnehmer müssen ihren Impfstatus offenlegen. Am Horizont zeichnet sich das Thema Impfpflicht ab. Es wird heiß diskutiert, ja gestritten. Wie verhalten wir uns als Christen in dieser Spannung? Die einen fühlen sich vorgeführt, die anderen fühlen sich ausgenutzt. Gleichgültig kann uns das nicht lassen. Andere sollen sehen, dass wir uns nicht zerfetzen, sondern in den unterschiedlichen Haltungen achten und gegenseitig tragen. Man muss nicht laut werden, um sich von der Gleichgültigkeit loszusagen. Nein, das kann auch in stiller Wertschätzung geschehen. Gerade weil wir als Gemeinschaften und Gemeinden beim Impf-thema und den Corona-Verordnungen durchaus kontrovers unterwegs sind, können wir vorbildhaft wirken. Andere gehen auf die Straße und lassen der Gewalt und dem Frust freien Lauf. Wie wohltuend ist es, wenn Menschen bei uns erkennen, dass wir mit hoher Achtung einander durchtragen – immer Jesus vor Augen. Das wünsche ich Euch und uns allen.
Gottes Segen im neuen Jahr. Werdet mutig und bleibt gleichzeitig in der Liebe.
Euer
Matthias Hanßmann
Sehnsuchtszeit
Liebe Api-Freunde,
Weihnachtszeit ist Sehnsuchtszeit. Ich sehe mich noch als Kind in der Diele unseres Hauses stehen. Meine Eltern hatten den türlosen Eingang zum Wohnzimmer mit Tüchern verhangen. Die Bescherung kündigte sich an.
Das Rascheln von Geschenkpapier, das Klappern von Geschirr, und der Duft aus der Küche. Mit jeder Minute wuchs die Spannung, und mit ihr die Vorfreude – kurz: Wann endlich durften wir hinter den Vorhang schauen?
Die Sehnsucht ist eine unbequeme, aber auch lebenserhaltende Begleiterin. Sie hält uns wach und vital. Die unbequeme Seite der Sehnsucht bleibt jedoch wenig attraktiv. Denn sie zwingt uns zur Geduld und zum Ausharren. Wann kommen endlich einmal wieder die Kinder und Enkel zu Besuch? Wann erfüllt sich meine Sehnsucht nach einem Partner oder Partnerin? Wer kann den ständigen Schmerz in meinem Körper bändigen? Wann endlich können wir uns wieder ohne Gesichtsmaske begegnen?
Warten und Ausharren
Willkommen im Advent! Denn im Advent geben wir dem Warten und Ausharren Raum. Im Advent können Sehnsüchte zur Hoffnung transformieren. Der Transformator ist das Gebet: „Maranatha – Herr, komme bald!“ Dieses Gebet weitet den Blick über unsere Wünsche hinaus.
Der Heilige Geist macht aus unserer Sehn-„Sucht“ eine innere Gewissheit, die sich aus der Hoffnung ernährt (Römer 5,3-5).
Die Erfüllung der Sehnsüchte geschieht auch in der
Weihnachtsgeschichte mit allen Sinnen. Den Augen kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Der Glaube geschieht regelrecht „im Schauen“. Die Augen sind die Sinne der großen Fest- und Heilstage Gottes, die Ohren gehören dem Glauben des Alltages. Im Wunder von Weihnachten erlaubt Gott uns Menschen den Blick hinter den Vorhang. Wir riechen und hören schon – jetzt aber dürfen wir für einen kurzen Moment der Geschichte auch Gottes Herrlichkeit sehen.
Eine erfüllte Zeit, mit viel Freude am Schmöckern in unserem Magazin!
Euer und Ihr
Matthias Hanßmann
Beiträge von Steffen Kern
Weites Land
Liebe Apis, liebe Freunde,
es ist Zeit, Abschied zu nehmen. Meine 13 Jahre als Vorsitzender der Apis gehen zu Ende. Zutiefst dankbar blicke ich auf diese gefüllte Zeit zurück. Es sind und waren bewegte Jahre. Reich beschenkt gehe ich weiter. Mein Anliegen ist es, Euch und Ihnen allen von Herzen zu danken für so viele wertvolle Begegnungen und alle Weggemeinschaft! Es ist ein großes Vorrecht und ein Geschenk für mich, bei den Apis tätig gewesen sein zu dürfen. Wir stehen in vielem erst am Anfang. Jetzt geht es erst richtig los!
Jetzt geht’s los
Bei Euch in Gemeinschaften und Gemeinden, der Aktion Hoffnungsland und auf dem Schönblick: Es geht los! Wir denken oft zurück. Wir beschreiben uns von unserer Geschichte her. Wir denken an das, was war, und definieren uns von der Vergangenheit her. Das ist nicht falsch, aber das ist nicht alles! Denn dabei übersehen wir leicht: Gott hat eine Berufung für uns. Er schenkt uns Zukunft. Er führt uns in die Weite. Wer zu Jesus gehört, ist ein Kind der Hoffnung. Wir leben im Licht des kommenden Tages. Was vor uns liegt, muss uns bestimmen. Genau dazu gibt uns Gott seine Verheißung: Was er sagt, weist nicht zurück, sondern nach vorn. Also, lasst uns verheißungsorientiert und hoffnungsvoll weitergehen!
„Mit Jesus Christus mutig voran“
Darum hat der Titel dieser Ausgabe eine tiefe Bedeutung: Weiter geht’s! - Für Euch alle jeweils persönlich. Für die Apis mit dem neuen Vorsitzenden Matthias Hanßmann, über dessen Berufung ich mich von ganzem Herzen freue. Ja, und auch für mich geht es weiter: Eine neue Berufung. Neue Wege. Neue Herausforderungen. Mit Respekt vor den Aufgaben und Zuversicht gehe ich weiter. Zugleich mit großer Freude, weil ich darauf vertraue, dass Jesus vorangeht. In mir klingt der alte Jungscharspruch nach: „Mit Jesus Christus mutig voran!“
Dank und Bitte
Ein herzlicher Dank an alle, mit denen ich unterwegs sein durfte: im Vorstand, auf dem Schönblick, bei der Aktion Hoffnungsland, im Landesgemeinschaftsrat, auf der Geschäftsstelle in Stuttgart und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Landesdienst, mit denen ich eng zusammengearbeitet habe! Und natürlich den vielen Ehren- und Hauptamtlichen im Land, die in so vielen Gemeinschaften, Projekten und Initiativen mit Herzblut engagiert sind. Danke für so, so vieles! Auch für Eure Geduld und Nachsicht für das, was ich Euch Schuld geblieben bin. Wir sind und bleiben auf Vergebung angewiesen, ich zuallererst. Am Ende eines Wegabschnitts bitte ich Euch auch darum – neben all dem Dank und der großen Freude über das, was geworden und gewachsen ist, und über die vielen gemeinsamen Erfahrungen und Erlebnisse. So stellt sich bei allem Mut zu neuen Wegen die Frage: Was soll bleiben? – Dazu drei Herzensanliegen:
Bleibt bei unserem Auftrag!
Wir Apis sind Bibelbeweger, Heimatgeber, Hoffnungsträger. Jede Erneuerung von Kirche und Gemeinschaft wird immer von der Bibel herkommen. Darum sind wir eine Bibelbewegung. Daneben bleibt die Gemeinschaft unser Markenzeichen: Lebt also eine offene und einladende Gemeinschaft, zu denen möglichst viele Fremde, Außenstehende und anders Lebende einen Zugang finden. Bleibt im besten Sinne des Wortes missionarisch – und das heißt immer auch diakonisch! Unser Auftrag ist es, den Menschen zu dienen. Also sind wir bereit, alles so zu verändern, dass es den Menschen dient.
Bleibt bei unserer Berufung!
Die Berufung von uns Apis ist es, als freies Werk in der Landeskirche tätig zu sein. Wir gehen in der Kirche nicht auf, aber wir gehören mitten hinein in unsere Landeskirche. Es gilt der alte Leitspruch: in der Kirche, mit der Kirche, aber nicht unter der Kirche. Das ist nicht nur gute Tradition, es ist vielmehr unsere Berufung auch für die Zukunft! Zum Segen für beide, Pietismus und Kirche.
Bleibt an Jesus Christus orientiert!
Wenn Jesus Christus die Mitte ist, rückt alles andere an den Rand. Darum widersteht der Versuchung, Zweitrangiges zu Erstrangigem zu machen. Vor allem widersteht allen Versuchen, die unsere Bewegung polarisieren und politisieren wollen. Darin liegt die wohl größte Gefahr in dieser Zeit. Wer Jesus im Herzen hat, erhält ein weites Herz und ein weites Denken. Wenn uns der Himmel gewiss ist, werden wir – im besten Sinne des Wortes – weltoffen leben.
In diesem Sinne brechen wir mit der ganzen Gnadauer Bewegung auf in das Land, das vor uns liegt. Es ist ein Hoffnungsland: ein gutes und weites Land.
Seid Gott befohlen!
Euer
Steffen Kern
Das Schöne und das Schwere
Liebe Apis, liebe Freunde,
es ist leicht, das Schöne und Attraktive zu lieben. Das gilt nicht nur für Kleider, Schuhe, Autos, Schmuckstücke und Häuser. Es gilt im Blick auf andere Menschen: Die Schönen, Reichen und Einflussreichen werden geliebt. Und es gilt auch für das Leben selbst: Das schöne und leichte Leben lieben wir. Die Urlaubszeiten. Die Erfolge. Die Siege. Die glücklichen und gesunden Tage, die es uns erlauben, das Leben zu genießen. Etwa kulinarisch: das exzellente Vier-Sterne-Menü. Sportlich: die eigene Beweglichkeit und Leistungsstärke. Musikalisch: ob Bach, Beatles oder Beyoncé. Oder sozial: das Feiern mit Freunden, in der Familie oder auch die Begegnung mit Schwestern und Brüdern im Gottesdienst. All das Schöne und Leichte ist leicht zu lieben. – Aber es gibt auch das andere.
Der Prediger Salomo spricht von den Tagen und Jahren, von denen wir sagen: Sie gefallen uns nicht (vgl. Prediger 12,1). Es gibt Zeiten, in denen das Leben nicht mehr schön ist. Nirgends ist es Christen versprochen oder verheißen, dass das anders wäre. Zum Schweren gehören Zeiten der Krankheit, der Trauer, der Einsamkeit. Manchmal kommt alles zusammen. Schmerzen kommen dazu, geringer werdende Kräfte, Aussichtslosigkeit. Darum heißt die Frage: Lieben wir das Leben noch, wenn alles schwer wird?
Wenn das Leben nicht mehr schön ist
Immer mehr Menschen sagen: „Wenn es zu schwer wird für mich, dann mach ich Schluss.“ Seit einem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes zum assistierten Suizid, wird das selbstbestimmte Sterben neu diskutiert. Verständlich ist das: Wer will schon pflegebedürftig werden, anderen zur Last fallen und selbst das Leben nur noch als Last empfinden? Andererseits: Können, sollen und dürfen wir einfach die Hintertür nehmen, wenn wir es nicht mehr aushalten? Hält uns wirklich nichts und niemand mehr? – Der Schöpfer schenkt uns das Schöne, aber er ist auch im Schweren für uns da. Als Christen sehen wir das Leben als Gabe, die uns anvertraut ist und die uns unverfügbar bleibt. Wir können uns das Leben nicht selbst geben, darum nehmen wir es uns auch nicht. Wir lieben das Leben immer noch. Allerdings: Das schreibt und sagt sich leichter, als dass es sich leben lässt. Was tun, wenn wir an unsere Grenzen kommen? – Dazu geben die Beiträge in diesem Magazin wertvolle Anregungen. Sie gehen uns alle persönlich an.
Seien Sie herzlich gegrüßt
Ihr
Steffen Kern
Berufen
Liebe Apis, liebe Freunde,
es ist für mich eine sehr große Freude, dass ich über diese Berufung berichten darf: Matthias Hanßmann wird neuer Vorsitzender der Apis. Er wurde einstimmig gewählt und tritt ab 1. November 2021 meine Nachfolge als Vorsitzender unseres Verbandes an. Der Landesgemeinschaftsrat hat diese Berufung durch seine Wahl am 16. April 2021 ausgesprochen.
Das ist für uns alle, die wir den Weg unseres Verbandes auf dem Herzen haben, eine echte Gebetserhörung. Matthias Hanßmann ist vielen bekannt. Er war viele Jahre im Dienst der Apis tätig und hat in dieser Zeit viele wegweisende Impulse gesetzt, etwa in der Jugend- und der Musikarbeit und für die „mittlere Generation“. Inzwischen ist er Pfarrer der Württembergischen Landeskirche und Mitglied der Landessynode. Dort ist er auch Sprecher der „Lebendigen Gemeinde“. Dies und viel mehr sind beste Voraussetzungen, um den Dienst des Api-Vorsitzenden wahrnehmen und das weite Feld von Kirche und Pietismus gestalten zu können. Seine missionarische Leidenschaft, sein Sinn für Innovation und sein Herz für eine auf Jesus Christus ausgerichtete Gemeinschaftsarbeit in vielen Formen sind angesichts der aktuellen Herausforderungen besonders wertvoll. Ich bin von Herzen dankbar, die Verantwortung an ihn weitergeben zu dürfen.
Frauen in Leitung
Berufen – das gilt für Menschen an ganz unterschiedlichen Stellen unseres Verbandes. Für Jüngere und Ältere, für Frauen und Männer. Darauf weisen insbesondere die Artikel in dieser Ausgabe unseres Magazins hin. Sie tragen dem Rechnung, dass Frauen wie Männer in Verantwortung, Leitung und Dienst berufen sind. Dazu biblisch-theologische und zugleich sehr persönliche Ausführungen von Corinna Schubert und wertvolle Zeugnisse von einigen Frauen, die mit uns verbunden sind. Als Gemeinde ist es unsere Aufgabe, den Dienst der Berufenen anzunehmen und nach Kräften zu fördern.
So grüße ich Sie heute herzlich
Ihr
Steffen Kern
Der große Wahnsinn
Liebe Apis, liebe Freunde,
wir können nicht leben, ohne schuldig zu werden. Schuld sieht man nicht. Das hat sie mit einem Virus gemeinsam. Wir entdecken sie nicht einmal unter dem Mikroskop. Sie ist sinnlich nicht wahrnehmbar, aber sehr wohl wirksam und manchmal auch zu „spüren“. Schuld geschieht im Zwischenraum: zwischen Mensch und Mensch und zwischen Mensch und Gott. Dieser Zwischenraum ist erfüllt von Beziehungen – und genau diese sind immer wieder belastet und gestört. Diese Störung nennt die Bibel Sünde. Und der Sünde folgt die Schuld.
Die Grundschuld unseres Lebens ist die, dass wir Gott nicht danken. Der Sünde des Unglaubens folgt die Schuld des Undanks auf dem Fuß. Wer Gott nicht vertraut, kann ihm nicht danken. Wir schulden Gott unseren Dank. Denn er ist der Geber aller Gaben. Wir wollen sein wie Gott. Wir wollen selbst Schöpfer und Herr sein – und verkennen, wer wir sind: Geschöpfe, die alles empfangen. Wir danken nicht; das ist unsere Grundschuld. Sie hat fatale Folgen.
Undankbarkeit macht skrupellos. Wer Gott nicht dankt, beginnt seine Umwelt zu verachten. Wenn das Gottesverhältnis gestört ist, wird das Weltverhältnis zerstört. Wer Gott nicht als Schöpfer ehrt, achtet die Welt nicht als Schöpfung. Wir bleiben der Welt unsere Verantwortung schuldig. Und wir bleiben unseren Mitmenschen unseren Respekt schuldig. Wir achten sie nicht als Mitgeschöpfe, als „Mit-Ebenbilder Gottes“. Wir missachten ihre Würde. Wir werden ständig an anderen schuldig – manchmal ohne es zu merken.
Dieser Wahnsinn geht noch einen Schritt weiter. Wer Gott nicht als Herrn ehrt und ihm dankt, und wer die Welt und die Mitmenschen nicht achtet, verfällt dem Wahn, selbst Herr über alles zu sein: über die Welt, über andere und über sich selbst. Wer Herr über alles sein will, ist aber auch allem gnadenlos ausgeliefert – auch sich selbst. Wer sich selbst als einzigen Gott ehrt, hängt einem Götzen an und wird auch an sich selbst schuldig.
Es gibt nur einen Weg, wie diese vierfache Schuld – gegenüber Gott, gegenüber der Welt, gegenüber anderen und uns selbst – aus der Welt geschafft werden kann: Schuld kann nur vergeben werden. Darum beten wir täglich: „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.“
Seien Sie herzlich gegrüßt
Ihr
Steffen Kern
Jünger werden
Liebe Apis, liebe Freunde,
die letzte Ausgabe unseres Magazins behandelte das Thema: „Älter werden“ – jetzt geht es ums „Jünger werden“. Allerdings behandeln wir weder hier noch da Kosmetik-, Vitamin- oder sonstige Vitalisierungsartikel. Stärkungstropfen und Knoblauchpillen sind nicht unser Thema. Es geht vielmehr um unsere Glaubenswege. Wie kommen Menschen heute zum Glauben an Jesus Christus? Wie wird unser Glaubensbekenntnis lebendig? Und welche Folgen und Früchte hat der Glaube in unserem Leben? – Alles alte Fragen. Aber es braucht neue Antworten, weil eine neue Zeit angebrochen ist. Wieder einmal. Und weil unsere Zeitgenossen die Antworten brauchen, die sie erreichen.
Das 21. Jahrhundert ist erst zwei Jahrzehnte alt. Aber klar ist: Der Wandel geht immer schneller. Digitalisierung, weltweite Vernetzung und das absehbare Ende der Volkskirchen. Deren Mitgliederzahlen sinken rapide. Manche setzen zum Abgesang auf die Kirchen an nach der Melodie: „Wir haben es ja schon immer gewusst.“ Eine seltsam überhebliche Attitüde. Manche ziehen sich in Winkel ihrer ganz eigenen Frömmigkeit zurück und werden zu weltabgewandten Gemeinschaften, deren Glaubensinhalte immer weniger von „normalen“ Zeitgenossen verstanden werden. Eine sattsam bekannte Wendung manch sonderbarer Gruppen. Manche geben auch zentrale Glaubensinhalte preis und passen sich so an die Kultur an, dass sie sich in ihr verlieren. Eine gleichsam sich selbstauflösende Haltung. Alles nicht wirklich vielsprechend und vor allem nicht verheißungsvoll. Was also ist geboten?
Sind wir zu selbstgenügsam?
Die Fragen sind viel zu groß, als dass wir sie in diesem Magazin beantworten könnten. Sie sind uns für die nächsten Jahre aufgetragen: Persönlich, als Leitungskreise in Gemeinschaften und Gemeinde, als Christenmenschen, die mit Jesus im Herzen auf der Höhe der Zeit sind. Und die ihre Zeit lieben und die Menschen ihrer Zeit, weil sie von Jesus Christus selbst in genau diese Zeit gestellt und diese Welt gesandt sind. Es gilt, Neues zu wagen. Wir sind häufig zu träge, zu selbstgenügsam, zu behäbig und zufrieden in unseren Gemeinden. Dann auch zu aktionistisch, zu schnell bei Aktionen, die wir planen und durchführen, ohne wirklich ein klares Ziel zu haben. Und manchmal sind wir einfach müde und wissen nicht so recht weiter. – Da tut es gut, sich auf das Versprechen Gottes zu besinnen: „Fürchte dich nicht. Ich bin mit dir.“ Seine Verheißung gilt auch heute und morgen. Der Glaube ’21 lebt vom Wort ’21. Darum kommt es darauf an, Gottes Wort an uns heute zu hören und neu zu Jüngerinnen und Jüngern des lebendigen Jesus zu werden.
Seien Sie herzlich gegrüßt
Ihr
Steffen Kern
Ältere sind gefragt
Liebe Apis, liebe Freunde,
wir alle werden älter. Tag für Tag, Jahr um Jahr. Die Zeit lässt sich nicht anhalten, das Altern auch nicht. Und so nehmen wir zu: an Jahren, an Erfahrung, manchmal an Pfunden, gelegentlich an Weisheit, selten an Euphorie und Überschwang. Der jugendliche Enthusiasmus schwindet. Älterwerden ist ernüchternd. Aber vor Torheit schützt es auch nicht, das Alter. Jedes Alter hat seine ganz eigenen Chancen und Herausforderungen. Worauf kommt es also an beim Älterwerden?
Unser Glaube sollte reifen
Ein kindlicher Glaube bleibt das Vorbild. Zugleich sollte unser Vertrauen im Lauf der Zeit nicht weniger werden, sondern tiefer. Jesus vor Augen, im Herzen und in den Händen. Sein Kreuz, seine Auferstehung, seine Worte sollten uns immer mehr bedeuten. Gefahren für den älter werdenden Glauben sind Gleichgültigkeit und Gesetzlichkeit. Darum erinnern wir uns daran: Gottes Gnade steht über allem.
Unsere Hoffnung sollte wachsen
Wer älter wird, kann auf immer mehr zurückblicken. Und immer weniger ist von diesem irdischen Leben zu erwarten. Wer aber Hoffnung hat, sieht immer nach vorne und bleibt auf Gottes Zukunft ausgerichtet. Unsere Hoffnung sollte mit dem Alter nicht kleiner, sondern größer werden. Nicht die Enttäuschungen der Vergangenheit, sondern die Möglichkeiten der Zukunft prägen uns dann. Das schenkt Gottes Geist. Selbst wenn ich nur noch einen Tag zu leben hätte, will ich die Hoffnung festhalten. Denn Gottes Möglichkeiten öffnen neue Horizonte.
Unsere Liebe sollte uns leiten
Nein, die alte Zeit war nicht einfach „gut“. Die „Jugend von heute“ ist nicht schlechter als die von gestern. Als Jesus-Leute lieben wir die Nächsten, die Fremden, die Menschen unserer Zeit. Wir haben ein Ja zu dieser Zeit, weil Gott sie uns schenkt. Es braucht mehr Ältere, die Jüngere begleiten. Für sie beten. Sie beraten. Sie ermutigen, nächste Schritte zu gehen. Es braucht Mütter und Väter, die ihr Herz öffnen. Wer über die Jugend klagt, spricht ein Urteil über sich selbst. Wir haben zu wenig Ältere, die Jüngere liebevoll mit Rat und Tat begleiten.
Seien Sie herzlich gegrüßt
Ihr
Steffen Kern
Worte wirken nicht nur Wunder
Liebe Apis, liebe Freunde,
Worte haben Wirkung. Das gilt auf allen Ebenen. Wenn etwa ein Vater zu seinem Sohn immer wieder sagt, dieser könne nichts, aus ihm werde nichts, er sei ein Taugenichts, dann wird der Sohn das irgendwann glauben. Solche Worte prägen das Selbstbewusstsein, belasten die Seele und brauchen viel Aufarbeitung, um von ihnen frei zu werden. Worte können gefangen nehmen. Oder wenn ein amerikanischer Präsident wieder und wieder behauptet, die Wahl sei gefälscht und ihm gestohlen worden, dann finden diese Worte Gehör und werden geglaubt. Obwohl nachgezählt wurde, obwohl Einwände geprüft und für falsch befunden wurden, obwohl Gerichte sich damit beschäftigt und die Worte nicht bestätigt haben – alles zählt nicht, wenn man die Worte nur oft genug wiederholt. Und wenn man dann zum Protest auffordert und dazu, zum Kapitol zu marschieren und „wild“ zu werden, dann zeigen solche Worte auch Wirkung. Mit verheerenden Folgen, wie wir alle Anfang Januar sehen konnten. Worte wirken. – Welche Worte wählen wir?
Was wahr ist …
Klar ist: Wir haben Verantwortung für unsere Worte. Das gilt für Präsidenten genauso wie für uns kleine Leute. Für Eltern, für Nachbarn, für uns als Mitmenschen. Und erst recht für uns als Christenmenschen. Worte wirken nicht nur Wunder. Sie können großen Schaden anrichten. Aber sie können auch aufrichten und hilfreich ausrichten. Von dieser Art sind Gottes Worte: Sie orientieren und befreien. Das sind die zwei Wirkweisen des Wortes Gottes. Martin Luther nannte sie „Gesetz“ und „Evangelium“: Das Gesetz sagt uns, was wahr, was richtig und was gut ist. Es zeigt uns damit auch, wo wir falsch liegen und fehl gehen. Aber das Gesetz ist – Gott sei Dank! – nicht das letzte Wort Gottes. Sein entscheidendes Wort ist das Evangelium: Dieses Wort spricht uns frei und macht uns neu. Dieses Wort wirkt wahrhaftig Wunder. Es ist das Wort des Vaters, das aus Taugenichtsen und Habenichtsen Gottes Wunderkinder macht. Dieses Wort gibt uns Wert und Würde.
Es kommt darum darauf an, dass wir zuerst hören und dann reden. Immer etwas mehr hören, bevor wir reden. Bevor wir den Mund voll nehmen, sollten wir selbst ganz Ohr sein. Erst wachsam wahrnehmen, dann wahre Worte finden – und wenn es hilfreich und dienlich ist, diese auch aussprechen. Dann wirken Worte heilsam. Sie befreien. Sie eröffnen Wege, mehr noch, sie eröffnen neue Welten und manchmal sogar den Himmel.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie gute Worte finden – für sich selbst und für andere.
Seien Sie herzlich gegrüßt
Ihr
Steffen Kern
Gemeindegründung in Landeshauptstadt
Liebe Apis, liebe Freunde,
der 1. Advent 2020 ist ein historisches Datum für Stuttgart. Aber nicht nur, weil da ein neuer Oberbürgermeister gewählt wurde. Nein, für viele ging an diesem Tag ein Traum in Erfüllung. Und ich gestehe: Ich gehöre auch zu denen, die sich immer noch ungemein freuen über diesen Tag. Denn zu Beginn des neuen Kirchenjahres wurde in Stuttgart eine neue Gemeinde gegründet: die Apis – Evangelische Gemeinde Stuttgart. Das geschieht wahrlich nicht alle Tage. Damit haben wir Apis nach der Evangelischen Gemeinde Schönblick in Schwäbisch Gmünd, der Evangelischen Gemeinde Silberburg in Reutlingen und der Evangelischen Gemeinde in Tuttlingen unsere vierte Gemeinschaftsgemeinde in Württemberg gegründet. Der Weg dorthin war ein besonderer.
Diakonischer Gemeindeaufbau
Die Stuttgarter Gemeinde ist eine Frucht eines konsequenten diakonischen Gemeindeaufbaus: Eine „Wohngemeinschaft mit Auftrag“ ist in Stuttgart eingezogen, macht Angebote für Kinder und Jugendliche im Stadtteil und in Schulen, ist mit dem Spielmobil auf dem Marienplatz, begleitet Frauen und Familien, die meisten mit Migrationshintergrund. Eine Musikschule erreicht viele Schülerinnen und Schüler, es gibt Theater-, Sport- und Spielangebote – und dazu Bibelkreise, Evangelisation, erlebte Gemeinschaft. Immer mehr werden Teil dieser Gemeinschaft. Wort Gottes und Welt in Stuttgart begegnen sich. Immer mehr feiern gemeinsam Gottesdienst. Jung und Alt finden zusammen. So vielfältig. So reich. Und so ganz auf Jesus ausgerichtet. Was für ein Fest!
Und jetzt die Gemeindegründung: In der Stuttgarter Leonhardskirche wurde feierlich die Rahmenvereinbarung mit der Landeskirche unterzeichnet. Mit dabei – begleitend und fördernd – Prälatin Gabriele Arnold und Stadtdekan Schwesig, Vertreterinnen und Vertreter der Leonhardsgemeinde und des Kirchenkreises. Dann der Gottesdienst in den fast fertig renovierten Räumen unseres Gemeinschaftshauses in der Furtbachstraße. Unserem Gemeinschaftspastor Dominic Schikor wurde von Dekan Schwesig die Beauftragung zur Wortverkündigung und Sakramentsverwaltung zugesprochen. Die Gemeinde ist gegründet – der Auftrag bleibt. Unsere Gemeinde in der Landeshauptstadt ist Beispiel dafür und Vorbild für andere Orte: Wenn Gemeinschaft, Evangelisation und Diakonie Hand in Hand gehen, wächst Reich Gottes in dieser Welt.
Gottes reichen Segen für Ihr Jahr 2021!
Seien Sie herzlich gegrüßt
Ihr
Ihr
Steffen Kern
Jesus vor Augen
Liebe Apis, liebe Freunde,
wie weit sehen wir? Hundert Jahre weit, zehn Jahre oder doch nur ein Jahr? – Die Erfahrungen dieses nun bald zu Ende gehenden Jahres haben gezeigt: Wir sehen nicht einmal bis morgen. Ein Virus, ein Unfall, ein Ereignis – und die Welt sieht ganz anders aus. Was gestern noch galt, ist heute schon alt. Der alte Satz, der mal Mark Twain, mal Winston Churchill zugeschrieben wird, stimmt schon: „Prognosen sind schwierig, vor allem wenn sie die Zukunft betreffen.“ Und das gilt nicht nur im Blick auf Wahlen in den USA. Wie oft liegen Vorhersagen daneben!
Das geht uns Christenmenschen nicht anders. Wir wissen es nicht besser. Wir kennen die Zukunft nicht. Wir sehen nicht weiter. Wer meint, mehr zu wissen als andere Zeitgenossen, wird schnell überheblich. So manche Prophetie hat sich als falsche Prognose erwiesen. Aber eines unterscheidet uns doch: Wir haben einen Blick, den andere nicht haben: Wir haben Jesus vor Augen.
Ein Lichtblick bleibt
Das haben viele durch die Jahrhunderte hindurch erfahren. Christen sehen nicht nur Krieg, Krankheit und Katastrophen – sie sehen den Mann am Kreuz. Und in ihm nicht nur Sterben, sondern Leben. Ostern. Neue Hoffnung. Wir sehen nicht nur auf Corona – wir sehen auf Christus! Auf ihn richtet sich unser Blick schon im Advent: Er ist der kommende Herr. Freue dich, Welt! Martin Luther hat in seinem „Sermon von der Bereitung zum Sterben“ davon gesprochen: „Du darfst nicht den Tod an und für sich ansehen … Ebenso darfst du die Sünde nicht ansehen in den Sündern und auch nicht in deinem Gewissen … Du darfst die Hölle nicht ansehen … Es soll allein das Bild Christi in uns sein und wir sollen nur mit ihm uns besprechen und verhandeln.“ Darin liegt unser einziger Trost. Darin gründet unsere Hoffnung. Dieser Blick macht uns gelassen. Was auch immer kommen mag – und sei es unser Tod –, wir haben Jesus vor Augen. Dieser Lichtblick bleibt. So sind wir offen für den Himmel und bereit für den nächsten Schritt in dieser Welt. Wir sehen und gehen zuversichtlich weiter.Seien Sie herzlich gegrüßt – und eine gesegnete Adventszeit
Ihr
Steffen Kern
„Wem werden wir zum Nächsten?“
Liebe Apis, liebe Freunde,
es ist eine der bekanntesten Geschichten der Bibel: Ein Gesetzeslehrer fordert Jesus heraus: „Was muss ich tun, dass ich ewig lebe?“ - Jesus verweist ihn auf Gottes Gebote, genauer, auf das Doppelgebot der Liebe: Gott von Herzen lieben und den Nächsten wie mich selbst. So weit, so gut. Aber das ist dem Lehrer nicht genug. Er fragt weiter: „Wer ist denn mein Nächster?“ – Darauf antwortet Jesus mit dem Gleichnis vom Barmherzigen Samariter. Es erzählt davon, wie zwei fromme Männer, ein Priester und ein Levit, an einem geschundenen Opfer eines Raubüberfalls vorbeigehen. Sie sehen den Elenden wohl. Sie nehmen wahr. Aber sie wenden sich ab und wechseln die Straßenseite. Nur einer hilft: ein Samariter. Einer, von dem man es am wenigsten erwartet. – Entscheidend bei der Geschichte ist: Wer der Nächste ist, ist offensichtlich. Das ist überhaupt nicht die Frage. Wer Hilfe braucht, ist klar: Der liegt da im Dreck. Den haben alle vor Augen. Aber zwei gehen vorbei und nur einer wird dem Bedürftigen zum Nächsten. Es ist geht also nicht darum, wer unser Nächster wäre, sondern die Frage heißt: Wem werden wir zum Nächsten?
Von der Sammlung zur Sendung
Das ist eine Anfrage an uns gläubige Menschen bis heute. Wir sammeln uns in Versammlungen, wir sammeln uns zum Gebet und wir sammeln Geld für Bedürftige – aber zum wem lassen wir uns senden? Die Not ist da. Die Menschen sind vor unserer Tür. An unserem Ort. In unseren Schulen. Auf unseren Straßen. Die Nöte sind übergroß. Wir können sie gar nicht übersehen. Darum ist die Frage für jeden einzelnen Christenmenschen wie auch für jede Gemeinschaft: Wem werden wir zum Nächsten? – Es reicht nicht, die Bibel nur zu verstehen. Jesus fordert uns zum Tun heraus. Ja, Jesus rettet und schenkt ewiges Heil. Aber auf die Frage nach dem ewigen Heil verweist er den Gesetzes-lehrer auf das Zeitliche und zutiefst Irdische: Helfen, wo Hilfe nötig ist. Das ist biblisch. Daran entscheidet sich, ob eine Gemeinde wächst oder verkümmert. Diakonie ist nicht etwas Zusätzliches zu etwas vermeintlich Wesentlicherem – es ist das Wesen der Jesus-Nachfolge. Es ist das Eigentümliche des Jesus-Glaubens, dass er tätig ist. Es ist die Eigenart von Jesus-Leuten. Ich finde, es ist Zeit, dass wir dieses Eigentliche neu entdecken.
Seien Sie herzlich gegrüßt
Ihr
Steffen Kern
Gemeinsam – an verschiedenen Orten
Liebe Apis, liebe Freunde,
im Jahr 2020 läuft vieles ganz anders als geplant. Das gilt auch für unsere Konferenz am 1. November. Dieses Jahr treffen wir uns nicht in der Stuttgarter Liederhalle, sondern laden Sie zu einem besonders vielfältigen Programm ein. Es gibt verschiedene digitale Programm-Angebote für Sie (siehe Seite 2). Vor allem aber bitten wir Sie: Machen Sie mit! Sie sind nicht nur als Zuschauer mit dabei, sondern als Beteiligte.
Öffentliche Übertragungsorte im Land
An verschiedenen Orten im Land gibt es öffentliche Übertragungen. Dort erleben Sie einen Tag der Gemeinschaft mit Menschen vor Ort und genießen gemeinsam das Programm. Unter konferenz.die-apis.de finden Sie die Orte in Ihrer Nähe. Laden Sie Freunde und Bekannte ein und besuchen Sie diese gemeinsamen Treffen. Dort erleben Sie einen Tag der Gemeinschaft, der auch nach den aktuellen Corona-Verordnungen möglich ist.
Gemeinsam im Wohnzimmer: Werden Sie Gastgeber!
Eine Alternative dazu: Werden Sie Gastgeber und laden Sie andere zu sich nach Hause ein! Schauen Sie gemeinsam den Livestream am Vormittag an. Wir übertragen um
10 Uhr einen besonderen Konferenz-Gottesdienst mit vielen Gästen live vom Schönblick. Weitere Aufzeichnungen können Sie auch am Nachmittag gemeinsam ansehen: Aktuelle Berichte vom Verband und dem Schönblick, aber auch ein Wohnzimmer-Konzert mit Sefora Nelson aus dem HoffnungsHaus in Stuttgart. Sie finden alles über unsere Website. Verbringen Sie auf diese Weise Zeit mit Ihren persönlichen Gästen an Ihrem Tisch und werden Sie Teil der großen landesweiten Gemeinschaft. Gerne können Sie dazu unser Gastgeber-Paket bestellen: mit vier Tassen, Kugelschreibern und aktuellen Informationen. – Eine besondere Überraschung folgt dann um 15 Uhr am Nachmittag: Mit Yassir Eric gibt es eine „Viertel-Schtond spezial“, die wir live von einem Api-Ort senden. Dafür können sich alle Apis bewerben. Wir kommen mit Yassir Eric zu Ihnen und senden von dort ein biblisches Wort in die Welt. Wir laden herzlich ein: Erleben Sie mit uns einen besonderen Tag der Gemeinschaft!
In dieser Ausgabe rufen wir aber ein großes Geschenk in Erinnerung, für das wir nicht genug danken können: 30 Jahre Deutsche Einheit. Gott hat unser Land reich gesegnet. Darum freuen wir uns nicht nur auf den 1. November, sondern auch über den 3. Oktober.
Seien Sie freundlich gegrüßt
Ihr
Steffen Kern
Wir bitten um Corona-Nothilfe
Liebe Apis, liebe Freunde,
bereits jetzt im Sommer ist klar: Das Jahr 2020 wird als das „Corona-Jahr“ in die Geschichte eingehen. Wie lange die Pandemie noch dauern wird, wissen wir nicht. Aber eines ist gewiss: Auch 2020 ist ein Jahr „a. D.“: „anno Domini“, ein Jahr des Herrn. Auch diese Zeit steht wie alle Zeiten in Gottes Hand. Das ist ein tiefer Trost. Darin liegt unsere Hoffnung begründet. Wir haben allen Grund, mit Zuversicht nach vorn zu sehen und mutig voranzugehen. Wenn Jesus Christus das Ziel der Geschichte ist, dann ist er Herr über die Krisenzeiten unseres Lebens.
Einnahmen gehen zurück
Dennoch ist die Not gravierend. Wir Apis spüren die „Corona“-Folgen wie viele andere massiv. Auf dem Schönblick, in den Initiativen unserer „Aktion Hoffnungsland“ und in den Gemeinschaften und Gemeinden unseres Verbandes brechen viele Einnahmen weg. Das ist alles nachvollziehbar und verständlich: Veranstaltungen fallen aus, viele Menschen sind in Kurzarbeit, und wir alle wissen nicht, was kommen wird. Die Unsicherheit lähmt. Wir erleben ein Doppeltes: Einerseits sind wir überwältigt von der Spendenbereitschaft, der Treue und Verlässlichkeit so vieler Schwestern und Brüder. Dafür kann ich nur von Herzen danken! Andererseits sehen wir, wie sich Lücken auftun und Einnahmen deutlich zurückgehen. Im Mai und Juni liegen die regelmäßigen Einkünfte deutlich unter denen der Vorjahre. Für die jetzigen Sommerwochen zeichnet sich ähnliches ab.
Gebete und Gaben
Darum bitten wir an dieser Stelle sehr herzlich um eine Corona-Nothilfe. Um unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bezahlen und ihren wertvollen Dienst ermöglichen zu können, brauchen wir weiter Ihre Unterstützung. Es betrifft Seelsorge, Verkündigung, Kinder- und Jugendarbeit, Evangelisation und Diakonie. Alles wird und ist möglich durch „Gebete und Gaben“. Darum entscheiden Sie frei nach Ihren Möglichkeiten. Für Ihr wohlwollendes Prüfen danken wir vorab sehr herzlich. Wir werden die „Corona–Nothilfe“ dort einsetzen, wo die Lücken am größten sind.
In all dem sind wir gewiss: Gott wird für uns sorgen. Er trägt uns persönlich und uns gemeinsam. Wen er hält, der ist gehalten.
Ihnen eine erholsame, behütete und rundum gesegnete Sommerzeit!
Ihr
Steffen Kern
Ein Meer aus Müll
Liebe Apis, liebe Freunde,
die Bilder sind erschütternd: Plastikmüll soweit das Auge reicht. Die Ozeane des Planeten sind voll davon. Etwa zehn Millionen Tonnen davon gelangen Jahr für Jahr in die Weltmeere. Die Zahlen sind so gigantisch, dass sie unsere Vorstellungskraft sprengen. Nur eine lege ich noch dazu: Laut Umweltbundesamt treiben durchschnittlich 13.000 Plastikmüllpartikel auf jedem Quadratkilometer Meeresoberfläche. Fische, Wale, Delfine, Seevögel – unzählige Tieren sterben daran. Die Kleinstpartikel gelangen über Speisefische zudem auch in die Nahrungskette von uns Menschen. Unser Umgang mit der Erde holt uns ein. Das ist nur ein Beispiel; es gibt viele weitere. Die Zerstörung der Umwelt geht uns alle an – uns Christen zuerst.
Nicht nur was für grüne Aktivisten
Gott hat uns die Welt, in der wir leben, anvertraut. Seine gute Schöpfung. Sie ist Gabe und Aufgabe zugleich: Wir sollen sie bewahren. Das ist ein Menschheitsauftrag. Es ist Gottes Wort an uns. Und wer das Wort Gottes ernst nimmt, darf die Bewahrung der Schöpfung nicht einfach abtun, als wäre sie etwas Nebensächliches oder eben alle zwei Jahre ein Thema für Kirchentage, für grüne Aktivisten oder für die „Gretas“ dieser Welt. Nein, Bewahrung der Schöpfung ist unser Thema: Es ist ein Herzthema des Pietismus, der seine Verantwortung für diese Welt wahrnimmt. Letztere hat gerade in Württemberg eine gute Tradition. Schließlich wurde der erste Tierschutzverein von Pietisten gegründet. Heute geht es darum, dass wir lernen, anders zu leben.
Welche Grundlagen es dafür gibt und wie das aussehen kann – dazu will diese Ausgabe einige Impulse geben. Darüber hinaus haben wir fünf Sonderseiten zur Corona-Pandemie. Sie handeln von Verwirrungen rund um vermeintlich fromme Verschwörungstheorien und von dem, was wir in dieser Corona-Zeit besonders lernen können: Was will Gott uns durch eine solche Pandemie sagen? – Mehr dazu ab Seite 13.
Seien Sie herzlich gegrüßt
und bleiben Sie weiterhin behütet
Ihr
Steffen Kern
Die Wurzel, die uns trägt
Liebe Apis, liebe Freunde,
jetzt in Zeiten der Pandemie dieses Thema? - Wir meinen, ja! Nicht nur weil Israel, das Land der Verheißung, immer ein aktuelles Thema ist, sondern auch weil mit der Pandemie postwendend die alten antisemitischen Klischees mit auf dem Plan sind. Kaum kam Corona ins Bewusstsein der Weltbevölkerung, waren schon die alten Gerüchte der vermeintlichen jüdischen Weltverschwörung wieder zu hören. Videos und Posts im Internet: Falschnachrichten en masse. Der Antisemitismus ist leider nicht Vergangenheit, im Gegenteil: Er treibt immer neu schlimme Blüten.
Die Hintergründe sind ganz verschieden: Es gibt zuerst die faschistischen und rechtsextremen Bewegungen, die mit ihrem zerstörerischen Gedankengut regen Zulauf haben. Auf der anderen Seite sind da manche linksextreme radikale Kräfte, die sich antifaschistisch gebärden und zugleich auch antisemitisch wirken. Und schließlich gibt es verschiedene islamistisch-fundamentalistische Gruppen, die Hass auf Juden kultivieren. Wie auch immer der Antisemitismus motiviert sein mag – er scheint in Europa neu auf dem Vormarsch zu sein.
Mehr als ein Alarmsignal
Das zeigen nicht nur schreckliche Einzelereignisse wie etwa der Anschlag auf die Synagoge von Halle im Oktober 2019. Das Problem ist viel grundsätzlicher. Die antisemitischen Straftaten in Deutschland sind im Jahr 2019 um 13 Prozent gestiegen: Die Behörden zählten rund 2.000 Vergehen gegen Juden und jüdische Einrichtungen. Das ist mehr als ein Alarmsignal! Denn von allen Seiten wirkt das giftige Gedankengut in die Mitte der Gesellschaft hinein. Wir können nicht so tun, als ginge uns das alles nichts an. Als Christen schon gar nicht. Wir sind an die Juden gewiesen. Mehr noch: Wir sind mit ihnen auf einzigartige Weise verbunden. Uns verbindet die Offenbarung des einen Gottes: Den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs erkennen wir als Vater Jesu Christi. Wir beten die gleichen Psalmen und leben von der gleichen Verheißung. Diese Wurzel trägt uns (vgl. Römer 11,18). Gerade in diesen Wochen und Monaten 75 Jahre nach Ende des Krieges und des Holocausts sollten wir daran erinnern.
Seien Sie herzlich gegrüßt und bleiben Sie weiterhin behütet
Ihr
Steffen Kern
Auszeit für die Welt
Liebe Apis, liebe Freunde,
ein Virus geht um die Welt und versetzt sie in Auszeit. Alles auf einmal dicht: Kindergarten, Kaufhaus, Kirche. Gewisse Einschränkungen bleiben bis auf Weiteres. Noch vor kurzem hätten wir uns nicht träumen lassen, was nun unseren Alltag prägt. Wir sind im Ausnahmezustand – und das auf allen Ebenen rund um den Erdball. Das hat es in dieser Form noch nie gegeben. Erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg ist die Menschheit auf allen Kontinenten von einer gemeinsamen Bedrohung unmittelbar betroffen. Erstmals stehen Milliarden von Menschen in gleicher Gefahr. Erstmals erleben wir Globalisierung in einer so dramatischen Weise. Wissenschaftler sprechen von einem „planetarischen Momentum“: Werden wir die Chance zur Besinnung nutzen? Ist es richtig, wie wir wirtschaften? Ist es gut, wie wir leben? – Die Corona-Auszeit ist die einmalige Chance zu einer kollektiven Besinnung.
Von der Krise zur Katastrophe
Klar ist: Auch wenn sich die Dinge langsam ändern – ein Zurück in die alte Normalität wird es nicht geben. Normal ist nicht mehr das, was einmal war. Es wird eine neue Normalität geben. „Corona“ markiert eine Zeitenwende. Zumindest in unserem Bewusstsein. Es kann sein, die Krise wird zur Katastrophe. An vielen Orten gilt das schon: überall dort, wo Menschen nicht versorgt werden können. Wir wissen nicht, was noch kommen wird. Wer wird alles krank werden? Wie werden die Krankheiten verlaufen? Wer wird sterben? – Es wird einsam gestorben in diesen Tagen. Die Isolation bringt ganz eigene Nöte mit sich. Plötzlich gilt nicht mehr arm oder reich, oben oder unten – vor dem Virus sind alle gleich. Natürlich ist die Lage in den Flüchtlingslagern und Slums dieser Welt eine andere als in Tübingen mit seinen Kliniken. Und doch: Die Lungen versagen überall. Gelitten und gestorben wird überall. Der Schrecken ist überall.
Was hilft?
Nein, Panikmache hilft nicht weiter. Überhaupt nicht. Aber weglächeln geht auch nicht. Was also hilft? – Beten hilft. Die Sorgen auf den werfen, der für uns sorgt. Vertrauen hilft. Gottes Versprechen neu hören und ihn beim Wort nehmen. Hoffen hilft. Uns darauf verlassen, dass diese Welt nicht untergeht, sondern auf Gottes Ziel zugeht. Und Helfen hilft. Das tun, was nottut und Not lindert. Nutzen wir die Auszeit für eine Besinnung auf das Wesentliche!
Seien Sie herzlich gegrüßt und bleiben Sie behütet
Ihr
Steffen Kern
Feiern wir ein Bibel-Fest!
Liebe Apis, liebe Freunde,
sind Sie eigentlich bibelfest? – Diese Frage werden die wenigsten Menschen mit Ja beantworten. Die meisten werden sagen, wenn irgendeine Frage nach einer biblischen Geschichte oder Person auftaucht: „Oh, so bibelfest bin ich nicht.“ Das gehört schon fast zum guten Ton, denn – mal ehrlich: Wer ist schon wirklich bibelfest? Längst ist klar, dass die Bibelkenntnis in unserem Land zurückgeht. Gelegentlich ist vom mehr oder wenig dramatisch sinkenden „biblischen Grundwasserspiegel“ die Rede. Das gilt auch für kirchliche und freikirchliche Kreise. Immer weniger Christen sind in der Bibel zu Hause. Die fromme junge Generation von Teens und Twens wird zu Recht als „Generation Lobpreis“ beschrieben. Man kennt Lobpreislieder, hat Jesus „lieb“, aber liest und versteht immer weniger die Bibel. Und genau das ist ein Problem.
Nun gehöre ich gewiss nicht zu den Menschen, die von vermeintlich guten alten Zeiten schwärmen und neue Trends grundsätzlich negativ sehen. Ganz im Gegenteil! Wir haben eine großartige junge Generation von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die missionarisch motiviert neue Wege gehen und Jesus Christus mit Herz und Hand nachfolgen. Und es gibt viele Ältere und schon Alte, die bereits vergessen haben, dass sie die Bibel vergessen haben. Es ist nicht zuerst eine Generationenfrage, es ist eine Haltungsfrage. Als Christen leben wir von der Bibel. Durch sie redet Gott zu uns auf einzigartige Weise. Die Bibel ist durch nichts zu ersetzen. Darum achten wir sie als Heilige Schrift und als Gottes lebendiges Wort, das wir in jeder Predigt von der Bibel her hören und verkünden.
Freilich kommt es darauf an, dass wir die Bibel richtig verstehen. Genau daran entzündet sich immer wieder Streit unter Christen. Es gibt radikale Positionen auf verschiedenen Seiten. Entscheidend wird sein, dass wir neu lernen zu hören. Wir vertrauen der Bibel. Wir leben mit der Bibel. Wir schätzen sie und lieben sie, weil wir erleben, dass Gott durch sie redet. Wir müssen die Bibel nicht rechtfertigen und nicht für sie kämpfen, weil sich Gottes Wort immer wieder selbst durchsetzt. Ich wünsche mir von Herzen, dass wir einen neuen Zugang zur Bibel gewinnen, Freude am Lesen, tiefes Vertrauen und eine große Gelassenheit, wenn Fragen offen bleiben. Vielleicht werden wir dann nicht nur etwas bibelfester, sondern feiern ein Bibel-Fest frei nach Psalm 119: „Ich freue mich über dein Wort wie einer, der große Beute macht.“
Herzlichst
Ihr
Steffen Kern
„Lasst Euch bewegen!“
Liebe Apis, liebe Freunde,
es tut sich was im Api-Land. Sehr viel sogar. An über 300 Orten gibt es geistliches Leben, neue Initiativen und wertvolle Traditionen. Neue Gemeinden und Gemeinschaften wachsen, manches Traditionelle hat Bestand und entwickelt sich weiter, manches wird auch kleiner, anderes geht zu Ende – dafür bricht da und dort Neues auf, diakonische Projekte entstehen, soziale oder missionarische Initiativen. Es gibt so viele Geschichten zu erzählen aus dem Api-Land. Diese Ausgabe unseres Magazins fasst einige davon zusammen. Natürlich nur exemplarisch, natürlich gibt es viel mehr. Aber immerhin: Wer die folgenden Seiten durchblättert, reist vom Schönblick über Tuttlingen in den Schwarzwald und weiter über Stuttgart nach Adelberg. Auf all diesen Wegen sind wir unterwegs als Bibelbeweger, Heimatgeber und Hoffnungsträger.
Wer nachts um halb drei geweckt wird …
Wer nachts um halb drei geweckt und nach den Apis gefragt wird, hat sie als erstes auf den Lippen: „Wer sind die Apis?“ - „Ist doch klar: Bibelbeweger, Heimatgeber und Hoffnungsträger!“ Diese drei Begriffe haben sich durchgesetzt. Sie orientieren unsere Arbeit. Das leitet uns in allem, was sich so rasant verändert: Wir bewegen die Bibel und sind Bibelbewegung. Wir laden Menschen ein, bieten für die Verschiedensten Heimat an und sind so Gemeinschaftsbewegung. Wir leben die Hoffnung weiter, die in uns ist, und sind so Missions- und Diakonie-Bewegung. Auf eines kommt es allerdings bei all dem an: Dass wir beweglich bleiben.
Wer nur sitzen bleibt, wo er immer saß, setzt keine Impulse, ja vertritt nicht einmal einen Standpunkt. Es kommt darauf an, dass wir uns von Jesus selbst in Bewegung setzen lassen: „Steh auf!“, hat er gesagt und: „Geht hin!“ Gottes Wort setzt in Bewegung. Die Sammlung dient der Sendung. Darum muss die Folge jeder Versammlung immer ein neuer Aufbruch sein. In punkto Beweglichkeit können wir gewiss noch lernen. Auch wenn sich viel tut: da ist immer noch Luft nach oben. Das ist bei uns Apis wie überall in Kirche und Welt: Die Trägheitskräfte sind sehr stark. Wichtig dabei ist allerdings, dass wir nicht in einen Aktionismus verfallen, der letztlich alle überfordert und niemandem dient. Es kommt vielmehr darauf an, dass wir innerlich bewegt, berührt und motiviert werden. Dann gilt der berühmte Satz: Wes das Herz voll ist, dem geht der Mund über – und dem geht das Evangelium auch in die Hände und in die Beine. Wenn das geschieht, ist das immer ein Wunder. Und das kann uns letztlich nur Gott selbst schenken.
In diesem Sinne: Viel Freude beim Lesen der kleinen Wundergeschichten aus dem Api-Land!
Herzlichst
Ihr
Steffen Kern
„Ich glaube, hilf meinem Unglauben!“
Liebe Apis, liebe Freunde,
die Jahreslosung klingt paradox: „Ich glaube, hilf meinem Unglauben!“ Das sagt der Vater eines von einem Geist besessenen Sohnes zu Jesus. Er bittet Jesus um Hilfe. Er hofft auf ihn. Zugleich bleiben Zweifel: Kann und wird Jesus wirklich helfen? – Er glaubt. Er hofft. Er vertraut. Und doch nicht so ganz. Denn so ganz uneingeschränkt ist sein Glaube eben auch nicht. Zu viel Enttäuschung hat er schon erlebt. Zu viel Ernüchterung. Zu viel Erfahrung, dass es eben doch nicht gut wird. Der Zweifel hat Gründe. So mischt er sich in das Vertrauen. „Ich glaube, hilf meinem Unglauben!“
Ein geistlicher Krampf
Es ist das ehrlichste Glaubensbekenntnis, das ich kenne. Volles Vertrauen, verbunden mit der Bitte um Hilfe. Wir bleiben in unserem Glauben und Hoffen angewiesen auf den Gott, der uns glauben lässt. Glaube ist ein Geschenk. Und bleibt es! Wir können unseren Glauben nicht selbst machen. Wir können uns den Glauben auch nicht einreden oder ihn aus unserer Seele herauspressen. Das wird ein geistlicher Krampf. Und ein verkrampfter Glaube hilft nicht und befreit nicht. Es hilft nur eines: Ehrlich sein und um Glauben bitten: „Hilf meinem Unglauben!“
So wachsen wir betend in den Glauben hinein: Wir schlüpfen hinein wie in einen Mantel. Damit sind wir nie fertig. Immer wieder neu ziehen wir diesen Glauben an. – Das ist eine wertvolle Übung für das Jahr 2020. Immer wieder neu anfangen zu glauben. Immer neu bitten: „Hilf meinem Unglauben.“ Und neu bekennen: „Ich glaube.“ So reifen wir in der Beziehung zu unserem Gott. Denn eines ist klar: Glaube ist und bleibt Beziehungssache.
Für das neue Jahr wünsche ich Ihnen in diesem Sinne Gottes Segen und viele wertvolle Glaubenserfahrungen!
Herzlichst
Ihr
Steffen Kern
Ein Plätzchen für Jesus?
Liebe Apis, liebe Freunde,
jetzt ist Zeit zum Plätzchenbacken. Im Advent oder schon kurz davor kommt Leben in die Weihnachtsbäckerei. Es duftet nach Zimt, Teig und Schokolade. Wunderbare Köstlichkeiten kommen aus dem Backofen: Lebkuchen, Zimtsterne, Spritzgebäck, „Wespennester“, „Ausstecherle“, „Haselnussbreedle“… Es gibt die verschiedensten Sorten von Plätzchen. Leckereien ohne Ende! Und bestimmt haben Sie auch Ihr Lieblingsplätzchen. Die Frage ist nur: Haben Sie auch ein Plätzchen für Jesus?
Nein, ich meine nicht, ob Sie für ihn ein Plätzchen backen oder für ihn eines zurücklegen. Lebkuchen braucht er nicht, aber unser Leben will er: ein Plätzchen in unserem Herzen, einen Platz in unserem Alltag. Dazu ist er in die Welt gekommen. Darum feiern wir Weihnachten. Gott wird Mensch, um ganz bei uns zu sein. Die Engel geben dafür ein Platzkonzert in Bethlehem. Friede auf Erden. Wohl und Heil für die Menschen. Was für ein Fest! – Jetzt kommt es nur darauf an, dass wir Jesus einen Platz einräumen. Wenn er Raum in unserem Leben gewinnt. Wenn er unsere Gedanken und Entscheidungen lenkt. Wenn wir ihm vertrauen. Dann wird es Weihnachten. Dann kehrt Friede ein. Darum meine herzliche Empfehlung für Ihren Advent 2019: Machen Sie Platz in Ihrem Herzen und reservieren Sie ein Plätzchen für Jesus!
Ein Plätzchen für Jesus in Ihrem Tagesablauf: Wie oft kommen Sie zur Ruhe, zum Gebet und zum Lesen der Bibel? – Ein Plätzchen für Jesus in Ihren Gedanken: Wie treffen Sie Ihre Entscheidungen? Wer oder was leitet Sie? – Ein Plätzchen für Jesus in Ihrem Geldbeutel: Wofür geben Sie Ihr Geld aus? Was bleibt für Gottes Reich? – Ein Plätzchen für Jesus in Ihren Beziehungen: Wem sollten Sie vergeben? Wer ist Ihr Nächster, der Ihre Liebe braucht und vielleicht auch Ihre Hilfe? – Ein Plätzchen für Jesus in Ihrer Haltung gegenüber Ihrer Gemeinde, der Kirche, der Gesellschaft, der Politik: Wofür sind Sie dankbar? Wodurch hat Jesus Sie beschenkt und gesegnet? Und wie können Sie ein Segen für andere sein?
Die Adventsausgabe unseres Magazins gibt Ihnen dafür wertvolle Impulse. Wir von der Redaktion wünschen Ihnen von Herzen einen Dezember voller Weihnachten.
Ihr
Steffen Kern
Welche Kirche wählen wir?
Liebe Apis, liebe Freunde,
am 1. Dezember ist Kirchenwahl in Württemberg. In allen Gemeinden werden die Kirchengemeinderäte und im ganzen Land die Synode neu gewählt. In dieser Wahl entscheidet sich sehr viel für die nächsten sechs Jahre. Aber, welche Kirche sollen wir wählen? – Dazu fünf persönliche „fromme Wünsche“:
Ich wünsche mir eine Kirche mit Herz. Denn Glauben ist Herzenssache. Wir hängen unser Herz an den lebendigen Gott, vertrauen dem, was er sagt und tut. Es kommt auf die Menschen an, die leidenschaftlich an Jesus Christus glauben und ihren Glauben offen, ehrlich und einladend leben. Es gibt viele davon in unseren Gemeinden. Was für ein Schatz! In den Leitungsgremien brauchen wir nicht die Perfekten, aber solche, die sich von Gottes Geist und seinem Wort immer neu bewegen lassen.
Ich wünsche mir eine Kirche mit Haupt. Jesus Christus ist das Haupt der Gemeinde. Unser Bekenntnis zum gekreuzigten, auferstandenen und wiederkommenden Herrn der Kirche ist die Mitte unseres Glaubens. In ihm sind wir verbunden und in ihm halten wir auch Unterschiede aus. Darum kommt es darauf an, dass das Haupt auch die Hauptsache der Kirche bleibt. Denn davon bin ich angesichts der wachsenden religiösen und weltanschaulichen Pluralität zutiefst überzeugt: An der Christusfrage entscheidet sich die Kirchenfrage.
Ich wünsche mir eine Kirche mit Hirn. Wir brauchen eine nüchterne, solide und redliche Theologie. Es gibt viele tiefgreifende Fragen des Glaubens und Lebens, auf die es keine einfachen Antworten gibt. Besonnenheit und Mut sind gefragt. Weisheit und Liebe auch in unserem Denken. Denn: „Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“
Ich wünsche mir eine Kirche mit Hand und Fuß. Jede Gemeinschaft, die Jesus im Zentrum hat, ist auch diakonisch unterwegs. Die Diakonie ist nicht eine Kür unseres Gemeindelebens, sondern ein Herzstück. Jesus, der seinen Jüngern die Füße wäscht, weist uns den Weg. Wir sind zum Dienen berufen.
Ich wünsche mir eine Kirche, die mit Haut und Haaren missionarisch unterwegs ist. Immer am Puls der Ewigkeit und zugleich ganz auf der Höhe der Zeit. Den Herzschlag Gottes nehmen wir nur auf, wenn wir den alten Glauben immer wieder in neuen Formen leben. Fünf Wünsche von mir – aber Sie haben die Wahl!
Ihr
Steffen Kern
Goldene Oktaven
Liebe Apis, liebe Freunde,
wenn im Herbst die Sonne scheint, der Himmel in klarem Blau erstrahlt und die Blätter ihr gelb-rot-leuchtendes Kleid anziehen, dann freuen wir uns über einen goldenen Oktober! Die Herbstsonne tut der Seele gut. Sie brennt nicht mehr heiß vom Himmel, sondern warm und sanft. Die Luft ist klar. Es gibt neuen Wein, frische Trauben, Äpfel, Birnen, Quitten. So vieles ist reif zur Ernte. Kein Zufall, dass wir in diesen Wochen Erntedankfest feiern. Der Herbst ist die Reifezeit des Jahres. – Aber wenn nur die Früchte reifen, ist das zu wenig …
Die Frage ist, wie es in unserer Seele aussieht. Was oder wer strahlt in unserem Herzen? Weht ein frischer Wind durch unser Inneres? Und gibt es Früchte unseres Glaubens, die reifen und uns zum Loben und Danken bringen? – Darauf kommt es an: Gottes Liebe will uns verändern. Wir sollen und wir können als Menschen wachsen und reifen. Das bewirkt der Heilige Geist in uns. Jesus hat nicht nur vor zwei Jahrtausenden auf dieser Erde gelebt – der Auferstandene lebt in uns. Ein Geheimnis – gewiss. Und doch etwas, was wir erleben und erfahren können.
Einzigartiger Herbstklang auf dem Schönblick
Deutlich wurde das noch im September beim größten Kongress, der jemals auf dem Schönblick stattfand: Über tausend Leute haben beim Lobpreiskongress gebetet, gesungen, Gott gelobt und auf sein Wort gehört. Die bekanntesten und prägendsten Worship-Musiker der Gegenwart aus dem ganzen deutschsprachigen Raum waren da und haben diese Tage bereichert. Aus dem Forum Schönblick klang es in den Herbstwald hinaus: goldene Oktaven noch vor dem goldenen Oktober.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie beim Lesen dieser Gemeinschaft-Ausgabe inspiriert und bereichert werden. Vielleicht stimmen Sie ja dabei ein herbstliches Loblied an.
Ihr
Steffen Kern
Erfolg und Segen
Liebe Apis, liebe Freunde,
die einen fürchten ihn, die andern freuen sich darauf: Der letzte Schultag vor den großen Ferien spaltet die Schulklassen, denn es gibt Zeugnisse. Gute Noten, schlechte Noten. Mit ner 5 in Mathe gehst du anders nach Hause als mit einem Einser-Durchschnitt. So ist das Leben: Es gibt Erfolg und Misserfolg. Es gilt in Schule, Beruf und Sport – eigentlich fast überall: Es gibt Herausforderungen, an denen wir scheitern, und es gibt solche, die wir meistern. Natürlich spielt dabei unsere Leistung eine Rolle. Fleiß und Faulheit haben eben jeweils Folgen. Und doch bleibt vieles unverfügbar: Erfolg können wir nicht machen. Die größten „Erfolge" unseres Lebens sind die großen Geschenke, die Gott uns macht.
Was habe ich geschafft, was wurde mir geschenkt?
Landwirte erfahren das in besonderer Weise. Sie pflügen, säen, arbeiten monatelang, aber wie die Ernte letztlich ausfällt haben sie nicht in der Hand. Ihr Erfolg hängt von vielen Faktoren ab – nicht nur vom Wetter, sondern mehr noch: von Gottes Segen. Darum war „Erfolg“ auch ein Thema beim Forum „Christen in der Landwirtschaft“ in diesem Jahr. Weil es aber nicht nur ein Thema für Bäuerinnen und Bauern ist, sondern eines für uns alle, bestimmt es die Sommerausgabe unseres Magazins. Es ist gut, in der Mitte des Jahres das Wesentliche zum Thema zu machen. Das gilt besonders für Ihre Urlaubstage: Wofür kann ich dankbar sein? Was habe ich geschafft, was wurde mir geschenkt? Woran will ich weiter arbeiten? Was strebe ich eigentlich an? Was ist das Ziel meines Lebens? – Bewegen Sie diese Fragen. Machen Sie aus diesen Fragen ein Gebet. Ruhen Sie aus, um danach wieder neu durchzustarten.
Danke für Ihre Hilfe!
„Erfolg“ ist für uns als Spendenwerk eigentlich keine Kategorie. Denn wir leben – mehr noch als andere – davon, dass Gott uns versorgt und beschenkt. Auch in diesem Jahr: Wir sind dankbar für 960.000 EUR, die an Spenden bis zum 30. Juni eingegangen sind. Das sind 80.000 EUR mehr als im Vorjahr. Ein ganz großer Segen. Danke für Ihre Unterstützung. Zugleich bräuchten wir 44.000 EUR mehr, um alle Kosten decken zu können. Wir sind also weiter auf Ihre Spenden und Gebete angewiesen. Nur so ist unsere Jugendarbeit möglich, ebenso Seelsorge, die Begleitung von Gemeinschaften und der Aufbau von Gemeinden. Bitte helfen Sie uns weiter!
Für Sie und Ihre Sommerwochen in jeder Hinsicht viel Erfolg, vor allem aber: Gottes Segen!
Ihr
Steffen Kern
Dem Himmel ein Stück näher
Liebe Apis, liebe Freunde,
es ist der Gottesdienst mit der schönsten Aussicht im ganzen Land. Der Blick ist atemberaubend: nach Süden den Albtrauf entlang, weit nach Westen über Neckartal und Schönbuch bis zum Schwarzwald und im Nordosten zum Schwäbischen Wald und den Drei Kaiserbergen. Wer den gut halbstündigen Aufstieg geschafft hat, ist dem Himmel ein bisschen näher. Was bietet sich mehr an, als hier oben auf dem Jusi Gottesdienst zu feiern?
Auf dem Jusi geht es um Jesus
Vor 100 Jahren war es eine typisch pietistische Pioniertat: die Mauern eines Gotteshauses zu verlassen und den Glauben in die Welt hinauszutragen. Viele haben sich ansprechen und mitnehmen lassen. Und das durch den Wandel der Zeiten hindurch. Zwischen Kaiserreich, Weimarer Republik, NS-Diktatur und neuer Bundesrepublik – eins blieb immer gleich: Auf dem Jusi geht es um Jesus. Ein Kontrapunkt gegen Führerkulte und Ideologien aller Zeiten. Ein Kompass nicht nur für die Albwanderung, sondern fürs Leben. Ein Konzert zum Lob Gottes. Denn auch das gehört dazu: Auf dem Jusi wird gesungen.
Grillen, Chillen und eine lebensnahe Predigt
Es ist ein großes Gemeinschaftstreffen. Wahrscheinlich ist das bis heute das Geheimnis des Jusi-Treffens: Man trifft sich. Überall Picknickdecken, Campingstühle, Posaunenklänge. Das Volk lagert auf der Wiese wie einst bei der Bergpredigt oberhalb des Sees Genezareth. Grillen, chillen und eine lebensnahe Predigt hören. Der erste Sonntag in den Sommerferien läutet den Urlaub ein und ist auf dem Jusi ein entspannter Festtag.
Machen Sie doch dieses Jahr einen Ausflug mit Freunden: Kommen Sie am 28. Juli auf den Jusi und treffen Sie Bischof July! Außerdem unseren Ministerpräsidenten, der seine Teilnahme zur ältesten „Kirche im Grünen“ zugesagt hat. Cornelius Kuttler vom ejw wird ebenso dabei sein wie viele Gäste aus nah und fern. Ich freue mich, Sie zu sehen.
Seien Sie herzlich gegrüßt – bis bald auf dem Jusi!
Ihr
Steffen Kern
Die Quelle aller Inspiration
Liebe Apis, liebe Freunde,
die Bibel ist die Quelle aller Inspiration. Das vergessen und verkennen wir oft. Kein Buch hat seine Leser durch die Jahrhunderte so bewegt und angeregt wie die Bibel. Unzählige Kunstwerke sind durch Worte der Bibel entstanden: Bilder, Musikstücke, Gebäude. Nicht nur Rembrandt und Bach stehen dafür – in nahezu allen Epochen hat die Bibel Spuren hinterlassen in Kunst, Musik, Literatur und Architektur. Die Bibel inspiriert die Männer und Frauen, die sie lesen. Das Schöpferwort entfaltet seine schöpferische Kraft. Bis heute.
Wann haben Sie sich zum letzten Mal von der Bibel bewegen lassen? Wann haben Sie zuletzt aufgeatmet in Gottes Gegenwart? Lesen Sie doch neu und lassen Sie sich bewegen! Natürlich, dass Gottes Wort unser Herz berührt, können wir nicht machen. Aber wir können möglichst gute Rahmenbedingungen schaffen, dass es geschieht. Dazu ein paar kleine Hinweise:
- Lesen Sie die Bibel regelmäßig. Was wir nicht regelmäßig tun, wird in der Regel mäßig. Je mehr eine Vertrautheit mit der Bibel wächst, desto stärker prägt sie uns.
- Lesen Sie die Bibel betend. Bitten Sie Gott darum, dass er zu Ihnen redet und Sie verstehen lässt.
- Lesen Sie die Bibel fragend: Forschen Sie nach, wenn Sie etwas nicht verstehen. Es gibt viele gute Auslegungshilfen.
- Lesen Sie die Bibel im Zusammenhang. Kapitel für Kapitel. Das bewahrt Sie davor, einzelne Sätze aus dem Zusammenhang zu reißen und zu missdeuten.
- Lesen Sie die Bibel zumindest gelegentlich mit anderen und tauschen Sie sich mit ihnen über den Text aus. Die Einsichten von Brüdern und Schwestern weiten unseren Horizont.
In dieser Ausgabe der „Gemeinschaft“ wird deutlich: Inspiriert leben ist mehr als Bibel lesen. Aber eines ist von Anfang an klar: Die Quelle aller Inspiration ist und bleibt das Wort des Gottes, der uns geschaffen und erlöst hat. Er spricht uns immer wieder neu an.
Herzliche Grüße
Ihr
Steffen Kern
Endlich ehrlich werden
Liebe Apis, liebe Freunde,
ein Beschluss der Synode erhitzt die Gemüter. Wieder einmal: Segnung gleichgeschlechtlicher Paare. Mehr dazu auf den Seiten 6 bis 9. Für uns bleibt wesentlich: Wir orientieren uns an der Bibel als Gottes Wort, sehen die Ehe als einzigartige Lebensgemeinschaft von Mann und Frau, die Gott einzigartig segnet. – Bei aller Kirchenpolitik übersehen wir allzu oft die tiefe seelische Not und unsere Verantwortung als christliche Gemeinde im Umgang mit Homosexuellen. Nur ein paar Begegnungen der letzten Jahre – authentisch berichtet und doch so verfremdet, dass die Genannten anonym bleiben.
Geständnisse unter Tränen
Ich denke an eine junge Frau. Sie wurde seit dem Kindergartenalter jahrelang sexuell missbraucht. Die Täter waren mehrere Männer, auch aus dem familiären Umfeld. Alle juristischen Schritte führten ins Leere. Die offenkundigen Verbrechen sind Einzelnen nicht nachzuweisen. Es ist zum Verzweifeln. Was sie mir erzählt, ist zutiefst erschütternd. Die seelischen Folgen sind massiv. Vielen Frauen geht es ähnlich. Eine sagt: „Ich werde mich nie mehr einem Mann öffnen. Ich kann es nicht und will es nicht.“ Wer will es ihr verdenken? Sie findet Zuwendung und Liebe bei einer anderen Frau. – Letzteres sei biblisch zu hinterfragen, sagen Sie jetzt vielleicht zurecht. Aber wer will den ersten Stein werfen? Wer will urteilen? Wo liegen hier eigentlich Recht und Unrecht?
Ich denke an den jungen Mann, der aus einer pietistischen Familie stammt. Er ist tief gläubig, hat Jesus lieb, liest täglich in der Bibel und lebt mit ihr. Er sagt zu mir: „Weißt du, ich habe mich noch nie für ein Mädchen interessiert. Ich bin schwul und war es schon immer. Mir hat nie jemand etwas getan, meine Eltern haben alle Geschwister gleich erzogen. Aber ich bin so. Ich habe es mir nicht ausgesucht.“ – Wer hat diesen jungen Mann je wahrgenommen? Angenommen war er so in seiner Gemeinde nicht. Er ist weggezogen.
Viele Gemeinden sind Tabuzonen
Ich denke an viele Eltern, die mir in den letzten Jahren unter Tränen berichten von ihrer lesbischen Tochter oder ihrem schwulen Sohn. Oft sind Eltern-Kind-Beziehungen zerbrochen. In der Gemeinschaft können sie darüber nicht reden. Viele der nächsten Geschwister wissen nichts davon. Unsere Gemeinden sind Tabuzonen, in denen man sich nicht ehrlich zu werden traut, wenn es um Homosexualität geht. Stattdessen wird still gelitten bis zur tiefsten Verzweiflung. Das darf nicht so bleiben! Wir brauchen einen neuen Aufbruch zur Ehrlichkeit und zur Nächstenliebe. Nein, die Liebe hebt Gottes Gebote nicht auf. Aber wir sind herausgefordert, einander auszuhalten und zu begleiten. Wir sind keine Gemeinschaft von Richtern, sondern von Sündern, die alle von Gottes Gnade leben. Jenseits aller Synodaldebatten ist das unsere erste Aufgabe: endlich ehrlich werden, einander barmherzig tragen und so Jesus nachfolgen.
Seien Sie herzlich gegrüßt
Ihr
Steffen Kern
Welches Bild male ich von mir?
Liebe Apis, liebe Freunde,
welches Bild zeichnen Sie von sich selber? Es gibt viele Bilder, die wir im Kopf haben. Zunächst die schönen und ansehnlichen Selbstporträts. Wir als die Guten, als die Frommen, als die Höflichen und Freundlichen, die Gutangesehenen und Gutaussehenden, die, die etwas hermachen. Solche Bilder zeichnen wir gerne von uns und inszenieren uns, posten solche Fotos im Netz und achten darauf, dass möglichst viele ein solches Bild von uns haben. – Zugleich ahnen wir, dass dieses Selbstporträt ein Trugbild sein kann. Manchmal haben wir andere Bilder von uns im Herzen. Die Bilder, die andere in uns hineingelegt haben: Unsere Eltern zum Beispiel. Unsere Vorgesetzten, unsere Nachbarn, unsere Großeltern, die Pastoren und Pfarrer, die uns gesagt haben, wer wir sein sollen und vielleicht doch nicht sind. Es gibt hohe Erwartungen, die wir oft mit uns herumtragen und denen wir allzu oft nicht entsprechen. Verpflichtungen, an denen wir nur scheitern. Wir sehen, was wir sein sollen, aber eben doch nicht sind. Das sind Bilder, die zerbrechen und die wir nicht gerne ansehen.
Was Glauben heißt
Die Frage ist, wer sind wir eigentlich? Wer bin ich? Welchem Bild entspreche ich? Entscheidend ist dabei nicht, welche Bilder wir von uns zeichnen oder andere von uns malen, sondern wer wir in den Augen Gottes sind. Gott hat ein Bild von uns und das malt er uns vor Augen und sagt, wer wir sind. Wir gehören ihm. Wir sind seine Kinder. „Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du gehörst zu mir.“ So redet Gott mit Israel und so redet er mit uns. Wir sind, was er uns zusagt. Glauben heißt, dass wir uns in dieses Bild Gottes hineinfügen und unser Selbstbild diesem Bild anpassen, das Jesus von uns hat, und ihm immer ähnlicher werden. Glauben heißt, auf Gott vertrauen und so auch zu sich selbst zu finden.
Darin liegt eine große Freiheit und eine große Freude. Wir müssen nicht mehr werden, was wir nie sein können, sondern dürfen einfach leben als Kind Gottes. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viele gute Einsichten beim Lesen dieser Ausgabe unseres Magazins.
Seien Sie herzlich gegrüßt
Ihr
Steffen Kern
Die Wüste lebt
Liebe Apis, liebe Freunde,
die Wüste ist ein Ort, der Faszination und Schrecken in einzigartiger Weise verbindet. Die Wüste steht für endlose Weite, Sand, Stein, Hitze, Dürre, eine trostlose Gegend ohne Pflanzen und Tiere, ein Ort ohne Leben. Spätestens seit dem Naturfilm-Klassiker „Die Wüste lebt“ aus dem Jahre 1953 wissen wir jedoch, die Wüste ist durchaus auch ein Ort des Lebens voller Vitalität und Aussicht auf Leben in bunten Farben. Wenn einmal der seltene Fall eintritt, dass es in der Wüste regnet, so erwacht sie zu ungeahntem Leben: Blüten in bunten Farben, die zeigen: Die Wüste lebt. Dabei gilt: Die Wüste ist auch ein Ort in der Bibel. Die Wüste ist ein Ort der Versuchung, der Versöhnung und der Verheißung.
Versuchung, Versöhnung, Verheißung
Zunächst ist die Wüste ein Ort der Versuchung. Jesus wurde in der Wüste versucht. Der Versucher begegnet ihm und fordert ihn drei Mal heraus. Jesus widersteht dieser Versuchung und hält stand. Er steht das durch, was wir oft nicht durchstehen. Versuchungen begegnen uns auf allen möglichen Wegen, gerade dann, wenn wir schwach werden. Wenn wir in der Wüste der Versuchung sind, ist es gut, auf Jesus zu sehen, der uns treu geblieben ist.
Die Wüste ist zugleich ein Ort der Versöhnung. Als Israel durch die Wüste zieht und sich von Ägypten ins gelobte Land aufmacht, schenkt Gott ihnen den großen Versöhnungstag. Die Stiftshütte als ein Ort der Begegnung mit Gott ist mitten in der Wüste ein Begleiter. Gott schafft mitten in der Wüste Versöhnung. Golgatha ist vielleicht der wüsteste Ort der Welt, auf dem Jesus stirbt und eine Versöhnung schafft, die bleibt. Die Wüsten dieser Welt sind der Ort, an dem Gott Versöhnung schafft.
Und weil das so ist, ist die Wüste schließlich auch ein Ort der Verheißung. Die Wüste ist nicht der letzte Ort, an dem wir bleiben werden, sondern sie ist eine Durchgangsstation ins gelobte Land. Wir sind auf dem Weg in ein Hoffnungsland. Darum ist die Wüste gerade der Ort, an dem wir Gottes Verheißung hören und von ihr geleitet weitergehen.
Ich wünsche Ihnen für die Wüstenzeiten Ihres Lebens diese Zuversicht und Hoffnung. Und vielleicht kann auf Ihrem Weg dieses Magazin so etwas wie eine kleine Oase sein.
Seien Sie herzlich gegrüßt
Ihr
Steffen Kern
Unterschätzt!
Liebe Apis, liebe Freunde,
zu den Dingen, die wir am meisten unterschätzen, gehört vermutlich das Gebet: Beten scheint tendenziell etwas für kleine Kinder zu sein oder für ziemlich alte Leute. Aber wer mitten im Leben steht und Kraft hat, etwas anzupacken und zu tun – wozu soll der beten? Für schönes Wetter vielleicht? Für gute Noten? Da sollte man doch besser ordentlich lernen! Oder beten für den Weltfrieden? Der ist sowieso nie erreichbar. So nach dem Motto: „Lieber Gott, bitte mach, dass alles gut wird.“ Das scheint vielen doch sehr naiv zu sein. Andererseits geben viele Menschen an, dass sie zumindest gelegentlich beten. Es gibt mehr Menschen in Deutschland, die beten, als solche, die in eine Kirche gehen. Beten heißt auch, das Leben für eine andere Dimension offen zu halten. Eben weil wir nicht alles machen können und nicht alles in der Hand haben. Also beten viele auch gegen ihre Vernunft: für ihre Kinder, für ihre Gesundheit, für Bewahrung und Frieden.
Den Himmel in Bewegung bringen
Bertolt Brecht soll einmal gesagt haben: „Niemand unter den Sterblichen ist so groß, dass er nicht in ein Gebet eingeschlossen werden könnte.“ Recht hat er, finde ich. Es gibt gewiss niemanden, der ein Gebet nicht nötig hätte. Also, lasst uns mit Zuversicht beten. In der Erwartung, dass Gott hört und unser Beten den Himmel in Bewegung setzt. „Das Gebet ersetzt keine Tat, aber das Gebet ist eine Tat, die durch nichts ersetzt werden kann.“ Was der Württemberger Altbischof Hans von Keler so treffend formuliert hat, beschreibt den Zusammenhang von Beten und Handeln. So wie Glaube nicht durch den Verstand oder die Vernunft zu ersetzen ist, ist das Gebet nicht durch unser Tun zu ersetzen.
Wie beten Sie?
Was verbinden Sie mit Gebet? Frust oder Freude, wertvolle Auszeit oder pflichtbewusste Übung, Last oder Lust? Wie beten Sie eigentlich? Wo und wann? – Diese Ausgabe unseres Magazins lädt Sie dazu sein, das Geheimnis des Gebets neu zu entdecken. Dabei bleiben Frusterfahrungen und Enttäuschen nicht außen vor, etwa wenn Gebete unerhört bleiben. Eines rate ich aber vorneweg: Beten Sie! Und Sie werden entdecken, dass Beten froh und frei macht, dass es Sinn hat. Anders als durch Beten werden Sie diesen unterschätzten Schatz nie entdecken.
Seien Sie herzlich gegrüßt
Ihr
Steffen Kern
Der Friedensmacher
Liebe Apis, liebe Freunde,
„Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt.“ – In diesem alten Sprichwort steckt eine tiefe Wahrheit. Es gibt nur zwei Probleme: „Böse Nachbarn“ gibt es immer wieder, und manchmal gehören die „Frömmsten“ selbst zu ihnen. Darum leben wir immer wieder in Unfrieden: in unseren Nachbarschaften, an unseren Arbeitsplätzen, in unseren Familien, aber auch in unseren Gemeinden und Gemeinschaften. Anlässe zum Streiten gibt es viele. Eigentlich können wir uns über alles streiten. Die eigentliche Not ist, dass wir den Streit kultivieren. Mehr noch, dass uns der Andere oft nicht einmal mehr einen Streit wert ist. So zerbrechen Beziehungen. Unser tiefstes Problem ist unsere Unversöhnlichkeit.
Scheitern an uns selbst
Wahrscheinlich liegt darin eines der traurigsten Geheimnisse einer fehlenden missionarischen Ausstrahlkraft. Eine zerstrittene Gemeinde gibt kein gutes Bild nach außen ab, denn sie lebt nicht das, was sie verkündet. Wir glauben doch an den Versöhner Jesus Christus. Wir leben doch davon, dass er uns vergibt und neu mit uns anfängt. Wir setzen doch auf Gemeinschaft, die wir selbst nicht machen können, sondern die uns durch Jesus Christus geschenkt wird. Aber wenn es darum geht, Brücken über oft uralte Gräben zu bauen, scheitern wir an uns selbst. Das ist eine große Not, die sich durch viele Gemeinden zieht. Die Frage ist, was hilft uns weiter?
Offene Hände
Gewiss brauchen wir häufiger Moderation und Mediation, also Menschen, die von außen kommen und streitenden Parteien helfen, das Kriegsbeil zu begraben. Oft müssen wir erst lernen, Probleme offen auszusprechen, einander wieder in die Augen zu sehen und gemeinsam neu anzufangen. Das ist möglich. Aber herstellen können wir Versöhnung nicht. Wir brauchen letztlich Jesus Christus selbst. Den Versöhner. Den Friedefürst. Den Heilmacher. Am Kreuz hat er Frieden gemacht. Der gilt. Friede und Versöhnung sind Geschenke. Nur wer die Hände öffnet, wird sie empfangen. – Ich wünschen Ihnen und mir von Herzen, dass wir lernen die Hände zu öffnen und im neuen Jahr etwas von diesem Frieden erleben.
Seien Sie herzlich gegrüßt
Ihr
Steffen Kern
Jesus Christus im Zentrum
Liebe Apis, liebe Freunde,
wir erleben eine Zeit der Polarisierung. Unsere Gesellschaft driftet immer mehr auseinander: nach links, nach rechts, an verschiedene Ränder. Das belegen nicht nur die jüngsten Wahlergebnisse, sondern auch viele Debatten und öffentliche Verlautbarungen der letzten Monate. Der Ton wird rauer. Auch in der Kirche gibt es diesen Trend, geringschätzig, manchmal fast gehässig über die zu reden, die ihren Glauben anders leben, eine andere Frömmigkeit oder eine andere Ethik haben. Was wird gelegentlich über „die Frommen“ gespottet! Was wird aber auch über Bischöfe und Synoden in manchmal beschämender Weise geurteilt und abschätzig gesprochen, vor allem in den oft anonymen Foren der sozialen Netzwerke. Differenzierung hat es schwer in diesen Tagen. Wo stehen wir in Zeiten der Polarisierung und der schnellen Hetze? – Als Pietismus stehen wir für eine Christus-Mitte.
Position und Weite
An unserem Bekenntnis zu Jesus Christus entscheidet sich alles. Es ist die zentrale Grundfrage für uns Christen – eigentlich schon immer, aber in den nächsten Jahren in besonderer Weise. Wir glauben allein an Jesus Christus. Das bekennen wir gegenüber anderen religiösen oder atheistischen Weltanschauungen. Nur in ihm finden wir Erlösung, Heil und Hoffnung. Unser Christusbekenntnis unterscheidet uns. „Einen anderen Grund kann niemand legen als den der gelegt ist: Jesus Christus.“ – Das ist unsere Position. Wir haben eine klare Christus-Position. Und darum auch eine Weite, wenn es um viele andere Fragen geht: etwa im Verständnis einzelner Glaubens- und Lebensfragen. Wer eine Mitte hat, kann aushalten und zusammenhalten. Darin sind wir auch in unseren Kirchen immer mehr gefordert. Wohin sonst also sollten wir rufen als zu dieser Mitte?In dieser Ausgabe des Magazins finden Sie ein Gebetsposter. Darauf finden Sie ein Foto von einigen unserer Mitarbeiter, längst nicht allen. Entstanden ist es bei einer Tagung auf dem Schönblick. Bitte beten Sie für die Frauen und Männer, die bei uns hauptamtlich tätig sind und denken Sie weiter an unseren Verband! Darauf sind wir angewiesen. Ein herzlicher Dank vorab!
Ihnen einen gesegneten Advent!
Ihr
Steffen Kern
Neue Fundgrube für Bibelbeweger
Liebe Apis, liebe Freunde,
wir sind Bibelbeweger, denn wir greifen zur Bibel, blättern in ihr, bewegen ihre Worte und lassen uns von ihnen bewegen. Das soll für uns Apis gelten, aber viel mehr noch für alle Christen: Es kommt darauf an, dass wir neu zu Bibelbewegern werden und unsere Gemeinden und Kirchen zu einer Bibelbewegung. An ihrem Umgang mit der Bibel entscheidet sich, ob eine Gemeinde gesund lebt oder kränkelt.
Weder kritisch noch fundamentalistisch
Wir lesen die Bibel. Nicht kritisch von oben herab, als könnten wir festlegen, was uns aus der Bibel in den Kram passt und was nicht. Nicht fundamentalistisch verengt, als wäre die Bibel ein Gesetzesbuch, das uns die Freiheit nimmt, uns mit Sonderlehren belastet und uns zu Sonderlingen macht. Nein, die Bibel befreit uns. Sie beflügelt Denken und Handeln. Durch die Bibel redet Gott zu uns. Er tut es durch die Bibel auf einzigartige Weise. Sie ist Gottes Wort an uns, darum lesen wir sie. Regelmäßig. Wir verstehen nicht alles, aber wir versuchen zu verstehen. Wir fragen nach dem historischen Zusammenhang, denn die Bibel wurde von vielen Menschen über Jahrhunderte hinweg geschrieben. Wir werfen Bibelstellen nicht wild durcheinander, sondern lesen einzelne Stellen im Zusammenhang des jeweiligen Kapitels oder Buches. Vor allem aber: Wir lesen die Bibel betend. Gottes Geist leitet uns dabei. Er befriedigt nicht all unsere Neugier, aber er lässt uns verstehen, was wir zum Leben und zum Sterben brauchen.
Jede Woche ein neues Video
Ab November 2018 eröffnen wir ein neues Webportal: bibelbeweger.de. Eine Mediathek für Gemeinde, Gottesdienst und persönliches Bibelstudium. Hier gibt es jede Woche ein neues Video, viele Impulse zur Veranschaulichung von einzelnen Bibelstellen, biblischen Büchern und Personen. Es wird nach und nach zu einer echten Fundgrube für Bibelbeweger. Klicken Sie doch einfach rein und lassen Sie sich neu von der Bibel bewegen.
Seien Sie herzlich gegrüßt
Ihr
Steffen Kern
In den Wald statt in die Kirche?
Liebe Apis, liebe Freunde,
Männer sind anders. Wenn vier Männer morgens in einem Auto sitzen, dann muss man nicht reden. Man kann einfach nur da sitzen und fahren. Man kann schweigen. Jeder hat ja schließlich seine Scheibe, durch die er raussehen kann ... Es ist nicht peinlich. Es ist nicht komisch. Es ist einfach eine Autofahrt ohne großes Gequatsche. – Klar, Männer können auch anders. Sie können diskutieren, erzählen, krakeelen, laute und leise Töne anschlagen, und entgegen anders lautender Gerüchte können Männer auch zuhören. Gelegentlich zumindest. Ohnehin gilt: Mann ist nicht gleich Mann. Jeder ist anders. Offensichtlich ist jedenfalls seit Jahrhunderten: Männer gehen nicht so häufig in die Kirche wie Frauen. Gottesdienste, Bibelstunden und Gebetskreise haben einen Frauenüberschuss. Warum ist das so? Glauben Männer weniger? Oder einfach nur anders als Frauen?
Baumarkt, Bier und Ballerspiele
Natürlich ist die Gefahr groß, hier ganz schnell in Klischees zu verfallen. Aber auffallend viele Autoren beschäftigen sich in den letzten Jahren damit und stellen etwa fest: Männer mögen es, sich zu messen. Kämpfen statt Kuscheln. Abenteuer statt Hauskreisrunde. Baumarkt, Bier, Ball- und Ballerspiele statt Tee trinken, Kekse essen und sich über Befindlichkeiten austauschen. Natur statt Innerlichkeit. – Natürlich ist das überzeichnet, aber offensichtlich finden Männer all das, was wir im durchschnittlichen gemeindlichen Veranstaltungskalender haben, nicht so attraktiv: Lieder singen und sich womöglich noch beim Segenslied an den Händen halten – das ist nicht eines jeden Mannes Sache. Ein Prediger brachte es auf den Punkt: „Auch auf die Gefahr hin, dass der Förster uns beerdigen muss: Wir gehen tatsächlich manchmal lieber alleine im Wald spazieren als in den Gottesdienst.“
Männer machen vieles mit sich selber aus. Sie haben manchmal so ihre Zweifel. Aber sie haben auch ihren Glauben. Die Bibel jedenfalls ist voll von Männergeschichten, von Abenteuer, von Glaubenshelden und Zweiflern, die wie Jakob mit Gott kämpfen, wie David Siege feiern und tief fallen, oder wie Paulus neue Länder erobern. Die Bibel hat Platz für ein ganzes Männerleben. Aber unser Gemeindeleben spiegelt das oft nicht wider. Nach Jungschar und Jungenschaft ist oft Schluss mit den Männerangeboten. Ja, es tut sich was: Es gibt vermehrt Männervesper und Männerstammtische. Es gibt vereinzelt noch die gute alte Brüderstunde. Es gibt den Api-Männertag am 19. Januar 2019 auf dem Schönblick. Mehr davon bitte! Denn Männer mit Herz und Haltung brauchen wir, Männer mit Glauben.
Herzlichst,
Ihr
Steffen Kern
Auf den Geschmack kommen
Liebe Apis, liebe Freunde,
über Geschmack lässt sich nicht streiten, denn die Geschmäcker sind verschieden: Der Eine mag Fisch, die Andere nicht. Der Eine isst gern Fleisch, fett und viel; die Andere steht auf vegan und bio und auch davon nur ein bisschen. Manche mögen Magerquark, andere lieber Sahneschnittchen. Manche mögen’s heiß, andere kalt. So ist und so war das schon immer. Eines aber ist klar: So verschieden die Geschmacksrichtungen sein mögen – leben wollen wir alle.
In uns steckt die Sehnsucht nach Erfüllung, Sinn und Glück. Wir sehnen uns nach Zufriedenheit. Wir haben Durst nach Leben. Psalm 42 bringt es auf den Punkt: „Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser, so schreit meine Seele, Gott, zu dir. Meine Seele dürstet nach Gott, dem lebendigen Gott.“ Wir Menschen sind bedürftige Wesen. So verschieden wir auch sein mögen, welche Vorlieben und Ansichten wir auch immer haben mögen, welche unterschiedlichen Herkünfte und Prägungen: Wir alle sind auf Wasser angewiesen. Wir alle brauchen Wasser zum Leben. Jesus gibt es uns. Dazu ist er in diese Welt gekommen. Vor ihm und durch ihn sind wir alle gleich. Er gibt uns Wasser, das unseren Durst auf ewig stillt. Er ist gekommen, damit wir das Leben haben und die Fülle. Er macht Wasser zu Wein. Denn er liebt es, wenn wir auf den Geschmack kommen: auf den Geschmack der Gnade Gottes.
Alles geschenkt
Wenn es um kulinarische Geschmacksrichtungen geht, hat keiner Recht und liegt niemand falsch. Da tickt, isst und trinkt jeder anders. Wenn es aber um Leben geht, dann gibt es nur ein Angebot, das unseren Durst stillt, uns sättigt und stärkt, und das einzigartig schmeckt: die Gnade Gottes. Er schenkt uns alles. Jeden Tag, jede Stunde unseres Lebens. Er gibt uns Chancen, Fähigkeiten und Möglichkeiten, etwas zu tun. Er fängt neu mit uns an, wenn wir scheitern. Er ist immer für uns da. Er stellt uns andere Menschen an die Seite, die genauso geliebt, auf ihre je eigene Weise begabt und gesegnet sind. Wir alle leben letztlich nicht von dem, was wir schaffen und was wir aus uns machen, sondern von dem, was uns geschenkt ist. Je mehr wir das begreifen, desto mehr kommen wir auf den Geschmack von Leben.
Ich wünsche Ihnen und Euch in den kommenden Sommerwochen viele solcher Geschmacks-Momente!
Mit sommerlichen Grüßen
Ihr
Steffen Kern
Mehr als ein Job
Liebe Apis, liebe Freunde,
über die Arbeit werden gerne Witze gemacht, so nach dem Motto: „Ich mag meinen Job; das einzige, was mich stört, ist die Arbeit!“ – Arbeit erscheint oft als etwas Lästiges, Mühsames und Beschwerliches. Arbeit als ein notwendiges Übel, oder wie es das offene Bekenntnis des eher Tätigkeitsscheuen ausdrückt: „Arbeit ist nichts für mich; ich bin eher so ein Freizeittyp.“ Manchmal ist diese Haltung gepaart mit der Überzeugung: „Ich verdiene Millionen; die zahlt mir nur keiner.“ Und darum freuen wir uns auf kaum etwas so sehr wie auf das Wochenende. In Radiosendern ist schon am Mittwoch davon die Rede, dass schon die Hälfte auf dem Weg zum Wochenende geschafft sei. Und am Montag bedauern wir uns gegenseitig. „I don’t like Mondays; ich mag Montage nicht“, singt ein ganzes Land im Chor. Dabei ist Arbeit etwas Großartiges.
Leben ist sinnvoll – nicht nur am Wochenende
Das merken wir spätestens dann, wenn wir sie los sind. Wer arbeitslos ist oder es einmal war, kann ein Lied davon singen. Wer aus gesundheitlichen Gründen plötzlich nicht mehr arbeiten kann, weiß den Wert der Arbeit zu schätzen. Wer plötzlich raus ist, würde so gerne wieder dabei sein. Arbeit ist mehr als nur Beschäftigung. Mehr als nur ein Job. Auch mehr als nur Mittel zum Zweck des Geldverdienstes. Wenn wir arbeiten, tun wir, was wir können – und was wir sollen. Gott hat uns Gaben gegeben und eine Aufgabe: Wir sollen die Schöpfung bebauen und bewahren. Arbeit gehört zum Menschsein. Arbeit hat mit unserer Würde zu tun. Nein, Arbeit ist gewiss nicht alles im Leben. Menschsein bedeutet mehr als Arbeiten; darum hat Gott ja den Sonntag geschaffen. Aber Arbeit gehört zu unserem Leben, macht uns zufrieden, lässt uns erkennen, dass wir etwas Sinnvolles tun können und gibt uns etwas zurück von dem, was wir als Sinn empfinden. Manche erfahren sogar: Arbeit macht glücklich.
Weil das so ist, lohnt es sich, die Arbeit einmal zum Thema zu machen. Ob sie erwerbsmäßig geschieht oder zuhause, ob in der Kindererziehung oder im Ruhestand, ob in der Werkstatt oder im Büro, ob im Anzug oder im Blaumann – Arbeit ist immer da. Sie begleitet uns unser Leben lang. Sie ist immer wieder mühsam – ja, das gewiss auch. Sie ist aber ein Grund, dankbar zu sein. Und sie ist Verpflichtung: Wenn Arbeit mit unserer Würde zu tun hat, haben wir auch auf angemessene Arbeitsbedingungen zu achten. Verantwortung haben also alle: Arbeitnehmer und Arbeitgeber. In dieser besonderen Ausgabe unseres Magazins lesen Sie von Berufen und Berufungen. Sie begegnen Menschen bei der Arbeit. Und Sie werden erleben: So unterschiedlich die Arbeitsbereiche der Einzelnen sind – alle sind sie mit Gott im Job unterwegs.
Seien Sie freundlich gegrüßt
Ihr
Steffen Kern
Abseits!
Liebe Apis, liebe Freunde,
ich weiß nicht, wie Sie es mit dem Fußball halten – die Sache mit dem runden Leder ist ja bekanntlich nicht jedermanns Sache. Aber ich für meinen Teil muss gestehen: Ich freue mich auf die Fußball-Weltmeisterschaft. Alle vier Jahre ist so ein kleines bisschen Ausnahmezustand. Viele verfolgen die Spiele. Viele fiebern mit. Manche machen Nächte durch, um zumindest auf dem Fernsehsofa „mitzufußballern“. Dabei sein ist eben auch hier alles. Es ist die Zeit, in der unsere Nation wie viele andere – nota bene: außer Holland und Italien – ein bisschen balla-balla ist. Es ist die Zeit der kleinen Flaggen im Gesicht, am Autospiegel und im Vorgarten. Gut vier Wochen, in denen es Millionen Bundestrainer gibt, die alles besser wissen als unser Bundes-Jogi. Und: Es ist die Zeit, in der selbst Fußball-Muffel neu lernen, was Abseits bedeutet.
Abseits, so weiß jedes Kind, ist dann, wenn ein ballannehmender Spieler der angreifenden Mannschaft im Moment der Ballabgabe durch den ihn anspielenden Spieler näher an der gegnerischen Torlinie steht als ein Spieler der verteidigenden Mannschaft. Alles klar? – Falls nicht, empfehle ich Ihnen einen 90-Minuten-Crashkurs in den nächsten Wochen. Eines ist jedenfalls klar: Wenn einer im Abseits steht, wird das Spiel unterbrochen. Der Angriff ist vorbei. Es gibt Freistoß für die gegnerische Mannschaft. – Ich finde, das ist ein großartiges Gleichnis für das, was Jesus für uns getan hat.
Jesus im Abseits
Er ist in diese Welt gekommen und wurde ins Abseits gestellt. Beschimpft, beschuldigt, bespuckt. Verraten, verkauft, verurteilt. Gekreuzigt, gestorben, begraben. Er hat diesen Weg gewählt und sich ins Abseits stellen lassen. Zugegeben, da enden die Vergleiche mit dem Fußball. Die Folgen aber sind wiederum verblüffend parallel: Weil dieser Jesus im Abseits steht, wird das Spiel dieser Welt unterbrochen. Die Angriffe der tausend berechtigten oder unberechtigten Beschuldigungen gegen uns sind vorbei und haben keinen Anspruch mehr an uns. Es gibt einen Freispruch für uns, die wir einst Gegner Gottes waren. – Kurzum: Weil Jesus im Abseits steht, gehören wir zu Gottes Mannschaft. Mehr noch als die Spieler einer Mannschaft und mehr als die Fans eines Teams gehören wir Christen zusammen, auch wenn uns gelegentlich manches schmerzlich trennt. Davon lesen Sie mehr in dieser Ausgabe unseres Magazins.
Seien Sie herzlich gegrüßt
Ihr
Steffen Kern
Von der Untugend, Unsägliches zu sagen
Liebe Apis, liebe Freunde,
wie viele Worte dringen jeden Tag an unser Ohr? – Das weiß wohl kein Mensch. Wahrscheinlich ist es auch nicht zu sehr von Belang, wie viel wir jeden Tag hören und sagen. Bedeutsamer ist, dass wir auch Unsägliches sagen und hören. Gerüchte verbreiten wir Menschen schon immer. Nicht umsonst heißt eines der 10 Gebote: „Du sollst kein falsch Zeugnis sagen wider deinen Nächsten.“ Und doch tun wir genau das beständig. Wir reden unsagbar gerne allzu viel über andere. Über den einen Nachbarn, die Kollegin, die neue Besucherin im Gottesdienst, den Pfarrer … Vor allem Personen des öffentlichen Lebens sind oft Gegenstand unserer Gespräche und unserer Spekulationen. Christen unterscheiden sich hier in keiner Weise von Nichtchristen. Das Internet und die Kommunikation in sozialen Netzwerken verschärfen diese alte Untugend, Unsägliches zu sagen, noch einmal dramatisch. Oft anonym werden auf Facebook und Co Behauptungen in die Welt gesetzt, die nicht zu belegen sind. Wir schwadronieren und dreschen Phrasen, gelegentlich auch politische, um möglichst viel Effekt zu erzielen. Die Wirkung von alldem ist verheerend und die Gesellschaft droht sich immer mehr zu polarisieren. Eines ist klar: Wir brauchen mehr Achtsamkeit auf das, was wir sagen. Es braucht Menschen, die Verantwortung übernehmen für ihre Worte und deren Konsequenzen. – Worauf kommt es also an, wenn wir reden?
Ehrlich, persönlich, differenziert
Ich meine, wir müssen ehrlicher, persönlicher und differenzierter zu reden lernen. – Ehrlich zu sein ist die Basis von allem. Nicht nur in dem, was wir sagen, sondern auch in dem, was wir verschweigen. Auch Halbwahrheiten sind ganze Lügen. Gar nicht so einfach im Zeitalter von sogenannten „alternativen Fakten“. Die Wahrheit ist ein kostbares Gut. Darum ist Ehrlichkeit gefragt.
Und persönlich sollte es sein. Für das, was wir sagen, haben wir persönlich geradezustehen. Es ist nicht akzeptabel, wenn anonym oder unter falschem Namen im Internet Thesen verbreitet werden, die kein Mensch überprüfen und nachverfolgen kann. Rückfragen auszuweichen, auch Rückfragen unmöglich zu machen, ist schlicht und ergreifend feige. So zerstören wir unser gesellschaftliches Klima. Je unehrlicher und unpersönlicher wir reden, desto weniger Vertrauen gibt es in unserem Land. Christen sollten für eine vertrauensvolle Kommunikation einstehen.
Dazu gehört es auch, differenziert zu reden. Unsere Welt ist so komplex, dass platte und einfache Antworten oft nicht genügen. Es gilt die Dinge differenziert zu betrachten, sorgsam abzuwägen und dann auch klar Position zu beziehen. Diese Differenziertheit bleibt aber allzu oft auf der Strecke. Differenziert zu reden kostet uns etwas. Nämlich Zeit und Kraft und es bedeutet hinzuhören, bevor wir etwas sagen.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen beim Lesen dieser Ausgabe unseres Magazins viele gute Einsichten.
Seien Sie herzlich gegrüßt
Ihr
Steffen Kern
Willkommen in Hülben!
Liebe Apis, liebe Freunde,
wer der Geschichte des Pietismus in Württemberg auf frischer Tat begegnen will, der muss nach Hülben! Nirgendwo sonst hat der frühe Pietismus so tiefe Spuren hinterlassen wie auf dem karstigen Albboden hoch über Bad Urach. Seit mindestens 250 Jahren gibt es dort ununterbrochen eine Bibelstunde. Im letzten Jahr haben wir 500 Jahre Reformation gefeiert. 2018 geht unser Blick von Wittenberg nach Württemberg und dort gezielt nach Hülben. Das kleine Albdorf ist seit einem Vierteljahrtausend ein geistliches Zentrum. Es taucht in jedem Lehrbuch über den Pietismus in Deutschland auf. Selbst wer die allgemeine Geschichte Württembergs erzählt, kommt an Hülben und an der Familie Kullen nicht vorbei: Kullen, Busch, Scheffbuch, Eißler – hier lassen sich Segenslinien durch Familien verfolgen. Von hier aus zogen sie nach Korntal, in die Kirche und in die Welt. Hülben prägte die Region und das Land. Bis heute strömen Hunderte zu den Treffen an dem Ort, der dem Himmel etwas näher zu sein scheint als andere. Was ist sein Geheimnis?
Herzlich und humorvoll, kurz und klar
Man erzählt das Wort Gottes, ohne allzu viele und vor allem nicht allzu lange Worte zu machen. Kurz und klar sind die Beiträge in den Treffen, die – abgesehen von den großen Konferenzen – verlässlich nach einer Stunde enden. Nüchtern und bodenständig geht es zu in Hülben. Es gibt keine besonderen Lehren, keine geistigen und geistlichen Höhenflüge, sondern Punktlandungen: Was in der Bibel steht, wird auf den Punkt gebracht. Einfach, schlicht und lebensnah. Herzlich und humorvoll begegnet man sich. Ich bin noch nie nach Hülben gekommen, ohne bei jedem Besuch zumindest einmal herzlich gelacht zu haben. Wer hierher kommt ins alte Schulhaus oder in die Kirche, erlebt: Das Evangelium hat Hand und Fuß.
Gewiss gibt es viele moderne und postmoderne, innovative und kreative Formen pietistischen Lebens an vielen Stellen im Land – und das ist gut so. In Hülben gibt es keine Experimente. Auch kein schwelgendes Halleluja. Keine Schwarzwälder Kirschtorte, sondern „Konferenzbrot“. Hier gibt es einen Bibeltext, eine kurze Geschichte aus dem Leben dazu, ein Segenswort und ein kräftiges Amen. Damit kann man leben. Und sterben. Denn der Pietismus in Hülben ist zwar traditionsbewusst – und das im besten Sinne – aber nie gesetzlich und eng. Im Gegenteil: Hier wird das Evangelium bezeugt. Hier hat man begriffen, was Gnade bedeutet. Hier auf der rauen Alb erfährt man immer wieder ein Stück der herzhaften Barmherzigkeit Gottes. Hier wird man nicht in den Himmel entrückt, sondern gewinnt Boden unter den Füßen und findet Kraft zum Leben. Darum bin ich von Herzen dankbar, dass es nach 250 Jahren immer noch heißt: Willkommen in Hülben!
Seien Sie herzlich gegrüßt
Ihr
Steffen Kern
Wie geht eigentlich Glauben?
Liebe Apis, liebe Freunde,
wie fängt man die Sache mit dem Glauben eigentlich an? So einfach ist das ja nicht. Schließlich fällt der Glaube nicht vom Himmel. Dabei ist er ein Geschenk des Himmels. Aber dass wir ihn, ganz irdisch, auch begreifen und fassen – das geht schrittweise. Viele fragen gerade nach diesen ersten, ganz grundlegenden Schritten: Wie geht eigentlich Glauben?
Glauben ist mehr als eine Weltanschauung. Glauben ist mehr, als etwas für wahr und etwas anderes für falsch zu halten. Glauben heißt, dass wir jemandem vertrauen. Dass wir uns auf das Wort eines anderen verlassen. Und dass wir es wagen, so zu leben. – Es beginnt immer damit, dass wir etwas von Gott hören. Wir erfahren, was er für uns getan hat. Wir hören von Jesus und seinen Versprechen an uns. „So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen Sohn für mich gab.“ Ich fange an, diesen Satz zu beherzigen. Ich lasse mir Gottes Worte sagen. Und widerspreche nicht. Ich lasse das Evangelium gelten und sage „Amen“ dazu. Die gute Nachricht begreife ich nicht voll und ganz, aber etwas von ihr sickert nach und nach in mein Herz und verändert alles. Ich gebe zu, dass ich Vergebung brauche, denn ich sehe ein, dass ich schuldig geworden bin. Ich entdecke auf einmal, wer Jesus ist und für mich sein will – und dabei entdecke ich mich selbst ganz neu: Ich bin trotz allem ein von Gott geliebter Mensch.
Ich beginne zaghaft mit einem ersten Gebet
Diese Einsicht drängt nach Ausdruck. Gottes Wort ist auf meine Antwort aus. Gottes Liebe wartet auf Erwiderung. Wenn es so ist, dass Gott eine Beziehung zu mir sucht, ja dass er als mein Vater in einer Beziehung zu mir steht, dann verändert das alles. Darum ändere ich alles: Ich antworte darauf und beginne zaghaft mit einem ersten Gebet. So fängt Glauben an. Ich suche den Kontakt mit meinem himmlischen Vater und mit Jesus, seinem Sohn, der ganz für mich da ist. Ich frage, wer er genau ist und was er will. Darum lese ich in der Bibel und begreife vieles nicht, aber das Wenige, das ich verstehe, ist mehr als ich zum Leben brauche. Ich beginne, anders zu leben. Manches lasse ich. Manches tu ich zum ersten Mal. Auf einmal bete ich, suche Kontakt zu andern Christen und habe andere Ziele für mein Leben. Da ist eine ganz neue Freiheit, eine bislang ungeahnte Gewissheit, eine neue Verbindung mit Menschen, die ich vorher kaum kannte, und da ist zwar nicht der Himmel auf Erden, gewiss nicht, und doch in meinem Herzen ein ganz neues Glück.
So kann ein Anfang im Glauben aussehen. Bei der einen so, beim anderen etwas anders. Bei proChrist laden wir herzlich dazu ein, erste Schritte im Glauben zu wagen. Wir reden über diese ersten Schritte und bieten an, Menschen auf diesem Weg zu begleiten. Schritt für Schritt. Respektvoll und liebevoll, freundlich und diskret, einladend und herzlich. Bitte gehen Sie doch mit. Beten Sie mit. Wagen Sie selbst neu Schritte auf dem Weg ins Leben und begleiten Sie andere dabei!
Seien Sie herzlich gegrüßt
Ihr
Steffen Kern
Keine Angst?
Liebe Apis, liebe Freunde,
es ist erstaunlich und äußerst auffällig: Eine der häufigsten Formulierungen Gottes in der Bibel lautet: „Fürchte dich nicht!“ – Wenn ein Engel oder Gott selbst auftritt, wenn das ganze Volk Israel oder ein einzelner Mensch angesprochen wird: immer wieder dieses „Fürchte dich nicht!“ – Offensichtlich haben wir es nötig, genau diesen Satz zu hören. Denn Furcht und Angst sind Wegbegleiter unseres Lebens, die wir nicht so leicht loswerden.
Angst vor dem Krieg, dem Terror, dem Schrecken. Angst vor der Krankheit, dem Sterben, dem Tod. Angst davor, sich zu öffnen, etwas zu wagen, enttäuscht zu werden. Angst vor der Klassenarbeit, vor der Prüfung. Angst davor, nicht zu bestehen. Angst, nicht anzukommen, ausgelacht zu werden. Angst, Ansehen zu verlieren. Angst, Geld und Gut zu verlieren. Angst, liebe Menschen zu verlieren. Angst, das Leben zu verlieren, vielleicht sogar das ewige Leben. Angst vor dem Teufel, Angst vor Gott. – Ängste gibt es unendlich viele. Nachvollziehbare und absurde, hilfreiche Warnungen und lähmende Furcht, gesunde Risikoeinschätzung und krankhafte Störung. Angst lässt sich nicht über einen Kamm scheren. Die Angst ist so verschieden wie die Menschen und das Leben.
Angst treibt in die Enge
Angst ist zugleich die Schwester der Manipulation. Mit Angst lässt sich Geld verdienen. Mit Angst kann man ein Machtsystem aufbauen. Das gilt für Diktaturen und Staatsregime, aber auch für Familien und sogar Gemeinden: Wo die Angst regiert, zieht die Freiheit aus. Menschen werden geknechtet und abhängig gemacht. Angst kriegt klein.
Eines verbindet alle Ängste: Angst ist immer Angst vor dem Verlieren. Gerade darum ist sie keine Haltung des Glaubens. Denn Menschen, die an Jesus Christus glauben, sind gewiss, dass ihnen von ihm alles geschenkt wird und sie in ihm alles haben. Ja, die Angst kommt. Aber wir halten sie nicht fest. Wir halten uns an Jesus und seine Versprechen.
Wir verharmlosen die Gefahren und Nöte nicht, aber wir vertrauen auf einen, der größer ist. So gehen wir durch diese Welt, in der es oft keine einfachen Lösungen gibt. Immer wieder taucht die Angst auf, dass wir etwas Wesentliches verlieren. Dann aber erinnern wir uns daran, dass uns Jesus alles schenkt und wir in ihm alles haben. Er ist der Herr der Geschichte. Diese Zuversicht ist größer als jede noch so begründete Angst, denn sie gründet in Jesus Christus selbst.
Seien Sie herzlich gegrüßt
Ihr
Steffen Kern
„Und sie bewegt sich doch!“
Liebe Apis, liebe Freunde,
das soll Galileo Galilei der Legende nach gemurmelt haben, als er das Inquisitionsgericht verließ und dort soeben das kopernikanische Weltbild öffentlich verleugnet hatte. Gemeint war: Die Erde bewegt sich doch um die Sonne. Die Vertreter des alten Weltbildes hielten sie dagegen für unbeweglich und starr. – Ähnliches denken heute manche von der Kirche. Es ist schon zum Klischee geworden: Starr sei sie, eingefahren und unbeweglich, die Kirche. In immer alten Strukturen ginge nichts nach vorne. Die Welt drehe sich weiter, aber die Kirche bleibe zurück. Ist das wirklich so?
Nein, es gibt Bewegung. Nicht nur in geistlicher Hinsicht, auf die es ja letztlich ankommt. Es gibt eine Bewegung, die nicht verborgen bleibt, sondern an immer mehr Stellen sichtbar wird. Neue Gemeindeformen entstehen, neue Gemeinschaften, neue missionarische und diakonische Initiativen. Das ist ganz bemerkenswert: Mitten im Wandel unserer Zeit, in einer Phase der fortschreitenden Säkularisierung und des dramatischen Mitgliederrückgangs der Kirchen gibt es neue Aufbrüche. Sie sind nicht spektakulär und dazu angetan, große Schlagzeilen auszulösen. Darum geht es auch gar nicht. Aber es geht darum, neue Perspektiven zu entdecken und Mut zu gewinnen, mit der eigenen Gemeinschaft und Gemeinde Neues zu wagen.
Mut, Neues zu wagen
Unter dem Titel „Fresh X“ sammeln sich Konzepte für und Berichte über „frische Ausdrucksformen“ von Kirche und Gemeinde. Manche haben bereits ganz erstaunliche Erfahrungen gesammelt: Im Vertrauen auf den Gott, der heute für uns da ist und uns in unsere Welt sendet, erleben wir, wie Gemeinschaften neue Wege suchen und finden. Das ist unser Uranliegen: Menschen mit dem Evangelium von Jesus Christus zu erreichen und ihnen eine Heimat zu geben. Und „Heimatgeber“ wollen und sollen wir sein. Das ist unser Auftrag. Die Artikel dieser Ausgabe erzählen eindrückliche Geschichten und machen Mut, unseren Glauben zu leben und neue Schritte zu wagen.
Ihnen alles Gute und Gottes Segen im Jahr 2018!
Seien Sie herzlich gegrüßt
Ihr
Steffen Kern
Im Blickkontakt mit Gott leben
Liebe Apis, liebe Freunde,
von Gottes Segen leben wir und damit von einem der größten Geheimnisse dieser Welt. Denn Segen bedeutet: Gott sieht uns an. Er wendet uns sein Angesicht zu und lässt seinen Blick auf uns ruhen. Ohne diesen gnädigen Blick Gottes wäre kein Leben möglich. Es ist wie beim Aufgang der Sonne: Ihre Strahlen wärmen und machen alles hell. Ohne Sonne kein Leben. Genauso ist das mit dem Segen Gottes: Sein Angesicht leuchtet über uns. Er erhebt sein Angesicht über uns. Er sieht uns an und ist uns gnädig. Er behütet uns und gibt uns Frieden. Es ist großartig, was uns die wertvollen Worte aus 4. Mose 6,24-26 eröffnen: Der Segen Gottes führt uns in den „Schalom“ Gottes.
Aber wenn Gott uns segnet, segnet er nicht alles ab, was wir tun und lassen. Sein Segen gilt uns als Personen und betrifft uns ganz. Unser Handeln aber haben wir selbst zu verantworten. Im Segen Gottes zu leben und unter seinem Segen zu bleiben, heißt darum, den Blickkontakt mit Gott zu suchen. Er will uns dann mit seinen Augen leiten, wie er in Psalm 32,8 verspricht. Darf ich Sie einmal fragen: Wann haben Sie zuletzt Gott in die Augen gesehen?
Gott macht glücklich – wirklich?
Das ist nicht die Frage nach einem besonders frommen Erlebnis oder einem innigen spirituellen Moment – es ist eine Frage nach Ihrer Lebenshaltung. Gott sieht uns an. Und das heißt: Er sucht Blickkontakt mit uns. So begleitet, leitet, führt und segnet er uns. Das tut er nicht nur in besonderen Momenten. Gottes größte Zeit in unserem Leben sind die Alltage, das Normale und Gewöhnliche. Nicht erst am Sonntag, nicht erst beim nächsten geistlichen Highlight – nein, jetzt ist Segenszeit. Zum Glück gibt’s den Segen. In diesem Sinne gilt: Gott macht glücklich. Er bewahrt nicht vor allem Leid und allem Schweren. Aber auf allen Wegen sieht er uns und geht mit. Genau dazu ist Jesus in diese Welt gekommen und hat sich auf die Straßen und Wege unseres Lebens begeben. Er ist da, er sieht uns freundlich an und spricht uns an. Seine Worte begleiten uns. Was für ein Glück!
Seien Sie freundlich gegrüßt
Ihr
Steffen Kern
... da ist Sünde
Liebe Apis, liebe Freunde,
wir feiern das Jubiläumsjahr der Reformation und hören in diesen Wochen viel von der reformatorischen Freiheit. In der Tat ist es die großartige Wiederentdeckung Martin Luthers und der Reformatoren, dass wir als Christen freie Menschen sind, weil Jesus Christus uns befreit. Durch seine Gnade leben wir. Darum feiern wir zu Recht diese Wiederentdeckung der Freiheit und beschreiben die Gemeinde Jesu Christi auch als „Kirche der Freiheit“.
Diese Freiheit wird aber in vollem Maße nur erkannt, wenn wir zugleich sagen können, wovon wir befreit sind. Mit dem Begriff der Sünde beschreibt die Bibel grundlegend, was uns gefangen hält und uns die Freiheit nimmt. Sünde ist viel mehr als ein Stückchen Schwarzwälder Kirschtorte zu viel, der eine oder andere Fehltritt oder ein schlagzeilenträchtiger Skandal. Sünde ist mehr als eine Tat oder Untat. Sünde beschreibt unser Wesen. Wir sind Sünder. Unser Herz ist von Jugend auf böse. Paulus hält zusammenfassend fest: „Da ist keiner, der Gutes tut, auch nicht einer.“ (Röm 3,12b) Darum kommt es immer wieder entscheidend darauf an, dass uns Gott die Augen öffnet für diesen Zustand. Erst wenn uns unsere Sünde bewusst wird, können wir ermessen, was Gottes Gnade bedeutet. Erst dann können wir die Freiheit feiern, die uns Jesus Christus schenkt. Darum ist es gut und geboten, wenn wir im Blick auf uns immer wieder erkennen: Da ist Sünde.
Da ist Freiheit!
Eine Gefahr hat aber die Sache mit der Sünde. Wir sollten sie nicht nur bei anderen, sondern zuerst bei uns selbst suchen. Nicht zufällig lehrt uns Jesus im Vaterunser beten: „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.“ Wir haben es nötig und brauchen es jeden Tag, dass Gott uns unsere Schuld vergibt, und zugleich bitten wir darum, dass wir anderen vergeben. Denn im Zustand der Sünde sind wir immer Täter und Opfer zugleich: Wir werden an anderen schuldig, aber auch andere werden an uns schuldig. Der verheerende Zusammenhang von Sünde und Tod kann nur durch Vergebung durchbrochen werden. Es ist darum entscheidend, dass wir das Evangelium als eine Botschaft der Freiheit begreifen: Zur Freiheit hat uns Christus befreit. Wir dürfen als freie Menschen leben und auch anderen vergeben. Vergebung durchbricht den Teufelskreis der Sünde. Wo das geschieht, können wir mit großer Freude und Dankbarkeit feststellen: Da ist Freiheit.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen nicht nur für das Jubiläumsjahr 2017, sondern für Ihr ganzes Leben eine neue Freude am Evangelium.
Seien Sie herzlich gegrüßt
Ihr
Steffen Kern
Das Kreuz stört
Liebe Apis, liebe Freunde,
im Gerichtssaal, in öffentlichen Gebäuden, in Schulen – immer wieder gibt es Menschen, die sich am Kreuz stören. Manche fordern offen: Das Kreuz müsse weg. Ob auf dem Tempelberg in Jerusalem oder auf den Gipfeln der Alpen – das Kreuz ist von manchen nicht gerne gesehen und bleibt ein Stein des Anstoßes. Kurzum: Das Kreuz stört. Natürlich hat das verschiedene Gründe, auch politische und historische. Aber im Grunde war das schon immer so. Schon vor 2.000 Jahren: Das Wort vom Kreuz hat provoziert. Es war ein Ärgernis, ein Skandal.
Das Kreuz steht für einen grausamen Tod. Es ist ein Marterpfahl. Ein Folterinstrument. Unappetitlich und unansehnlich. So ist Jesus Christus gestorben. Außerhalb der Stadt auf einer Müllkippe nahe Jerusalem. Golgatha nannten sie diesen Ort. Schädelstätte. Kalt. Grausam. Dieser Ort steht für Schrecken, Terror und Tod.
Der ungeliebte Spiegel
An diesem Ort hält Jesus all das aus: Schrecken, Terror, Tod. Mehr noch: Er trägt die Last der ganzen Welt. Die ganzen zerbrochenen Beziehungen. Die Schuld, die wir auf uns laden. Das Kreuz steht für den Bankrott unseres Lebens. Für den Punkt, an dem ich am Ende bin. Darum stört es uns. Das wollen wir nicht wahrhaben. Das Kreuz hält uns einen Spiegel vor, in den wir nicht gerne sehen. Aber das Kreuz zeigt uns damit auch die bittere Wahrheit unseres Lebens: Ohne Vergebung sind wir bankrott.
Immer wieder wird gefragt: War es nötig, dass Jesus für uns stirbt? Musste Jesus für mich sterben? Persönlich kann ich nur sagen: Ja. Davon lebe ich: Dass Jesus meine Schuld getragen hat und ich leben darf. Das Kreuz steht nicht nur für das Ende und den Tod. Es steht für einen neuen Anfang. Hier können wir ehrlich werden. Hier können wir Schuld ehrlich ansprechen und offen aussprechen. Hier wird mir vergeben. Dafür steht das Kreuz und darum ist es mir der liebste Ort der Welt: Denn hier unter diesem Kreuz können wir neu anfangen. – Wir Christen stehen darum unter dem Kreuz. Wir ziehen es nicht zurück. Wir verstecken es nicht. Im Gegenteil: Wir halten es hoch und halten es in Ehren. Und wir können es nicht lassen, von dem Mann am Kreuz zu reden. Darum bewusst auch nach der Passionszeit und Ostern diese Ausgabe unseres Magazins: Das Kreuz geht uns immer an.
Seien Sie freundlich gegrüßt
Ihr
Steffen Kern