Matthäus 26, 1 - 16

Das Beste für Jesus, weil er sein Bestes für uns gibt

Zusammenhänge
Unser Text setzt sich aus vier unterschiedlichen Stücken zusammen, die dadurch eng miteinander verbunden sind, dass der bevorstehende Tod Jesu ihr gemeinsames Thema ist. Allerdings wird dieses Thema aus vier völlig verschiedenen Perspektiven gesehen:
1. Da ist zuerst Jesus, der bewusst auf sein Sterben zugeht und von seinem Tod redet. Er gebraucht nochmals den Hoheitstitel "Menschensohn" für sich und drückt damit aus: Gottes Plan verwirklicht sich. Gott ist der, der zum Ziel kommt. Gott ist der eigentlich Handelnde.
2. Die religiösen Führer Israels treffen sich. Für sie ist inzwischen ganz klar, dass Jesus getötet werden soll. Sie verhandeln nur noch über das "wie", über die Taktik, wie man ihn am besten und ohne Aufsehen beseitigen könnte.
3. Eine Frau, die auf Jesu bevorstehenden Tod mit einem großen Zeichen der Liebe handelt und mit ihrem Tun Missverständnisse und Irritationen hervorruft.
4. Judas, der Verräter unter den Jüngern, über dessen Motive wir nichts wissen und auch nicht viel spekulieren sollten. Auch er ist an diesem Geschehen beteiligt und trägt Verantwortung dabei.

Das Besondere
Das Besondere dieses Abschnittes dürfte die Schilderung jener "Salbung in Bethanien" sein, die damals auf viel Unverständnis gestoßen ist - und wohl auch heute noch viel Kopfschütteln hervorruft. Drei einander ähnliche Ereignisse werden in den Evangelien berichtet, die sich aber an entscheidenden Stellen unterscheiden (Mt 26,6-13; Lk 7,36-50; Joh 12,1-8). Wir lassen die Frage nach ihrem Zusammenhang offen und achten auf das Besondere des Berichtes bei Matthäus:

In Bethanien in der Nähe Jerusalems, dem Ort, in dem sich wohl eine erste Jesus-Hausgemeinde gebildet hatte, ereignen sich diese Dinge kurz vor dem Tod Jesu: Eine Frau - hier ohne Namen - salbt Jesus mit sehr wertvollem Öl. Heute würden wir von Parfüm reden oder von einem aufwendigen Blumenarrangement. Bei den Jüngern stößt dies auf Unverständnis, ja auf Kritik. Sie sehen den materiellen Wert, der hier "verschwendet" wurde, und rechnen ihn gleich um in mögliche Hilfsmaßnahmen für Arme. Jesus aber lässt die Frau gewähren und nimmt sie in Schutz. Er deutet ihr Tun: Es war schon vorweg zu meiner Beerdigung, sagt er. Sie hat damit schon vorweg mit einem Zeichen der Wertschätzung und der Dankbarkeit geantwortet auf seinen Tod. Sie war die Erste, die eine Ahnung davon hatte, wie groß das Geschenk ist, das Jesus uns Menschen machte, indem er "Gehorsam ward bis zum Tod". Und sie wollte darauf antworten und Jesus dafür etwas Gutes tun. Aber eben nicht indirekt, indem sie in seinem Namen anderen etwas zugute tut - das bleibt immer noch eine auch von Jesus ausdrücklich vorgesehene Möglichkeit -, sondern so, dass sie ihm direkt antwortet und Gutes tut. Das ist dann auch die entscheidende Frage für uns: Wie antworten wir ganz persönlich und ganz direkt auf das, was Jesus für uns getan hat? Jesus freut sich über eine direkte Antwort, er erwartet eine direkte Antwort. Er möchte, dass wir ihn nicht abspeisen mit kleinen symbolischen Dingen, er möchte unsere Lebensantwort. Er möchte wirklich unser Kostbarstes und Bestes: unser Herz, unser Ja, unsere Liebe zu ihm.

Jene Frau hat ihm Kostbarstes gegeben - darum soll sie uns in Erinnerung bleiben, darum soll sie uns Vorbild bleiben, darum brauchen wir die Erinnerung an sie bis heute.

Fragen zum Weiterdenken
· Wieviel Energie wird aufgewendet, um Jesus los zu werden! Beteilige ich mich auch an den Versuchen, ihn aus meinem Leben fern zu halten?
· Wieviel Aufwand treibt jene Frau aus Liebe zu Jesus! Wie groß sind meine Liebes-Zeichen für Jesus? Was bin ich bereit, herzugeben für ihn? Woran würde er sich freuen?

Pfarrer Reinhold Rückle, Laichingen