Matthäus 24,15-31

Der Predigttext für die Gottesdienste am heutigen Sonntag ist die Lukas-Parallele (21,25-33) zum zweiten Teil unseres heutigen Textes. Der Wochenspruch für diese Woche aus Lukas 21,28 könnte auch als Überschrift über unserem Abschnitt stehen:

„Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht.“

15-20 „Als um mich war ein Gefängnis von Angst und Traurigkeit“
Die Geschichte kennt mindestens drei wie in Daniel 9,27; 11,31; 12,11 angekündigte Entweihungen des Tempels: 167 v.Chr. weihte der Judenverfolger Antiochus IV. von Syrien den Jerusalemer Tempel dem griechischen Gott Zeus Olympios. 66 n.Chr. ermordeten Fanatiker die jüdischen Tempelpriester, und 70 n.Chr. zerstörten die Römer den Tempel und stellten dort ihre Standarten auf, die dem göttlich verehrten römischen Kaiser geweiht waren. Nach einem weiteren Aufstand 135 n.Chr. ließ der römische Kaiser Hadrian sogar einen Jupitertempel auf dem Platz des jüdischen Tempels errichten. Wenn wir uns klar machen, welch harte Zeiten diese Entweihungen für das jüdische Volk jeweils bedeuteten, dann können wir erahnen, welch harten Zeiten wir Christen entgegen gehen. An nicht wenigen Orten dieser Welt (z.B. Indonesien, Pakistan) sind die Christen heute schon in großer Bedrängnis.
Jesus macht seinen Jüngern Mut zum Gebet in harten Zeiten (V 20). Wir sollen die bedrohliche Wirklichkeit nicht einfach als „gottgegeben“ hinnehmen, sondern können sie in der Kraft des Gebets verändern. Durch nichts machen wir uns abhängiger von Gott, als gerade dadurch, dass wir beten. Sind wir uns der großen Verheißung des Gebets bewusst?

21-26 „da führte aus der Bedrängnis mich Gottes Freundlichkeit:“
Jesus ist ganz nüchtern: seine Freunde und Nachfolger haben zuerst einmal nicht goldene Zeiten vor sich, sondern eine harte Zeit von höchster Bedrängnis. Christen müssen den Gegenwind, das Leid, den äußeren und inneren Druck, dem sie ausgesetzt sind, nicht „wegbeten“ oder gar fromm „übersehen“, sondern dürfen – genauso wie Jesus – nüchtern der Bedrängnis ins Auge sehen. Nicht aus Selbstüberschätzung, sondern in der Gewissheit, dass Gott die Zeit – auch die harten Zeiten – in seinen Händen hält (Psalm 31,16). Gottes Treue wird die Zeit der Bedrängnis verkürzen, denn er „lässt euch nicht versuchen über eure Kraft … so dass ihr’s ertragen könnt“ (I Kor 10,13). So wertvoll sind wir Gott!
V. 22+24: Wer glaubt, ist auserwählt. „Gott kommt zur Rettung der Glaubenden, die es nötig haben, nicht zur Rettung der Vorherbestimmten, die es nicht nötig haben.“ (Gerhard Maier)
V. 23+26: Das Schlimme am Antichrist ist nicht der Schrecken, den er verbreitet, sondern die Täuschungsmanöver, mit denen er Christus nachäfft. Jeremia (wahrer Prophet) und Hananja (falscher Prophet) geben nach Jeremia 28,1-11 ein Beispiel von dem Durcheinander, was kommen wird. Geistlich wachsam bleibt, wer sich täglich von Gottes Wort leiten und hinterfragen lässt. „Prüfsteine“ finden wir in 5. Mose 18,21ff und 5. Mose 13,2-4.

27-31 „Jesus, die Sonne, das strahlende Licht!“
Darauf läuft alles zu: auf den „zweiten Advent“ – die erneute sichtbare Ankunft Jesu auf dieser Erde. Wenn Jesus wiederkommt, wird es keine Debatten geben, ob er es ist oder nicht. Jesu Wiederkunft setzt allem bisher Dagewesenen in der Menschheitsgeschichte ein Ende.
Die Ankunft von Königen und andere wichtige Ereignisse wurden dem Volk gewöhnlich mit Posaunenklängen angekündigt. Heute kann man per E-Mail oder SMS in kurzer Zeit viele Menschen informieren und zusammen rufen. Wie immer Gottes Engel die Auserwählten dann sammeln werden: Es braucht keiner Angst zu haben, dass er den „hellen Ton der Posaune“ verpasst. Dann aber gilt: dieser Zeit leiden fallen nicht ins Gewicht gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll (Röm 8, 18). Jesus, unser Herr, kommt! Das, nein, Er ist unsere Zukunft! Wer oder was sonst ist es wert, dass wir unser Leben und unsere Prioritäten daran ausrichten?

Fragen fürs Gespräch:
· Welche Vorstellungen/Erwartungen haben wir von der/an die Zukunft?
· Was verleitet uns heute dazu, unnüchtern zu werden und falschen Versprechungen (Christussen) zu glauben?
· Auf Jesus schauen hat Zukunft und Verheißung: „Die auf ihn schauen werden sein wie die Sonne, wie sie aufgeht in ihrer Pracht“… Wie können wir uns mehr an Christus und weniger an Christen orientieren?
· Welchen Stellenwert hat für uns das Gebet? Wie können wir das gemeinsame Gebet intensivieren?