Matthäus 24,1-14

Schöne Aussichten

Der Bergführer hatte für uns eine herrliche Strecke ausgewählt. Voller Überraschungen, aber auch sehr steil und jetzt, nahe dem Gipfel, spitzen sich die Schwierigkeiten zu. Doch weil unser Bergführer vorausklettert und uns sichert, eröffnet sich uns plötzlich ein atemberaubendes Panorama. Jetzt, kurz vor dem Gipfelkreuz haben wir scheinbar alles geschafft, oder etwa nicht? An windgeschützter Stelle nimmt der Bergführer die Wanderkarte heraus und warnt vor den Gefahren auf dem weiteren Weg. “Wer sich im Hochgebirge verirrt, kommt um”, warnt er. “Und auf dem Gletscher müssen Sie ganz genau in meiner Spur bleiben.”
Wir wissen jetzt bestens Bescheid. Doch auch im Rückblick können wir kaum fassen, dass wir sogar einige Turnschuhtouristen sicher mit uns nach Hause gebracht haben, die sich dort oben verlaufen hatten.

Herrliche Weitsicht
Die Jünger haben den herrlichen Einzug ihres künftigen Königs in Jerusalem erlebt (21). Sie haben atemberaubende Wunder und bergeversetzenden Glauben gesehen (21,20). Die Spannungen spitzen sich kurz vor dem Kreuz unerträglich zu (22+23). Doch als sich beim Aufstieg auf den Ölberg die untergehende Sonne im goldbedeckten Tempeldach spiegelt, da wähnen sich die Jünger schon fast am Ziel ihrer Träume. Da nimmt Jesus sie zur Seite und weist nüchtern auf bevorstehende Gefahren, aber auch auf hilfreiche Wegzeichen hin.

Wichtige Wegzeichen (V. 2)
Die Zerstörung des Tempels, von Jesus öffentlich vorausgesagt (26,61), erfüllte sich wörtlich. Heute sind nur noch Stützmauern des äußeren Tempelplatzes als “Klagemauern” zu sehen. Ebenso zuverlässig werden sich die weiteren Vorzeichen erfüllen, die Jesus nur dem engeren Jüngerkreis mitteilt. Verführung, Ängste, Endzeitberechnungen, Verfolgung und Glaubensverlust – das sind die größten Gefahren, vor denen Jesus warnt.

Verführung (V. 4)
... ist die größte Gefahr für Christen (V. 4.11+24). Gefährlicher als Sektenführer, die sich als Heilsgestalten ausgeben, sind Propheten, die auch aus der eigenen Gemeinde aufstehen und in selbstsüchtiger Freiheit (Offb 2,20) oder selbstgewählter Heiligkeit (Kol 2,23) letztlich lieblos leben.

Ängste (V. 6)
Viele fragen, wie Gott Katastrophen zulassen kann. Jesus rechnet nüchtern damit, dass in einer Welt, in welcher der Böse regiert (Eph 6,12), Erdbeben, Hunger und Kriege zunehmen und das Böse in jeder Form ausreift. Mit dem Bild der Geburtswehen lenkt Jesus unsere angsterfüllten Augen auf das Wesentliche. Wir sind sozusagen „guter Hoffnung”. Wir ängsten uns nicht vor dem Ende. Wir erwarten den Vollender (10,32).

Endzeitberechnungen (V. 8)
Der Weg der Gemeinde gleicht einer Gratwanderung. Zwischen den beiden Abgründen, die sich in den zwei Fehleinschätzungen zeigen: “Mein Herr kommt noch lange nicht” (24,48) und “der Tag des Herrn sei schon da” (2.Thes 2,2) bewähren Christen die Kreuzesnachfolge (16,24ff).

Verfolgung (V. 9)
Während einige wähnen, der Antichrist oder die Verfolgung werden die Christenheit einigen, bestätigt die Kirchengeschichte, was Jesus voraussagt. Unter dem dreifachen Druck durch allgemeine Ablehnung (9), durch Abwerben (11) und durch den Verlust allgemein gültiger Werte (12) werden viele den eigenen Glauben und die Mitchristen preisgeben.

Die doppelte Verheißung (V. 13+14)
Entgegen aller menschlicher Prognosen gibt es Gerettete, die treu am Wort vom Ausharren festhalten. Und das Erstaunlichste: Der Siegeszug des Evangeliums ist durch nichts aufzuhalten. Oft trotz Not, gerade durch Verfolgung (10,23) werden zuletzt weltweit alle Völker erreicht (31). Was für eine tröstliche Aussicht!

Fragen fürs Gespräch:
§ Welche Visionen von der Zukunft bestimmen unser Denken und Fühlen?
§ Welche Entwürfe, aber auch welche Ängste werden mit welchem Ziel veröffentlicht?
§ Wie korrigiert Jesus die üblichen Erwartungen? § Wie können wir Verführer prüfen?
§ Wie wichtig ist uns die weltweite Mission?

Zur Veranschaulichung
Bunyans Pilgerreise / Der Herr der Ringe / Eine Hochgebirgstour.

Pfarrer Friedhelm Stahl, Adelberg

Impulse zur Veranschaulichung für Kinder:
Bei uns in Deutschland gibt es keine Verfolgung. Habt ihr schon einmal Feindschaft um Jesu willen erlebt? Wie habt ihr reagiert? Beispielgeschichte aus Verfolgungszeiten erzählen.