Matthäus 22,1-14

Geladen zur königlichen Hochzeit

Eine Einladung, die alles ändert
Es gibt Ereignisse, die alles ändern. So die unerwartete Einladung zu einer königlichen Hochzeit. Nun wird unwichtig, was sonst das Leben erfüllte. Nun tritt alles zurück hinter dieser Einladung. Welche Aufwertung, welche Ehre, welcher Glanz fällt in das bisher so armselige Leben! So viel bin ich dem König wert!

Gottes Liebeswille
Im Bild der Einladung zum höchsten Fest begegnet uns die Botschaft Jesu: "Die Zeit ist erfüllt und das Reich Gottes nahe herbeigekommen. Kehrt um und glaubt an das Evangelium" (Markus 1, 15). Dahinter steht der ewige Liebeswille Gottes, der will, dass sein Geschöpf, das er nach seinem Bild geschaffen hat, sich endlich wieder zu ihm kehrt. Dahinter steht die ganze Energie des göttlichen Willens. Deshalb sendet der König seine Knechte, um die Gäste zur Hochzeit zu laden. Deshalb lässt er sich durch Ablehnung und Widerstand der Menschen nicht beirren und schickt seine Knechte noch auf die fernsten Straßen, um alle, "Böse und Gute", zu laden. Er gibt nicht Ruhe, bis alle Tische besetzt sind.

Die Widerstandsbewegung
Es bleibt ein dunkles Rätsel, wird aber offenkundig, dass sich dem göttlichen Liebeswillen hartnäckiger Widerstand entgegenstellt. Der König lädt ein: "Doch sie wollten nicht kommen". Die Einladung wird dringlicher: "Siehe, meine Mahlzeit habe ich bereitet...". "Aber sie verachteten das". Acker und Geschäft, die Sorge um die Sicherung dessen, was man schon hat, zählen mehr als die Einladung zum königlichen Fest. Der Widerstand steigert sich bis zum Äußersten: "Einige aber ergriffen seine Knechte, verhöhnten und töteten sie."
Die Auseinandersetzung zwischen dem ewigen Liebeswillen Gottes und der sich verstärkenden Widerstandsbewegung ist ein Hauptthema der Bibel. Schon im Alten Testament, da die Propheten verhöhnt und verfolgt werden, dann im Neuen Testament, wo der Sohn geschändet und getötet wird. Die Auseinandersetzung setzt sich fort in der Geschichte bis zum heutigen Tag. Wie wird das enden?

Das Scheitern der Widerstandsbewegung
Vom Scheitern der Widerstandsbewegung spricht das Gleichnis im Bild der vom zornigen König geschickten Heere und der brennenden Stadt. Wir erfahren in der Geschichte, wohin die Widerstandsbewegung gegen Gottes Liebeswillen führt: zur Zerstörung der Heiligen Stadt. Zum Zusammenbruch des römischen Imperiums. Zur Katastrophe von 1945. Menschen erleiden Katastrophen, die eine fürchterliche Spur von Blut und Zerstörung hinterlassen. Sie sind für den, der Augen hat zu sehen und Ohren zu hören, nicht sinnloses Verhängnis, sondern Zeichen, dass das Alte, Widergöttliche zerbrechen muss, weil das Neue, das Reich der göttlichen Liebe sich durchsetzt, so wie der helle Tag nach finsterer Nacht.

Nicht ohne hochzeitliches Kleid
Von einem anderen Scheitern weiß der Schluss des Gleichnisses. Da ist unter den Geladenen einer ohne hochzeitliches Gewand. Mit dem schrecklichen Ende und der eindringlichen Warnung: "Denn viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt" - also ohne "happy end" - schließt das Gleichnis. Gibt es das nicht: Berufene, die dann doch nicht zu den "Auserwählten" gehören? Solche, die sich die Einladung wohl gefallen lassen – und doch bleibt bei ihnen alles beim Alten? Solche, die gerne hören: "Gott nimmt dich ohne Vorbedingungen an, so wie du bist" – aber nicht merken, dass sie - so wie sie sind - jetzt nicht mehr bleiben können? Wer zu einer Hochzeit eingeladen ist, hat den natürlichen Wunsch, dort nicht im Alltagsschurz zu erscheinen, sondern gewaschen, geschmückt, im schönsten Kleid, das er hat. Hat uns die Einladung zur königlichen Hochzeit wirklich erreicht, wenn sie in uns nicht das Verlangen erweckt, nun Gott zuliebe zu leben? Von "Heiligung" reden deshalb die Väter. Sie ist kein Menschenwerk, sondern die Folge dessen, dass uns der Liebeswille Gottes in Christus mit Leib und Seele erfasst hat.

Fragen zum Gespräch
· Was bedeutet es für mich, dass der Ruf des Evangeliums wie eine Einladung zu einer königlichen Hochzeit ist?
· Wo begegnet uns heute die "Widerstandsbewegung" gegen den Liebeswillen und die Einladung Gottes?

Hans Lachenmann, Satteldorf

Impulse zur Veranschaulichung für Erwachsene und Kinder:
Ein Dialog wird gespielt zwischen einem Diener und einem Vagabunden, der es nicht fassen kann, dass er zum Fest des Königs eingeladen wird; dabei wichtige Aussagen des Textes mit einbauen.