Matthäus 21,28-46

Letzter Ruf zur Umkehr

Die Auseinandersetzung Jesu mit seinen Gegnern, den Hohenpriestern und Ältesten, geht ihrem Höhepunkt entgegen. Ort des Geschehens ist der Tempel. Hier lehrt Jesus. Die Hohenpriester und Ältesten sind unter seinen Zuhörern. In zwei Gleichnissen und dem Wort vom Eckstein gibt Jesus seinen Gegnern eine letzte Chance zur Umkehr. Doch sie nehmen diese Chance nicht wahr, sondern trachten danach, wie sie Jesus umbringen können.

1. Das Gleichnis von den zwei ungleichen Söhnen
Ungleiche Söhne treten in der Bibel auch an anderer Stelle auf. So hatte z.B. der Vater des verlorenen Sohnes zwei ungleiche Söhne. Man kann denselben Vater haben, man kann dieselbe Erziehung genießen und kommt doch zu ganz gegensätzlichen Entscheidungen. Wir haben die Freiheit, Ja oder Nein zu sagen. Beim Ja-Sagen und Nein-Tun denken wir auch an das Ende der Bergpredigt, wo Jesus (Mt 7,21) sagt: „Es werden nicht alle, die zu mir sagen: Herr, Herr! in das Himmelreich kommen, sondern die den Willen tun meines Vaters im Himmel“. Konkret aber zielt das Gleichnis hin auf den Bußruf des Täufers und das unterschiedliche Echo, das er fand. Die Zöllner und Huren (Neinsager) ließen sich rufen und kehrten um, während die Hohenpriester und Älteste (fromme Ja-Sager) den Mahner nicht ernst nahmen.

2. Das Gleichnis von den bösen Weingärtnern
Der Weinberg ist das Symbol für das Volk Israel. Im berühmten Weinberglied (Jes 5) wird deutlich, wie viel Gott in seinen geliebten Weinberg investiert hat. Auch in unserem Gleichnis klingt das an. Gott hat viel investiert und kann darum mit Fug und Recht gute Frucht erwarten. Doch als er zur Zeit der Ernte seine Knechte (Propheten) sendet, werden diese von den bösen Weingärtnern misshandelt und sogar getötet. Schließlich schickt der Herr des Weinbergs seinen Sohn, in der Hoffnung, sie würden ihm Respekt erweisen. Aber sie nehmen ihn, stoßen ihn zum Weinberg hinaus (vgl. dazu Hebr 13,12) und bringen ihn um. Hier hält nun Jesus inne und fragt die vor ihm versammelten Hohenpriester und Schriftgelehrten: „Was wird der Herr des Weinbergs diesen Weingärtnern tun?“ Mit ihrer Antwort sprechen die Hohenpriester und Schriftgelehrten sich selbst das Urteil. In gleicher Weise hatte sich auch David nach seinem Ehebruch mit Bathseba selbst das Urteil gesprochen (Prophet Nathan: „Du bist der Mann!“ (2.Sam 12).

3. Das Wort vom Eckstein
Was Jesus mit den beiden Gleichnissen sagen will, das untermauert er noch mit einem Schriftwort. Seine Gegner sind ja schließlich Schriftgelehrte, die sich in der Schrift auskennen. Jesus zitiert das bekannte Wort aus Psalm 118 von dem Stein, den die Bauleute verworfen haben, den Gott aber zum Eckstein gemacht hat. Die Bauleute (die Hohenpriester und Schriftgelehrten) verwerfen den Stein (Jesus), aber Gott wird ihn zum Eckstein machen, auf dem seine Kirche gegründet wird. An diesem Stein, an Jesus, wird sich alles entscheiden. An diesem Stein kommt keiner vorbei. Wer diesen Stein nicht als Eckstein anerkennt, dem wird er zum Gericht werden. Die Folge davon wird sein: „Das Reich Gottes wird von euch genommen und einem Volk gegeben werden, das seine Früchte bringt“. Hier taucht der Gedanke auf, dass das Heil einmal den Völkern (Heiden) zuteil wird.

4. „Gott rufet noch. Sollt ich nicht endlich hören?“
Aus den Gleichnissen und aus dem Wort vom Eckstein wollen wir den Ruf zur Buße, zur Umkehr hören. Gott ruft auch heute noch und erwartet von uns Frucht. Es ist nicht getan mit dem „Herr, Herr“-Sagen, sondern es gilt den Willen Gottes ganz praktisch im Alltag zu erfüllen. Auch uns kann das Reich genommen werden. Luther hat einmal das ernste Wort vom „fahrenden Platzregen“ gebraucht. Die Segenszeit in unserem Land, an unserem Ort kann rasch vorbei sein. Darum lasst uns wachsam sein, Buße tun, umkehren und Früchte des Glaubens bringen.

Anregungen zum Gespräch:
· Jesus hat sich oft mit Menschen abgegeben, die von vielen verachtet wurden. Wie gehen wir mit solchen Menschen um?
· Was hat Gott in den Weinberg unserer Gemeinschaft investiert? Was sind die Früchte?
· Merken wir, wenn wir die Bibel lesen, dass Gott „von uns redet“? Dass es da um uns geht? (Vgl. 2.Sam 12: „Du bist der Mann!“).

Pfarrer i.R. Ulrich Stöhr, Heidenheim

Impulse zur Veranschaulichung für Erwachsene und Kinder:
Beispielgeschichte: Anke möchte gern tun, was Jesus von ihr erwartet. Ihr fällt ein, dass Ute im Krankenhaus liegt. Anke ist begeistert. O ja, sie wird Ute im Krankenhaus besuchen. Gleich morgen wird sie hingehen. Sie ist voller Ideen: Sie wird von ihrem Taschengeld Schokolade kaufen und ... Anke freut sich. Sie merkt: Es ist schön, etwas für Jesus zu tun. Aber am nächsten Tag ist herrliches Sonnenwetter. Ankes Freundinnen beschließen, am Nachmittag gemeinsam ins Schwimmbad zu gehen. Anke denkt: „Eigentlich wollte ich ja ins Krankenhaus gehen, aber ...“ Und sie verschiebt ihren Krankenbesuch auf morgen. Aber morgen ist Klavierstunde und übermorgen Jungschar. Erst dort fällt es ihr wieder ein, und sie stellt fest: Es ist gar nicht so einfach, Gott zu gehorchen. Gute Ideen und Vorsätze genügen nicht – man muss es auch wirklich tun! Selbst dabei kann man Gott um Hilfe bitten ...
Impuls für Eltern: Manchmal muss man Kindern die Chance des „Zweitgehorsams“ geben!