Matthäus 20,17-34

Und Jesus gebraucht sie doch...
Jesus ruft seine Jünger zu sich, um mit ihnen ein paar Worte alleine zu wechseln. Denn bei ihnen scheint sich geistliche Blindheit breit zu machen. Zum dritten Mal (nach Mt 16,22, Mt 17,22) muss Jesus ihnen sein Leiden ankündigen. Mindestens zum zweiten Mal hat sich Jesus wegen Rangstreitigkeiten an sie gewandt (Mt 18,1-6). Auch die Heilung ist nicht die erste, die vor ihnen geschieht. Und dennoch scheinen sie Jesus Christus in seiner Tiefe noch nicht verstanden zu haben. Wenn sie nicht blind waren, dann doch zumindest kurzsichtig.
Aber Jesus wird sie trotzdem gebrauchen. Obwohl sie keinen Heldenmut bewiesen, wird Jesus gerade mit diesen schwachen Jüngern seine Kirche bauen. Um sie dafür vorzubereiten, verkündigt er auch ihnen immer wieder das Evangelium, spricht mit ihnen und hilft mit praktischer Diakonie:

Jesus verkündigt den Jüngern
Nach Lukas haben die Jünger selbst nach der dritten Leidensankündigung nicht verstanden, was Jesus ihnen damit sagen wollte (Lk 18,34). Ja, zum Teil hatten seine Jünger selbst nach Ostern noch nicht verstanden, dass sein Tod und seine Auferstehung für uns eine gute Nachricht sind. Im Gegenteil, die Emmausjünger machen sich auf den Heimweg, weil sie die Botschaft von der Auferstehung Jesu Christi nicht glauben können (Lk 24,24). Jesus weiß, dass selbst für die Jünger sein Leiden, Tod und seine Auferstehung kaum zu begreifen sind. Trotzdem verkündigt er ihnen zum dritten Mal, was ihn erwartet: Er spricht von seinem Leiden und seinem Sterben. Aber schon hier, auch wenn sie ihn wohl nicht verstehen, sagt er ihnen die gute Nachricht: Er stirbt nicht nur, sondern er wird auferstehen. Das ist das faszinierend Neue. Das war es wohl auch, das den Jüngern unglaubwürdig vorkam. Mit dem Märtyrertod von Jesus haben sie wohl noch gerechnet, aber seine Auferstehung war ihnen zu unglaubwürdig.
Trotz dieses Unglaubens verkündigt Jesus Christus sein Leiden. Niemand der Jünger soll sagen können: "Ich habe es doch nicht gewusst".
Auch wir werden es immer wieder mit geistlich kurzsichtigen Menschen zu tun haben. Aber dennoch - oder gerade deswegen - sollen wir ihnen die gute Nachricht verkündigen. Das ist Jesu Auftrag an uns im Missionsbefehl (Mt 28,19+20).

Jesus bleibt mit seinen Jüngern im Gespräch
Im Anschluss an die Leidensankündigung kommt die Frau des Zebedäus, die Mutter von Johannes und Jakobus, zu Jesus. Die Bitte war vermessen, vor allem nachdem er doch erst vor kurzem zum Rangstreit der Jünger etwas gesagt hatte (Mt 18,1-6). Jesus hätte allen Grund, auf diese Bitte nicht mehr einzugehen. Aber Jesus nimmt die Fragen und die Antworten ernst: Ihre Frage beantwortet er mit der Gegenfrage, ob sie mit ihm leiden wollen. Ihr Ja führt ihn dazu, sie auf ihr Sterben hinzuweisen: Ja, ihr werdet leiden. Er gibt nun noch eine weitere Antwort für alle Jünger: Die Größe im Reich Gottes ist nicht durch Autorität und Herrschaft zu erreichen, sondern durch Dienen.
Jesus hätte die Bitte der Zebedaiden abwürgen können. Er bleibt aber im Gespräch mit seinen Jüngern, indem er die Fragen ernst nimmt und sie beantwortet.
Wie wichtig es ist, die Fragen der Kinder zu beantworten, ist bekannt. Wie machen wir es mit den Fragen derer, die Kinder im Glauben sind?

Jesus hilft seinen Jüngern
Durch die Heilung der Blinden möchte Jesus doppelt heilen: die Blinden von ihrer Blindheit. Seinen Jüngern, auch denen, welche er gerade geheilt hat, möchte Jesus zeigen, dass er der verheißene Messias ist. Die praktische Hilfe der Heilung der Blinden soll den Glauben unterstützen.
Auch in unserem Glaubensleben brauchen wir solche Unterstützungen des Glaubens durch Jesus Christus. Wir können zwar nicht heilen, aber Jesus kann auch uns mit unseren schwachen Kräften gebrauchen, anderen Menschen Hilfe im Glauben zu sein.
Wenn seine Jünger auch nicht geistlich blind sind, so aber doch stark sehbehindert. Trotz allem gebraucht er sie, um mit dieser schwachen Mannschaft die stärkste Botschaft zu verkündigen.

Fragen zum Gespräch:
· Wo zeigt sich geistliche Blindheit bei mir? Oder: ".. in unserer Gemeinschaft"?
· Kritik zu üben fällt uns im Allgemeinen leicht. Wie können wir in unseren Gemeinschaften mit Liebe ermahnen, wie können wir diesem Beispiel Jesu folgen?

Ulrich Holland

Für Kinder:
Dalli-Dalli-Spiel: In zwei Gruppen sollen im Wechsel und in rascher Folge Begriffe zum Thema "Herrschen" genannt werden. Die Gruppe, die nicht mehr weiter weiß, hat verloren. Gegensatz: Was bedeutet herrschen bei Jesus? - vgl. Fußwaschung Jesu.