Matthäus 20,1-16

Die Frage nach dem Lohn unserer Arbeit

Mit dem Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg beantwortet Jesus die Frage nach dem Lohn unserer Arbeit, nach dem "Was bringt's?". Dem reichen Jüngling (19,16-22) ging diese Frage durch den Kopf, und Petrus fragt Jesus daraufhin ganz ungeniert: "Was wird uns dafür gegeben, dass wir dir nachgefolgt sind?" (19,27). Auch uns können sehr wohl immer wieder solche Fragen durch den Kopf schießen:
Seit Jahren versuchen wir in Taten und Worten treu Gottes Wort auszulegen - und was bringt's? Kam deswegen einer mehr, oder wurden wir nicht im Gegenteil oft als die besonders Frommen belächelt? Die Frage nach dem Lohn unserer Arbeit kann sich auch bei uns schnell einschleichen. Und Jesus beantwortet sie auch für uns mit diesem Gleichnis, indem er einen doppelten Lohn verspricht: Den irdischen Lohn, dass die Arbeiter mit diesem gerechten Hausherrn arbeiten dürfen. Dazu auch den himmlischen Lohn, dass sie am Abend alle ausbezahlt werden.

Der irdische Lohn unserer Arbeit
Die Arbeiter erhalten eine gerechte Lohnzahlung, denn über diesen Lohn waren sie mit dem Hausherrn eins geworden (20,2+4+13). Der Lohn entspricht auch dem damals üblichen Lohn für einen Tagelöhner. Wenn er an 200 Tagen im Jahr für einen Silbergroschen arbeitete, dann konnte er seine Familie ernähren. Und mit diesem Lohn entlohnt der Hausherr sogar die, welche er erst in der letzten Stunde angeworben hat. Dem biblischen Gebot entsprechend (5.Mo 24,14f) zahlt er allen am selben Tag noch ihren Lohn.
Auch heute dürfen wir auf die notwendige "Lohnzahlung" von Jesus Christus vertrauen. Er gibt uns sein Wort zur richtigen Zeit, auch durch Mitmenschen kann er uns rechtzeitig beschenken. Dies gilt auch in materieller Hinsicht, so lesen wir es in Mt 19,29: Wer etwas um meines Namens willen verlässt, der wird's hundertfach empfangen.
Trotz des Murrens (20,11) begegnet der Hausherr den Arbeitern freundlich ("mein Freund"). Die Freundlichkeit zeigt sich, weil er ihnen zu einem Blickwechsel verhilft: ein Blickwechsel auf die Abmachung, ein Blickwechsel auf den Hausherrn und einen auf sich selbst.
Der Blickwechsel auf die Abmachung (20,13) weist auf den gerechten Lohn hin, den der Hausherr mit seinen Arbeitern vereinbart hat. Reicht nicht das aus, was uns von Jesus Christus verheißen ist? Ja noch mehr, hatte er nicht gerade noch gesagt, dass Jesus alle unsere Opfer hundertfach vergelten will (19,29)?
Der Blickwechsel auf den Hausherrn (20,15) zeigt uns seine Liebe. Statt uns zu verurteilen, ist er gütig zu uns. Er verheißt nicht nur, dass er uns nie verlässt (28,20), sondern darüber hinaus, dass er uns immer wieder neue Kraft schenkt (11,28). Durch den dritten Blickwechsel führt uns Jesus dann vor den Spiegel: Ist es etwa Neid, dass du so scheel drein siehst (20,15)? Fühlen wir uns deswegen so schlecht, weil es uns so schlecht geht oder weil wir uns mit anderen vergleichen?

Der himmlische Lohn unserer Arbeit
Aber nicht nur der irdische Lohn ist uns verheißen, auch wenn dieser allein schon viel wert ist. Jesus Christus verheißt mit dem himmlischen Lohn einen weiteren Lohn, der den Seinen zugesprochen ist: Wir werden bei ihm sein. Dass dieser Lohn für alle gleich ist, bedeutet sowohl Trost als auch Ermahnung:
Trost: Keiner wird Vorrang haben. Der stille Beter und der Bischof - vor Gott sind sie alle gleich. Aber die bedeutenden Mitchristen werden dadurch gemahnt. Nicht wegen meiner irdischen Wichtigkeit komme ich in den Himmel, sondern alleine durch die Gnade von Jesus Christus und meinen Glauben an ihn.

Fragen zum Gespräch:
· Wo sind wir heute in der Gefahr, zu murren?
· Jesus Christus hat uns schon hier viel geschenkt. Wo können wir in der vergangenen Woche ein solches Geschenk sehen?

Vikar Ulrich Holland, Weilheim/Teck