Matthäus 19,16-30

Die Gefahr des Reichtums und der Lohn der Nachfolge

Jesus ist auf dem Weg nach Jerusalem. Schon zwei Mal hat er sein Leiden angekündigt. Dazwischen nimmt er immer wieder Stellung zu brisanten Themen wie Verführung, Vergebung, Ehescheidung usw. und in unserem Abschnitt nun zu Reichtum/Besitz und die Aufgabe desselben um Jesu willen.

Der "reiche Jüngling" (V. 16-26)
Unterwegs wird Jesus von einem Menschen angesprochen (Markus berichtet, er wirft sich Jesus zu Füßen), der offensichtlich begriffen hat, dass Jesus Antwort auf existenzielle Fragen, auch auf Fragen des ewigen Lebens, geben kann.

Wer ist der Frager?
Nur Matthäus bezeichnet ihn als "Jüngling", wobei es im Judentum durchaus üblich war, Männer bis zu 40 Jahren so zu nennen. Dass er reich war, wird erst am Ende der Geschichte hinzugefügt, sozusagen als Erklärung für sein betretenes Weggehen.
Seine Aussage, die Gebote selbstverständlich gehalten zu haben, kennzeichnet ihn als einen ernsthaft frommen Menschen, der aber dennoch spürt, dass ihm etwas Entscheidendes fehlt.

Das Halten der Gebote als Weg zum Leben?
Über Jesu Antwort auf die Frage "Was soll ich Gutes tun, damit ich das ewige Leben habe?" kann man sich als evangelisch geprägter Mensch zunächst eigentlich nur wundern: Er verweist auf das Halten der Gebote, dazu auch noch auf den zweiten Teil des Dekalogs, also nur auf die Gebote, die das Verhalten dem Nächsten gegenüber betreffen. Muss/kann man sich das ewige Leben also doch auf diese Weise verdienen oder erarbeiten?
Die weitere Antwort Jesu in V. 21 scheint diese Sichtweise sogar noch zu verstärken: "Willst du vollkommen sein, so geh hin, verkaufe, was du hast und gib´s den Armen ...". Also noch eine weitere Leistung, die Jesus fordert? Erst bei genauerem Hinsehen merkt man, dass Jesus hier an die Wurzel geht. "Vollkommen sein" meint im Hebräischen, etwas mit ganzem, ungeteiltem Herzen sein bzw. tun, also ganze Sache machen. Gott kann man nur ganz oder gar nicht gehören. So ist hier im Tiefsten die Frage nach dem 1. Gebot, der Liebe zu Gott, angesprochen, denn "woran dein Herz hängt, das ist dein Gott" (M. Luther).

Die Gefahr von Bindungen
Alles, was Gott den ersten Platz in unserem Leben streitig macht, ist gefährlich. Geld und Besitztümer gehören nach Jesus ganz speziell in diese Kategorie. Hier kann sich nur jeder selber ganz ehrlich fragen: Was bindet mich? Woran hängt mein Herz?
So unmöglich, wie ein Kamel durch ein Nadelöhr kriechen kann, so unmöglich kann ein irgendwie gebundener Mensch in Gottes Reich eingehen. Wer kann den Jüngern verdenken, dass sie darüber entsetzt zusammenzucken? Auch für uns ist es heilsam, darüber zu erschrecken. V. 26 bietet keine billige Lösung. Die Erlösung von uns unerlösten Menschen wird Jesus das Leben kosten!
Zum Nachdenken: Das ewige Leben ist freies Geschenk und kostet doch alles.

Vom Lohn der Nachfolge (V. 27-30)
Jetzt tritt Petrus in Erscheinung. Ob man wohl annehmen darf, dass er wieder einmal formuliert, was die anderen nur zu denken wagen: "Wir haben doch genau das getan, was der Reiche soeben nicht schaffte - wir haben alles aufgegeben und sind dir, Jesus, nachgefolgt. Was kriegen wir eigentlich dafür?" Und wieder ist erstaunlich, dass Jesus auf derselben Ebene antwortet und deutlich macht: Jeder Verzicht um seinetwillen wird von Gott reich entschädigt - nach dem Parallelbericht im Markusevangelium nicht erst in der zukünftigen Welt, sondern oft genug greifbar auch schon hier. Eigentlich weiß Petrus es ja längst selber, dass ein Leben mit Jesus alles andere aufwiegt (vgl. Schatz im Acker / Mt 13,44), hat er doch an anderer Stelle selber formuliert: "Herr, wohin sollten wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens ..." (Joh 6,68).
Eines jedenfalls ist wichtig: Nachfolge Jesu ist nicht Lohn- und Verdienstabrechnung! Das macht das direkt anschließende Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg (s. nächsten Sonntag) eindringlich klar.
Zum Nachdenken: Der ist kein Narr, der aufgibt, was er nicht behalten kann, um zu gewinnen, was er nicht verlieren kann (Jim Elliot)

Fragen zum Gespräch (auch für größere Kinder):
- Warum kann Geld und Reichtum leicht zu einer Gefahr für Menschen werden?
- Wie kann man dieser Gefahr begegnen?
- Wie könnte man lernen, mit seinem Geld (Gehalt, Rente, Taschengeld ...) und Besitz gut umzugehen? Gibt es Erfahrungen, die dabei helfen könnten?

Impulse zur Gestaltung mit Kindern
Möglichkeiten der Veranschaulichung:
- Ein Stück Glas ist durchsichtig; man sieht, was auf der anderen Seite ist. Hält man aber hinter das Glas ein Stück Metall (wie es bei einem Spiegel der Fall ist), dann sieht man plötzlich nur noch sich selbst. So ähnlich verhält es sich oft mit Geld und Besitz!
- Auf Folie oder Plakat wird ein großer Kreis aufgemalt (Lebenskreis). Wortstreifen oder Bilder für verschiedene Lebensbereiche werden angeheftet (Beruf, Urlaub, Hobby, Geld, Spielzeug…). Frage: Welchen Platz nimmt Jesus ein? - Im Lebenszentrum oder mehr am Rand? Symbol für Jesus: ein Kreuz.

Zusatzimpuls: Weil dies der letzte Sonntag in den Ferien ist, wäre es schön, wenn die Kinder zum Schulbeginn gesegnet würden. Hier kann noch einmal Bezug auf die Bilder vom letzten Sonntag genommen werden.

Marianne Gruhler, Leonberg