Einführung ins Matthäus-Evangelium

Mit dem Matthäus-Evangelium schlagen wir nicht nur ein neues Kapitel in unserer Textplanreihe, sondern auch in der Offenbarungsgeschichte Gottes auf. Da unsere Auslegungsreihe mit dem 2. Kapitel beginnt, lohnt es sich, zuerst einenkurzen Blick auf das 1. Kapitel (Text an Weihnachten) und die Bedeutung des ganzen Evangeliums zu werfen. Das Matthäus-Evangelium ist wohl das "jüdischste" aller Evangelien (mehr als alle anderen Evangelien nimmt es Bezug aufs AT). Das zeigt auch der Auftakt, der uns zu den Wurzeln des Volkes Israel und der jüdischen Königsgeschichte führt. Matthäus macht seinen - wohl vorwiegend jüdischen - Lesern deutlich, dass das, was er berichtet, nicht von der Geschichte Gottes mit seinem Volk zu trennen ist.

Er geht zurück zu der Berufung Abrahams durch Gott selbst, die verbunden ist mit der Verheißung: "Ich will dich zum großen Volk machen und will dich segnen und dir einen großen Namenmachen, und du sollst ein Segen sein... und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden" (1.Mo 12,2+3). Und er weist hin auf David, den von Gott selbst ausgewählten König für Israel, dem er einen Nachkommen verheißt, dessen Königsthron ewig bestehen soll (2.Sam 7,12+13).

Nun ist es wieder Gott selbst, der mit dem Kind in der Krippe diesen ewigen Königssohn gibt, durch den alle Geschlechter auf Erden gesegnet werden sollen. In Jesus erfüllen sich also all die großen und wegweisenden Verheißungen Gottes aus dem Alten Testament. Damit ist Jesus das Ziel und der Inhalt der ganzen Offenbarungsgeschichte Gottes. Nun überrascht es natürlich, dass dieses "jüdische" Evangelijm als gleichsam erste Botschaft nicht ein Wort an das Volk Israel hat, sondern uns mitteilt, wie Gott die Tür zu den Völkern aufstößt, indem er selbst Menschen aus fremden Ländern herbeiruft und sie zu dem Kind in der Krippe als dem neugeborenen König der Juden führt. Und dann endet das Evangelium damit, dass Jesus seinen Jüngern - und in der Folge allen, die Jünger Jesu geworden sind - den Weg weist, durch diese offene Tür zu den Völkern zu gehen, um ihnen die Botschaft von Jesus - und damit Jesus selbst als den Sohn Gottes zu bringen.

Das war ja ursprünglich der eigentliche Auftrag Gottes an sein Volk. Gott hat sein Volk mit dem Ziel erwählt, dass durch dieses Volk der Name Gottes - und damit Gott selbst - unter die Völker verbreitet wird. Aber anstatt dass Israel den allein wahren und einzig lebendigen Gott unter die Völker gebracht hätte, nahm es fremde und tote Götter bei sich auf. Also gerade das Gegenteil von dem, was sie tun sollten, haben sie getan.

Nun sorgt Gott selbst dafür, dass durch Jesus sein Name nochmals in besonderer Weise zu seinem Volk Israel - aber auch zu allen Völkern kommt. Gott kommt zu den Menschen.

Inhaltlich ist das ganze Matthäus-Evangelium geprägt

  • von dem Ringen und der Auseinandersetzung Jesu mit seinem Volk und deren religiösen Führern,
  • dem Anspruch Gottes auf seinVolk und alle Menschen,
  • dem Ruf Jesu zum Glauben und zur Nachfolge,
  • und von der Verherrlichung und Heiligung des Namens Gottes durch Jesus.