Markus 14,12-31

Licht in der Nacht der Sünde

"Der Herr Jesus, in der Nacht, da er verraten ward, nahm er das Brot ...", so fasst Paulus das hier Erzählte zusammen (1.Kor 11,23). Die Evangelisten verweben beides miteinander: das Abendmahl, das richtiger "Mahl des Herrn" (1.Kor 11,20) hieße, und Nacht des Verrats, zu der auch die Verleugnung gehört. Damit machen sie deutlich: Die Nacht der Sünde bringt Jesus den Tod. Aber in sie hinein lässt er das Licht seiner Hingabe für uns leuchten.

Das Mahl des Herrn
In 2.Mose 12 ist das Passah, das Fest der "ungesäuerten Brote", beschrieben. In ihm feiern die Israeliten die Befreiung aus der Sklaverei in Ägypten. Die Freude kennzeichnet auch das Mahl Jesu mit seinen Jüngern. Das beginnt beim noblen Festsaal und endet beim Lobgesang am Schluss des Festes. Er besteht aus den Lobpsalmen 114-118. Damals konnte man das Passahfest nur in Jerusalem feiern. Die Bürger dort mussten dafür Räumlichkeiten bereitstellen. Die wunderbare Art und Weise, wie der Raum für Jesus und seine Jünger gefunden wird, unterstreicht die Größe des Gastgebers - und die Größe der Gabe, die die Gäste empfangen werden.
Das Festessen beginnt wie immer: Der Hausvater spricht ein Dank- und Segensgebet über den Gaben der Schöpfung. Er nimmt dazu einen Brotfladen, bricht ihn und reicht die Stücke an die Tischgenossen weiter. So erhält jeder Anteil am Segen. Das Neue und für die Jünger Überraschende ist, dass Jesus das Brot seinen Leib nennt, der für die Menschen gebrochen wird. Wer ein Stück davon isst, der nimmt damit den Segen seines stellvertretenden Sterbens in sich auf. Dasselbe geschieht mit dem Kelch, der am Schluss der Mahlzeit herumgereicht wird. Sein Inhalt wird gedeutet als das Blut Jesu, das für die Vielen (= alle) vergossen wird. Zum "Blut des Bundes" erfährt man Näheres in 2.Mose 24. Es bedeutet: Jetzt ist der Bund, den Gott mit den Menschen geschlossen hat, den wir aber mit unserer Sünde gebrochen haben, neu geschlossen. Dieser Bund reicht bis hinein ins Reich Gottes. Gott und Mensch gehören untrennbar zusammen, jetzt und für immer, das ist der Sinn des Abendmahls – und Grund großer Freude!

Die Nacht
Dunkler Hintergrund zum Geschehen im hellen Festsaal ist das Gespräch über den Verrat und die Ankündigung der Verleugnung. In der "Nacht, da er verraten ward", zeigt sich die Sünde der Welt, an der und für die Jesus stirbt. Es ist aber nicht nur die Sünde derer, die draußen sind. Selbst in seinem engsten Umkreis gibt es Verrat und Verleugnung. Das schockt uns vermutlich so sehr wie die fragenden Jünger und den das Gegenteil beteuernden Petrus. Aber wie sie müssen auch wir damit rechnen, dass manches von unserem Reden und Tun Verrat und Verleugnung Jesu ist. Der Text regt uns an zur Selbstprüfung "Bin ich´s?" und zur Freude und Dankbarkeit, dass Jesus die Strafe für uns auf sich nimmt und auch mit uns Abendmahl feiert als Fest der Befreiung.

Fragen zum Gespräch:
· Wo bin ich ein Judas oder ein Petrus?
· Was bedeutet mir das Abendmahl?

Pfarrer Hermann Kiedaisch

Impulse zur Veranschaulichung für Kinder und Erwachsene:
Hier liegt es nahe, gemeinsam das Abendmahl zu feiern, auch unter Einbeziehung der Kinder. Wir verweisen auf die Einführung zum „Abendmahl mit Kindern“ im Gemeinschaftsblatt 4/2003, S. 14ff.