Markus 14,1-11

Was ist uns Jesus wert?

Endzeit für Jesus
In Kap.13 kündigte Jesus die Endzeit an, in der "sie euch den Gerichten überantworten" (9) und Brüder einander dem Tod preisgeben (12). Er sprach vom Kommen des Menschensohnes (26), der in Israel als der Richter der Welt erwartet wurde (Dan 7,10-14; Joh 5,27). Jetzt beginnt für ihn selber diese "Endzeit". Er wird von einem Freund verraten. Juden und Heiden zerren den Richter der Welt vor ihre Gerichte. Der Christus wird zu seinem Begräbnis gesalbt - und das alles geschieht für uns: Er lässt sich richten, damit wir frei sind. Er stirbt, damit wir leben. "Dank ihm für diese Liebe!"

Der Verrat Jesu
Der Hohe Rat, die höchste Behörde in Israel, sucht eine Gelegenheit, wie er Jesus ergreifen und beseitigen könnte. Ein Jünger Jesu ist bereit, den nächtlichen Aufenthaltsort zu verraten. So ist die Verhaftung ohne großes Aufsehen möglich. Hat Judas aus Enttäuschung gehandelt? Vielleicht weil er einen Messias wollte, der dreinschlägt – keinen sanftmütigen? Vielleicht wollte er Jesus auch herausfordern: Jetzt zeig, wer du bist! Markus nennt jedenfalls nicht Geldgier als Motiv des Judas. Erst nach seinem Angebot wird ihm Geld versprochen. 30 Groschen ist Jesus (laut Mt 26,15) seinen Gegnern wert!
Diese dunklen Machenschaften, in denen es um Verrat, Mord und Schmiergeld geht, sind der Rahmen für ein Ereignis, das ein helles, warmes Licht ausstrahlt:

Die Salbung Jesu
Markus schreibt nicht, wer die Frau war, die zu Jesus kam. Man ahnt nur: Ihre Liebe zu ihm muss groß gewesen sein, wenn sie für ihn das teure Salböl drangibt. 300 Silbergroschen sind etwa das Jahreseinkommen eines Taglöhners. Dass die Frau Jesus das Haupt mit Öl salbt (Ps 23,5), ist mehr als eine Erfrischung oder Ehrerbietung. In Erinnerung daran, dass die Toten gesalbt werden, nennt Jesus diese Handlung einen Hinweis auf sein Begräbnis. Das wertvolle Öl entspricht der Größe dessen, der sterben wird: Kein geringerer als der Christus (= der Gesalbte) ist es, der ins Sterben geht. Zugleich ist es ein Hinweis auf den unendlichen Wert seines Todes. So hält die Frau ohne Worte eine große Predigt über die Bedeutung des Todes Jesu. Kein Wunder, dass Jesus ihr in der zukünftigen Verkündigung von ihm einen hohen Rang zuweist.
Die Männer verstehen von all dem nichts. Sie rechnen, wie viel Gutes man mit dem Geld, das die Salbe wert ist, hätte tun können. Sie erweisen sich damit als gute Schüler ihres Meisters, der sich sehr für die Barmherzigkeit gegenüber den Armen eingesetzt hat (Mt 12,7; 25,40). Trotzdem weist Jesus sie zurecht: Um die Predigt vom hohen Wert seines Todes zu halten, hat diese Frau recht gehandelt. Weil sie die Größe seiner Liebe erkennt, kann sie nicht anders als mit verschwenderischer Liebe antworten. So hat alles seine Zeit: der diakonische Einsatz für die Mitmenschen - und die Liebe, die nur noch an Jesus denkt.

Fragen zum Gespräch:
· Was für einen Jesus wollen wir?
· Wie können wir unsere Liebe zu ihm ausdrücken?

Pfarrer Hermann Kiedaisch, Ostfildern
Impulse zur Veranschaulichung für Kinder und Erwachsene:
Die Kinder suchen Puzzle-Teile und setzen damit einen Krug zusammen, auf dem die Frage steht: „Hast du mich lieb?“ = Wie können wir jemandem zeigen, dass wir ihn lieben, und wie können wir es Jesus zeigen?
Stichworte für eine Beispielgeschichte: Ein Mädchen liebt seine (unechte) Perlenket-te über alles – aber es liebt auch seinen Papa, der viel auf Geschäftsreisen ist. Ei-nes Tages bei der Rückkehr fragt er sie: „Liebst du mich so sehr, dass du mir deine Perlenkette schenken würdest?“ Erst am nächsten Tag ist sie dazu bereit – und kann es kaum fassen, dass er ihr stattdessen eine echte Perlenkette mitgebracht hat!