Markus 13,24(28)-37

In der Seelsorge Jesu

Nachdem Jesus seine Jünger in den letzten Teil der Heilsgeschichte Gottes mit den Menschen hineingenommen hat – unüberbietbar kurz und doch in einem weiten Bogen – folgen nun noch persönliche, seelsorgerliche Worte, damit wir das alles richtig „verarbeiten“ und der Glaube gegründet wird. Jesus weist vor allem auf folgende Punkte hin:

1. Geschöpflichkeit hat Endlichkeit
Jesus spricht hier von der Vergänglichkeit der ersten Schöpfung. „Himmel und Erde“ bedeutet im AT und NT das Ganze der Schöpfung: die sichtbare und die unsichtbare Welt. Sie erstreckt sich zeitlich vom Anfang (1.Mose 1,1) bis zur Neuschöpfung (Offb 21,1). Diese Schöpfung hat in allem ihre Grenze und ihr Ende. Es widerspricht deutlich gewissen Auffassungen, die unter uns Hochkonjunktur haben:
· Einerseits die Lehre von der Unsterblichkeit der Seele. Hierin zeigt sich kein biblisches, sondern ein griechisches Denken. Die Seele ist auch ein Teil der irdischen Schöpfung und damit vergänglich. Ewiges Leben hingegen ist neues Leben aus Gott (Joh 3,3).
· Andererseits kennt die Bibel nicht die Seelenwanderung oder Reinkarnation: „Es ist den Menschen gesetzt, einmal zu sterben, danach aber das Gericht“ (Hebr 9,27). Unvergänglichkeit hat allein Gott, der Ewige. Gerade deshalb hat der Mensch die Sehnsucht nach dieser Ewigkeit im tiefsten Grunde seines Herzens: „Das Herz will Ewigkeit, will tiefe, tiefe Ewigkeit“ (Goethe).

2. Göttlichkeit hat Ewigkeit
Diese Ewigkeit ist tatsächlich zu haben – mitten unter uns in Jesus Christus und seinem Wort. Wie eigenartig, dass die Menschen sich nach Ewigem sehnen, jedoch sich lieber verlassen auf das, was absolut vergänglich ist: Gesundheit, Lebenskraft, Geld, Besitz, Bildung ... Mitten in dieser täglich erlebbaren Vergänglichkeit und im Umbruch aller Zeiten weist Jesus seine Jünger hin auf das, was ewig trägt und bleibt. Wie nötig haben wir es! Und wie deutlich wurde im Laufe der Geschichte, wie dieses Wort Gottes bleibt, auch wenn Weltmächte und Diktatoren sich mit aller Macht dagegen stellten und dagegen stemmten. Sie alle zerbrachen, und Gottes Wort ist geblieben. Welch ein Wort in die Zukunftsängste und die Sehnsüchte der Menschen hinein. Wer Gottes Wort aufnimmt, der nimmt Lebenskräfte aus der Ewigkeit in sein Leben hinein (Joh 3,36; 5,24).

3. Zeit und Stunde kennen wir nicht
Jesus greift die Anfangsfrage (V. 4) noch einmal auf (V. 32.33). Welch eine überraschende Antwort: Er selbst weiß es nicht! Das macht deutlich: Er wurde ganz Mensch. Er hatte nicht per Geburt Einblick in den Plan Gottes – sein Wissen über den Heilsplan Gottes mit dieser Welt hat ihm sein Vater während seines irdischen Lebens (im Gehorsam) klar gemacht (siehe Phil 2,6-9; Hebr 2,14-18; 5,7.8). Auch wir haben von Natur aus weder Einblick noch Durchblick in Gottes Handeln. Nur der gehorsame Glaube und die Liebe zu Jesus schenken Einsichten (unabhängig von jeder weltlichen Bildung). Der Gläubige will nicht immer „mehr“ haben und wissen, sondern bejaht demütig, was Gott ihm gibt – auch die Grenze!

4. Was wirklich wichtig ist
Jesus gibt Antwort – jedoch nicht auf jede neugierige Frage. Erst in der Ewigkeit wird es offenbar: „An dem Tage werdet ihr mich nichts mehr fragen.“ Jetzt sagt er, was wirklich zum Heil notwendig ist: V.33-37:
· Nützt das „Heute“, denn er wird überraschend kommen (siehe oben: Das sichtbare Kommen Jesu). Dann wirst du dich nicht mehr darauf einstellen können. Rasch bedeutet: ganz schnell, überrasch bedeutet: mehr als ganz schnell. Du hast nicht einmal mehr Zeit, dich umzuschauen. Jedes vorbereitende Handeln ist unmöglich.
· Allein fünf Mal wird in diesem Text vom Wachen gesprochen. Kann es Jesus noch deutlicher sagen: Schlaft doch nicht. Schlafen heißt: Man lebt, aber man nimmt nicht wahr, was im Umfeld passiert. Äußerlich ist alles in Ordnung. Ein Mensch ohne Gott schläft – er nimmt niemals wahr, was Gott unter uns tut und wie konkret er handelt und die Dinge sich entwickeln.
· Wachen heißt, nicht untätig sein, sondern die befohlenen Aufgaben treu verrichten (V. 34; Lk 16,10). Der ewigkeitsorientierte Mensch ist kein Träumer, wie der spöttische Atheismus behauptet, sondern er trägt Weltverantwortung (vgl. V. 20). Er lebt im Heute, damit Menschen heute umkehren.
· Wir warten nicht auf kommende Ereignisse oder gar den Weltuntergang, sondern darauf, dass ER kommt (V. 36). Es ist eine Person, auf die wir warten – der Herr und Retter dieser Welt.
„Freue dich, Welt, dein König naht“ (GL 26).

Fragen:
· Wachen – wie sieht das heute konkret aus?
· Wir berichten einander von tragenden Erfahrungen mit dem Wort Gottes.

Otto Schaude

Impulse zur Veranschaulichung für Kinder und Erwachsene:
· Am Anfang der Stunde ankündigen, dass irgendwann zwischendrin ein Signal ertönen wird; wenn dies der Fall ist, sollen alle so rasch wie möglich aufstehen und sich einmal um die eigene Achse drehen. > Wachsamkeitstest.
· Beispielgeschichte "Schritte in der Nacht" aus „So groß ist Gott“ von Patricia St. John / BLB. Bilder dazu gibt es bei der KEB, Am Eichelsberg 3; 35236 Breidenbach; Telefon 06465/9283-30, E-Mail: keb-zentrale@keb-de.org.