Markus 13,1-13

Das Wesentliche im Blick haben

1. Jesus lenkt den Blick
- weg vom Irdischen
- hin auf sein Kommen

Jesus war zum letzten Mal (!) im Tempel und verlässt ihn nun. Er zieht aus! Es liegt ein tiefer Ernst über den folgenden Worten Jesu. Die Jünger zeigen auf den Tempel, der Größe und Glanz darstellt. Damals war es der herodianische Tempel (einzelne Steine hatten z.B. die Ausmaße 3-4 m Länge; 1,5 m Höhe; 2 m Tiefe; oft mehrere hundert Tonnen schwer!). Menschen thematisieren gerne den Glanz und großartige Leistungen in Wissenschaft und Technik. Doch davon wird nichts übrig bleiben. Jesus weist hingegen auf das Wesentliche hin – auf sein Kommen. Es ist das Datum der Weltgeschichte.
In der Regel verbreiten auch die Religionen Pracht und Glanz und kulturelle Größe. Das hat mit lebendigem Glauben jedoch noch nichts zu tun.
Dem Kommen Jesu geht einiges voraus – vor allem der Zerbruch menschlicher Größe (V. 2). Wie oft hat sich das in der Geschichte bewahrheitet – vom Altertum bis zur Gegenwart (z.B. Titanic, Zeppelin; Weltraumraketen, Tschernobyl ...), denken wir auch an den schnellen Zerfall großer Weltreiche.
Auch im persönlichen Leben geht dem Kommen Jesu oft ein Zerbruch voraus!

2. Jesus lenkt den Blick
- weg von der falschen Fragestellung
- hin auf das eigentliche Problem

Die Jünger fragen nach dem Zeitpunkt: Wann? So hat menschliche Neugier zu allen Zeiten gefragt – sie will Details wissen! Jesus macht deutlich: „Es gebührt euch nicht zu wissen“ (V. 32!). Keine Spekulationen – es bleibt uns vieles verborgen. Jesus gibt keinen „Fahrplan“ (genaue Zeiten), jedoch einen Stationenplan: Wesentliche Ereignisse werden angestrahlt. Dazu gehört das Kernproblem: Verführung. Das betrifft alle. Auch Jünger Jesu können das Geschehen nicht distanziert beobachten – sie sind selbst betroffen. Jesus redet sie direkt an (V. 5: Auf euch lauert eine Gefahr).
Siehe auch nachfolgend „Im Blickpunkt“.

3. Jesus lenkt den Blick
- hin auf wichtige Vor-Zeichen

Jesus nennt vier Merkmale, die seiner Wiederkunft vorausgehen. Er kündigt sie an, um vor Unglauben zu bewahren und Glaubensgelassenheit zu geben. Es sind auffallende Merkmale – jedoch nur „Durchgangsstationen“ („Anfang der Wehen“) – noch nicht das Zeichen: Jetzt ist das Ende da!. Es sind Symptome der gefallenen Schöpfung, wie wir sie schon nach dem Sündenfall angedeutet sehen: 1.Mose 3,14ff.
a) Kriege. Wir beachten das göttliche Muss (Offb 6,4!). Es ist unbiblischer Idealismus, wenn wir meinen, hier auf dieser Erde ein Friedensreich schaffen zu können. Historiker haben nachgewiesen, dass in den letzten 3500 Jahren weltweit nur 178 vollkommene Friedensjahre waren. Nach 1989 erhoffte man sich eine neue Weltfriedensordnung. Es folgten jedoch kriegerische Auseinandersetzungen mit einer Brutalität wie selten: Ruanda/Burundi; Sudan; Bosnien; Afghanistan; Irak ...).
b) Revolutionen. Noch schlimmer, da man nicht weiß, wo der Gegner steht. Wir erleben es heute in der neuen Form des weltweiten Terrorismus handfest. Diese Form ist in dieser Weise neu in der Weltgeschichte und schreckt doch alle Völker.
c) Erdbeben. Auch das gab es schon immer, doch ist eine Zunahme in der Qualität und Quantität solcher Naturkatastrophen festzustellen. Hinzuzurechnen sind hier ohne Zweifel auch die auffallend zunehmenden Wirbelstürme, Orkane und Taifune, die die Erde und ihre Bewohner durcheinanderwirbeln und totale Machtlosigkeit des Menschen offenbaren.
d) Hungersnöte (vgl. Offb 6,5.6). Gott gibt Leben und Nahrung genug. Der Mensch jedoch beutet aus – den Mitmenschen und die Natur. Es gibt heute einerseits Trockenheit und Dürre und andererseits riesige Überschwemmungen in Gebieten, wo dies bisher nicht der Fall war. Die Natur ist „aus allen Fugen“ geraten und hat ihr Gleichgewicht verloren.
Für Jesu Jünger gilt:
· „Fürchtet euch nicht“ (V. 7)
die Gewissheit, dass Gott dahinter steht und alles in seiner Hand hat (vgl. Sintflut; Plagen in Ägypten ...).

4. Jesus lenkt den Blick
- weg von den Nöten
- hin aufs Ziel

Während die Weltnöte alle Menschen betreffen – auch die Jünger Jesu –, kommt auf diese noch etwas Zusätzliches zu: a) Verfolgung. Eine Realität von Anfang an. Das betrifft sowohl das Volk Gottes des Alten Bundes (Israel; vgl. 2.Mose 1) als auch des neuen Bundes (Gemeinde Jesu). Sie wird sich steigern. „Die Christenverfolgung im 20. Jahrhundert war größer als alle Verfolgungen in den 1900 Jahren vorher“ (Walter Arnold). Christenverfolgung ist zugleich intensivste Mission: „ihnen zum Zeugnis“ (V. 9b; vgl. Apg 8,4; Phil 1,12). „Zum Zeugnis“ bedeutet jedoch nicht, dass alle zum Glauben kommen. Es werden eher Einzelne bekehrt, als dass es Massenerweckungen gibt. Die Not ist groß – selbst durch Familienangehörige (V. 12). b) Weltmission. Auch hierüber steht das göttliche „Muss“ (V. 10). Weltmission ist keine Beliebigkeit für uns oder die Angelegenheit von Spezialisten. Die Gemeinde Jesu ist ihr insgesamt verpflichtet.
· Doch in allem gilt den Jüngern Jesu, sich vorsehen (V. 9a, d.h. sein Leben in Jesus gründen), jedoch nicht sich vorher sorgen (V. 11), da sie die Geborgenheit des Glaubens erfahren werden.
· Der Blick wird auf den Heiligen Geist gerichtet, der in alle Wahrheit leitet (Joh 14,17.26; 2.Tim 1,7; Apg 1,8).
· Das Ziel: ewige Seligkeit bei Gott (1.Joh 3,2).

Otto Schaude

Impulse zur Veranschaulichung für Kinder und Erwachsene:
· Liedvorschlag: "Bis ans Ende der Welt, bis ans Ende der Zeit - deine Liebe hält bis in Ewigkeit ..." (Feiert Jesus II, 143).
Zu diesem Lied eine Präsentation mit Bildern erstellen. Oder: mit den Kindern zusammen einen Karton mit diesem Lied mit Bildern illustrieren.

Im Blickpunkt: Verführung
· Der größte Gefahrenpunkt für Gläubige (vgl. V. 21-23.37; Mt 24,11.23-26). Verfolgung führt die Gemeinde Jesu zusammen, Verführung spaltet sie.
· Verführung ist auch „Führung“. Sie ist geprägt von klaren Positionen. Das braucht und sucht der Mensch gerade heute
- im Blick auf persönliche Unsicherheit und Zukunftsangst
- im Blick auf den Lauf der Weltgeschichte.
Deshalb haben Wahrsager, Horoskope usw. Hochkonjunktur.
· Gefährlich ist die Verwechselbarkeit der Botschaft Jesu sowohl in Form als auch im Inhalt (V. 6). Vor allem die großen Taten und Wunder Gottes, selbst die größte Tat: die Auferstehung Jesu, wird faszinierend verwechselbar nachgeäfft (vgl. ägyptische Zauberer, 2.Mose 7ff; Antichrist, Offb 13,2-4), selbst die größte Tat Gottes.
· Unterscheidungsmerkmal: Es handelt sich jeweils um eine Lehre, bei der der Mensch sich nicht ändern muss. Es ist der Weg der Selbsterlösung. Der Mensch wird in seinem „Ich“ gestreichelt und bestätigt. Menschliches Glück und Vergnügen wird verheißen. Solche Lehre findet Anklang. Ganz anders bei Jesus. Seine erste Botschaft: „Tut Buße“ (Mk 1,15). Wo das Wort vom sündigen und gefallenen Menschen verleugnet wird, liegt Verführung vor, so viel auch sonst „deckungsgleich“ sein mag.
· Heute herrscht Hochkonjunktur im Blick auf Religiosität, Spiritualität und Meditationsübungen sowie faszinierenden Heilslehren, die jedoch Selbsterlösung sind (Anthroposophie; Dalai Lama ...).
· Die Verführung beginnt oft damit, dass man zunächst sich „informieren“ will. Doch Jesus sagt: „Geht nicht hin!“ (Mt 24,23-26). „Es ist überall etwas Gutes dran“ – das gilt hier nicht! Wer gefährdet ist, spielt nicht mit dem Feuer (Alkoholiker!). Wir sind hier alle gefährdet – es ist ein Wort Jesu an seine Jünger.
· Wer sich im Alltag von Jesus und seiner Stimme führen lässt, darf wissen, dass er bewahrt wird. Er wird in entscheidender Stunde wie ein Magnet von Jesus angezogen. Deshalb gilt es, viel Wort Gottes aufzunehmen und Herzensumgang mit Jesus zu haben, damit das innere Gehör geschult wird: Joh 10,27-29.