Kolosser 2, 1-23

Das bessere Leben in Christus

Erkenntnis und Weisheit in Christus (1-7)
In die Gemeinde von Kolossä hatte sich eine falsche Lehre, die frühen Anfänge der sog. Gnosis eingeschlichen. Ihre Anhänger legten besonderes Gewicht auf eine tiefere Erkenntnis (griechisch: Gnosis). Äußerst problematisch war hierbei die Ablehnung der Gottheit Christi, weshalb Paulus mit einem großartigen Bekenntnis die Gottheit und Vorrangstellung von Jesus Christus verteidigt (1,15-16; 2,9). Um gegen die falsche Lehren gewappnet zu sein, wollte Paulus die Christen im Lykostal zu größerer geistlicher Reife führen (1,28; 2,6-7). Dies bedeutete für Paulus einen großen Kampf. Obwohl er die Gemeinden in Kolossä und Laodizäa nicht persönlich kannte (vgl. 1,7; 4,12), ermutigte er sie, am ursprünglichen Glauben an Jesus festzuhalten. Verbunden durch die Liebe sollten sie das Geheimnis Gottes verstehen: alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis liegen ausschließlich in Christus verborgen. Das heißt: Wahre Erkenntnis und echte Weisheit erschließen sich erst im Glauben an Jesus. Erkenntnis ist das Verstehen der göttlichen Wahrheit, das zu einem klaren Urteilsvermögen führt. Weisheit ist die Umsetzung dieser Erkenntnis ins praktische Leben. Dies soll uns davor bewahren, falschen Lehren auf den Leim zu gehen. Man muss das Original kennen, um sich vor Fälschungen schützen zu können. (2,4-5). Die Verse 6-7 beschließen den Gedankengang, der bereits in 1,15 begann. Paulus hatte die Größe und das Werk Jesu beschrieben. So wie das Leben als Christ begonnen hat, so muss es auch weitergehen: Der Glaube soll einzig und allein in Christus verwurzelt und gegründet sein, was sich auch in großer Dankbarkeit ausdrückt. In den folgenden Versen setzt sich Paulus nun im Einzelnen mit der falschen Lehre auseinander.

Jesus Christus ist Gott (8-10)
Niemand soll sich durch falsche philosophische Lehren einfangen lassen (vgl. 2,4). Wenn die Philosophie (die Liebe zur Weisheit) wie in Kolossä auf menschliche Überzeugungen gegründet ist und nicht auf Christus (vgl. 2,3), dann führt sie zwangsläufig in die Irre. Denn nur in Christus wohnt die ganze Fülle der "Gottheit" (das Wort betont das göttliche Wesen Christi und kommt nur an dieser Stelle im Neuen Testament vor). Jesus ist wahrer Mensch und wahrer Gott. Wer zu Jesus gehört, hat auch Anteil an seiner Fülle (vgl. Joh 1,16) und Macht. Ohne Christus gibt es nur gähnende Leere.

Gegen die Gesetzlichkeit (11-17)
Wer an Jesus glaubt, ist einem neuen Maßstab verpflichtet. Anstelle der alten mosaischen Ordnung tritt eine geistliche Beschneidung. Das alte (fleischliche) Wesen ist uns durch Jesu Tod und Auferstehung (verdeutlicht durch das Eintauchen und Emporkommen aus dem Wasser bei der Taufe) "abgenommen" (das Wort meint einen totalen Abbruch und steht nur an dieser Stelle im Neuen Testament). Jesus hat durch seinen Tod am Kreuz die Schuld der Menschen bezahlt und die dämonischen Mächte entmachtet. Damit sind auch die Forderungen des Gesetzes, seien es nun Speisevorschriften oder Sabbatgebote, in Christus erfüllt und dürfen uns nicht mehr belasten (16f.).

Freiheit in Christus 18-23
Wir dürfen uns nicht vom Ziel abbringen lassen, indem wir falschen Lehren folgen. Paulus nennt hier unter anderem die Engelverehrung, die nach 2Mo 20,3-4 verboten ist. Echtes geistliches Leben erwächst nur aus der Verbindung zum Haupt der Gemeinde - Jesus Christus (vgl. Joh 15,5). Wer mit Christus gestorben ist, muss sich über die religiösen Ordnungen der Menschen keine Gedanken mehr machen. Selbst wenn die Askese (berühre nicht, koste nicht) einen Anschein von Weisheit und Demut erweckt, so dient sie doch nur menschlichen Eitelkeiten und hat nichts mit der Ehrfurcht vor Gott zu tun.

Fragen zum Gespräch:
Welche falschen Lehren (z.B. Gesetzlichkeit) haben sich bei uns eingeschlichen?
Wo legen wir uns selbst unnötige religiöse Forderungen auf?

Harald Brixel, Bernhausen