Galater 3,1-14
„Glaubensmenschen“ und „Gesetzesmenschen“
Eine Freundlichkeit, selbst eine freundliche Anrede kann den Eindruck erwecken, alles sei in Ordnung. Um nicht so missverstanden zu werden, beginnt Paulus höchst unfreundlich - zu viel steht auf dem Spiel: „O ihr unverständigen Galater!“ Ihr Glaube ist in höchster Gefahr, sie scheinen geradezu von bösen Mächten „verzaubert“ zu sein.
Dabei hatte alles ganz anders begonnen. Paulus verweist auf die Ursprünge der Gemeinde, auf die Predigt vom Gekreuzigten. Einzig und allein aufgrund ihres Glaubens, aufgrund ihres gehorsamen Hörens auf die „Glaubensbotschaft“ hat Gott den Christen in Galatien seinen Geist geschenkt. Dieser Geist ist in der Gemeinde immer noch machtvoll am Wirken. Die Galater sind in Gefahr, das alles aufs Spiel zu setzen und zu verlieren, indem sie den Glauben für ergänzungsbedürftig halten und auf „Werke des Gesetzes“ bauen. Sie sind in Gefahr, ihr Vertrauen nicht auf Christus, sondern auf ihr eigenes Tun zu setzen. Sie wollen das gute Werk, das Gott durch seinen Geist in ihnen begonnen hat, aus eigenen Kräften, „im Fleisch“ zu Ende führen. Dann wäre alles umsonst gewesen.
Abrahams Söhne
Was Paulus in der Erfahrung der Galater aufgezeigt hatte (1-5), belegt er ab V.6 aus der Schrift: Auch bei Abraham war es nach 1.Mose 15,6 nicht sein Tun, sondern der Glaube, der ihm von Gott zur Gerechtigkeit angerechnet wurde. Söhne Abrahams sind daher die „Glaubensmenschen“, ihnen gilt die Verheißung in 1.Mose 12,3. „Weil die Heiden ähnlich wie Abraham die Rechtfertigung aufgrund des Glaubens empfangen, sind die ‘aus dem Glauben’ die wahren Söhne Abrahams“ (F. Mussner), sie werden mit ihm und in ihm gesegnet.
Segen und Fluch
Dem Segen wird in V.10 der Fluch gegenübergestellt. Er gilt den „Gesetzesmenschen“. Auch er ist in Gottes Wort bezeugt, er trifft nach 5.Mose 27,6 alle, die nicht das ganze Gesetz hal-ten. Für das Gesetz zählt nicht der Glaube, sondern das Tun (3.Mose 18,5). Durch Tun jedoch kann die Gerechtigkeit vor Gott nicht erlangt werden. Sie kommt nach Habakuk 2,4 allein aus Glauben; er ist der einzig mögliche Heilsweg, der einzig mögliche Weg aus dem Todesfluch, der auf allen Völkern lastet, weil niemand Gottes Geboten genügt.
Wie nun kann ein Mensch von diesem Todesfluch befreit werden? Es ist Christus, ihn als den Gekreuzigten trifft der Fluch nach 5.Mose 21,23. Mehr noch: Er erleidet diesen Fluch stellver-tretend für uns, um uns davon zu befreien, „du wirst ein Fluch, dagegen verehrst du mir den Segen“ (GL 99,5; vgl. 94,3).
Weil Christus durch seinen stellvertretenden Tod den Todesfluch beseitigt hat, kann die an Abraham ergangene Segensverheißung für alle Völker Wirklichkeit werden. Das geschieht – und damit schlägt Paulus die Brücke zum Anfang – im Glauben und im Empfang des Geistes. Es ist allein Christus, der die Rettung bringt, es ist allein der Glaube, durch den die Rettung empfangen wird.
Fragen zum Gespräch:
· Auf welche „Werke des Gesetzes“ verlassen sich (Christen-)Menschen heute?
· Was unterscheidet heute „Glaubensmenschen“ und „Gesetzesmenschen“?
· Paulus verweist auf die Erfahrung der Galater (1-5) und auf das Zeugnis der Schrift (6ff). Wie verhält sich meine Erfahrung zum biblischen Zeugnis?
Pfarrer Johannes Zimmermann, Dußlingen
Impulse zur Veranschaulichung für Erwachsene und Kinder:
Wenn möglich eine alte Waage auftreiben, notfalls ein Bild davon verwenden, eventuell an der Flanelltafel. In die eine Waagschale einen großen Stein legen, als Bild für unsere Schuld. Auf der Gegenseite mit kleinen Steinchen die Schale zu senken versuchen. Die kleinen Steinchen stehen für gute Werke. Erfahrung: So kann die Schale nicht gesenkt werden. Das kann nur geschehen, wenn jemand den schweren Stein wegnimmt. Das hat Jesus für uns am Kreuz getan! Er schenkt uns neues, ewiges Leben.
Das gibt Kraft für den Alltag, vgl. V. 5. Zur Veranschaulichung gibt es für jeden noch einen Traubenzucker auf den Weg.