Galater 2,1-21

Die Freiheit des Evangeliums

Paulus, machst du es den Menschen nicht zu einfach?
Verkündigst du nicht ein Soft-Evangelium? Das waren die Fragen, denen sich Paulus sein ganzes Leben lang stellen musste. Theologisch formuliert: Müssen die Heiden, die Christen werden, nicht zuvor Juden werden und die Männer sich beschneiden lassen?
Was für uns heute keine Frage mehr ist, war damals die zentrale Frage. Es war ja wirklich ein Wunder, dass Gott nicht nur Juden, sondern auch Heiden zum Glauben an Jesus Christus rief. Wie schwer sich Petrus und die anderen Apostel taten, zeigt die Apostelgeschichte in den Berichten vom Hauptmann Kornelius (Apg 10) und dem Finanzminister aus Äthiopien (Apg 8). 14 Jahre, nachdem Paulus Jesus Christus begegnet war, geht er nach Jerusalem, um sich mit den Aposteln, vor allem mit Petrus, Johannes und Jakobus abzusprechen. Als Testfall nimmt er den Heidenchristen Titus mit (vgl. Apg 15). Wird er als Bruder akzeptiert? Auf diesem Apostelkonzil geschah Bewegendes: Nach langem Ringen wurden Paulus und Barnabas als Heidenmissionare anerkannt. Titus musste nicht beschnitten werden. Damit war die Freiheit des Evangeliums festgestellt: Zur Rettung genügt Jesus Christus allein. Er ist für uns gestorben. Sein Opfertod am Kreuz genügt.

Das umkämpfte Evangelium
Doch es gab Nachbeben. Selbst Petrus wankte. Er kam nach Antiochien und freute sich zunächst an den zum Glauben gekommenen Heidenchristen. Er hielt sogar Tischgemeinschaft mit ihnen. Doch als Judenchristen aus Jerusalem kamen, wich Petrus zurück. Der Fels wankte. Es gab Streit und eine harte Auseinandersetzung zwischen Petrus und Paulus. Das gibt es unter Christen! Dies muss es geben, wenn es um die Wahrheit des Evangeliums geht. Petrus verwirrte diese jungen Heidenchristen durch sein Verhalten. Sind sie etwa doch noch keine ganzen Christen? Fehlt ihnen nicht doch Entscheidendes? Muss nicht zum Glauben doch auch das fromme Leben, der Wandel in den Geboten Gottes dazukommen? Paulus schleudert Petrus entgegen: „Nein! Wir wissen doch, dass der Mensch durch die Werke des Gesetzes nicht gerecht vor Gott wird, sondern nur durch den Glauben an Jesus Christus.“ „Warum zwingst du Heiden, jüdisch zu leben?“, fragt er scharf.
Der Glaube an Jesus allein genügt. Dies ist für Paulus nicht nur eine Kopfsache, sondern etwas, das seine ganze Person betrifft. Wer an Jesus glaubt, der ist mit Jesus eng verbunden. Eine Schicksals- und Lebensgemeinschaft besteht zwischen einem Christen und Christus. Ich bin mit Christus gekreuzigt, und er lebt in mir. Sein Heiliger Geist hat Besitz von mir genommen. Er, Jesus, ist der Herr über mein Leben.
So ist durch einen handfesten Streit die Wahrheit und Klarheit des Evangeliums deutlich geworden.

Fragen zum Weiterdenken:
· Viele Streitereien unter Christen sind unnötig und sinnlos. Doch wo lohnt es sich, um des Evangeliums willen wirklich zu streiten?
· Die Botschaft „Jesus allein“ will nicht nur in den Kopf, sondern in das ganze Leben. Wo ist er in meinem Leben noch nicht Herr?

Pfarrer Volker Teich

Impulse zur Veranschaulichung für Erwachsene und Kinder:
· Zwischen Kap.1,24 und 2,1 liegen vierzehn Jahre. In dieser Zeit kann viel passieren! Wir tragen zusammen, was sich bei uns innerhalb von 14 Jahren verändert hat, z.B. Mauerfall, Regierungswechsel…
· Jeder bringt ein altes Bild von sich mit. Kinder müssen raten, wer das jeweils sein könnte. Was hat sich bei der betreffenden Person verändert? Kann jemand auch von einer inneren Veränderung berichten (Zielpunkt Vers 20)?