Galater 1,1-24

Paulus redet Tacheles: Kein anderes Evangelium!

Paulus redet Tacheles
Paulus schrieb den Galaterbrief an Gemeinden in Galatien, die er selbst gegründet hatte. Es waren Heidenchristen. Doch offensichtlich waren zu ihnen Christen gekommen, die aus dem Judentum stammten und diese jungen Gemeinden verwirrten. Paulus schreibt einen harten, schroffen Brief. Die Schroffheit wird deutlich, wenn man die ersten Verse (1–5) mit anderen Paulusbriefen vergleicht. Der Adressat ist hier nur: „An die Gemeinden in Galatien“. Die Korinther, mit denen er viele Konflikte austragen musste, werden ganz anders angeredet: „An die Gemeinde Gottes in Korinth, an die Geheiligten in Christus Jesus, die berufenen Heiligen...“ Es fehlt auch, dass Paulus an diese Gemeinden im Gebet denkt. Nein, hier kommt er sofort zur Sache. Doch um was geht es ihm?

Kein anderes Evangelium!
„Wenn jemand euch ein Evangelium predigt, anders als ihr es empfangen habt, der sei verflucht!“ Härter kann man nicht formulieren. Was ist denn das andere Evangelium, vor dem Paulus warnt? Es ist Jesus und ..... , hier: Jesus und das Gesetz. Wenn neben Jesus Christus andere Größen rücken, dann verdunkeln sie das Evangelium, dann ist es ein anderes Evangelium. Neben Jesus kann nichts anderes rücken, das irgendeine Heilsbedeutung hat. Auch nicht das Gesetz des Alten Bundes. Denn sonst wäre Jesus umsonst gestorben. Gott hätte ihn nicht ans Kreuz bringen müssen. Dann würde der andere Weg genügen. Deshalb ist das Thema des Galaterbriefes: Jesus Christus allein! Wen wundert es jetzt noch, dass dieser Brief der Lieblingsbrief Martin Luthers war? Jetzt ist auch verständlich, warum Paulus so schroff reagiert: Es geht um nichts anderes als um die ewige Seligkeit der Galater.

Woher hat Paulus das Evangelium?
Dies ist das Thema des ersten Kapitels. Paulus muss sich ausweisen. Woher hat er denn seine Gedanken? Welche Quellen speisen seine Verkündigung? Schon im ersten Vers stellt Paulus klar: Ich bin nicht von Menschen in dieses Amt eingesetzt, auch nicht durch Menschen. Jesus Christus und Gott der Vater haben mich in dieses Amt eingesetzt. Dies führt er aus, indem er seinen Lebensweg schildert. Nur im Philipperbrief schreibt Paulus noch über sein Erleben vor Damaskus. Paulus war Jude, eifernder (griechisch: Zelotes) Pharisäer, der sich hinreißen ließ, die erste Christengemeinde zu verfolgen. Er kämpfte für das Gesetz Gottes. Doch vor Damaskus wurde deutlich, was Gottes Wille über sein Leben war. Wie Jeremia, so hatte er auch Saulus Paulus schon im Mutterleib zu einem großen Dienst ausgesondert. Nun berief er ihn, indem er ihm Jesus Christus offenbarte. Dies ist das Schlüsselerlebnis des Paulus. Sein ganzes Denken und Verkündigen hat in diesem Geschehen seinen Ursprung. Hier entdeckte er, was Evangelium ist: dass Gott aus lauter Gnade ihn in Jesus Christus annahm und zum Dienst beauftragte. Hier lernte Paulus die umfassende Vergebung Jesu Christi kennen. Ausgerechnet ihn, den Christenverfolger, stellte er in seinen Dienst. Paulus hat also seine Botschaft nicht von anderen Jüngern oder Aposteln, sondern ausschließlich von Jesus Christus selbst. Erst Jahre später ging er nach Jerusalem, um sich mit Petrus abzusprechen.

Fragen zum Weiterdenken:
· Was droht bei uns neben oder an die Stelle Jesu Christi zu treten?
· Können wir auch so kompromisslos für das Evangelium eintreten?

Pfarrer Volker Teich, Tübingen-Derendingen

Impulse zur Veranschaulichung für Erwachsene und Kinder:
Vor der Textlesung: Es gibt ganz unterschiedliche Gefahrensymbole, z.B. giftig, leicht entzündlich, explosiv, radioaktiv etc. Wenn möglich Bilder davon zeigen und gemeinsam zusammentragen, was sie bedeuten. Im Internet finden sich verschiedene Warnschilder. Welches würde zu unserem Text passen?