Apostelgeschichte 8,1-25

Freude, die die Welt nicht geben kann

Was hier in wenigen Sätzen angedeutet wird, umschreibt maßloses menschliches Leid: Jerusalemer Bürger werden der Freuden dieser Welt – Heimat, Haus und soziale Sicherheit – beraubt, nur weil sie Christen sind. Vor ihnen steht ein armseliges Leben als Flüchtlinge in der Fremde. Die Welt ist nicht besser geworden. Dieses unmenschliche Schicksal wiederholt sich im Jahr 2003 tausendfach auf den Molukken, im Sudan und anderswo. Leiden wir mit, indem wir mit und für unsere verfolgten Glaubensgeschwister beten?

Aus Vertriebenen werden Gesandte
Mit Lukas sehen wir das Jerusalemer Schreckensszenario in einem anderen Licht. Im Chaos verlässt Gott die Seinen nicht. Er behält die Fäden in der Hand. Er macht aus Vertriebenen Gesandte, die sich – wie das Salz aus dem Salzfass in die Suppe – als Jünger von Jesus über das ganze Land verteilen. Das Wunder geschieht: Überall entstehen neue Hauskreise und Gemeinden, die frohe Botschaft von der Freiheit in Christus breitet sich aus. Das Blut des Stephanus ist nicht umsonst geflossen.
Welch ein großes Geheimnis im Reich Gottes bis heute: Aus menschlichem Desaster lässt Gott etwas Ungeahntes, Neues wachsen und nimmt die mit hinein, die sich nicht bei der zermürbenden Frage nach dem „Warum“ aufhalten, sondern sich von Gott neu senden lassen. Welch ein Glück für uns in den „Heidenländern“ Europas, dass Gott die Jerusalemer Christen damals nicht „in Ruhe“ ließ und so das Feuer der Weltmission entfachte. Warum nur ist für uns im Jahr 2003 Wohlstand und Beschaulichkeit ein so hoher Wert, wo doch das Herz Gottes bis heute für die Verlorenen in allen Erdteilen schlägt?

Simon der Zauberer oder Simon Petrus?
Der Bericht vom Einbruch der Guten Nachricht in den dunklen Raum Samariens ist heute aktueller denn je. Es wimmelt heute von Helfern der Menschheit, von Kräftevermittlern aus Ost und West, sei es auf dem Gebiet der Politik und Wirtschaft oder des körperlichen Wohlbefindens. Diese Helfer durch Kräfte, die mehr können als andere Leute, lieben es auch heute, unter dem Deckmantel des Religiösen aufzutreten und mit den Kirchenführern gemeinsame Sache zu machen. Simon der Zauberer und Simon Petrus sind auch heute nicht immer auf den ersten Blick voneinander zu unterscheiden. Da gilt es, wachsam zu sein.

Das untrügliche Kennzeichen für Reich Gottes: Freude!
Ob solche Helfer durch Kräfte Zauberer sind oder Jesusnachfolger, dafür gibt es ein untrügliches Zeichen: Das ist die Freude. Nicht irgendeine Freude. Nicht die Freude darüber, dass „euch Macht gegeben ist, zu treten auf Schlangen und Skorpione, und nichts wird euch beschädigen“, auch nicht Freude darüber, „dass euch die Teufel untertan sind“, sondern tiefe Freude darüber, dass Christus für uns am Kreuz gestorben und nach drei Tagen wieder auferstanden ist. Nicht Freude über erfahrene Heilungen, sondern Freude über das erfahrene Heil. Diese Freude darüber, „dass eure Namen im Himmel geschrieben sind“ (Lk 10,17-20), ist die einzige Freude, die man nicht kaufen und nicht bezahlen kann. Das überzeugt mich an Philippus: Als ein hörender und helfender Christ (ursprünglich einer der sieben Jerusalemer Diakone, vgl. Apg 6,5) wird er zum „Helfer zur Freude“, also zu einem Menschen, dessen Reden und Handeln so überzeugend von sich selbst weg auf Jesus weist, dass in der Stadt Sychar „eine große Freude“ entsteht (8,8) und ein Finanzminister „seine Straße fröhlich“ zieht (8,39).

Fragen zum Gespräch:
· Wir teilen Erfahrungen der Wunder im Reich Gottes: Wo haben wir es schon erlebt, dass Gott aus menschlichem Leid und Chaos etwas Neues hat wachsen lassen?
· Wie könnte ein geistlicher Umgang mit den Schwierigkeiten und Herausforderungen aussehen, die uns heute begegnen? Welchen Stellenwert haben Wohlstand und Sicherheit für uns?
· Wo begegnen uns scheinbar „helfende Kräfte“, die jedoch von Menschen oder Dingen abhängig machen statt zu befreien? Wo brauchen wir den befreienden Durchblick des Petrus: „Fahr zur Hölle mit deinem Geld!“ (V.20)?

Tipp zur Durchführung:
Aktuelle Informationen besorgen (z.B. im Internet unter dem Stichwort „Menschenrechte“) und eine Gebetsrunde für verfolgte Christen einlegen.

Pfarrer Johannes Stahl, Sulz-Holzhausen

Impulse zur Veranschaulichung für Erwachsene und Kinder:
· Einige Bilder mit optischen Täuschungen zeigen. Wir Menschen fallen immer wieder auf so etwas herein.
Die Nachfolge des Magiers Simon war auch eine Täuschung. Petrus jedoch ließ sich nicht davon täuschen – und Gott schon gar nicht. Er macht uns Mut, ganz echt zu sein!
· Lattenzaun (s.13.7.) erweitern.