Apostelgeschichte 5,1-16

Furchterregende Vollmacht
Das rasante Wachstum der Urgemeinde musste bald dazu führen, dass die scheinbar idealen Verhält-nisse vom Anfang durchkreuzt wurden. Nicht erst heute gibt es Christen, deren Glaube eher Fassade ist, hinter der sie ihre Eigennützigkeit verbergen. Und auch heute brauchen wir es, dass unser alter Adam vor dem heiligen Gott zum Erschrecken kommt.

Unlautere Motive
Das Beispiel des Josef Barnabas (4,36f) wirkte ansteckend. Seine Motive waren wohl aus der Dankbarkeit für die erfahrene Barmherzigkeit Gottes hervorgegangen. Dass er deswegen zum bewundernswerten Vorbild erhoben wurde, hatte er wohl nicht angestrebt, löste aber entsprechende Motive bei anderen aus. Es tut gut, in der Gemeinde Ansehen und Bewunderung finden zu können, wenn man Besitz verkauft und für die ganze Gemeinde einsetzt. Aber muss man deshalb gleich alles hergeben?!
Der Zwiespalt zwischen dem Bedürfnis nach Ansehen und dem Verlangen nach Besitz ist weit verbreitet. Das Besitzstreben ist jedoch eher mit Unehre verbunden und löst ein schlechtes Gewissen aus. Deshalb wird es zu verbergen gesucht. Und um den Schein zu wahren, wird sogar gelogen.

Furchterregende Konsequenz
Hananias und seine Frau Saphira müssen nicht sterben, weil sie vom Erlös des verkauften Grundstücks etwas für sich zurückbehalten haben. Das war ihr gutes Recht. Niemand hatte sie gezwungen, den Acker zu verkaufen und den Erlös der Gemeinde zur Verfügung zu stellen. Es gab kein entsprechendes Gesetz. Was ihnen zum Fallstrick wird, ist ihre bewusste Scheinheiligkeit, die Lügenfassade, mit der sie Ansehen gewinnen wollen und doch nur so tun, als ob sie auf ihr Gut verzichten.
Warum müssen beide sterben? War ihr Fehlverhalten ein todeswürdiges Verbrechen? Sicher wird man das Beispiel von Hananias und Saphira nicht verallgemeinern dürfen. Es ist ein ganz besonderer Vorfall. Aber das Entscheidende und Grundsätzliche dabei ist, dass sie den heiligen Gott selbst zu betrügen suchten (V. 4). Sie machen sich selbst, der Gemeinde und letztlich Gott etwas vor.
Dass sie selbst angesichts der aufgedeckten Lüge über sich zu Tode erschrecken, ist eine Folge dieser Herausforderung des Heiligen – und zugleich eine Warnung an alle anderen, nicht Gott selbst herauszufordern. Ihr Tod hat die junge Gemeinde in dieser frühen Phase davor bewahrt, vorschnell durch unlautere Motive gesprengt zu werden. Das Erschrecken der Gemeinde und vieler anderer darüber hinaus war heilsam und verstärkte die Attraktivität der Gemeinde.

Verstärkte Vollmacht
Der Tod von Hananias und Saphira hat die Gemeinde erst recht zusammengeschweißt und ihr Ansehen bei der einfachen Bevölkerung verstärkt. War dadurch doch klar erkennbar, dass Gott selbst hier wirkt. Auch die Autorität der Apostel ist so noch mehr gewachsen, war ihnen doch offenbar sogar Vollmacht über Leben und Tod gegeben. Dies führte zu weiteren Bekehrungen und weckte bei vielen Elenden und Hilflosen eine ins Abergläubische gehende Erwartung. Wie es aussieht, haben die Apostel dem nicht gewehrt, sondern ihre Gabe allen ausgeteilt, die zu Heilung und Heil finden sollten.

Fragen zum Gespräch:
· Was wäre geschehen, wenn Hananias gleich gesagt hätte, dass er nur einen Teil des Erlöses zur Verfügung stellt?
· Was kann uns sonst veranlassen, zu lügen, um den frommen Schein zu wahren?
· Worin können wir heute Gottes Heiligkeit selbst herausfordern?

Dekan Claus-Dieter Stoll, Sulz/Neckar

Impulse zur Veranschaulichung für Erwachsene und Kinder:
· Möglichst vor der Textlesung: Ein Mitarbeiter kündigt an: „Jedes Kind darf sich heute einen Riegel Merci-Schokolade ziehen ...“ Die Riegel dabei so in der Hand halten, dass sie oben gleichmäßig herausschauen. Erst beim Ziehen wird deutlich, dass manche nicht die volle Länge haben. Überleitung: Manches sieht besser aus, als es in Wirklichkeit ist. Heute hören wir eine Geschichte, in der es auch um Schein und Wirklichkeit geht.
· Lattenzaun (s.13.7.) erweitern.