Apostelgeschichte 3,1-26

Der Einzelne und das Reich Gottes

Die Zeiten der Erquickung brechen an
Der Gelähmte und seine Lebensgeschichte steht im großen Kontext der Ausbreitung des Reiches Gottes. Kannte Israel in seiner Geschichte Zeiten der Nähe Gottes, so ist der eine Gelähmte geradezu das Sinnbild für die jetzige Situation Israels: Nachdem sie den Gesalbten ans Kreuz geschlagen haben, scheint dieses Volk wie gelähmt : Es liegt draußen vor dem Tor der Gottesgemeinschaft. Jesu Leiden und Sterben und seine Auferstehung hatten aber das Ziel, Israel zuerst einen neuen Zugang zu Gott zu eröffnen, obwohl und weil sie den Messias verkannt hatten.

Kraft, die nicht aufhört
Isoliert, ohne Zugang zum Leben mit Gott liegt ein Mensch da. Das ist zunächst die individuelle Not dieses Gelähmten. Im Grunde aber ist es das Bild des nicht bekehrten Gottesvolkes (V.26). Wenn Christen darauf verzichten, die Frohbotschaft von Jesus Christus auszurichten, bleibt die Welt unverändert. Das Neue Testament gibt uns Zeugnis davon, dass Jesus seinen Auftrag darin gesehen hat, „die Werke des Teufels zu zerstören“ (1.Joh 3,8). Darum erhält schon Jesu Wirksamkeit beide Elemente: Im WORT wird die Herrschaft Gottes den Menschen angesagt. In der TAT kündigt sich dieselbe Herrschaft zeichenhaft an. Die Heilung des Gelähmten ist das lebendige Zeichen für Christi Sieg und Einbruch des Reiches Gottes in diese Welt und in das Leben eines ganzen Volkes. Klar ist, dass Petrus nichts anderes weiß und hat als Jesus, dessen Heilstat er dem Gelähmten offen auf seine Anfrage hin verkündet und diesen in der Kraft Jesu heilt. Das ist auch nichts Einmaliges bei Petrus ( vgl. 5,15.16; 9,32ff). Hatte der irdische Jesus „angefangen zu tun und zu lehren“ (1,1), so will der erhöhte Herr diese seine Tätigkeit in der Gemeinde, seinem Leib, fortsetzen.

Kraft, die dem Gebet entspringt
Petrus und Johannes hatten feste Gebetszeiten. Im Tempel! Das überrascht nicht. Wollten sie wirklich den Kampf mit dem jüdischen Rat bestehen, musste ihre Gerechtigkeit besser sein als die der Schriftgelehrten (Matth 5,20). Der Fortgang ihrer apostolischen Arbeit ist gar nicht anders denkbar, als dass sie den Auferstandenen nach dem nächsten Schritt fragten. So ist verständlich, weshalb Petrus – noch vor diesem Gebetsgang – wusste, was dran ist: Er wusste es, weil sein Tagesablauf von regelmäßigem Gebet gerahmt war, vergleichbar dem Stundengebet der Kommunitäten. Nicht äußere Schätze vermögen Menschen zu beflügeln, sondern die inneren Schätze, die wir weitergeben, die Früchte des Gebets: Im Namen Jesu von Nazareth: Hier kommt umfassende Rettung und Heilung zu dem Gelähmten. Es ist nicht aus „eigener Kraft und Frömmigkeit“ (V.12) bewirkt. Der Gelähmte steht fest und geht in der Kraft des Auferstandenen.

Kraft, die den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs in Jesus verherrlicht
Der Mann suchte Almosen, Geld. Deshalb ließ er sich täglich an die Tempeltür bringen. Er wollte betteln, nicht anbeten. Von Gott wollte er nichts. Dass es dort drinnen im Tempel um Gott selbst und sein Heil geht, scheint ihm ganz abhanden gekommen zu sein. Das Widerfahrnis mit Petrus bringt diesen Mann nun in den Tempel. Was zuerst Enttäuschung war, wird zur lauten Freude (V.8). Keinen - sagt Petrus -soll es wundern, dass so Heilung passiert ist. Die anschließende Predigt verherrlicht den Fürsten des Lebens, der durch Leiden zur Herrlichkeit einging und jeden zur Bekehrung von seiner Bosheit ruft.

Fragen:
· Wie gelingt es uns, das Christentum aus der Nische der „Privatsache“ in den Welthorizont zu holen?
· Ein geordnetes Gebetsleben – empfinden wir dies als dringlichste Aufgabe?
· Wie kommt ein Außenstehender durch mich in die Kirche oder Gemeinschaft?

Pfarrer Tobias Ehret, Berglen-Hößlinswart

Impulse zur Veranschaulichung für Erwachsene und Kinder:
Geschichte erzählen, z.B. aus der Perspektive eines Pharisäers oder des Gelähmten, oder ein Mensch aus dem Volk erzählt.
Kinderlied mit Bewegungen: „Silber und Gold habe ich nicht…“
Zum Nachdenken: Wie nehmen wir Menschen wahr (V. 4)?