Apostelgeschichte 16,23-40

„So euch nun der Sohn frei macht ...“

„So euch nun der Sohn frei macht, so seid ihr recht frei“ (Joh 8,36) – um dieses „Evangelium“ bekannt zu machen, sind Paulus und Silas freigestellt. Sie werden von Gottes Geist nach Philippi geführt. Lydia wird in ihrem Glauben gestärkt und die Wahrsagerin von ihrer Sklaverei befreit (Apg 16,9-18).

Aus der Freiheit ins Gefängnis?
Weil der Herr der Wahrsagerin durch sie kein Geld mehr verdienen konnte, sorgte er dafür, dass Paulus und Silas hart im Gefängnis verwahrt würden. Doch „Gott sitzt im Regimente und führet alles wohl“.

Befreit zum Beten und Singen!
Im innersten Gefängnis eingesperrt, mit den Füßen in den „Block“ eingespannt, auf dem von zahlreichen Schlägen schmerzenden Rücken liegend – an Schlaf war in dieser Nacht nicht zu denken. Vielleicht erinnerten sie sich an Jesus, der in den letzten Stunden vor seinem Tod betete; oder an Petrus, für den die Gemeinde bei dessen Gefangenschaft in Jerusalem betete. Auch Paulus und Silas begannen zu beten und zu singen. Die Mitgefangenen hörten es und wunderten sich, wie groß doch der Gott der beiden war.

Befreit von den Fesseln!
Ein Erdbeben befreit alle Gefangenen von ihren Fesseln und lässt die Türen aufspringen, bahnt also den Weg in die Freiheit. Erdstöße mit aufspringenden Türen als Folge waren damals durchaus bekannt. Deshalb erkennt der Aufseher sofort, dass sein Gefängnis jetzt kein Gefängnis mehr ist, und wahrscheinlich rechnet er auch damit, dass die Ketten aus den Wänden gerissen sind. Für ihn, dessen Aufgabe die Bewachung ist, eine äußerst schwierige Situation. Es ist zu spät, so denkt er und erfährt dennoch die Größe Gottes.

Befreit zum Gehorsam!
„Wir sind alle hier“, ruft Paulus dem Aufseher zu. Damit wird die Unterordnung unter das Gesetz der Regierung deutlich. Damit wird auch gezeigt, dass Paulus und Silas keine „Aufrührer“ oder gar „Kriminelle“ sind, sondern von Gott zum Gehorsam Befreite.

Befreit, um andere zu befreien!
Während einst bei Petrus die Befreiung in aller Heimlichkeit geschah, findet hier alles in der Öffentlichkeit statt. Wohl erkennt der Aufseher die Größe Gottes und spürt die Bewahrung in der Gefahr. Er merkt, dass er diese Männer fragen kann, um selber diesen befreienden Glauben zu erfahren.

Befreit zum Glauben und Dienen!
Der Aufseher bittet Paulus und Silas in seine Wohnung. Er tut ihnen wohl. Das hätte gefährlich sein können, denn er handelt gegen den Befehl der Stadtrichter. Aber Gott, den der Aufseher durch Jesus erkennen durfte, stellt sich zu den Seinen und sorgt dafür, dass am nächsten Morgen der Befehl zur Freilassung kommt.

Befreit, um die Wahrheit zu sagen!
Paulus freut sich sicher, dass er und Silas nun wieder frei sind. Aber so einfach lässt er sich nicht „abschieben“. Er möchte, dass allen bekannt ist, dass die Botschaft von der Befreiung durch Jesus nicht eine Lehre unter vielen oder eine Ideologie ist, sondern die wichtigste Botschaft, hinter die alles andere zurücktreten muss. Auch die Stadtrichter selber sollen ihn noch einmal sehen und hören. Danach verabschiedet sich Paulus auch noch bei Lydia und zieht weiter nach Thessalonich.

Anregungen zum Gespräch:
• Wir überlegen Situationen aus der Bibel und aus unserem Leben, wo wir den Eindruck hatten, dass es eher ins „Gefängnis“ ging, statt in die Freiheit.
• Wir danken Gott, wo er unsere schwierigen Situationen dazu gebrauchte, um andere Menschen dadurch zu befreien.

Karl Specht, Wallhausen

Impulse zur Veranschaulichung für Kinder und Erwachsene:
Idee für alle folgenden Geschichten: Weil Paulus so viel unterwegs war, bringen wir einen Rucksack mit, aus dem wir jeweils einen Gegenstand für jede Stadt entnehmen. Hier: Spielzeug-Handschellen oder eine Kette.Gefängnisszene nachspielen, dazu einen Bauzaun als Gitter aufstellen oder eventuell Krepppapierstreifen von der Decke herunter hängen. Dahinter sitzen gefesselt Paulus und Silas. Wir erleben ihren möglichen Dialog bis Mitternacht (V. 25) mit. Ging es durch Zweifel, Fragen …, bis sie Gott loben konnten?
Gott loben, kann „Mauern“ zum Einstürzen bringen – innerlich oder äußerlich! -> Kann jemand eine Erfahrung dazu erzählen? Gibt es Lieder, die einem dabei geholfen haben, weil einem selber die Worte fehlten?
Liedvorschlag: Jesus sprengt Ketten … („Meine Lieder, deine Lieder“, Nr. 99)

Lieder: GL 500, GL 355, GL 297, GL 361