Apostelgeschichte 15,1-21

Das Apostelkonzil

Der Streit
Als Paulus von seiner ersten Missionsreise nach Antiochien zurückkehrt, kommt es zum Streit. Einige in Jerusalem haben gehört, dass Paulus den Heiden, also den Nichtjuden, das Evangelium predigt, ohne dass sie beschnitten werden. Die Beschneidung war jedoch das Bundeszeichen des Alten Bundes. Vor allem bekehrte Pharisäer verlangen, dass bekehrte Heiden beschnitten werden müssen. Gut ist, dass Pharisäer sich den Christen angeschlossen haben, gut ist, dass sie ein Auge auf die Lehre haben, jedoch verlangen sie die Beschneidung, die sozusagen die Eintrittskarte ins Reich Gottes ist. Es wird von ihnen gesagt: Wenn du gerettet werden willst, musst du beschnitten sein. Es werden so Bedingungen gestellt und wieder eine Art Gesetz aufgebaut.

Paulus
Paulus wird nun nach Jerusalem zitiert. Jerusalem war der zentrale Ort, um Lehrfragen zu klären. Doch zuvor, als der Streit bereits bekannt ist, ziehen sie durch Phönizien und Samarien und geben dort Zeugnis von dem, was geschehen und passiert ist. Es wird hier nicht von einer scharfen theologischen Auseinandersetzung berichtet, die sicher ihren Ort hat und haben muss, sondern schlichtweg davon, was Gott unter den Heiden gewirkt hat. Paulus und Barnabas geben hier Zeugnis von ihrer Arbeit. Auch in Jerusalem ist es nicht die Aufgabe des Paulus eine Verteidigungsrede zu halten - das übernehmen Petrus und Jakobus -, sondern er bezeugt schlicht, wie Gott gewirkt hat und was sie mit Gott erlebt haben. Die Erfahrung steht nicht über der Theologie, aber sie gehört auch zum Glauben dazu.

Petrus und Jakobus
Petrus und Jakobus sind die Hauptredner auf der Apostelversammlung, die wohl im Jahr 48 n.Chr. stattgefunden hat. Hier finden wir zunächst Petrus wieder in Jerusalem, er war zuvor aus Jerusalem geflohen (vgl. Apg 12,17). Petrus und Jakobus waren die Autoritäten in Jerusalem. Zunächst ergreift Petrus das Wort nach einem langen Streit. Petrus bestätigt Paulus, indem er sich klar zu dem Auftrag an den Heiden bekennt. In der Apostelgeschichte werden ganze Volksgruppen von Nichtjuden und Einzelpersonen, wie der Kämmerer (Apg 8,26ff.) oder der Römer Kornelius (Apg 10), erwähnt, hier wird konsequent fortgeführt, was Jesus befohlen hatte (vgl. Mt 28,18-20). Petrus stellt unmissverständlich fest, dass der Weg über das Gesetz ein Joch war, das keiner zu tragen vermag. Die Gnade ist das Entscheidende. Im Mittelalter sagte man, wenn sich die Sonne am Abend zum Horizont neigte: „Sie geht zu Gnaden“. Das meint das Hinabneigen eines Höheren zu einem Niederen, der keinen Anspruch auf Hilfe hatte. Die Gnade ist das Entscheidende, nicht die Leistungen.
Hier sind sich Paulus und Petrus ganz einig. Freilich mag Petrus menschliche Prozesse durchgemacht haben, was dann den antiochenischen Zwischenfall in Gal 2,1ff. erklären kann. Jedoch steht für beide „allein die Gnade“ ganz oben. Jakobus, der Bruder von Jesus, deutet dann eine mögliche Kompromisslinie in seiner Rede an. Den Heiden soll man keine Unruhe machen, jedoch sollen sie sich dennoch von bestimmten Dingen fern halten.

Anregungen zum Nachdenken:
· Streit in der Gemeinde gab es zu allen Zeiten. Doch wie werden Probleme gelöst?
· Paulus, Petrus und Jakobus versuchen es mit Zeugnis und mit einer klaren Argumentation, die sich an Jesus orientiert. Wie gehen wir damit um? Gibt es bei uns die Möglichkeit zu Zeugnissen, Erlebtes überhaupt zu berichten?
· Stehen wir nicht auch manchmal in der Gefahr, Bedingungen zu diktieren? Manchmal sagen wir vielleicht auch: Als Christ macht man das oder jenes nicht und bauen so eine Gesetzlichkeit auf, die wir vielleicht gar nicht bemerken, aber andere sehr wohl. Für Petrus steht die Gnade im Mittelpunkt, welche Martin Luther wieder neu entdecken musste.

Pfarrer Jochen Baumann, Wiesenbach

Impulse zur Veranschaulichung für Kinder und Erwachsene:
· Bilder von ganz unterschiedlichen Leuten zeigen. Frage: Wer von denen ist wohl wirklich Christ?? > Vorsicht beim Beurteilen von Leuten nach Äußerlichkeiten! Gott sieht das Herz an!
· Auch unter Christen gibt es Meinungsverschiedenheiten und sogar Streit (siehe V. 2+7). Die Frage ist, wie man damit umgeht. Aufgabe für die Kinder: In einem Extraraum auf einem Plakat Streitregeln erstellen, z.B. einander ausreden lassen, wirklich zuhören, nicht schreien, ehrlich sagen, was einen verletzt oder ärgert ...