1. Timotheus

Impulse zur Veranschaulichung

Einführung in den 1. Timotheusbrief

Der 1. Brief des Paulus an seinen jungen Mitarbeiter Timotheus gehört zusammen mit dem 2. Timotheusbrief und dem Titusbrief zu den sogenannten "Pastoralbriefen". "Pastor" ist der Hirte, der für seine Herde sorgt und dafür, dass es in seiner Gemeinde geordnet zugeht. Grund für die Schreiben sind spannungsvolle Entwicklungen in den Gemeinden, die ein klares "Hirtenwort" erfordern. So haben wir in diesen Briefen älteste Formen einer "Gemeindeordnung" vorliegen.

Der alte Paulus als Absender
Sprache und Thematik der Pastoralbriefe weichen von den bekannten Paulusbriefen ab. Deshalb wurden sie teilweise anderen Verfassern zugeschrieben. Auch lässt sich die beschriebene Situation in der uns aus der Apostelgeschichte bekannten Geschichte des Paulus nicht einordnen. Beides ist kein ausreichender Grund, einen anderen Verfasser als Paulus anzunehmen. Die Entwicklung in den Gemeinden konnte schon innerhalb weniger Jahre durch andere Lehren kritisch werden und erforderte eine andere Haltung und eine andere Sprache als in der anfänglichen Missionssituation. Paulus ist älter geworden und musste sich auf die andersartige Entwicklung umstellen. Aus den Briefen spricht die Erfahrung eines Menschen, der am Leben und in vielen Nöten gereift ist. Offensichtlich ist Paulus nach der zweijährigen Gefangenschaft in Rom freigekommen und hat zwischen 62 und 64 n.Chr. die Gemeinden in Griechenland, Kreta und Kleinasien besuchen können. Von Mazedonien aus hat er dann ca. 64 n.Chr. an Timotheus und Titus geschrieben, bevor er wieder nach Rom reiste und dann unter Kaiser Nero um 65 n.Chr. hingerichtet wurde.

Der junge Timotheus als Empfänger
Timotheus kennen wir aus der Apostelgeschichte (Apg 16,1; 17,14f; 18,5; 19,22; 20,4). Er stammte aus Lystra in Kleinasien. Sein Vater war ein (heidnischer) Grieche, seine Mutter Eunike (2.Tim 1,5) Jüdin. Er muss durch Paulus zum Glauben gekommen sein und begleitete Paulus und Silas auf der 2. Missionsreise. In 6 Briefen erwähnt ihn Paulus als Mitabsender (2.Kor 1,1; Phil 1,1; Kol 1,1; 1.Thess 1,1; 2.Thess 1,1; Phil 1). Zur Zeit des Briefes war Timotheus in Ephesus, wo er im Auftrag des Paulus einiges zu ordnen suchte. Nach 2.Tim 4,5 übte er den Dienst eines Evangelisten aus, wozu er bestimmt und begabt war (1.Tim 1,18; 4,14; 2.Tim 1,6). Angesichts seines noch jungen Alters hat man es ihm offenbar nicht leicht gemacht.

Gefährliche Irrlehren als Anlass
Paulus kann persönlich nicht mehr eingreifen und beauftragt den Timotheus damit, in der Gemeinde in Ephesus für Ordnung zu sorgen. Die Gemeinde muss organisiert und lehrmäßig in gefestigte Bahnen gebracht werden. Deshalb sind Ermahnung zum Kampf gegen Irrlehrer ein besonderes Kennzeichen. Möglicherweise haben wir es mit einer ähnlichen Gruppe wie im Galaterbrief zu tun: hellenistischer Erkenntnis-Glauben (1.Tim 6,20) und judaistisches Gesetzesverständnis (Speiseverzicht, Waschungen und Geschlechtsregister) werden miteinander verknüpft. Der beste Schutz gegen solch irreführende Anschauungen ist die "heilsame Lehre" (1.Tim 1,10).

Eigenart:
Der 1. Timotheus-Brief kann als eine Anleitung für den Umgang eines Gemeindeleiters mit Mitarbeitern, Gemeindegliedern und Irrlehrern verstanden werden. Es ist das Vermächtnis des Paulus an seine Mitarbeiter im Reich Gottes.

Gliederung:
1,1-2 Briefgruß
1,3-20 Die heilsame Lehre
2,1-7 Wichtigkeit des Gebets
2,8-15 Männer und Frauen
3,1-7 Die Ältesten
3,8-13 Die Diakone
3,14-16 Das Heil in der Gemeinde
4,1-11 Umgang mit Irrlehren (I)
4,12-6,2 Seelsorge an Gemeindegruppen
6,3-21 Umgang mit Irrlehren (II)

Dekan Claus-Dieter Stoll, Sulz