Psalm 42

Sehnsucht nach Gott – Er hilft aus der Not

Schon die Verfasser des Psalms sind ein Beweis der Gnade und Barmherzigkeit Gottes. Als Gott den rebellischen Korach-Klan bestrafen musste (4.Mose 16 und 26,11), gab es auch Überlebende, die nicht von der Erde verschlungen worden waren. Wie sonst hätten sie in späteren Jahren Psalmen schreiben können? Korach war der Anführer einer Rebellion gegen die Autorität Moses und Aarons gewesen. Aber seine 250 Gefolgsleute stammten wohl aus einem breiten Spektrum des Volkes, und sie wurden ohne Frauen und Kinder von Gott durch Feuer ausgelöscht. Nur sie selbst mussten für ihre Sünde büßen.
Ursprünglich war wohl Psalm 42 zusammen mit Psalm 43 ein Psalm, wie dies zahlreiche jüdische Handschriften belegen. Dafür spricht auch das Zwiegespräch mit der eigenen Seele, die im selben Wortlaut in Psalm 42,6.12 sowie am Schluss von Psalm 43 vorkommt.

Drückende Not
Nicht unheilbare Krankheit oder schreckliche Schmerzen sind die Ursache für die Tränen des Psalmschreibers, sondern der Spott der Atheisten, der ihn bis ins Mark trifft. Dieses immer wieder bohrende Fragen nach seinem Gott nagt an seiner Seele: Wo ist nun dein Gott? Und genau zu diesem Zeitpunkt kann er nichts vorweisen von der Existenz Gottes. – Unser Jammern und unsere Tränen mögen oft einen anderen Grund haben. Aber kennen wir nicht auch das Gefühl, dass Gott ganz weit weg ist, dass wir mit unserer Not allein gelassen sind? Aber Gefühle können täuschen. Die Realität sieht ganz anders aus. In Jesaja 57,15 sagt Gott: „Ich wohne ... bei denen, die zerschlagenen und demütigen Geistes sind, auf dass ich erquicke den Geist der Gedemütigten und das Herz der Zerschlagenen“.
Eine tiefe Sehnsucht hat der Psalmist im Herzen: wie ein verdurstendes Tier, das nach erfrischendem Wasser lechzt. Für unsere Seele ist Gott die Quelle lebendigen Wassers. Er ist das Ziel dieser tiefen Sehnsucht. Das wird auch in der Frage (V. 3) ausgedrückt: „Wann werde ich dahin kommen, dass ich Gottes Angesicht schaue?“ Der Psalmsänger singt sein Lied weit weg von Gottes Tempel in Jerusalem. Nach V. 7 hielt er sich nördlich des Sees Genezareth auf, in der Gegend der Berge Hermon und Misar. Freilich hätte er Gottes Angesicht auch im Tempel nicht wirklich sehen können, weil das kein Mensch ertragen könnte. Da hatten es die Jünger Jesu schon leichter, denn zu ihnen sagte Jesus: „Wer mich sieht, der sieht den Vater“. So wie Jesus war, dürfen wir uns auch Gott den Vater vorstellen.
In seiner deprimierenden Lage hätte der Psalmist leicht in ein Loch fallen und resignieren können. Aber er kennt ein Gegenmittel:

Ein Platz zum Abladen
Wie gut tat es uns doch in der Kindheit, wenn wir mit unserem Jammer zur Mutter laufen und uns dort ausweinen konnten. Dann schien schon bald wieder die Sonne. So will sich der Psalmist daran erinnern, wie es ihm gut getan hat, mit einer großen Menschenmenge lobend und dankend zum Haus Gottes zu ziehen. Nun war aber sein Problem, dass er sein Herz vor sich selber ausschüttete. Schöne Erinnerungen können durchaus tröstlich sein, und manche Menschen leben im Alter förmlich von den schönen Erinnerungen an vergangene Zeiten. Doch der Psalmist stellt fest, dass seine Seele noch immer betrübt und unruhig ist. Er trifft die rettende Entscheidung: Er befiehlt seiner Seele, ja seiner ganzen Gedankenwelt, dass sie auf Gott warten soll und auf sein Eingreifen. Und plötzlich weiß er es: Er ist meine Hilfe – er ist mein Gott – ihm werde ich noch danken. Das erfüllt ihn mit neuer Hoffnung und neuer Kraft, um auch weitere Nöte und Demütigungen überstehen zu können, und um nicht unterzugehen, wenn die Wogen über ihm zusammenschlagen. Er sieht wieder Licht und kann neu Gottes Güte erkennen. Er erlebt Gott als Fels in der Brandung. Nun schüttet er sein Herz an der rechten Stelle aus, nämlich vor seinem Gott. Ehrlich stellt er seine Fragen: Warum hast du mich vergessen? Warum muss ich diese Anfeindungen erleben und diesen Spott über dich, mein Gott?
Die äußere Situation des Psalmisten hat sich nicht verändert – aber seine Einstellung. Er spricht seiner eigenen Seele Mut zu: Ja, du bist traurig und unruhig, aber du darfst Gottes Eingreifen erwarten; du wirst Grund zum Danken bekommen. Gott wird helfen, weil er dein Gott ist.

Fragen zum Gespräch:
· Was will uns niederdrücken?
· Wo können wir uns hinwenden mit unseren Problemen?
· Wie können wir anderen Menschen und uns selbst helfen und beistehen?

Hermann Elsässer, Löwenstein

Impulse zur Veranschaulichung für Kinder und Erwachsene:
- Einstiegsimpuls:
Wer hat schon einmal Heimweh gehabt?
Wonach habt ihr euch da vor allem gesehnt?
Kann jemand ein Beispiel erzählen für die Sehnsucht nach Gott?

Psalm 47

Keiner wie er!

Mit diesem Psalm werden wir hineingenommen in den Tempelgottesdienst. Gott wird gelobt als der König, dem keiner das Wasser reichen kann, als der gute Herrscher über die ganze Erde.
Die Korachiter sind Nachkommen Kehats, des zweiten Sohnes Levis, 1Chr 6,22. Sie gehören zum Tempelchor.

Aus Fehlern wird man klug
Einst hatte das Volk Israel einen großen Fehler gemacht: Sie wollten sein „wie die Völker“. Sie wollten auch einen König haben. Gott schätzte ihr Verhalten so ein: „Sie haben nicht dich, sondern mich verworfen, dass ich nicht mehr König über sie sein soll“ (1Sam 8,7).
Aber in der Folge haben die Israeliten am eigenen Leib erlebt, was Gott ihnen durch Samuel vorhergesagt hatte: Ausbeutung durch ihre eigenen Könige (1Sam 8,11-18).
Wenigstens einige (die Korachiter) besinnen sich dadurch auf die Vergangenheit, auf den Willen Gottes, auf den wahren König Israels. Bei den Gottesdiensten wird ihre Stimme gehört.
Der Psalm ist ein Aufruf zur Umkehr. Ob jetzt so etwas wie ein Ruck durch das Volk geht?
Denn ursprünglich hatte Gott sich ja einen ganz anderen Lebensinhalt für sein Volk Israel vorgestellt: Nicht sie sollten sich von den Völkern prägen lassen (und deren Götter und sündhaftes Leben übernehmen), sondern sie sollten die Völker prägen: Sie sollten durch ihre Beziehung zu Gott und durch ihren Lebensstil Botschafter Gottes in der heidnischen Welt sein.
Aber jetzt bekommen einige wieder einen Blick für den Plan Gottes mit dieser Welt:
1. Gott ist König.
2. Gott will sein Volk gewinnen, dass sie wieder überzeugte Untertanen sind.
3. Gott will durch sein Volk die Völker der Welt gewinnen.

Das ist die Krönung
Das Zentrum des Psalms ist V. 6, ein Thronbesteigungs-Jubel. Nicht, dass Gott jetzt erst König werden würde, nein – er ist von Anfang der Welt an der legitime Herrscher (was sollte man sonst auch von dem Schöpfer der Welt sagen!). Aber jetzt wird seine Herrschaft vor den Menschen offenkundig!
Hier gewährt Gott uns einen Blick auf die Thronbesteigung von Jesus, der, „aufgefahren zum Himmel, zur Rechten Gottes des Vaters sitzt“.
Über ihn bezeugt uns die Bibel,
- dass Gott ihn gekrönt hat, weil er dem Vater ganz und gar gehorsam war (Phil 2,8f)
- dass er ein guter Herrscher ist (Jes 9,6)
- dass vor ihm sich alle Knie beugen müssen und werden (Phil 2,10f). Dies wird bei seinem Advent, seiner Wiederkunft geschehen.
Darauf können wir uns freuen, weil wir jetzt schon erleben, wie gut die Herrschaft von Jesus sich in unserem persönlichen Leben und in unseren Gemeinschaften auswirkt. Und wir können auch schon lauthals in das Lob derer einstimmen, die um den Thron Gottes stehen und für das Lamm Jesus singen (Offb 5,12).
Und darum können wir auch beten, dass Jesus ebenso die Macht hier auf der Erde übernehmen möge. Wir können ihn bitten, dass er wiederkommt, gerade in der Adventszeit.

Friede auf Erden
So wird nämlich Friede auf Erden! Der Friede, der jetzt so weit weg und unmöglich erscheint. Der Friede, den die Engel bei der Geburt von Jesus den Menschen versprochen haben (Lk 2,14). Der Friede, den schon Sacharja ankündigen durfte (Sach 9,10).
Ein Friede, den Israel unter den aktuellen Umständen nicht erleben kann.
Ein Friede, der aber in enger Verbindung mit dem „Erbteil“, dem versprochenen Land (V. 5) steht.
Ein Friede, dem vorausgeht, dass Gott die Völker dem Volk Israel unterordnet (V. 4).
Ein Friede, dem aber diese Völker trotzdem zustimmen, indem sie Gott, dem Herrn dieses Friedens, applaudieren und zujubeln (V. 2).
Wenn das Volk Gottes erkennt, dass Jesus sein bester König ist und auch so lebt, dann ist es eine Predigt der Hoffnung in dieser Welt. Eine Predigt der begründeten Hoffnung auf Frieden. Eine Predigt der Hoffnung auf den wiederkommenden Herrn.

Fragen zum Gespräch:
· Gibt’s in meinem Leben auch „Könige“, die ich mir einmal frei gewählt habe, unter deren Herrschaft ich jetzt aber leide?
· Wie ist die Herrschaft von Jesus in unserer Gemeinschaft zu spüren?
· Jesus ist der Friedefürst (Jes 9,5). Was haben wir dann als Friedensstifter (Mt 5,9; Jak 3,18) zu tun?

Christoph Bacher, Obersontheim

Vorschlag zur Gestaltung der Adventszeit:
Wir decken einen Platz mehr am Tisch für Jesus. So können wir ausdrücken, dass wir ihn erwarten. So kann ein Gespräch in Gang kommen über seine Ankunft. Da können wir ein Gebet draus machen. Da können wir ihm ein Lied singen.

Impulse zur Veranschaulichung für Kinder und Erwachsene:
- Viel singen. Wenn möglich Kinder mit Rhythmusinstrumenten begleiten lassen. Ansonsten wenigstens klatschen, siehe Vers 2.

Psalm 50

Leben, wie Gott es will

Ps 50 steht in einer Reihe von Psalmen, die als die „elohistischen Psalmen“ bezeichnet werden (42-83). Diese seltsame Bezeichnung tragen diese Psalmen deshalb, weil in ihnen, wenn von Gott die Rede ist, das hebräische Wort ’el’ bzw. ’elohim’ anstelle der Bezeichnung ‚jahwe’ (jhwh) tritt. El bzw. elohim war die Allgemeinbezeichnung für Gott und konnte auch bei anderen Göttern verwendet werden. So wird z.B. auch Baal als el, als Gott, bezeichnet. Jahwe hingegen steht allein als Bezeichnung für den einzigartigen Gott Israels. Gerade aber weil dieser Gott so einzigartig ist, entstand in Israel eine Scheu davor, seinen heiligen Namen auszusprechen, und so wurde er umschrieben. Dies wird dann interessant, wenn man bedenkt, dass in V. 1 unseres Psalms eine Ausnahme gemacht wird. Hier steht im hebräischen Urtext das Wort jahwe. Damit ist klar, dass dieser Psalm eine Sonderstellung einnimmt und dass hier ein ganz besonderes Thema angeschnitten werden soll. Wenn der heilige Name Gottes benutzt wird, muss es dafür einen wichtigen Grund geben, und damit sind wir mitten im Thema dieses Psalms: Wer ist Er, der Gott Israels, und was will Er?

Wer Gott ist (V. 1-6)
Mit einem Paukenschlag beginnt Asaf, der Sohn Berechjas, ein Levit und von David zu einem von drei „Cheftempelsängern“ eingesetzt (1Chr 6,16-28) seinen Psalm: Gott, der HERR, der Mächtige, unbegrenzt vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang. Das ist der Gott Israels, der auf Zion, dem Tempelberg, erscheint, um sein Volk zu richten. Und dann macht Asaf zunächst einmal klar, wer dieser Gott ist: Er ist ein Gott, der redet (1), der schön und glänzend (2), aber auch gefährlich und furchteinflößend (3) ist. Vor allem aber ist der Gott Israels ein Richter, dessen ureigenstes Merkmal Gerechtigkeit ist (6). Und dieser Gott kommt nun, um sein Volk zu richten (4-5), was sich nur in unseren Ohren bedrohlich anhört. Für die Beter und Propheten Israels war der Tag des Gerichtes viel weniger ein Schreckens-, als ein Freudentag, denn an diesem Tag würde Gott der Gerechtigkeit, die unter uns Menschen ein so armseliges Dasein fristet, zum Durchbruch verhelfen.

Was Gott will (V. 7-15)
Zwei Antworten gibt Asaf auf die Frage, was dieser Gott will, eine negative und eine positive:
a) Gott will kein frommes Getue (8-13). Am Beispiel des Opferkultes in Israel macht Asaf klar, dass es Gott nicht in erster Linie um einen perfekten Gottesdienst geht. Als ob es dieser Gott nötig hätte, dass man ihn mit Opfern, Gesängen oder sonst etwas überhäuft, um ihn freundlich zu stimmen. Gott ist kein heidnischer Götze, der so etwas braucht. Gott ist der Herrscher des Universums, dem alles gehört und dem man deshalb nichts schenken kann.
b) Gott will ein frommes Herz (14-15): Anstelle des frommen Aktionismus soll ein Herz stehen, das sich vor diesem gewaltigen Gott in Dankbarkeit beugt und sich ihm bis hinein in die tiefsten Nöte des menschlichen Lebens ausliefert. Wer das tut, wird erfahren, dass dieser Gott gerade da am meisten zu erleben ist, wo wir es am wenigsten vermuten würden: in den Niederungen des Lebens.

Wer Gott ist (V. 16-23)
Asaf schließt seinen Psalm, indem er zum Anfang zurückkehrt und noch einmal nachdrücklich klar machen will, wer Gott ist: Gott ist nicht wie wir (21), und der Mensch, der sich diesem Glauben und einem entsprechenden Leben hingibt, geht hoffnungslos in die Irre. Das will Gott nicht, und deshalb endet der Psalm mit einer letzten Aussage über die Art Gottes: Gott sehnt sich danach, dass die Menschen ihn begreifen und ergreifen, weil nur er der Weg ist, auf dem das Leben gelingen kann.

Der Geist des Neuen Bundes
Was der Psalmdichter noch nicht wissen konnte, ist für uns die Basis unseres Glaubens: Gott hat seine eigene Sehnsucht danach, dem Menschen zu helfen und ihm den Weg zum Leben zu zeigen, in Jesus gestillt. Der, der sagte: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben“, hat uns dies ermöglicht. Der ganze Psalm atmet den Geist des Neuen Bundes.

Fragen zum Gespräch:
· Sofern jeder eine Bibel hat, bietet es sich an, die Zuhörer in den ersten sechs Versen die Eigenschaften Gottes selbst entdecken zu lassen.
· Was Gott dem frommen Volke vorwirft (7-15), war auch einer der Hauptstreitpunkte zwischen Jesus und den Pharisäern und später zwischen Paulus und den gesetzlichen Christen: Frommes Getue gegen ein frommes Herz. Wo laufen wir hier immer wieder in die Falle, und wie kommen wir da raus?
· Wo meinen wir vorschnell, dass Gott wie wir ist? Was kann uns helfen, ihn so zu sehen, wie er wirklich ist?

Cornelius Haefele, Kusterdingen

Impulse zur Veranschaulichung für Kinder und Erwachsene:
Gott möchte keine Tieropfer, sondern den Dank, das Vertrauen, das Halten der Gebote.
- Der Psalm gipfelt in Vers 23. Deshalb lernen wir ihn auswendig. Umsetzung: Die einzelnen Worte oder Silben wurden vorher unter den Stühlen verteilt und müssen nun richtig zusammengesetzt werden. Eventuell an einer Wäscheleine aufhängen.