Esra 6, 1-22

Der fremde Herrscher treibt Gottes Werk voran

Darius, der persische König, lässt die Juden nicht nur gewähren, sondern befiehlt, den Bau und den Tempeldienst kräftig zu unterstützen. Mit dieser Hilfe gelingt das Vorhaben, und das Volk kann endlich wieder nach der Ordnung des Mose das Fest der Freiheit feiern.

Der fremde König hilft dem Volk Gottes
Darius gibt entscheidende Hilfen für den Tempelbau. Er hilft sogar mit regelmäßigen Zahlungen (V. 8) sowie mit Zuwendungen von Opfertieren (V. 9). Bemerkenswert ist, dass das für ihn keine bloße Pflichtübung ist, sondern es scheint ein Herzensanliegen zu sein (vgl. V. 22), denn er ermahnt seine Statthalter, die Arbeit auf keinen Fall zu behindern (V. 7) und seine königlichen Zuwendungen für die Juden nicht schlampig, sondern mit Sorgfalt auszuzahlen (V. 8b/9b). Damit nicht genug: Er droht mit der Todesstrafe und der Zerstörung des Hauses für den Fall, dass seine Anordnungen nicht genau befolgt werden (V. 11). Fast bekommt man den Eindruck, Darius sei ein König Israels und kein Fremdherrscher. Allerdings hat er auch ein Eigeninteresse am Tempelkult in Jerusalem: Er erhofft die Fürbitte der Priester in Jerusalem für sich und für seine Familie.
Auch das Schriftstück, das sein großer Vorgänger Kyrus verfasst hat und das den Juden die Heimkehr verspricht, mag großen Eindruck auf Darius gemacht haben. Auf jeden Fall dient diese Herzenseinstellung dem Tempelbau und hilft sehr zur zügigen Vollendung des Baus.

Tempelweihe und Passa - Das Fest der Freiheit und der Reinheit
Von zwei Festen wird nach der Fertigstellung des Baus berichtet: Das Einweihungsfest mit dem großen Opfer im neu geweihten Tempel, gleichzeitig auch die neue Weihe der Priester und die Neuaufnahme des regelmäßigen Tempeldienstes. Das zweite Fest ist das Passafest. Es hat nicht den offiziellen Charakter des Einweihungsfestes, aber es ist das Fest des Judentums. Es konnte in dieser Situation mit besonderem Tiefgang und großer Eindrücklichkeit gefeiert werden, denn es ist das Fest der Freiheit. "Es aßen das Passa die Israeliten, die aus der Gefangenschaft zurückgekommen waren" (V. 21) - schon in diesem Satz kommt zum Ausdruck, wie nahe diese Befreiungssituation dem ersten Passafest beim Auszug aus Ägypten kommt. Kein Wunder, dass große Freude herrschte!
Nicht nur die Freude prägt das Fest, sondern auch ein anderer Aspekt: die Reinheit. Es wird hier Wert darauf gelegt, dass sich das Volk reinigt und unter sich bleibt, um rein vor dem HERRN zu feiern. Auch heute noch ist die Reinheit ein wichtiger Punkt im Passafest. Alles Alte und Unreine, der "alte Sauerteig", wird sorgfältig ausgefegt und mit den ungesäuerten Broten der Aufbruch und der Neubeginn in Reinheit symbolisiert.

Fragen zum Weiterdenken:
· Was sind die Beweggründe für das Handeln von Darius, und wie bewerten wir sie?
· Wie feiern wir unsere Feste - mit Freude? (V. 22) - in Reinheit (V. 20/21)?

Markus Schanz