Esra 5, 1-17

Gottes Bauauftrag und menschliche Bedenkenträger

Gott gibt seinen Propheten Haggai und Sacharia den Auftrag, das Volk zum Tempelbau zu ermutigen - von amtlicher Seite der persischen Oberherrschaft wird der beginnende Bau mit großer Skepsis gesehen. Wie beeinflussen die Verhandlungen der Tempelbauer mit den persischen Beamten den Tempelbau?

Der Auftrag Gottes steht
In V. 1 wird auf die Propheten Haggai und Sacharja verwiesen. Ein Blick in diese Bücher lohnt sich an dieser Stelle; vor allem bei Haggai finden sich ganz konkrete Aufträge an das Volk, endlich den Bau des Tempels voranzutreiben. Z.B. in Haggai 1,2ff: "Dies Volk spricht: Die Zeit ist noch nicht da, dass man dem Herrn ein Haus baue - aber eure Zeit ist da, dass ihr in getäfelten Häusern wohnt, und dieses Haus muss wüst stehen!" Dann Haggai 1,7: "...Geht auf das Gebirge und holt Holz und baut das Haus!"
Dieser Anweisung entzieht sich das Volk nicht und geht unter der Anleitung von Serubbabel und Jeschua ans Werk.

Die amtliche Ernüchterung
"Wer hat euch befohlen, dieses Haus aufzubauen und seine Mauern aufzurichten?" so fragen die persischen Beamten in V. 3. Heute würde man sagen: die Beamten suchen nach dem "roten Punkt" der amtlichen Baufreigabe und schöpfen Verdacht, dass hier eine schwarze Baustelle vorliegt. Sie handeln dann auch genau so, wie man es sich bei korrekten Beamten vorstellt - sie erstatten Bericht an ihre Vorgesetzten. Sie entscheiden die Sache auf keinen Fall selbst, sondern legen sie dem König vor. Menschlich gesehen ist ihr Vorgehen richtig, denn es ist nicht irgend eine Baustelle, sondern hier wird das Haus eines Gottes aufgebaut, und ein Gott könnte eine Konkurrenz zu den Staatsgöttern der Perser darstellen.

Kein Baustopp
Es ist nur eine kleine Bemerkung, die Gottes Hilfe in dieser Situation klarmacht. Wahrscheinlich wäre es in der Macht der beiden Beamten Tattenai und Scheter-Bosnai gelegen, einen Baustopp zu verfügen. Aber dies geschieht nicht. Das Volk darf weiterbauen, und diese Tatsache wird nicht auf die Großzügigkeit der Beamten zurückgeführt, sondern auf das Eingreifen Gottes: "Aber das Auge ihres Gottes war über den Ältesten der Juden, so dass ihnen nicht gewehrt wurde..." Ein Baustopp hätte viel der Motivation des Volkes zunichte gemacht, und die Pläne für den Tempelbau wären lange Zeit zurückgeworfen worden. Gott lässt sich hier nicht die Initiative aus der Hand nehmen!

Frage zum Gespräch:
· Können wir von Situationen berichten, in denen Gott in ähnlicher Weise weiterhalf?

Pfarrer Markus Schanz, Vöhringen