Esra 3,1-13

Neuer Aufbruch in der Gemeinde

Da waren sie also angekommen im Land ihrer Väter. Die babylonische Gefangenschaft war endlich beendet, und viele Juden hatten sich auf den Weg in die Heimat gemacht. Dort angekommen begann langsam der Wiederaufbau der zerstörten Häuser und Städte. Alle packten mit an, alle wollten bald wieder ein festes Dach über dem Kopf und ein sicheres Auskommen haben. Aber das durfte nicht alles gewesen sein! So zumindest dachten die Vordenker in der Gemeinde.

Vordenker in der Gemeinde
Die kleine Schar der Juden, die im Land angekommen war, ist nicht führungslos gekommen. Schon immer hat sich Gott Menschen erweckt und berufen, die seine Herde weiterführen sollen; angefangen von Abraham über Mose bis hin zu David, und zuletzt natürlich Jesus.
So auch in der Zeit, als der persische König den Juden die Rückkehr in ihre Heimat erlaubte. Es waren nicht die Massen, die sich aufgemacht hatten, aber immerhin fast 50.000 Leute mit drei Männern an der Spitze: Serubbabel, Jeschua und Scheschbazar. Die ersten zwei werden vom Propheten Sacharja als vorbildliche Leiter der Gemeinde genannt. Und Scheschbazar ist der vom persischen König eingesetzte Verwalter des Tempelschatzes und erster Statthalter in der wieder besiedelten Provinz Juda.
Diesen Verantwortungsträgern war klar, dass die Sorge um leibliches Wohlergehen nicht ausreicht. Deshalb ist eine ihrer ersten Taten, den Altar auf dem verwüsteten Tempelplatz zu errichten. Sie taten das, weil sie wussten, dass auch in einem Neuanfang die Verbindung zu Gott unbedingt erhalten bleiben muss und dass der Mensch immer wieder schuldig wird und die Vergebung Gottes braucht. Und vor Jesu einmaligem Opfer war das tägliche Opfer auf dem Altar notwendig, um Gottes Vergebung zu erhalten.
Wie gut, wenn es in der Gemeinde solche Vordenker gibt, die dafür sorgen, dass wir zu Gott kommen können. Denn die Gemeindeglieder sind unterschiedlich motiviert. Schauen wir, wie es in Juda war:

Motivation in der Gemeinde
Zuerst einmal überrascht und erfreut es zu lesen, dass sich das ganze Volk einmütig versammelte "wie ein Mann" (V.1). Nach sieben Monaten Sorge um den eigenen Besitz und das eigene Haus ist den Juden klar geworden, dass das nicht ausreicht. Die Gemeinschaft mit den anderen und die Beziehung zu Gott kann durch Betriebsamkeit nicht ersetzt werden. Deshalb kommen sie zusammen.
Es klingt sogar richtig fromm, dass sie sich dem Gesetz des Mose verpflichtet wissen. Sie kennen ihre Bibel und versuchen danach zu handeln. Sie beginnen das Laubhüttenfest und die anderen Feste wieder regelmäßig zu feiern. Auch soll der Opferdienst täglich vorgenommen werden. Das, was zum Heil dient, soll äußerlich wohl geordnet erfolgen. Aber dann finden wir noch ganz kleinlaut den Hinweis, dass sie auch die "Furcht vor den Völkern", die im Land lebten, dazu geleitet hatte, sich Gott und seinem Schutz zuzuwenden. Das zeigt wieder einmal deutlich, dass es oft eigennützige Gründe sind, die in einer Gemeinde Motivationen weckt. Aber Gott kann auch diese Oberflächlichkeit zum Segen werden lassen.

Freude in der Gemeinde
Als es dann endlich auch zur Grundsteinlegung zum Tempelbau kommt, ist ein großes Fest in Jerusalem. Die Sänger stimmen den Lobpreis an, und die Gemeinde jauchzt. Die einen weinen vor Freude, die anderen jubilieren laut, und beides geschieht zum Lob Gottes. Mit der Grundsteinlegung hat die Gemeinde ein gemeinsames Ziel vor Augen. Mit dem Bau des Tempels sollte das Volk innerlich zusammenwachsen können und einen sichtbaren Rückhalt in Gott haben. Grund genug zu großer Freude in der Gemeinde.

Anregungen zum Gespräch:
· Wer sind die Vordenker unserer Gemeinde? Könnte Gott auch mich zu so einem machen?
· Was ist unsere Motivation, zur Gemeinschaftsstunde zu kommen?
· Wann haben wir zum letzten Mal in unserer Gemeinschaft laut vor Freude geweint oder jubiliert, weil Gott uns eine herrliche Zukunftsperspektive gibt?

Pfarrer Ekkehard Graf, Owen