2. Mose 32,30-33,11

Ein Tag in deinen Vorhöfen ist besser als sonst tausend (Ps 84,11)

Durch den Abfall vom Sinai verliert das Volk Gottes die Möglichkeit einer unmittelbaren, lebendigen Beziehung zu Gott: Mose verbleibt als Einziger in der lebensspendenden Gegenwart Gottes. Er wird dauerhaft zum Vermittler der Gottesbeziehung für das Volk Israel.

Während zunächst der Schock noch tief sitzt, die Buße und die Analyse im Vordergrund stehen (32,30-35), schildert 33,1-6 eine neue, veränderte Verheißung. 33,7-11 erzählt vom Umgang Gottes mit Mose und sagt damit auch uns: So könnte es sein. Auch zwischen dir und deinem Gott.

Mose bittet für das Volk
Könnte nicht auch ein anderer auf den Berg steigen und für das Volk bitten? Warum denn schon wieder Mose? - Weil er als einziger nicht am Abfall beteiligt und daher schuldlos war. Denn nur der Schuldlose kann für den Schuldigen bitten. Daher ist es verständlich, dass auch nur ein Unschuldiger für den Schuldigen sterben kann. Wenn wir uns einen Graben vorstellen, der Schuldige und Unschuldige trennt (etwa wie die Darstellung von Kap. 32,27 in dem alten Mosefilm „Die zehn Gebote“), so steht auf der einen Seite die Menschheit als Ganzes, auf der anderen Seite Gott allein mit seinem Sohn. So kann auch nur Jesus Christus für uns bitten und sterben. Kein Mensch kann dies tun, und sei er noch so heilig.

Gott schützt sein Volk
Gott geht auf Distanz zu seinem Volk „Ich selbst will nicht mit dir hinaufziehen … Wenn ich nur einen Augenblick mit dir hinaufzöge, würde ich dich vertilgen“ (33,3b.5b). Die Distanz zwischen Gott und seinem Volk dient dazu, sein Volk zu schützen. Es ist keine wie auch immer geartete Strafmaßnahme Gottes, sondern ein für beide Seiten schmerzhafter Gnadenakt.

So könnte es sein!
Was hat Israel durch seine Phantasie verloren (vgl. Röm 2)? - Das, was Mose im Heiligen Zelt - nun ganz alleine - erlebt, was ihm alleine dort widerfährt. Der vertrauensvolle Umgang mit dem nicht vorstellbaren Gott, der unseren äußeren Augen verborgen bleiben soll, damit das innere Auge frei bleibt für den Augenblick, wenn Gott etwas von sich preisgeben will. Dass Mose nicht alleine bleibt, dass wir mit ihm gemeinsam diesen vertrauten Umgang mit Gott haben, dafür ist Christus am Kreuz gestorben.

Fragen zum Gespräch:
· Wie lebe ich diese Beziehung zu meinem HERRN praktisch? Wie möchte ich sie leben?
· Was hindert mich daran und wofür will ich dankbar sein?

Pfarrer Thomas Wingert

Impulse zur Veranschaulichung für Kinder und Erwachsene:
Impuls: Sünde wiegt schwer. Oft hat sie Folgen, die man trotz Vergebung nicht einfach wegwischen kann. Kann jemand ein Beispiel dazu erzählen?