2.Mose 16,1-36

Gott erinnert sein Volk

Heute steigen wir wieder im Mosebuch ein. Wir erinnern uns an den wunderbaren Lobgesang des Mose. Vergessen ist auch nicht der frohe Reigen von Mirjam und den Frauen. Staunend schauen wir zurück auf die Errettung des Volkes. Gott selbst ist der Retter; daran will Mose uns erinnern.

Einleitung
Jugendliche verstehen oft nicht, warum alt gewordene Menschen so viel von der Vergangenheit reden. Das liegt sicher auch daran, wie sie davon sprechen. Wir sollten uns in rechter Weise an das Vergangene erinnern, nicht verklärt, sondern nüchtern und ehrlich. Warum?
Wir denken an Entscheidungen, die wir getroffen haben, für die wir heute noch geradestehen. Da gab es Erfolge, denen wir unser Selbstvertrauen verdanken, ja auch Niederlagen, die uns tief erschütterten. Da war die Erfahrung von Liebe und Zärtlichkeit, die heute noch wärmt und Geborgenheit und Zuversicht gibt. Da ist Gott, der mit mir war. Wir erinnern uns, weil wir zeigen wollen, warum wir dankbar sein können, warum wir uns vor dem Morgen nicht fürchten brauchen. Übrigens müssen es nicht immer Worte sein, durch die wir uns an etwas erinnern.
Ich denke an einen Menschen, der jeden Morgen ein Glas Wasser trinkt. Gefragt, warum er das tue, antwortet er: „Damit ich nicht vergesse, dass ich mein Leben einem Glas Wasser verdanke, das mir ein englischer Soldat in der Wüste Afrikas reichte.“

Gott erinnert sein Volk – Hunger tut weh
Im Tempel in Jerusalem stand in der Bundeslade ein goldener Krug mit weißen Hörnern. Er hatte für das Volk Israel die gleiche Bedeutung wie das Glas Wasser im Leben unseres Soldaten. Er sollte Israel nicht vergessen lassen, dass es sein Leben einer merkwürdigen Speise verdankt, die man Manna nennt.
Die Erinnerung an die Vergangenheit spielt in Israel eine ganz besondere Rolle. Ja, Israel ist das Volk, das wie kein anderes aus der Kraft der Erinnerung lebt: In 5.Mose 8,2-3 heißt es: “Gedenke des ganzen Weges, den dich der Herr, dein Gott, geleitet hat diese vierzig Jahre in der Wüste ... Er demütigte dich und ließ dich hungern und speiste dich mit Manna, das du und deine Väter nie gekannt hatten, auf dass er dir kundtäte, dass der Mensch nicht lebt vom Brot allein, sondern von allem, was aus dem Munde des Herrn geht.“
Mit diesen Worten erinnerten die Priester das Volk an den wunderbaren Weg.
Was war geschehen?
Wenige Wochen sind sie nun unterwegs. Die mitgebrachten Vorräte sind aufgebraucht. Was soll nun werden? Das Volk macht eine neue Erfahrung: Der Weg mit Gott ist nicht einfach – nein, wahrlich kein Spaziergang. Das Leben ist bedroht. Das wird körperlich spürbar. Hunger! Für das hungernde Volk hat das zur Folge, dass nun auf einmal die Tortur der Sklaverei in rosigem Licht erscheint. Vergessen sind die Demütigungen, die Peitschen. Vergessen aber auch die Wohltaten Gottes, die wunderbare Errettung, die Freiheit. Sie haben nur eine Frage: Was soll aus uns werden? „Was werden wir essen, was werden wir trinken?“

Gott erinnert sein Volk – ihr dürft leben
Es ist erstaunlich, dass Gott nicht zornig wird (V. 4). Er weiß, wie wichtig das tägliche Brot ist. Er will uns gerade in Zeiten auswegloser Not zeigen, wer unser Leben in der Hand hat und aus wessen Hand unser tägliches Brot kommt. Gott verspricht dem Volk Brot und Fleisch. Nun geschieht das Wunder. Sie finden Man hu (Was ist das? Manna) und fangen Wachteln. Das ist zum Verstehen wichtig. Gott, der Schöpfer, benutzt seine Schöpfung, um das Volk Gottes zu versorgen, und zeigt dir und mir, wie er auf wunderbare Weise helfen kann.
Da kommt ein englischer Soldat und gibt ein Glas Wasser. Für unseren Mann war das das Wunder aus Gottes guter Hand (V. 15: „Das ist das Brot, das euch der Herr zu essen gibt“).

Gott erinnert sein Volk – seid dankbar
Gedenke des Weges! Das ist für uns alle wichtig. Unsere Zukunft ist nicht einsehbar, aber eines soll gewiß sein: Der Herr, der bisher mit uns war, wird auch morgen mit uns sein.
Da war die Hand, die dir den Becher Wasser reichte, als du am Verdursten warst. Wer war das?
Es war das Wasser, das der Herr dir reichte.
Da war ein Wort, das du hörtest, als du ganz verzweifelt warst. Dieses Wort tröstete dich. Es ließ dich nicht mehr los und half dir weiter.
Wer war das?
Es war das Wort, das der Herr zu dir sprach.
Da meinst du, dich würde niemand verstehen, es gäbe keinen Menschen, der für dich da wäre. Und auf einmal war da jemand, der gut zu dir war. Er hatte Geduld, er verstand deine Schwierigkeiten, und du konntest dich auf ihn verlassen.
Wer war das?
Es war der Mensch, den der Herr dir gab.
Wenn wir daran denken, werden wir nicht mehr nur zufrieden sein, sondern dankbar werden. Dankbarkeit ist mehr als zufrieden sein. Der Zufriedene freut sich am Leben, wie es ist, und fragt nicht nach dem Woher und Warum. Der Dankbare dagegen erinnert sich an den Geber, der hinter allem steht: Gott. Wenn wir über unser Leben nachdenken und den Weg in Gedanken noch einmal zurücklegen, den Gott der Herr führte, dann werden wir dankbar.

Fragen zum Gespräch:
· Gibt es in meiner Lebensgeschichte schwere Ereignisse, die mich heute dankbar staunen lassen?
· Wie sehe ich heute die Menschen, die mir in einer persönlichen Lebensnot geholfen haben?
· Welches Brot ist das Beste? Lies Joh 6,31-35.48-58.

Walter Kneip, Neuenbürg

Impulse zur Veranschaulichung für Erwachsene und Kinder:
- Ein „Israelit“ erzählt die Geschichte.
- In Schüsseln stehen Honigpops oder Popkorn bereit. Nun darf sich jeder mit einem Löffel eine Handvoll herausnehmen. Nachher wird verglichen: Einer hat vermutlich viel, der andere weniger gesammelt - so wie damals.
Trotzdem: Jeder hatte genug!
- Gegen das ständige Murren erinnern wir uns gegenseitig an Psalm 103,2. Einer spricht es dem anderen zu: „Wilhelm, vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat!“ „Sabine, vergiss nicht ...“