1. Mose 41, 37-57

Vom eingesperrten Sklaven zum Vizekönig und Landesvater

Josef deutet die Träume des Pharao und erteilt dazu noch einen Rat, wie die nach den sieben fetten Jahren drohende Hungersnot bewältigt werden könnte. Der Pharao ist so begeistert von Josef, dass er ihm das höchste Amt des Landes überträgt, er wird zum zweitmächtigsten Mann in Ägypten, er darf sich Landesvater nennen. Josef heiratet eine Ägypterin, die Tochter des Priesters der Stadt On (Heliopolis, nördlich von Kairo). Die beiden Söhne Manasse und Ephraim werden geboren. Als die Zeit der Hungersnot anbricht, verkauft Josef das in den Vorratshäusern gelagerte Getreide.

Gott erniedrigt und erhöht
Einen steileren Aufstieg kann man sich kaum vorstellen: Josef, der im Gefängnis sitzende Sklave wird Vizekönig, nur noch der Pharao selbst steht über ihm. Dies geschieht von einer Stunde auf die andere. Er hat noch die Sträflingskleidung an, da bringen ihm die Diener des Pharao schon kostbare Kleider und eine goldene Kette. Der Pharao selbst macht Josef zum "Herrn des Rings", er übergibt ihm seinen Siegelring. Josef wird mit den Zeichen der Macht ausgestattet, nachdem er jahrelang ohnmächtig an einem unwirtlichen Ort eingesperrt war.
1. Samuel 2,7 könnte man als eine Zusammenfassung des Lebens Josefs sehen: "Der Herr macht arm und macht reich; er erniedrigt und erhöht" (vgl. auch Lukas 1,52). Bei Gott ist nichts unmöglich, er kann von einem Moment auf den anderen das Leben eines Menschen, das verpfuscht schien, wenden, und es aus der Dunkelheit herausholen um es in ein helles Licht zu stellen.

Geduldiges Warten wird belohnt
Josef hat die schwere Zeit durchgestanden. 17 Jahre alt war er gewesen, als er den Hass seiner Brüder auf sich zog (1. Mose 37,2). Nun waren 13 Jahre vergangen, inzwischen war er 30 Jahre alt (V.46). So lange musste er warten und die Zeit als Sklave und zu unrecht Eingesperrter aushalten. Sein Gottvertrauen war in dieser Zeit schwer auf die Probe gestellt worden. Dafür, dass er Gottes Gebote eingehalten hatte und der Versuchung zum Ehebruch mit der Frau Potifars nicht nachgegeben hatte, war er mehrere Jahre ins Gefängnis gesperrt worden. Aus der Sicht Josefs mag das vielleicht verlorene Zeit gewesen sein, aus der Sicht Gottes nicht. Er hatte Großes mit ihm vor. Aber dazu musste Josef wachsen und reifen, wie viele andere Menschen der Bibel (Abraham, David u.a.).

"Gott hat mich vergessen lassen all mein Unglück und mein ganzes Vaterhaus" - so deutet Josef den Namen seines ersten Sohnes "Manasse". Nicht im strengen Sinn des Wortes "vergessen" ist das zu verstehen, sondern wohl so, dass Josef auch im fremden Land glücklich geworden ist und nicht in Bitterkeit und Gram täglich an seine Familie in seinem Heimatland denken muss. Der weitere Verlauf der Geschichte zeigt, wie sehr Josef trotz allem an seinen Brüdern und seinem Vater hängt.
Ein Liedvers von Jürgen Werth zu Josef regt zu intensivem Nachdenken über dieses faszinierende Leben an: "Manches Ende ist ein Anfang,
manche Nacht das Morgengraun,
mancher Tod bringt neues Leben
und Enttäuschung mehr Vertraun."

Fragen zum Gespräch:
Traue ich Gott zu, dass er Unmögliches möglich machen kann?
Traue ich ihm eine positive Wende in meinem Leben und im Leben anderer zu?
Kann ich lange Durststrecken durchhalten ohne Hoffnung und Gottvertrauen zu verlieren?

Markus Hägele, Schrozberg-Ettenhausen