1. Mose 41,1-36

Josef deutet die Träume des Pharao

Der Pharao träumt von sieben fetten Kühen, die von sieben mageren Kühen aufgefressen werden und von sieben fetten Ähren, die von sieben mageren Ähren aufgefressen werden. Kein einziger der Wahrsager und Gelehrten Ägyptens kann die Träume des Pharao deuten.
Der vor zwei Jahren aus dem Gefängnis entlassene Mundschenk erinnert sich an Josef, der ihm im Gefängnis begegnet war. Seinen Traum und den Traum des Bäckers hatte Josef damals richtig gedeutet. Der Pharao lässt Josef sofort aus dem Gefängnis holen.
Die Träume finden nun doch noch ihre Deutung.

Gott stellt Josefs Geduld auf eine harte Probe
Wie sehr sehnte sich Josef im Gefängnis nach Freiheit, war er doch völlig zu Unrecht eingesperrt worden. Nun hatte er große Hoffnung in den Mundschenk des Pharao gesetzt, den er gebeten hatte, sich nach dessen Freilassung beim Pharao für ihn einzusetzen. Aber - es geschieht etwas zutiefst Menschliches - der Mundschenk hat die ersehnte Freiheit wieder und er denkt nicht mehr an seinen ehemaligen Mitgefangenen Josef, er vergisst ihn einfach! Zwei Jahre muss Josef warten, bis sich seine traurige Lage ändert. Gott lässt Josef lange warten. Er nimmt ihn in eine harte Schule. Ob Josef in manchen Nächten von Zweifeln und Hoffnungslosigkeit geplagt war? Ob er an manchen Tagen gegen den Hass kämpfen musste, der in ihm hochsteigen wollte, den Hass auf seine Brüder und die Frau des Potifar, die ihn in diese missliche Lage gebracht hatten?
Am Ende läuft alles nach Gottes wunderbarem Plan, aber das konnte Josef in dieser Situation noch nicht sehen.

Die Bedeutung von Träumen
In der Lebensgeschichte Josefs haben Träume einen hohen Stellenwert: Seine eigenen Träume in 1. Mose 37,5-11 provozierten den Hass seiner Brüder, der dazu führte, dass diese ihn nach Ägypten verkauften. Die richtige Deutung der Träume der Mitgefangenen in 1. Mose 40 trugen zu seiner Befreiung aus dem Gefängnis bei.
Träume kommen in der Bibel häufig vor. Schon Sara, die Frau Abrahams wurde durch einen Traum aus der Hand Abimelechs befreit (1. Mose 20,3). Der Prophet Daniel hatte gewaltige Träume, in denen Gott ihm kommende Ereignisse offenbarte (Daniel 7 ff). Der Weg des Evangeliums von Asien nach Europa wurde durch einen Traum geebnet (Paulus in Apostelgeschichte 16,9).
Es gibt allerdings auch eine negative Beurteilung von Träumen in der Auseinandersetzung um wahre und falsche Prophetie: "Ein Prophet, der Träume hat, der erzähle Träume; wer aber mein Wort hat, der predige mein Wort recht" (Jeremia 23,28). Entscheidend ist, ob die Träume von Gott kommen oder aus menschlicher Phantasie. In der Josefsgeschichte wird immer wieder betont: Allein Gott selbst offenbart den Sinn der Träume! (40,8; 41,25). Die Weisheit der Welt kann Gott nicht erreichen. Gott offenbart einzelnen Menschen wie Josef seine Pläne, seinen Heilsweg, keine menschliche Wissenschaft und Klugheit kann von sich aus die Weisheit Gottes erschließen.

Fragen zum Gespräch:
1. Lässt Gott mich lange warten auf etwas, das mir sehr viel bedeutet? Wer kann von Hoffnungen und Erwartungen erzählen, die nach einer langen Zeit des Betens und Wartens doch noch eintrafen?
2. Welche Bedeutung haben für mich Träume? Hat mir Gott in einem Traum schon einmal etwas gezeigt, was für mein Leben wichtig war?

Markus Hägele, Schrozberg-Ettenhausen