1. Mose 37,12-26

Vom Vater gesandt - von den Brüdern verworfen

Diese Geschichte macht anschaulich und deutlich, was Erwählung, Hirtendienst und Sendung bedeutet. Vielfältig kann in dieser Geschichte auf Jesus Bezug genommen werden - siehe gesonderte Übersicht "Josef und Jesus".

1. Vom Vater gesandt (V. 12-14)
Die Brüder haben sich weit vom Vaterhaus entfernt. Die Fürsorge des Vaters hat alle im Blick. Er sendet seinen "lieben Sohn" als Mittler. Siehe auch Joh 20,21 und GL 87,2.

2. Der Gehorsam des Sohnes (V. 13)
Das "Ja" des Sohnes ist überhaupt nicht selbstverständlich. Er geht allein - gefahrvolle Wege, Hitze und Durst usw. warten auf ihn. Er verlässt das Vaterhaus für immer. Er ist nicht der verweichlichte Junge - sonst würde er nicht gehen. Gehorsamswege sind oft schwere Wege, aber sie bringen Segen. Vgl. GL 87,3

3. Er sucht seine Brüder
Wahrlich kein Spaziergang! Er findet sie nicht am erwarteten Ort - sie haben sich noch mehr vom Vaterhaus entfernt. Er irrt umher und sucht. Doch er gibt nicht auf; er wartet nicht, bis sie kommen. Er wagt neue Schritte.

4. Nicht angenommen - verworfen
Welch ein Schock! Er sucht die Brüder - und wird abgelehnt, verachtet, gefangen, verkauft. Die Erfüllung des geoffenbarten Planes Gottes soll vereitelt werden, weil er nicht ihrem Stolz und Hochmut entsprach. Deshalb: hinweg mit ihm!

5. Aus dem Neid erwächst Schlimmes
Wir vergleichen die Verse 4, 8, 11, 18, 24. Wo sich Groll und Neid im Herzen festsetzen, gibt es eine Steigerung bis hin zur bösen Tat. "Aus dem Herzen kommen arge Gedanken..." Wenn dem Heiligen Geist Raum gegeben wird, erwachsen daraus Früchte (Gal 5,22).

6. Der Weg geht hinab
- Der Rock wird ausgezogen. Das Zeichen der Vaterliebe wird vom Leib gerissen; stattdessen Sklavenkleidung ("Knechtsgestalt"), später Gefängniskleidung.
- In die Grube als Ort der Tiefe. Das geht nicht ohne tiefe Angst (vgl. 42,21 und Jesus in Gethsemane)
- Verkauft um des Geldes willen. Das vergängliche Gut ist wertvoller als die Bruderseele. Wieviel Unrecht ist schon geschehen um des Mammons willen!
- Hinab nach Ägypten - ausgeliefert in die Hände von Fremden, von Heiden. In Ägypten geht es noch tiefer - als Sklave und ins Gefängnis.

7. Unschuldiges Blut muss fließen
Wegen der Schuld von Menschen muss anderes Leben geopfert werden (vgl. 1.Mo 3,21 und die Opfer im Alten Bund bis hin zu Christus). Auch durch Vater Jakob musste ein Böcklein sterben, um seinen Betrug zu vertuschen (1.Mo 27). Das Blut soll die Brüder "rein waschen". Es gibt zwei Möglichkeiten, mit der Schuld umzugehen:
- wir vertuschen die Schuld oder
- wir bekennen sie vor Gott, damit sie vergeben wird.

8. Gott holt das Unrecht ein
Jakobs Betrug an seinem alten Vater Isaak leuchtet hier auf. Sein Unrecht wird eingeholt. Auch er wird sehr einsam. So tief wirkt der Schmerz, dass kein menschlicher Trost angenommen werden kann. Nichts greift mehr! Erst als Gott später selbst eingreift, wird es um Jakob wieder hell (1.Mo 45,27+28).
Auch das Unrecht der Brüder wird später eingeholt. Nach 13 Jahren gibt es ein Wiedersehen: Der verlorene Bruder ist der Herr. Und so gilt bei der Wiederkunft Jesu: Es werden ihn alle sehen, in welchen sie gestochen haben - Jesus Christus, der Herr!

Fragen zum Gespräch:
- Wie sieht das heute (konkret) aus: Ich suche meine Brüder?
- Wir sprechen vom Umgang mit der Schuld.
- Wie gehen wir seelsorgerlich mit trostlosen Situationen um?

Otto Schaude