Weisheit

Gott hat als Schöpfer alles weise geordnet (Ps. 104,24; Spr 3,19). Die Zusammenhänge der Schöpfung und deren Ausgestaltung waren sehr gut.
Weisheit im eigentlichen Sinn gibt es nur bei Gott (Röm 16,27). Seine Weisheit zeigt sich in der Schöpfung und in seinem Heilsplan für die Menschen.
Der Gegensatz ist die Torheit. Aber eben nicht im Sinne der Dummheit, sondern im Sinn der Loslösung von Gott. Töricht handelt demnach, wer Gott ausklammert. Weise handelt, wer sein Leben an ihm ausrichtet.
Weisheit ohne Gott führt zur Selbstüberschätzung.

Weisheit gründet in der Gotteserkenntnis (Sprüche 1,7)

Vor einigen Jahren bezogen wir eine Wohnung in einem Neubau. Zwei Tage vor dem Einzug montierte der Elektriker die Neonlampe in der Küche. Danach betätigte er den Lichtschalter - aber nichts geschah. Er überprüfte die Lampe, die Verkabelung… Am Ende musste er feststellen, dass alles in der Küche wunderbar installiert war. Lediglich die Stromzuleitung wurde vergessen.

Diese Geschichte soll verdeutlichen, was die Bibel meint, wenn sie von Weisheit spricht. Wir können unser Leben bis ins Kleinste hinein planen und gestalten. Wenn es aber nicht beim Schöpfer des Lebens angeschlossen ist, ist alle noch so fachmännische „Lebensinstallation“ wertlos und töricht.

Gott ist der Schöpfer. Er hat Ordnung in das Chaos des Anfangs gebracht. Diese Ordnung erst schuf den Lebensraum für Pflanzen, Tiere und Menschen. „Der HERR hat die Erde durch Weisheit gegründet und nach seiner Einsicht die Himmel bereitet…“ (Spr 3,19). Die einzelnen Teile der Schöpfung stehen in einem Zusammenhang. Wird ein Aspekt übersehen, wird das lebensermöglichende Gleichgewicht durcheinander gebracht.
Der Mensch im Garten Eden lebte in Harmonie mit Gott und der Schöpfung bis zum Sündenfall. Er wollte sein wie Gott und übersah den wesentlichen und lebensabhängigen Zusammenhang zwischen Geschöpf und Schöpfer. Er wurde aus dem Paradies verstoßen.
In Sprüche 1, 7 wird der Mensch darauf hingewiesen: Wirklich weise handelt nur, wer Gott ernst nimmt. Er weiß, dass nur der Schöpfer sagen kann, wie Leben wirklich gelingt.

Weisheit vertraut aufgrund der Gottesbeziehung (Sprüche 3, 1-12)

So einfach sie klingt, so angefochten ist die eben angesprochene Erkenntnis. Auf sehr unterschiedliche Weise werden die Lebensordnungen hinterfragt. Aber immer steht der Gedanke dahinter: Ist das Leben nicht einfacher und besser, wenn wir die Gebote nicht gar so ernst nehmen? Sie werden als Verbotsregeln eines despotischen Gottes wahrgenommen.

Sprüche 3, 12 macht dagegen deutlich, dass hinter den Geboten kein Despot, sondern die Liebe eines Vaters steht. Dieser fordert nicht die Einhaltung der Gebote um der Gebote willen. Es sind keine willkürlich aufgestellten Grenzen, um uns zu einzuschränken. Ihm geht es um uns und den Schutz vor der törichten Selbstzerstörung.

In Jesus Christus zeigt sich diese Liebe Gottes. Gott gibt seinen Sohn in diese Welt, lässt ihn am Kreuz von Golgatha für unsere Schuld bluten und weckt ihn auf aus den Toten. Er, der liebende Gott, wirbt um unsere Liebe und Vertrauen ihm gegenüber.
Wer Gott liebt, wird ihn ernst nehmen und sein Denken und Handeln an ihm ausrichten.
Manche Jugendliche tragen deshalb ein Armband, auf die die Buchstaben „WWJD“ gestickt sind. Sie stehen für die Frage: „What would Jesus do?“ (Was würde Jesus tun?). Wen diese Frage bewegt, handelt weise.

Weisheit wirkt in der Liebe (Jakobus 3, 13-18)

Gottes Liebe schenkt einen neuen Zugang zu den Geboten. Das führt zu einer anderen Verhaltensweise. Die Weisheit durchschaut die zerstörerischen Zusammenhänge. Sie erkennt, wie Neid und Streit nicht nur die Beziehung zu anderen Menschen vergiftet, sondern auch das eigene Leben zerstört. Wer dem andern beispielsweise seinen Reichtum nicht gönnt, wird sein eigenes Leben immer defizitär erleben.

Die Weisheit aber beklagt und bejammert nicht. Sie setzt neue Akzente. Nicht die Anklage prägt ihren Umgang mit den Mitmenschen. Sie fordert nicht die Liebe von anderen, sondern liebt selbst.

Günter Blatz, Gemeinschaftsinspektor, Beutelsbach

Text aus dem Magazin "Gemeinschaft" 8-9/2013