Jünger

Lukas 10,1-12; Matthäus 11,28-30; Johannes 15,7-8

Jünger – so nennt die Bibel Menschen, die sich zu einem Lehrer oder Meister  halten, um von ihm zu lernen und oft auch mit ihm zu leben. Das griechische Wort für Jünger bedeutet Schüler/Lehrling. Auch in anderen Religionen gab und gibt es dieses Lehrer-Schüler-Lernsystem. Durch Hören, Rückfragen, Mitgehen und Miterleben lernte man leichter und lebensnaher in einer Gruppe interessierter
Menschen. Was das Besondere der Jünger in der Bibel ist und was die Jünger Jesu heute auszeichnet, das will immer wieder neu entdeckt und gelebt werden. Und
manch einer, der solch ein Jünger Jesu wird, fühlt sich dabei sogar jünger!!

1. Lehrer-Schüler-Verhältnisse im Alten Testament

Mose – Josua:

Josua war von Jugend an Mose Diener. Mose bestimmt ihn zum Anführer im Kampf gegen die angreifenden Amalekiter. Während Mose auf dem Berg betet, kämpfen die Israeliten unter der Führung Josuas. Josua ist Moses Begleiter auf den Berg Sinai zur Offenbarung Gottes und auch in die Stiftshütte.

Eli – Samuel:

Der Teenie Samuel wird schon früh in den vollzeitlichen Tempeldienst eingeführt. Eli lehrt ihn, auf Gott zu hören, mit ihm zu reden und ihm im Gotteshaus zu dienen. Propheten und Prophetenjünger (2Kö 2ff.): Elia und Elisa haben Kontakte und wohl auch Aufgaben in verschiedenen  Prophetenschulen (Bethel, Jericho, Gilgal). Dort wirken sie als Begleiter, Lehrer, Nothelfer, Seelsorger und Wundertäter. Die Prophetenschulen entstanden wohl
auch als Gegenbewegung gegen die Baalspriester und -propheten.

Jesaja und seine Jünger (Jes 8,16):

Er spricht vom rechten Hören wie Jünger und vom rechten Wort (Zunge) für die Müden. (Jes 50,4) Amos stellt sich dem König Amazja vor: „Ich bin kein Prophet noch ein Prophetenjünger, sondern ich bin ein Hirte, der Maulbeeren züchtet.“ D.h. Gott hat mich direkt aus meinem Beruf heraus zum Zeugen berufen.

2. Lehrer-Schüler-Verhältnisse im Neuen Testament

Es gab Jünger/Schüler/Anhänger bedeutender Personen wie Lehrer, Meister, Rabbi, König: z.B. des Mose, der Pharisäer, des Johannes, des Gamaliel, des Herodes. Sie führten Streitgespräche mit Jesus über Fragen des Glaubens und
Lebens.

Die Jünger Jesu

a) Die Zwölf, die Jesus auch Apostel nannte: Sie wurden alle von Jesus selbst berufen, meist mit dem Aufruf: „Folge mir nach!“ Sie begleiteten Jesus drei Jahre, hörten viele Ansprachen, erlebten Begegnungen, Wunder (Heilungen, Totenerweckungen, Dämonenaustreibungen, Speisungswunder, Verklärung, Auferstehung und Himmelfahrt Jesu). Diese Zwölf bilden den Stamm der neutestamentlichen Gemeinde, analog zu den 12 Stämmen des Volkes Israel im Alten Testament. Die Kirche ist erbaut auf dem Grund der Apostel und  Propheten. Von ihnen haben wir die fundamentalen Informationen über Gott und Jesus und seine Gemeinde.

b) Neben den Zwölfen hatte Jesus noch weitere Jünger und Anhänger: Oft wird auch von einer großen Menge berichtet, die Jesus nachfolgte, Männer und Frauen. Einige Frauen, die Jesus und seine Jünger begleiteten und versorgten, werden namentlich genannt: Maria Magdalena, Johanna, Susanna, Marta, Maria u.a. Auch nach der Himmelfahrt Jesu werden die Gläubigen noch Jünger genannt, auch im Ausland. In dem heidenchristlichen Ort Antiochia wird dann der Name „Christen“ für die Jünger eingeführt.

c) Der Heidenapostel Paulus: Er begegnet nach Pfingsten dem himmlischen Jesus, der ihn vom Gesetzesfanatiker zum Heidenapostel, Freudenbringer und  Jesusverkündiger macht.

3. Jünger Jesu heute

a) Wie man Jünger Jesu wird:

„Dieser Lehrer ist spitze, darum will ich zu ihm in die Schule.“ – Die ersten Jünger wurden von Jesus selbst berufen und erlebten ihn über drei Jahre. Ihr Fazit: „Wir gehen nicht mehr weg von Dir. Deine Worte sind keine leeren Hülsen. In Dir erkennen wir Gott. Durch Dich haben wir ewiges Leben. Nirgends sonst gibt es ewiges Leben.“

Vor der Entscheidung, ein Jünger Jesu zu werden, steht die Information über ihn und sein „Unternehmen“. Durch Lesen und Hören seines Wortes, durch  Mitgehen und Miterleben seiner Gemeinde erfahre ich, wer und wie er ist, was er kann und will, was er gibt und nimmt, wie und wohin er mich führt. So werde ich evtl. vom Zuschauer und Zuhörer zum Schüler, Jünger, Nachfolger, Christen. Die höchste Stufe des Jüngers ist die Aufnahme in die „Familie Gottes“ als Kind Gottes. Gott will nicht nur meinen Verstand erreichen. Sein Ziel ist, dass er in mir wohnt und mich von innen her prägt und erneuert. Paulus beschreibt es in Röm 8,14f.: „Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder!“ und „Wir haben einen kindlichen Geist empfangen, durch den wir rufen: Abba, lieber
Vater!“

Wie ist mein Verhältnis zu Jesus?
b) Was Jünger Jesu kennzeichnet:

  •     mitgehen und miterleben

Das „Schülersein“ ist eine Lebensaufgabe. Man lernt nie aus. Man lernt Jesus immer besser kennen. Dabei geht es nicht nur um theoretischen Unterricht und Information, sondern um praktische Mitarbeit. Das Gelernte will in die Tat umgesetzt werden, dabei gibt es die „Aha-Erfahrungen“. Ein biblisches Beispiel ist das Praktikum der 72 Jünger, die Jesus aussandte, um in seinem Namen Hausbesuche und Informationsveranstaltungen über Gott zu halten. Jeweils zu zweit sollten sie dabei vorgehen. Bitte lesen: Lk 10,1-12. An dieses Praktikum schloss sich eine Auswertung an. Bitte lesen: Lk 10,17-20
Wo und wie führen wir Interessenten in die Praxis des Glaubens ein?

  •     hören und fragen

Die Jünger damals baten Jesus: Erkläre uns das nochmal! Als es um Fragen der Versorgung einer tausendfachen Menschenmenge ging, fragten sie Jesus:  „Woher nehmen wir Essen für so viele?“ An anderer Stelle fragen sie sich staunend: Wer ist dieser Jesus? Auch heute lernt man durch Fragen. Die  Gemeinde darf nicht nur „Hörsäle“ haben.
Wo bieten wir heute Möglichkeiten zu Fragen und Gespräch?

  •     lernen und einprägen


Von Kindesbeinen an wurde ich mitgenommen in christliche Versammlungen. Die Lieder, die man im Lauf der Jahre gehört und mitgesungen hat, haben sich fast automatisch eingeprägt. Dazu kamen noch Freizeiten und Seminare mit  Hausaufgaben zum Auswendiglernen. Unsere Kinder haben durch die Aktion  „Bibelmemory“ viele Bibelstellen und Lieder „gespeichert“. Das kann abgerufen und angewandt werden. Auswendiglernen trainiert das Gedächtnis! Wer mit  anderen über Inhalte christlichen Glaubens reden will, braucht solche  abrufbaren Belegstellen!
Wie können wir heute Anreize zum Lernen geben?

sehen und schmecken

Im Api-Jahrespsalm 2010 heißt es in Ps 34,9: „Schmecket und sehet, wie  freundlich der Herr ist. Wohl dem, der auf ihn traut.“ Jesus machte seine Jünger  unterwegs auf viele sichtbare Dinge aufmerksam und machte daraus eine kurze Lehrunterweisung: Seht die Vögel an … lernt von ihnen auf Gott zu vertrauen.
Seht die Lilien an … sie sind schöner als königliche Festkleider.
Gott versorgt auch euch.
Seht den gewaltigen Tempel und seine Mauern an. Sie bleiben nicht bestehen, aber Gottes Wort bleibt. Beispiele und Bilder, Geschichten und Erfahrungen, z.B. Missionsberichte helfen uns, die Inhalte christlichen Glaubens neu zu sehen und zu verstehen. Schmecken lässt uns Gott nicht nur, was an Früchten wächst und auf den Tisch kommt, er lädt uns an seinen Tisch und teilt im Abendmahl seine gesund- und neumachenden Gaben aus.
„Nehmet hin und esset, das ist mein Leib ... für euch gegeben!“
„Nehmet hin und trinket, das ist mein Blut des Neuen Bundes … zur Vergebung  für eure Sünden.“
Hören, sehen, schmecken – Gott macht seine gute Botschaft auf dreifache Weise in uns fest!
Wie können wir heute mit allen Sinnen Gottes gute Botschaft anschaulich erleben?   

  • Lebensfroh und sterbensfreudig

Jesus macht unser Leben neu. Was uns belastet und niederdrückt, kann er wegnehmen. Durch ihn ist der Weg zum Vater, zum Himmel wieder frei. Das ist die beste Nachricht aller Zeiten. Freude ist der Tenor des Glaubens. Paulus kann sogar im Gefängnis Gott loben und dort den Brief der Freude an die Christen in Philippi schreiben. Im gleichen Brief schreibt er: „Ich habe Lust, abzuscheiden und bei Christus zu sein ...“ Viele Christen in aller Welt leiden heute in Gefängnissen, werden verfolgt, beraubt und entwürdigt. Sie nehmen das Kreuz auf sich, das zum Leben in der Nachfolge gehört. Es ist ein Wunder, wie oft gerade durch Nöte andere zum Glauben finden. Sie sehen, wie diese Märtyrer mitten im Leid eine Freude und einen Frieden ausstrahlen. Dem ersten Märtyrer, Stephanus, schenkte Gott kurz vor seiner Ermordung einen Blick in den Himmel. Er sah Gott und Jesus Christus an seiner rechten Seite.

c) Wie man Jünger Jesu macht:

aktuell: Missionarisches Jahr der Apis: „Ich lebe gern!“ Die Einladung Jesu  zusprechen: Lies Mt 11,28-30. Dem Auftrag Jesu folgen! Lies Mt 28,19f!
Missionarisch handeln und reden. Informieren über den dreieinigen Gott. Taufen, Festmachen der Entscheidung für Gott.

d) Wie man Jünger Jesu bleibt:

(Bibelstellen vorlesen (lassen))
Bleiben in ihm: Joh 15,4-8; 1Joh 2,17; 3,6.24; 4,16;
Apg 11,23; 13,43; 14,22; Kol 1,23;
Bleiben in seiner Rede: Joh 8,31
Bleiben in seiner Liebe: Joh 15,9.10.16

Richard Kuppler, ehemaliger Inspektor der Apis, Herrenberg