Hoffnung

Joh 11,25+26; 1Petr 1,3-5

„Die christliche Hoffnung ist, so sehr sie auf das Endgültige gerichtet ist, intensiv auf das Jetzt und die Welt bezogen. Sie ist eine Zukunftseinstellung, die nicht in die Zukunft flieht, sondern das Künftige ins Jetzt hereinholt und also den Menschen einlässt in das, was jetzt an der Zeit ist.“  (Hans Weder)

Zum Begriff der Hoffnung

Der positive Begriff „Hoffnung“ (niederdt.) ist seit dem 12. Jh. nachzuweisen. Es hängt mit „Hoppen“, „Hopsen“, Hüpfen zusammen. Beim Hoffen ist der ganze Körper in gespannter Erwartung. „Guter Hoffnung sein“ sagte man früher, wenn eine Frau ein Kind erwartete. Heute hat das Wort mehr und mehr die Bedeutung einer „ungewissen Erwartung“ bekommen: „Ich hoffe, dass ich eine Lehrstelle finde“, „Ich hoffe, dass morgen schönes Wetter ist“, „Hoffen und Harren hält manchen zum Narren!“

Hoffnung hat in Gott ihren Ursprung und ihr Ziel

Biblisch begründete Hoffnung hat meist personalen Bezug; sie geht von Gott dem Schöpfer aus und hat in ihm als dem Vollender des Lebens ihr Ziel. Darum beinhaltet sie einen stark eschatologischen Akzent. Gleichzeitig verweist Hoffnung in die Gegenwart, ins Hier und Jetzt, auf das Leben und die Welt. Im AT wird die Erwartung des Künftigen durch den Zusatz von „gut“ oder „böse“ als Hoffnung oder Befürchtung charakterisiert (vgl. ThWNT II, 518).

Hoffnung, Glaube, Vertrauen und Erwartung sind in der Bibel aufeinander bezogen. Sie stützen sich auf die Erfahrungen des Glaubenden mit Gott. Er gab seinem Volk zu aller Zeit Hoffnung und ist ihr Inhalt und Ziel (Röm 15,13).

Jesus ist der Grund unserer Hoffnung auf ewiges Leben (Joh 11,25+26)

Der französische Historiker Philippe Ariès formulierte: „Wir Heutigen leben im Vergleich zu den früheren Generationen zwar länger, aber insgesamt kürzer. Denn früher lebten die Leute 30 plus ewig und wir nur noch 90.“

Im Angesicht des Todes erweist sich Hoffnung entweder als Trugbild oder Tragkraft. Marta äußert Jesus gegenüber ihre enttäuschte Hoffnung (V. 21). Dennoch ist sie davon überzeugt, dass Jesus die äußeren Umstände verändern kann (V. 22).  Doch Jesus will mehr als nur unsere Lebensumstände verbessern. Auch wenn in weiter Ferne neues Leben möglich sein wird, ganz ist sie damit über den Verlust ihres Bruders nicht hinweggehoben.

Die auf eine ferne Zukunft gerichtete Hoffnung richtet Jesus nun ganz auf sich. Hoffnung auf Leben und Auferstehung sind mit seiner Gegenwart gegenwärtig. Da Jesus der menschgewordene Gott ist, ist er auch die personifizierte Hoffnung auf das ewige Leben. Weil in Jesus die Trennung von ewigem Tod und Sünde geschenkt ist, wird für die, die an ihn glauben, aus der Zukunft Gegenwart, aus der Hoffnung wird Wirklichkeit. So hat oder gibt Jesus nicht nur ewiges Leben, er ist ewiges Leben in Person. In Jesus durchdringt die Zeit die Ewigkeit und in ihm kommt die Ewigkeit in die Zeit. So kann Paulus folgerichtig schließen: „Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit.“ (Kol 1,27).

In Jesus Christus ist unsere Hoffnung lebendige Wirklichkeit (1Petr 1,3-5)

Das Loblied des Petrus muss an der Realität geerdet werden: Am Karfreitagabend saß die kleine Jüngerschar enttäuscht, entmutigt und angstvoll hinter verschlossenen Türen. Sie erlebten das Kreuz als das Ende aller Hoffnung. Doch das augenscheinliche Scheitern Jesu war der Triumpf des Sohnes Gottes! Die Auferstehung Jesu verwandelt alle vage Hoffnung in gewisse Wirklichkeit. Mit Jesus wird die Hoffnung auf ewiges Leben wieder lebendig. In Christus überwinden wir den Tod als das Urteil Gottes über die Sünde. Das Reich Gottes bricht an. Was bisher stets der Vergänglichkeit unterworfen war, was die Flecken der Sünde und das Dahinwelken des Lebens in sich trug, das ist nun unvergänglich, unbefleckt und verwelkt nicht.

Martin Schrott, Gemeinschaftspfleger, Tuttlingen 

Text aus dem Magazin "Gemeinschaft" 4/2012