Glaube

Was heißt Glauben eigentlich?

Das griechische Wort „pisteuein“ meint „vertrauen, sich anvertrauen“.
Die Germanenmissionare übersetzten dieses Wort mit „giloubon“, was heute weiterlebt in den Worten „sich geloben“ und „glauben“. Aus dieser Wurzel kommt auch „verloben“.
Diese Urbedeutung zeigt, dass es beim „giloubon in got“, dem Glauben an Gott, nicht um eine Sache, sondern um eine personale Beziehung geht.

Glaube mit Respekt

Dem (Anders)-Glaubenden ist mit Respekt zu begegnen.
Was einer glaubt, ist ihm wichtig, manchmal sogar heilig.
Glaube ist Überzeugung, Grundlage, Hoffnung, Perspektive...
Den Glauben des Anderen darf man nicht lächerlich machen oder gar abschätzig mit besserem Wissen belegen.
Dem Glaubenden ist mit Respekt zu begegnen. Mir tut es auch weh, wenn andere schnippisch abtun, was mir wichtig ist.

Apg 17, 16-34 (Areopagrede des Paulus) zeigt, dass Paulus sich sehr gründlich in das Denksystem der Griechen eingearbeitet hat.
Er ist  ihnen mit Respekt begegnet. Es ist anzunehmen, dass dies seine griechischen Gesprächspartner beeindruckt und sie sich deshalb Paulus und seinen Gedanken gegenüber zuwenden und öffnen.
Wenn er nur mit „Besserwisserei“ ins Gespräch gegangen wäre, wäre außer einem „Gedankenaustausch“ oder besser gesagt, einem „gedanklichen Schlagabtausch“ nicht viel übriggeblieben. So aber endet der Bericht mit dem dankbaren Zeugnis, dass „einige“ an Jesus gläubig wurden (Apg 17,34).

Warum gerade an Jesus glauben?

Beim Glauben geht es nicht um den „Markt der Möglichkeiten, (jeder nach seiner Façon), sondern um Wahrheit und Person.
Entscheidend ist nicht nur, „was“ ich glaube, sondern woher mein Glaube bestimmt und genährt wird, also letztlich „an wen“ ich glaube.
Glaube ist nicht nur Haltung von Fall zu Fall, sondern Haltung im Grundlegenden. Glaube ist Vertrauen.

Wem aber kann man wirklich vertrauen? Wer sich vertraut, anvertraut, vertraut ganz, sonst ist es kein Vertrauen. Deswegen ist zerstörtes Vertrauen so schlimm.
Gott als den Lebendigen lernen Menschen dann kennen, wenn sie ihm vertrauen, sich ihm anvertrauen (vergleichbar mit einer Liebesbeziehung). Bei Gott brauchen Menschen keine Angst haben, dass er irre führt. In Jesus Christus zeigt er, wie sehr Gott uns lieb hat und wie gut er es mit uns meint. Daher kann jeder Mensch es wagen, ihm zu vertrauen, an ihn zu glauben. Längst bevor Menschen mit dem Glauben an ihn beginnen, hat er sich entschieden, uns seine Liebe zu schenken und zwar unabhängig davon, ob wir diese Liebe erwidern oder nicht. Die Wirkung dieser Liebe allerdings erfährt nur der Glaubende.
Glaube ist spannendes Lernen. Wir dürfen hineinwachsen in den Glauben, auch wenn es Rückschläge gibt.

In  Joh. 3,36 finden wir mehr dazu:
Glauben im Gehorsam gegenüber Jesus bringt Leben, gerade auch ewiges Leben. Ungehorsam dagegen gegenüber Jesus verhindert Leben, auch ewiges Leben. Am Ende dieses Verses wird vom Zorn Gottes gesprochen, der bleibt. Dem Bibelleser soll dadurch deutlich werden, wie wichtig die Versöhnungstat Jesu am Kreuz und deren persönliche Aneignung ist. Wir Menschen sind auf das stellvertretende Handeln Jesu angewiesen.
Dieses Handeln hat Jesus am Kreuz das Leben gekostet. Nur weil er unsere Schuld auf sich genommen und gesühnt hat, sind wir mit Gott im Reinen. Und zwar in vollem Umfang.
Das können wir „glauben“.

Durch den Glauben an Jesus sind wir „gerecht vor Gott“ und werden mutig zum Bekenntnis
Dazu Röm 10,10 u. 17
In der Nähe Jesu wird uns Menschen die Heiligkeit Gottes klar und gleichzeitig die menschliche Unheiligkeit(nicht zu verwechseln mit Moral und schlechtem Gewissen).
Im Glauben wird uns das Unvorstellbare klar: Gott hat sich am Kreuz durch Jesus die uns fehlende Gerechtigkeit selbst geschaffen.
Durch den Glauben an Jesus nehmen wir Anteil an der Gerechtmachung Gottes. Das bedeutet für uns, dass Gott uns objektiv als gerecht ansieht, trotz unserer subjektiven Ungerechtigkeit. Das meint „Gott ist uns in Christus gnädig.“ Das ist ein unvorstellbares Wunder . Das ist Gnade.

Diese Wirklichkeit sollen wir nicht nur mit „unserem Kopf“ annehmen, sondern auch mit „unserem Herzen“ erfassen. Wer mit dem Herzen glaubt, wird auch mit dem Munde bekennen (V. 10). Ja, auch unser Mund wird von dieser großen Gnadentat „bewegt“ werden. Deswegen bekennen die Gläubigen in der Gewissheit, dass Gott durch ihr Bekenntnis andere Menschen auch zu Jesus finden lässt (V. 17).

Beziehung ist alles

Glaube ist nicht ein Für-wahr-halten, kein Halten von „Gesetzen und Geboten....”. Glaube ist gelebte Beziehung des Gläubigen mit Jesus seinem Herrn, Retter, Heiland undErlöser. Dies lässt Freude und Dankbarkeit wachsen. Angst und Furcht dagegen haben in dieser Liebesbeziehung keinen Nährboden mehr.

Ulrich Hettler, Heidenheim

Text aus dem Magazin "Gemeinschaft" 2/2012