Ehe

1 Mo 1,26-28; 2,18-25; Eph 5,21-33

„Ehe bedeutet, Probleme gemeinsam zu lösen, die man alleine nicht hätte...“

Texterklärung

Der Begriff „Ehe“ kommt in der Bibel selber gar nicht allzu häufig vor; trotzdem tritt das Wesen der Ehe, als verbindliches Miteinander von Mann und Frau, deutlich hervor.
Im Alten Testament geht es stärker um das WAS (Was ist die Ehe?), im Neuen Testament mehr um das WIE (Wie soll die Ehe gelebt und gestaltet werden?). Dabei wird im AT die Mehrehe (ein Mann, mehrere Frauen) toleriert, aber fast immer problembehaftet geschildert, während Jesus im NT klar stellt, dass Gottes Absicht von Anfang an eine andere war (vgl. Mt 19,4-6).

Ehe – eine erstrebenswerte Lebensform„Ehe“ – ein herausforderndes Thema in einer Zeit, in der heiß darüber diskutiert und gestritten wird, ob andere Lebensformen gleichwertig neben der Ehe stehen können und (auch von der Gesetzgebung her) gleich zu behandeln sind. – Erstaunlich ist daneben, dass der Großteil von Jugendlichen heute nach wie vor Ehe und Familie im herkömmlichen Sinn als erstrebenswerte Lebensform sieht (vgl. Shell-Jugendstudien). - Wir wollen vor allem fragen, was wir in der Bibel über die Ehe und das Miteinander von Mann und Frau finden.

Die Erschaffung des Menschen und die Stiftung der Ehe

1 Mose 1,26-28: „Gott schuf den Menschen als Mann und Frau“. Sie sind klar unterschieden in ihrer Geschlechtlichkeit – nicht immer neu bestimmbar, wie uns das im Gender-Mainstream heute vermittelt werden soll. Beide miteinander sind Abbild und Gegenüber Gottes, auf Gott angewiesen und auf ihn bezogen. Nur so sind sie wirklich die Menschen, die Gott sich gedacht hat. Mann und Frau werden von Gott gesegnet – auch in ihrer Sexualität. Diese Einheit, die körperliche, seelische und geistige Vereinigung meint, nennen wir EHE.

In 1 Mose 2,7+18-25 wird deutlich: Alleinsein ist auf Dauer nicht gut. Gott schenkt dem Mann ein „Gegenüber, das zu ihm passt“, eine Ergänzung und Hilfe. So ist der Mensch von vorneherein auf Beziehung angewiesen – zu Gott und zu Menschen. Zu zweit können wir mehr als allein, erst recht mit Gott in der Mitte. EHE kann dies verdeutlichen: Einer - Herr - Eine. Mann und Frau mit Gott als „dreifache Schnur“ können ungeahnte Stärke entwickeln (vgl. Pred 4,12)!

Es lohnt sich, 1 Mo 2,24 in seiner Wortbedeutung noch genauer anzuschauen: „Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhangen und sie werden ein Fleisch sein.“ Dies ist die eigentliche Stiftung der Ehe durch Gott selber. Das Wort  „hängen“ (hebr. dabaq) bedeutet: anhaften, ankleben; griech. kallao = anleimen.
Wir merken: Trennung / Scheidung von so miteinander Verbundenem wird schwierig.
H.J. Bräumer: „Die wörtliche Auslegung von ‚der Mann wird an seiner Frau hängen‘ schließt jeden außerehelichen Geschlechtsverkehr aus.“ (in: Wuppertaler Studienbibel AT 1)

An diesem Vers 24 kann außerdem ein hilfreicher Dreierschritt Richtung Ehe abgeleitet werden: 1. Eltern verlassen (=selbstständig werden; Rat an Eltern: Loslassen!). 2. seiner Frau anhängen (=heiraten; Rat an Kinder: Heiraten kann man nicht auf Probe!). 3. ein Fleisch werden (=sexuelle Gemeinschaft haben).

Ehe mit und ohne Kinder

1 Mo 1,28 spricht von dem Segen, den Gott über Mann und Frau ausspricht. Er beinhaltet das große Geschenk und den Auftrag, Leben weiterzugeben, Kinder zu zeugen. Eine absichtliche Kinderlosigkeit in einer (gesunden) Ehe ist deshalb wohl zu hinterfragen. Ungewollt Kinderlose (davon gibt es weit mehr als gedacht!) brauchen besonders sensible und liebevolle Begleitung.
Gleichzeitig stellen wir fest: In Kap 2 ist ganz allgemein vom „ein Fleisch werden“ in der Ehe die Rede, ohne Verknüpfung mit dem Kinderzeugen. Daraus können wir schließen: Sexualität dient nicht nur der Fruchtbarkeit, sondern dem immer neu sich „aneinander festmachen“. Sexualität an sich ist Gottes spezielles Geschenk für die Ehe.

Ehe leben und gestalten

Texte im NT wie Eph 5,21-33 sind eine spezielle Herausforderung und wurden tatsächlich oft missbraucht. Dabei steht V. 21 („Ordnet euch einander unter!“) wie eine Überschrift über dem ganzen Abschnitt und macht klar: Niemand darf den anderen unterdrücken, klein halten oder gar erniedrigen!
Bei den weiteren Versen bleibt die Frage offen, welche Aufforderungen eigentlich leichter zu erfüllen sind - die an die Männer oder an die Frauen (V. 22+25)?? Ich meine: Wenn Mann und Frau an ihren jeweiligen Aufgaben arbeiten, dann wird es gut! Miteinander reden hilft dabei, seinen Platz zu finden und sich so ins Ehegefüge einzuordnen, dass der/die andere nicht unter die Räder kommt, sondern sich mit seinen Gaben entfalten kann.

Zusammengefasst können wir sagen: Ehe ist der geschützte Rahmen, in dem das Geschenk der Sexualität zwischen Mann und Frau, die Freude aneinander und die Verantwortung füreinander gelebt und gestaltet werden sollen. Und: Ehe ist ein lebenslanges Lernen (wollen), ein immer wieder Schuldigwerden, Vergeben und von Vergebung leben, und hoffentlich ein Reifen und Wachsen miteinander. Ehe ist immer Gabe und Aufgabe, Geschenk und Herausforderung zugleich.

Marianne Dölker-Gruhler, Gemeinschaftsdiakonin, Dornhan-Marschalkenzimmern

Text aus dem Magazin "Gemeinschaft" 7/2014