Buße

Markus 1,14-15; Lukas 15,11-24; Jesaja 30,15; Apostelgeschichte 19,18-19

Texterklärung

  • Heutiges, rechtliches Verständnis: Sanktion/ Strafe auf Grund eines Vergehens. Wer zu schnell gefahren ist, zahlt Bußgeld …
  • Bußverständnis im Katholizismus: Sühne/ Wiedergutmachung. Neben der Vergebung durch Christus, können für bestimmte Vergehen Bußhandlungen auferlegt werden (z.B. zehn Vaterunser beten, ein gutes Werk tun …).
  • Bibl. Verständnis von Buße (griech. metanoia): Umkehr, Sinnesänderung, Änderung der gesamten Lebensrichtung eines Menschen (von Luther auch mit Bekehrung übersetzt)

Buße – ein fröhliches Geschäft?

Wer denkt bei „Buße“ nicht zuerst an Büßergewand und Bußgeldkatalog, an schlechtes Gewissen, gebeugte Köpfe und Wiedergutmachungsversuche? Buße scheint etwas Schweres und Schwermütiges zu sein. Martin Luther dagegen nannte Buße ein „fröhliches Geschäft!“
Er hatte entdeckt: Ich kann es gar nicht wieder gut machen, kann meine Schuld überhaupt nie selber bezahlen! Das kann nur Gott tun. Und er tut es wirklich - in Jesus, der am Kreuz die ganze Schuld für mich und jeden bezahlt hat (Röm 3,24 ).
Wer das begreift, der kann sich nur staunend und dankbar diesem Jesus zu Füßen werfen, umkehren von den Wegen weg von Gott – hin zu ihm, um Vergebung zu erfahren und neues Leben geschenkt zu bekommen.
Das allerdings setzt voraus, dass ich erkenne: Mein Leben läuft von sich aus in eine falsche Richtung. Ich muss umkehren, sonst komme ich nie bei Gott an! Sünde, also das, was mich von Gott trennt, ist ja nicht nur das, was ich bewusst gegen Gott tue, sondern auch das, was ich einfach ohne ihn mache und dadurch mein Lebensziel verfehle (Sünde griech: hamartia = Zielverfehlung). Umkehr ist nötig und möglich – in die offenen Arme Gottes hinein, der längst auf mich wartet.

Entdeckungen in der Bibel zum Thema Buße:

  • Jer 3,22: Hier wie an vielen anderen Stellen im AT ruft Gott sein Volk zur Umkehr auf. Er will „vom Ungehorsam heilen“ und dadurch Neues entstehen lassen.
  • Jes 45,22: Sogar alle Welt wird zur Umkehr und Hinkehr zu Gott gerufen – und soll dadurch Rettung erfahren.
  • Psalm 32,1-5: Dass Verharren in Schuld negative Auswirkungen bis ins Körperliche hinein haben kann, das hat David erfahren. Aber auch, dass das Bekennen von Schuld zur Befreiung und Vergebung führt! (vgl. 1 Joh 1,9)
  • Mt 3,2 + 4,17: Johannes der Täufer - und kurz nach ihm Jesus - laden mit denselben Worten zur Umkehr ein: In Jesus ist das Reich Gottes persönlich auf die Erde gekommen. Vertraut dieser guten Nachricht, vertraut euch ihm an – und kehrt um von aller Selbstrechtfertigung und allem Götzendienst!
  • Röm 2,4: Nicht Gottes Zorn, sondern seine Liebe und Güte laden uns zur Umkehr ein. Wir sind blind, wenn wir in dem Guten unseres Lebens nicht seine Einladung erkennen.
  • Lk 18,9-14: Das Gleichnis vom Zöllner und Pharisäer zeigt uns: Nicht Selbstgerechtigkeit rettet, sondern das Erkennen und Bekennen von Schuld vor Gott.
  • Lk 15,17-24: In der Geschichte vom „verlorenen Sohn“ werden hilfreiche Umkehrschritte und Auswirkungen deutlich: falsche Wege erkennen - vor sich selber zugeben – sich auf den Weg zum Vater machen - Schuld aussprechen, um Vergebung bitten - in die Arme genommen werden (sogar schon vorher) – Freudenfest!

Buße – einmal und nicht wieder? 

Zunächst und im Vollsinn ist Buße ein einmaliges Geschehen. Es ist eine grundsätzliche Lebenskehrtwende (Bekehrung) mit Folgen: Jetzt diene ich „dem lebendigen und wahren Gott“ (1Thess 1,9)! 
Im Katechismus steht: Buße tun heißt: Umkehren in die offenen Arme Gottes. Dazu gehört, dass wir die Sünden herzlich erkennen, vor Gott und in gewissen Fällen auch vor Menschen bekennen, bereuen, hassen und lassen und im Glauben an Jesus Christus in einem neuen Leben wandeln.
Solche Umkehr ist (Gott sei Dank!) auch immer neu möglich: Egal, wohin ich mich gerade verrannt habe in Gedanken, Worten oder Taten: Ich darf umkehren und mich in die offenen Arme Gottes hinein werfen - er wartet auf mich, auch jetzt!

Marianne Dölker-Gruhler, Gemeinschaftsdiakonin, Marschalkenzimmern

Text aus dem Magazin "Gemeinschaft" 11/2013