Bekehrung

Wir tragen zusammen: Bekehrungsgeschichten in der Bibel: Welche kennen wir, und was ist das Besondere? (z.B.: Richter, Ninive, Kerkermeister, Finanzminister, Paulus, Petrus...)

Kennworte im Alten Testament

Schub – Jaschub – Schear Jaschub

Die Namen von Männern und Frauen in der Bibel haben oft eine wichtige Bedeutung. Sie können eine wandelnde Predigt sein, wie z.B. der Sohn des Propheten Jesaja „Schear Jaschub“, d.h. „ein Rest wird umkehren“ oder Johannes, Johanna, Johanan, d.h. „Gott ist gnädig“ – und natürlich zuallererst der Name Jesus, d.h. Gott rettet!

Jaschub (er kehrt um) war ein Sohn Issaschars. Von ihm stammen die Jaschubiten.
Haben vielleicht Großvater Jakob und Großmutter Lea diesen Namen vorgeschlagen? Hofften sie darauf, dass dieser Enkel sich einmal bekehrt, und haben sie dabei an ihre eigenen Um- und Abwege gedacht?
Jesaja geht mit seinem Sohn Schear Jaschub (s.o.) zum ängstlichen und bedrohten König Ahas und ruft: „Glaubt ihr nicht, so bleibt ihr nicht“(7,3). Der Ruf zum Glauben ist immer auch ein Ruf zur Umkehr, zum Vertrauen auf Gott und nicht auf eigene Methoden und Waffen.

Das hebräische Wort „schub“ heißt allgemein: umkehren, zurückbringen, wiederherstellen und kommt etwa 1050-mal im Alten Testament vor. Im Blick auf die Umkehr zu Gott kommt es 120-mal vor und meint umkehren, sich bekehren, Änderung der Lebenshaltung, Rückkehr zum lebendigen Gott. Dazu braucht es wahrhaftig einen „Schub“ von Gott! (Kla 5,21).

Die Propheten klagen über die Abkehr Israels von Gott:
Amos ruft öfter: „...dennoch bekehrt ihr euch nicht zu mir, spricht der HERR“ (4,6.8ff).
Jesaja stellt traurig fest: „Wenn ihr umkehrtet und stille bliebet, so würde euch geholfen ... Aber ihr wollt nicht!“(30,15) Er muss im Auftrag Gottes strafen: „Verstocke das Herz dieses Volkes ..., dass sie sich nicht bekehren“ (6,10).
Jeremia weiß um das Nicht-umkehren-Wollen. Mit Appellen ist es nicht getan.
Und Jesus selbst klagt über Jerusalem: „Ihr habt nicht gewollt!“ (Mt 23,37)

Nacham – Nahum – Nehemia

Ein weiteres hebräisches Wort für Bekehrung ist in den Namen Nahum und Nehemia enthalten: Nahum, d.h.„der Tröster“ – er sieht das Ende Ninives und die Errettung Israels voraus.
Nehemia, d.h. „der Herr hat getröstet“ – er wird von Gott animiert, die Mauern Jerusalems wieder aufzubauen, was auch mit Gottes Hilfe gelingt, trotz massiver feindlicher Störmanöver. Das hebräische Wort „nacham“ meint: tief atmen, seufzen, Reue empfinden, es sich leid sein lassen. Hier ist mehr das Gefühl und Empfinden gemeint, das zu Sinnesänderung, Reue und Bedauern führt.

Sowohl „schub“ als auch „naham“ können auch für Gottes Reue und Umkehr gebraucht werden: Ps 90,15: „Kehre dich doch endlich wieder zu uns und sei deinen Knechten gnädig!“ Jona 3,10: „Da reute den Herrn das Übel ... und er tat's nicht!“ (Vgl. Joel 2,12-14; Amos 7,2ff.)
Mal 3,7: „Ihr seid von eurer Väter Zeit an abgewichen von meinen Geboten. So bekehrt euch nun zu mir, so will ich mich zu euch kehren, spricht der HERR.“ Gottes Umkehr und Hinkehr zu uns ist die Voraussetzung für unsere Umkehr und Hinkehr zu ihm! Gott ist zuverlässig, redet und hält, was er verspricht – aber er kann auch in seiner Barmherzigkeit sich umbesinnen, wenden, sich uns zuwenden, Gnade vor Recht ergehen lassen. Eine der eindrücklichsten AT-Stellen leuchtet bei Hosea 11,8f:
„Wie kann ich dich preisgeben, Ephraim, und dich ausliefern, Israel? ... Mein Herz ist andern Sinnes, alle meine Barmherzigkeit ist entbrannt (wörtlich: „mein ganzes Mitleid gerät in Wallung“). Ich will nicht tun nach meinem grimmigen Zorn ... denn ich bin Gott und nicht ein Mensch.“ Vgl. GL 298,4: „Da jammert Gott in Ewigkeit mein Elend über maßen...“ (Martin Luther).
Wenn ein Mensch sein Denken und Leben neu orientiert, so ist dies immer mit einem Urteil über die bisherige Anschauung oder das zurückliegende Verhalten verbunden.
Wichtige Bausteine zu diesem Thema sind die sieben Bußpsalmen: 6; 32; 38; 51; 102; 130; 143.

Kennworte im Neuen Testament

Epistrephoo = der Wandel, und metanoeoo = das Denken, Umdenken, der Sinneswandel. Das erste Wort meint mehr konkret körperlich: Der ganze Mensch muss umkehren, äußerlich und innerlich. Das zweite Wort ist mehr auf das Denken
und Wollen angelegt.
Beide zeigen die Veränderung einer Anschauung, eines Weges, Gedankens, Lebensentwurfs an. Die allgemeine Bedeutung von epistrephoo meint: drehen, hinwenden, umwenden, d.h. eine vorwiegend zielgerichtete körperliche Bewegung des Umdrehens oder auch die geistige Bewegung des menschlichen Denkens auf eine Person oder einen Gegenstand hin.
So rufen sowohl Johannes der Täufer als auch Jesus selbst: „Tut Buße! Kehrt um!“ Johannes ruft zur Umkehr, um dem Kommenden den Weg zu bereiten. Jesus ruft zur Umkehr, weil das Reich Gottes nah und in Jesu Person da ist.
Im Alten Bund wird zur Umkehr zu Gott und seinen Geboten gerufen, im Neuen Bund zu Jesus, dem Sohn Gottes. Er selbst ruft in die Nachfolge und zum Glauben. Das ist Vertrauenssache und kindgemäß! Gleich bei seiner Antrittsrede, der Berg
predigt, beginnt Jesus: „Selig sind die geistlich Armen, denn ihnen gehört das Himmelreich!“ (Mt 5,3). Das sind Menschen, die sich zu Jesus hinkehren und sich beschenken lassen. Wir sehen sie vor Jesus stehen: Zachäus und den Blinden
von Jericho, den Lahmen vom Teich Bethesda und die Frau am Jakobsbrunnen, die Frau, die Jesus salbt und den Schächer am Kreuz, den Schreiber dieser Zeilen und hoffentlich auch Sie, die Leser dieser Zeilen. Da sehen wir den heimkehrenden Sohn seinem Vater in den Armen liegen (Lk 15, Gemälde von Rembrandt) und spüren: Wie schön muss Umkehr sein – in die offenen Arme des Vaters! Da wird gefeiert – auf Erden wie im Himmel!

Umkehr ist wie Heimkehr:

  • Die Liebe des Vaters nimmt den heimkehrenden Sohn in die Arme, in den Himmel auf! (Lk 15)
  • Die Liebe des Sohnes weicht dem einsamen Betrüger das Herz auf! (Lk 19)
  • Der gekreuzigte Christus nimmt den leidenden Mörder in das Paradies auf (Lk 23).
  • Der auferstandene Jesus schließt den gefrusteten Mitarbeitern die Bibel auf (Lk 24).
  • Der erhöhte Christus macht die Tür zur weltweiten Gemeinde auf (Apg 2).

Und was wird es einmal sein, wenn Gottes erwähltes Volk Israel umkehrt und seine Abkehr beklagt, jeder Stamm für sich, Männer wie Frauen.

Dann wird Israel seiner Bestimmung gemäß zum Segen für die ganze Welt.

Richard Kuppler, Gemeinschaftsinspektor i.R., Herrenberg