Matthäus 26 , 47 - 68

Die Macht des Ohnmächtigen
In unserem Abschnitt kommen verschiedene Menschen und Personengruppen vor. Die Mühe lohnt sich, sie näher zu betrachten. Jesus wird verraten und soll doch freigekämpft sein. Er wird verklagt und ist doch der Herr der Verhandlung. Jesus der anscheinend Ohnmächtige, der Verlierer und doch der Souveräne, der die Geschicke und sein Geschick in der Hand hat. Alle Personen suchen auf ihre Weise die Fäden in der Hand zu haben und sie entgleiten doch jedem, denn ER hat sie in der Hand.

Der scheinheilige, falsche Jünger
Judas wirft seine persönliche Beziehung zu Jesus in den Schmutz. Der Kuss wird zum scheinheiligen Liebeserweis. Durch den Verrat wird die "Freundschaft" zu Jesus gekündigt. Judas spielt einen Frieden vor, den es nicht mehr gibt. Und doch spricht Jesus Judas als Freund an. Weiß Jesus zu diesem Augenblick nicht, dass seine Stunde geschlagen hat? Doch! Ja, das ist die Liebe Jesu zu den Verlorenen (vgl. Lukas 19,10). Das, was er sagte, das lebte er. Da war kein Hass und keine Bitterkeit. Jesus liebt im Angesicht der kommenden Schmerzen und des Todes den, für den ich keine guten Gefühle mehr habe. Jesus ging es nicht mehr um den Verrat, der war vollzogen. Jesus ging es nun um den Verräter. Jesus lehnt die Sünde ab, aber den Sünder liebt er. Jesu lädt den Verräter zur Umkehr ein. Konnte Judas die Worte Jesu noch wahrnehmen? Vollzog sich das Gericht schon an Judas? Leider endet Judas auf dem Friedhof der Gestrandeten.

Der gewaltbereite Jünger
Ihn zeichnete Durchsetzungsvermögen aus. Der eine stand vor Jesus, dieser zweite Jünger stand hinter Jesus, aber er sprang in der Not vor Jesus. Er war voller Eifer (V.33). "Das widerfahre Jesus nur nicht" (Kap.16,22). Dieser Jünger wollte auf Biegen und Brechen seine Meinung, ... sich mit eigener Stärke durchsetzen. O ja, auch solche Jünger können wir heute noch antreffen.

Jesus durchbricht die Kettenreaktion der Gewalt
Jesus hatte andere Machtmittel und Mächte, doch er setzte sie nicht ein. Jesus durchbricht die Gewaltspirale auf seine Art. So erfüllt sich Jesaja. 53. Die Liebe Jesu lässt es nicht einfach nur so geschehen. Sie setzt bewusst keine Gegengewalt ein. Nur so kann Jesus sich den Häschern zuwenden. Er bleibt ihnen das einladende Wort nicht schuldig. Die Gewalt der Schwerter und Stangen verblassten vor dem Herrn der Liebe. Die Schrift wird erfüllt. Jesus war nicht egoistisch auf sich selbst ausgerichtet, sondern auf den Willen des Vaters (Phil.2,8). Die Gefangennahme und der kommende Weg ans Kreuz ist die Erfüllung von Joh. 3, 16.

Die Gerichtsverhandlung der Ohnmächtigen
Da ist der ganze Klerus versammelt, anscheinend machtlos und ohne konkrete Anklage. Was wird auch heute noch über Jesus alles gesagt und über ihn geschrieben? Jesus redet. Er kann aber auch schweigen - bis heute. Der genervte Hohepriester war mit seinem Latein am Ende. Die Macht von Menschen endet hier. Die Zeugen waren unfähig. Darauf schleudert der Hohepriester ihm die entscheidende Frage entgegen: Bist du der Christus, der Sohn Gottes? . Woher kannte der Hohepriester diese Frage, auf die es für Jesus kein Ausweichen gab? Jesus braucht nur Nein zu sagen und wäre frei. So erahne ich etwas von dem, was Jesus in Joh. 3,16 sagte. Gott hat seinen Sohn dahingegeben und Jesus geht diesen Weg. An Jesus scheiden sich die Geister. Bis heute gilt, dass jeder, der Jesus von Angesicht zu Angesicht begegnet, ihn entweder hassen oder lieben muss.

Fragen zum Gespräch:
War Judas ein Gefangener seiner selbst verschuldeten Umstände?
Wie versuche ich, meine Meinung durchzusetzen?
Wer ist Jesus für mich?

Wolfgang Schlotz, Ludwigsburg