Matthäus 19,1-15

Gespräche über die Ehe und Segnung der Kinder

Die Pharisäer stellen Jesus eine Falle, um ihn als Irrlehrer zu entlarven. Jesus erkennt ihre Absicht und antwortet auf ihre Frage mit Worten der Bibel. Die Pharisäer haben erwartet, dass er sich im Dschungel der Lehrmeinungen theologischer Lehrer verirrt und damit theologischen Streit hervorruft, oder dass er gegen die Lehre der Thora, bzw. gegen Moses Lehre verstößt. Schließlich wird aus dem hinterlistigen Versuch der Pharisäer ein seelsorgerliches Gespräch mit den Jüngern. Im zweiten Text geht es um Jesu Segenshandlung mit Handauflegung an den Kindern, die von ihren Eltern zu ihm gebracht wurden. Die Handlung zeigt, dass Kinder wie Erwachsene durch die Gnade Gottes eine offene Tür in Gottes Reich haben.

1. Das Gespräch Jesu mit den Pharisäern über die Ehe (V. 3-9)
Die Frage der Pharisäer - V. 3: "Die Tugend der Orientierungslosigkeit" - so lautet der Titel eines modernen Buches. Für mich ist Orientierungslosigkeit der Weg in den Abgrund. Das war wohl auch zur Zeit Jesu das Problem der Pharisäer. Sie waren wie wir heute Kinder ihrer Zeit. Da waren die zügellosen Herodianer die weltlichen Führer des Volkes. Auch die geistlichen Führer waren ohne Orientierung. Die drei berühmten Gesetzeslehrer Hillel, Schammai und Akiba stritten damals um die richtige Auslegung von 5. Mo 24,1ff. Der erste behauptete, Mose habe geboten, der Mann könne seine Frau aus jedem Grund entlassen, z.B. wenn sie das Essen anbrennen lässt usw. Der zweite lehnte dies ab, er meinte, nur wenn die Frau etwas Hässliches - fremdgeht - tut, kann der Mann sie entlassen. Der dritte lehrte, der Mann könne seine Frau verlassen, wenn er eine andere Frau schöner findet. In unseren Tagen ist die Palette der Scheidungsbegründungen so bunt wie nie. Nur Gottes Farbe fehlte damals und fehlt heute auf der Palette.
Die Antwort Jesu -V. 4-6: Jesus antwortet mit Worten der Bibel. Er weist auf die Schöpfungsgeschichte hin. In ihr hat Gott seinen Plan mit den Menschen offenbart (1. Mo 1,27). Er schuf den Menschen als Mann und Frau. Sie waren nicht gleichartig, aber gleichwertig. Die Grundlage ihres Lebens war die Gemeinschaft mit Gott (1. Mo 2,18-24).
Drei Begriffe machen den Weg und das Ziel einer Ehe deutlich. Zuerst sollen die Menschen selbständige Personen werden. Verlassen - das bedeutet, sie sollen für sich selbst sorgen, ohne ihre Eltern zu verachten. Nur wer sich löst, ist fähig zu einer neuen Verbindung. Gott wollte keine Einzelwesen. Er sagte, es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei. Darum spricht der nächste Begriff von anhangen. Das bedeutet mehr als emotionales Anhängen im Sinne von nachlaufen. Das Wort im Urtext muss mit "kleben" übersetzt werden. Darunter versteht man nicht einen billigen "Mehlpapp", sondern einen nicht löslichen Kleber. Schließlich ist da der dritte Begriff - ein Fleisch sein. Damit meint er nicht zwei Selbständige, die weiterhin selbständig bleiben, sondern sie werden eins. Das ist der Plan Gottes. Darum gibt es keine wahre Ehe ohne Gottes Handeln. Was Gott zusammengefügt hat, ist untrennbar.
Die zweite Frage der Pharisäer - V. 7: Es ist nicht egal, wie man die Bibel zitiert. Die Pharisäer zitieren falsch. Mose hat nicht geboten, dass sich Eheleute scheiden sollen. Er regelt lediglich das Scheidungsverfahren. Er will verhindern, dass die Frau dem Mann ausgeliefert ist. Jesus macht den Sachverhalt klar. Er legt die Schrift mit der Schrift heilsgeschichtlich aus. Durch den Sündenfall sind die Herzen der Menschen zerstört. Die Beziehung zum lebendigen Gott ist unterbrochen. Damit ist der Mensch unfähig geworden, Beziehungen zu leben. Ohne Gottes Hilfe ist das Herz hart, und daraus erfolgt die Scheidung. Der Versuch Moses ist nur Stückwerk (5.Mo 24,1ff). Für Jesus gibt es keine Kompromisse. Die Ehe ist unauflöslich.

2. Das Gespräch Jesu mit den Jüngern über die Ehe (V. 10)
Dann lieber nicht heiraten. Die Jünger sind nicht für eine Ehe auf Zeit im Sinne von Lebensabschnittspartnerschaft. Nein, sie spüren die Last der Verantwortung vor Gott. Sie wissen um ihre Herzenshärtigkeit, darum wollen sie lieber nicht heiraten. Jesus öffnet ihnen ein Geheimnis. Er spricht von der Ehe als einem Gottesgeschenk. V. 11.12: "Euch ist es gegeben...". Ehe ist eine Gottesgabe. Der Mensch ohne Gott kann diese Gabe nicht annehmen, weil er Gott nicht kennt. Ihr müsst euch nicht fürchten vor der Verantwortung, ihr müsst nicht garantieren, weil ihr das auch gar nicht könnt. Gott ist der Garant, er begleitet die Ehe und die Ehelosigkeit. Er führt die Menschen, die sich ihm anvertrauen. Wer von Gott gehalten und geliebt ist, kann seinem Ehegatten treu sein und ihn lieben. Und wer mit Gott ehelos lebt, wird ebenso von Gott gehalten und geliebt und kann andere beschenken und lieben. Beides ist Gottes Geschenk.

3. Nichts für Kinder!? (V. 13-15)
Eltern bringen ihre Kinder zu Jesus. Er soll sie mit Handauflegung segnen. Die Jünger wollen das verhindern. Mag sein, dass sie Jesus vor der vielen Arbeit schützen wollen, aber hat Jesus solchen Schutz nötig? Ist er nicht darum in die Welt gekommen, dass Menschen gesegnet werden und aus Gnaden in Gottes Reich eingehen können? Vielleicht dachten sie wirklich: "Das ist nichts für kleine Kinder". Sie verstehen den ganzen Hintergrund nicht, sie sind leicht zu beeinflussen. Die Gnade Jesu gilt Erwachsenen und Kindern. Der Segen Jesu macht deutlich, dass auch für Kinder die Türe zum Himmelreich offen ist. Hier geht es nicht um Taufe, aber auch nicht um Ersatz für Taufe. Hier geht es um den Segen der Gnade Gottes. Warum sollte das nichts für Kinder sein? Warum sollen sie nicht mit uns teilhaben am Evangelium? Manche Erwachsene haben weniger verstanden von der Liebe und Gnade Gottes als die Kinder. Hindern wir unseren Herrn doch nicht am Segnen, er segnet Kinder und Erwachsene.

Impulse zum Gespräch:
· Wer sagt, er kann für seine Treue in der Ehe nicht garantieren, vergisst, dass Gott der Garant ist, und öffnet dem Feind die Türe.
· Krisen in der Ehe sind nicht zu vermeiden, aber sie müssen mit Gottes Hilfe überwunden werden. Das geht nicht ohne unser Wollen und Handeln, aber auch nicht ohne Beten.
· Jesus segnet die Kinder, er möchte auch in ihnen wohnen. Durch Brot und Wein/Traubensaft kommt er beim Abendmahl zu uns herein. Auch Kinder können ihn so empfangen.

Georg Terner, Bad Liebenzell

Für Kinder:
Jedes Kind malt ein Bild von sich selber und schreibt seinen Namen dazu. Die Bilder werden am oder um den Brüdertisch aufgehängt (in die Mitte gestellt). Am nächsten Sonntag wird die Thematik mit den Bildern wieder aufgegriffen.