Markus 6,45-56

Wer ist dieser Jesus?

Im Markus-Evangelium ist Jesu Hoheit einerseits noch verhüllt, doch leuchtet andererseits immer wieder etwas davon auf.
Das Speisungswunder der 5 000 ist vorbei. Die begeisterte Menge hätte am liebsten Jesus zu ihrem König gemacht. Sie wollen die Hochstimmung bewahren, ähnlich wie Petrus in Mt 17,4.
Jesus will keinen Star-Rummel; er zwingt seine Jünger zur sofortigen Abfahrt mit dem Boot an das Westufer des Sees. Er selbst sucht danach die Einsamkeit zum Gebet. Den Willen des Vaters zu erfahren ist ihm wichtiger als das „Bad in der Menge“.

Jesus sieht ihre Not
Am Abend sind sie räumlich getrennt von Jesus, doch er sieht ihre Not: Starker Gegenwind macht ihnen zu schaffen, und sie kämpfen!
Ihre Anstrengungen sind ihm nicht verborgen! Stundenlang mühen sie sich ab, doch erst zwischen 3 und 6 Uhr morgens kommt er zu ihnen. Jesus hat Zeit! Er kann warten; können wir es auch? Ohne ihn gibt es kein Vorwärtskommen. Doch er allein bestimmt, wann er seine Macht zeigt.
Meinen wir manchmal, wir seien von ihm total verlassen und er scheine sich nicht um uns zu kümmern? Er sieht auch unsere Not!

Jesus kommt in ihre Not
Er läuft auf dem Wasser: Vielleicht will er vor ihnen hergehen und ihnen den Weg durch die Wogen bahnen? Oder will er sie prüfen? Psalm 77,20 zeigt: Nur Gott kann auf dem Wasser laufen. Jesus beweist damit in dieser Nacht: Ich bin Gott und nicht nur ein interessanter Mensch! Siehe auch Hiob 9,8 und Jesaja 43,16.
Doch alle Jünger meinen, es sei ein Gespenst, und schreien vor Angst.
Jesu Wort bringt Frieden in die aufgewühlte Szene: „Seid getrost, ich bin´s; fürchtet euch nicht!“ „Ich bin“ der Sieger über Verzweiflung und Angst. Wo Jesus ist, verliert Furcht ihre Kraft. Psalm 27,1: „Der Herr ist mein Licht und mein Heil. Vor wem sollte ich mich fürchten?“ Als sie am Westufer ankommen, erkennen viele Menschen Jesus. Sofort werden Kranke herbeigeschleppt, und viele werden gesund. Sicher sagt Jesus ihnen auch die Frohe Botschaft.
Kein Ort ist ihm zu klein, er handelt nach Joh 6,37: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen.“
Sehen wir die Not der Menschen um uns? Wir haben doch das Beste, was ihnen helfen kann.

Jesus hilft ihnen aus der Not
Er spricht zu ihnen und steigt zu ihnen ins Boot. Der Wind legt sich, die Wellen verschwinden. Jesu Gegenwart beruhigt aufgewühlte Menschenseelen. Er ist Herr über die Natur und alles Geschaffene! Volle Lebensgemeinschaft mit Jesus bringt seinen Frieden in unser Leben.
Bei den Jüngern herrscht nicht Freude, vielmehr blankes Entsetzen. Verhärtete Herzen erfassen es noch immer nicht, wer Jesus eigentlich ist.
Die Wunder sollen und wollen die Gottheit Jesu offenbaren, doch bei den Jüngern braucht es lange bis zu dem Bekenntnis: „Du bist der Christus“ (Mk 8,29).
Die Leute in der Landschaft Genezareth (V. 53-56) scheinen nur auf Jesus gewartet zu haben. Sie erinnern uns daran, dass die Letzten die Ersten sein werden …
Doch was wurde aus den vielen Geheilten?

Fragen zum Gespräch:

  • Tun wir uns schwer damit, dass Jesus sich nicht unseren Wünschen beugt?
  • Dürfen wir Jesus vorschreiben, wann und wie er uns zu helfen hat?
  • Bemühen wir uns ebenso sehr um die Rettung unserer Seele, wie die Leute damals um ihre körperliche Gesundung?

Werner Schäfer, Heilbronn

Impulse zur Veranschaulichung für Kinder und Erwachsene:
Wir zeigen Bilder von optischen Illusionen
. Dass Jesus auf dem Wasser gehen konnte, war keine Einbildung, sondern Wirklichkeit, auch wenn die Jünger ihn nicht gleich erkannten.
--> Manchmal begegnet Jesus auch uns so, dass wir ihn gar nicht gleich erkennen. Kann jemand ein Beispiel dazu erzählen?