Markus 2,18-3,6

Das absolut Neue der Gottesherrschaft

Warum noch fasten? (2,18-22)
Für die Juden war Fasten als Ausdruck der Buße nur am Versöhnungstag vorgeschrieben (3.Mo 16,29-31). Doch die Pharisäer verschärften auch dieses Gebot und fasteten am Montag und Donnerstag (vgl. Lk 18,12). Fasten hatte zu dieser Zeit in Israel Hochkonjunktur. Auch die Jünger des Johannes fasteten viel. Wer nicht fastete, fiel auf. Jesus erklärt, dass ein Fasten für seine Jünger widersinnig wäre. Damit lehnt Jesus das Fasten nicht grundsätzlich ab, es sei denn, man stellt es vor den Leuten zur Schau (Mt 6,16-18). Jesus ist gekommen, um Sündern Vergebung zu schenken. Damit wird das Fasten von der Freude abgelöst.
Mit dem Vergleich einer Hochzeitsfeier erläutert Jesus die besondere Situation für seine Jünger. Da das Fasten auch ein Ausdruck der Trauer ist, wäre es für Hochzeitsgäste völlig unangebracht, solange der Bräutigam bei ihnen ist. Damals brach die überschwängliche Freude einer Hochzeit für sieben Tage auch das Fasten. Jesu Anspruch, der Bräutigam zu sein, war für die Juden neu, denn nach ihrem Verständnis war nicht der Messias, sondern Gott der Bräutigam Israels. Doch es kommt eine Zeit, da wird ihnen der Bräutigam geraubt werden. Jesus spricht hier bereits von seiner Kreuzigung. Wenn seine Jünger dann wieder fasten, ist dies nicht der Rückfall in alte Zeiten. Wird ihnen der Bräutigam entrissen, so wird die Hochzeit nicht aufgehoben. Die Passion gehört zur Freudenbotschaft hinzu.
Mit der Anwesenheit Jesu brach für Israel eine neue Heilszeit an, das Alte war vergangen. Es wäre absurd, würde man das Fasten nun noch beibehalten. Dies erklärt Jesus in den zwei ersten Gleichnissen des Markusevangeliums, die in ihrer Bedeutung weit über das Thema Fasten hinaus reichen. Es ist ebenso nutzlos, einen neuen Flicken auf ein abgetragenes Kleid zu nähen (weil neues Tuch bei Nässe stark einläuft), wie das neue Evangelium mit der alten Religion des Judentums zu verbinden. Genauso verhält es sich mit neuem, noch nicht voll ausgegorenem Wein. Würde man ihn in alte Schläuche füllen, würde er beim Gären die Schläuche zerreißen. Man kann nicht das neue Evangelium in das bestehende Judentum einbauen.

Was ist am Sabbat erlaubt? (2,23-3,6)
Gott hatte aus Menschenfreundlichkeit geboten, die Felder nicht ganz abzuernten, sondern am Rand etwas für bedürftige Wanderer stehen zu lassen (3.Mo 19,9). Ähren auszuraufen war nach dem Gesetz erlaubt (5.Mo 23,26). Doch die Pharisäer sahen darin am Sabbat gleich vier verbotene Tätigkeiten: ernten, worfeln, dreschen und zubereiten einer Mahlzeit. Jesus beruft sich in seiner Stellungnahme auf einen Präzedenzfall im Alten Testament. Als David in Not war (1.Sam 21,2-7), ging er in das Haus Gottes und ließ sich die Schaubrote geben, die den Priestern vorbehalten waren (vgl. 3.Mo 24,5-9). Wie Jesus, so handelte auch David für die, die ihm in der Verfolgung treu blieben. Am Sabbat war auch für die Hungernden gesorgt. Erst durch die Nachfolge Jesu gerieten die Jünger in Not, wie damals die Männer durch den Anschluss an den heimlichen König David. Jesus begründet seine Freiheit über den Sabbat mit seiner messianischen Sondervollmacht.
Damit zeigt Jesus den Pharisäern, dass ihre engstirnige Gesetzesauslegung Gottes Absichten widerspricht. Gott hatte damals die Tat Davids nicht verurteilt. Denn die Bedürfnisse der Menschen haben Vorrang vor allen zeremoniellen Vorschriften. So ist auch der Sabbat von Gott um des Menschen willen gemacht und nicht umgekehrt. Die Menschen müssen nicht um des Sabbats willen von Menschen gemachte strenge Vorschriften einhalten, die aus dem Sabbat einen Selbstzweck machen. Der Menschensohn ist auch Herr über den Sabbat, d.h. er bestimmt, was am Sabbat geschehen darf. Damit hebt Jesus den Sabbat nicht auf, sondern stellt ihn unter seine messianische Herrschaft und führt ihn zurück auf seinen ursprünglichen und ewigen Sinn, was der nächste Abschnitt eindrücklich zeigt.
Am Sabbat zu heilen, war nur bei Lebensgefahr erlaubt. Die Heilung dieses Mannes hätte auch bis zum nächsten Tag warten können. Würde Jesus ihn dennoch heilen, würde er den Sabbat schänden, worauf die Todesstrafe stand (vgl. 2.Mo 31,14-17).
Jesus stellt den Pharisäern eine rhetorische Frage nach dem Sinn des Sabbats. Würde man diesem Mann am Sabbat nicht helfen, würde man Böses tun, also den eigentlichen Zweck des Sabbats verfehlen. Es geht in dieser Begebenheit also um das Gute, das auch am Sabbat getan werden darf. Die Pharisäer sind nicht einmal bereit, darüber zu diskutieren. Sie verhärten zunehmend ihre Herzen. Jesus blickt mit Zorn auf sie. Er ist empört über ihre halsstarrige Gefühllosigkeit gegenüber Gottes Barmherzigkeit angesichts des menschlichen Elends.
Jesus heilt die Hand des Kranken. Das hier verwendete Wort weist weit über eine Heilung hinaus. Die zukünftige Vollendung deutet sich an. Gott will Heil schaffen. Doch den Pharisäern bleibt dies verborgen, sie sammeln eifrig ihr Anklagematerial. Unmittelbar nach der Auseinandersetzung über den wahren Sinn des Sabbats verschwören sich die Pharisäer mit einflussreichen politischen Parteigängern des Herodes, um Jesus zu vernichten. Die Vollmacht Jesu war zur Bedrohung für ihre eigene Autorität geworden.

Fragen zum Gespräch:
· Welche Bedeutung hat das Fasten für uns heute?
· Wie sollten wir den Sonntag gestalten?

Harald Brixel, Knittlingen

Impulse zur Veranschaulichung für Kinder und Erwachsene:
Verschiedene Tätigkeiten werden pantomimisch dargestellt, z.B. Stricken, Autowaschen, Kochen, Bibel lesen, Hühner oder Hasen füttern, einen Knopf annähen, Hausaufgaben machen .... = Was darf man am Sonntag tun? Jetzt erst wird der Text gelesen und ausgelegt: Wichtiger Impuls: Vers 27.